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Der RWE-Konzern erhält Zugriff auf turkmenisches Erdgas !

 
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Eberndorfer



Anmeldungsdatum: 10.09.2006
Beiträge: 2267

BeitragVerfasst am: Fr Mai 01, 2009 2:43 am    Titel: Der RWE-Konzern erhält Zugriff auf turkmenisches Erdgas ! Antworten mit Zitat

Südlicher Korridor
24.04.2009

ESSEN/ASCHGABAT/BERLIN(Eigener Bericht) - Der RWE-Konzern erhält Zugriff auf turkmenisches Erdgas und stärkt damit die deutsche Position in der Mächtekonkurrenz um die zentralasiatischen Energieressourcen. Eine vor wenigen Tagen getroffene Vereinbarung sieht vor, dass RWE sich an Erschließung und Entwicklung von Erdgasfeldern im turkmenischen Teil des Kaspischen Meeres beteiligt. Berlin erhofft sich den Ausbau der Kooperation auch in weiteren zentralasiatischen Staaten; aus Moskau, das seine dortige Hegemonie bedroht sieht, sind erboste Reaktionen zu hören.

Die Vereinbarung erfolgt kurz vor Beginn einer Reihe internationaler Zusammenkünfte, die sich um die Ableitung von Öl und Gas aus Zentralasien drehen. Nach Abschluss des RWE-Deals geht Berlin gestärkt in die Gespräche. Dabei wird ein arbeitsteiliges Vorgehen der deutschen Energiekonzerne erkennbar: Während Eon mit Moskau kooperiert und vor allem auf russische Erdgasvorräte zielt, widmet sich RWE den zentralasiatischen Ressourcen und ihrer Einfuhr an russischem Territorium vorbei - mit der Nabucco-Pipeline, einem zentralen Element der Berliner Energiestrategie.

Das Rahmenabkommen, das der deutsche RWE-Konzern und die zuständigen turkmenischen Stellen letzte Woche vereinbart haben, umfasst mehrere Elemente. RWE wird sich zunächst an Erschließung und Entwicklung von Erdgasfeldern im turkmenischen Teil des Kaspischen Meeres beteiligen. Darüber hinaus haben beide Seiten vereinbart, über die Lieferung turkmenischen Erdgases nach Deutschland zu verhandeln.

Gemeint ist damit vor allem eine eventuelle Ableitung des Rohstoffs an russischem Territorium vorbei. Berlin wünscht dies schon lange, um seine Erdgas-Abhängigkeit von Russland zu verringern; Turkmenistan gilt als bedeutender Lieferant, da es mit geschätzten sechs Billionen Kubikmetern Gas die zweitgrößten Vorräte innerhalb der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) besitzt. Das Erdgas könnte durch den Südkaukasus (Aserbaidschan und Georgien) in die Türkei und dann weiter in den Westen verbracht werden, müsste zunächst allerdings das Kaspische Meer überwinden. Ob und wie dies mit Pipelines möglich ist, das soll in Kürze ein neues Unternehmen eruieren - die Caspian Energy Company, die Ende 2008 von RWE und der österreichischen OMV gegründet worden ist.[1]

Deutschkurse

RWE gibt sich optimistisch, sämtliche Probleme lösen zu können. Die "Partnerschaft mit Turkmenistan" sei "ein großer Schritt hin zu künftigen Gaslieferverträgen", erklärt Konzernchef Jürgen Großmann. Für diese Perspektive investiert das Unternehmen auch in flankierende Projekte: RWE wird in Zusammenarbeit mit der Bundesregierung das Angebot an Deutschkursen in Turkmenistan sowie den Aufbau einer deutschen Bibliothek in der Hauptstadt Aschgabat unterstützen.[2] Der Konzern treibt zur Eile. Noch im April wird eine erste Gruppe von 20 turkmenischen Experten nach Deutschland kommen, um in deutsche Technologien eingewiesen zu werden. Weitere Maßnahmen zum "Wissensaustausch" sind geplant.

Ganz Zentralasien

Dabei zielt die Zusammenarbeit mit Aschgabat über Turkmenistan hinaus. Die Kooperation "unterstreicht unsere Absicht, die Zusammenarbeit mit Partnern in der kaspischen Region zu vertiefen", erklärt der Chef von RWE Supply and Trading, Stefan Judisch.[3] Tatsächlich bemüht sich RWE seit Jahren, auch in weiteren zentralasiatischen Staaten zum Zuge zu kommen. Ein Joint Venture zur Erdölförderung in Kasachstan musste 2006 nach acht Jahren aufgegeben werden [4]; im vergangenen September jedoch konnte das Unternehmen eine Absichtserklärung über eine sogenannte Energiepartnerschaft mit Kasachstan unterzeichnen. Im Mittelpunkt steht zunächst eine Projektstudie über Kohlevergasung - Kasachstan besitzt umfangreiche Kohlevorkommen - und über die Nutzung des synthetisch erzeugten Gases. "Eine erfolgreiche Projektstudie", hofft Judisch, "kann für RWE langfristig die Möglichkeiten zur Gasbeschaffung in Kasachstan weiter verbessern."[5] Der deutsche Konzern bemüht sich darüber hinaus um Geschäfte in Aserbaidschan, das ebenfalls große Vorräte an Erdgas besitzt. Zu Jahresbeginn hat RWE eigens ein Büro in Baku eröffnet.

Energiegipfel

Mit dem jüngsten RWE-Turkmenistan-Deal, dem intensive politische Einflussnahme vorausging [6], geht Berlin gestärkt in eine Reihe internationaler Gespräche, die in diesen Tagen beginnen. Am heutigen Freitag startet in Bulgarien ein internationaler Energiegipfel, zu dem der bulgarische Staatspräsident Vertreter von 28 Staaten nach Sofia eingeladen hat. Zeitgleich findet in Aschgabat eine internationale Energiekonferenz statt, für die sich hochrangige Abgesandte Russlands sowie der USA angekündigt haben. Am 8. Mai schließlich kommen EU-Delegierte mit Repräsentanten der südkaukasischen Staaten zusammen, um unter dem Motto "Südlicher Korridor - Neue Seidenstraße" über die Transportwege der zentralasiatischen Ressourcen in Richtung Westen zu debattieren. Mit "südlich" sind dabei Routen südlich russischen Territoriums gemeint. Zu dem Treffen ist Russland nicht eingeladen. Für die EU steht ein Projekt im Mittelpunkt, an dessen Finanzierung sie sich in erheblichem Maße beteiligen will: die Nabucco-Pipeline.

Exklusive Stellung

Nabucco soll, womöglich schon ab dem Jahr 2015, Erdgas aus der Türkei über Bulgarien, Rumänien und Ungarn nach Österreich transportieren, von wo es vor allem nach Deutschland weitergeleitet wird. Die Röhre könnte Gas aus Iran oder Irak aufnehmen, aber auch aus Zentralasien, so etwa aus Turkmenistan. Geplant wird sie von einem Konsortium, an dem auf deutscher Seite der RWE-Konzern beteiligt ist.[7] RWE wird, sollte alles nach seinem Plan verlaufen, in nur wenigen Jahren Erdgas in Turkmenistan fördern und in Kasachstan Gas aus Kohle herstellen, die Ressource dann durch eine von seiner Caspian Energy Company verlegte Pipeline durch das Kaspische Meer nach Aserbaidschan transportieren, über Georgien weiter nach Westen leiten und in der Türkei in die von ihm mitbetriebene Nabucco-Pipeline einspeisen können. Damit nähert sich RWE Schritt für Schritt in Bezug auf die zentralasiatischen Erdgasvorräte einer exklusiven Stellung, wie sie sonst nur der deutsche Rivale Eon hinsichtlich der russischen Bodenschätze innehat.[8]

[1] OMV und RWE gründen "Caspian Energy Company Ltd"; www.omv.com 06.11.2008
[2], [3] RWE und Turkmenistan werden Energiepartner; www.rwe.com 16.04.2009
[4] s. dazu Spät, aber nachhaltig
[5] RWE schließt Energiepartnerschaft mit Kasachstan; www.rwe.com 03.09.2008
[6] s. dazu Ein gewisser Prozentsatz, Spät, aber nachhaltig und Günstige Lage
[7] s. dazu Transitgebiet, Nabucco, Oberstes Prinzip und Fundamental umorientiert
[8] s. dazu Energiekraken, 4.500 Kilometer um Berlin, Von Spanien nach Sibirien und Eurasien

http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/57515
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