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Finanzkrise

 
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Störtebeker



Anmeldungsdatum: 14.05.2006
Beiträge: 1256

BeitragVerfasst am: Mi Sep 17, 2008 11:12 am    Titel: Finanzkrise Antworten mit Zitat

Der Auslöser für diesen Artikel ist der Bankrott der US-Großbank Lehman Brothers vom 15. September. Dieses Ereignis ist die Folge von politischen Fehlentwicklungen; es sind nicht die Finanzen, die eine Revolution im weitesten Sinne auslösen, es ist die Politik, die zu Finanzkrisen führt, in deren Folge sich die eigentliche, die politische Krise verschlimmert.

Das berüchtigte Rothschild-Manöver, mit dem 1815 der gesamte englische Aktienmarkt abgezockt worden ist, passierte nicht im luftleeren Raum, sondern auf dem Hintergrund der napoleonischen Kriege. Ohne die britische Lust am Kriegführen hätte es keine Schlacht von Belle Alliance gegeben, wodurch uns die Geldmacht der Rothschilds erspart geblieben wäre. Der Börsenzusammenbruch von 1929 war eine direkte Folge des Versailler Vertrags und des ersten Weltkriegs. Die aus den Fugen geratene Weltwirtschaft sank wegen der Unfähigkeit der Politik in der Folgezeit in eine Depression, aus der nicht Roosevelts “New Deal” herausgeführt hat, sondern seine konsequente Kriegstreiberei.

Was wir derzeit erleben, ist die Folge der amerikanischen Kriegswirtschaft. Um im völlig verfehlten “Krieg gegen den Terror” sowohl Butter als auch Kanonen zu produzieren, wurde von einer verantwortungslosen Regierung die Staatsverschuldung hochgetrieben und von einer verantwortungslosen Zentralbank die private Verschuldung ausgeweitet. George Walker Bush läßt große Teile der Welt mit physischen Bomben belegen, Alan Greenspan und Ben Shalom Bernanke bombardieren die Finanzmärkte mit den schwersten Ladungen. Dank GWB sinken Länder in Trümmer, dank AG und BSB zerfetzt das Weltfinanzsystem.

Gesundbeter wie beispielsweise Josef Ackermann verkünden laufend das Ende der Krise, vermutlich um ihre eigenen horrenden Gehälter zu rechtfertigen. In Wirklichkeit hat die Krise gerade erst begonnen, die Auswirkungen in die Realwirtschaft, Rezession und Depression, stehen uns erst noch bevor.

Was Banken nicht können

Im Internet grassieren die wunderlichsten Vorstellungen über die Fähigkeiten der Geschäftsbanken. Aber nur, weil der Autor alle Anderen für blöd erklärt und dafür sich selbst im alleinigen Besitz der allumfassenden Weisheit, muß noch lange nicht richtig sein, was er in die Welt setzt. Da wird von Zentralbankgeld geredet, so als wäre das eine völlig andere Währung, da können Banken beliebig Geld in die Welt setzen, da ist elektronisches Geld etwas völlig anderes als Scheine und Münzen.

Das gerne angeführte Beispiel ist, Sie nehmen einen Kredit von 10.000 Euro bei Ihrer Hausbank auf. Die Hausbank drückt auf ein paar Tasten und schon stehen 10.000 Euro auf Ihrem Konto, frisch erschaffen und in die Welt gesetzt. Die Bank hätte mit derselben Leichtigkeit auch 100.000 Euro oder eine Million erzeugen können. Das heißt, die Fürstlich Mittelmietrachinger Effekten=Cassa mit einem Eigenkapital von einer Million Euro könnte mit ein paar Tastendrücken die eine oder andere Milliarde Kreditgeld erschaffen.

Wäre das so einfach, dann hätte Lehman Brothers sich einfach die nötigen Milliarden zugebucht, dann würde Bear Stearns noch existieren und jeder Unternehmer, der keine eigene Hausbank gründet, gehörte in die Klapsmühle. Aber nein, da kommt dieses ominöse Zentralbankgeld ins Spiel, das einzige Geld, das sich Banken untereinander leihen, und das irgendwie die Fähigkeiten zur Krediterschaffung begrenzen soll.

Ich will das nicht weiter vertiefen. Es gibt nur eine einzige Sorte von Banken, die Geld wirklich aus dem Nichts erschaffen können, das sind die Zentralbanken. Was passiert, wenn diese Zentralbanken diese Fähigkeit hemmungslos einsetzen, kann jeder in der deutschen Geschichte von 1923 nachlesen. Alle anderen Banken sind den Gesetzen der doppelten Buchführung unterworfen, nach denen nur das als Kredit herausgegeben werden kann, was zuvor als Einlage eingenommen worden ist.

Natürlich könnte ich jetzt mit Buchgeld, Bargeld, Termingeld, Wechseln, Forderungen und all den netten Dingen um mich werfen, die unsere Finanzwelt zur maximalen Verwirrung der Kunden und der niederrangigen Bankangestellten geschaffen hat. Die grundlegenden Mechanismen lassen sich jedoch am besten mit einer einzigen Sorte Geld erklären, mit der Sie am besten vertraut sind, weil Sie diese tagtäglich in den Händen haben: dem Bargeld. Natürlich rennt heute niemand mehr mit einer Schubkarre voller Euroscheine durch die Gegend, doch dies erleichtert die Vorstellung.

Eine Geschäftsbank arbeitet

Als erstes gründen wir eine Bank. Da treffen sich ein paar ältere, etwas beleibtere Herren, von denen jeder einen Sack Geld mitbringt, das sie auf einen Haufen schütten, um das Eigenkapital der Bank zusammenzutragen. Die Einlage wird verbrieft, das heißt, die Bank verbucht eine Einnahme von 100.000 Euro und bucht dagegen, daß Herr Dr. Schwarzmüller mit 10% am Gründungskapital der Bank beteiligt ist. Dieses Gründungskapital unterscheidet sich von einer normalen Einlage insofern, daß darauf keine Zinsen gezahlt werden, sondern der entsprechende Anteil vom Bankgewinn, der übrig bleibt, nachdem die Vorstände ihre Tantiemen eingestrichen haben.

Die Bank hat jetzt eine Million in ihren Büchern und kann diese Million geldbündelweise an ihre Kreditnehmer aushändigen. Einhundert Leute holen sich jeweils 10.000 Euro ab, es gibt keine weiteren Einlagen, nur die Zinsen werden vierteljährlich bei Herrn Dr. Schwarzmüller in den Briefkasten geworfen. Trotzdem ist das schon eine Bank, auch wenn sie nur in Form von einigen Aktenordnern existiert. Herr Dr. Schwarzmüller ist ehrlich genug, um im Keller keine Druckmaschinen aufzustellen, um bei Bedarf noch ein bißchen nachzudrucken.

Erweitern wir die Tätigkeit der Bank ein wenig. Witwe Bolte eröffnet dort ein Sparkonto, das heißt, sie zahlt dort 500 Euro ein. Die Bank verbucht 500 Euro, die sie ab sofort dieser Witwe schuldet und 500 Euro in ihrem Bestand, die sie in naher Zukunft der Kreutzer GmbH leihen kann. Frau Bolte bekommt für ihre Einlage volle zwei Prozent Zinsen, vertraglich zugesichert, Herr Kreutzer muß für sein Darlehen acht Prozent Zinsen zahlen, Von der Differenz lebt die Bank. Herr Kreutzer braucht jedoch 100.000 Euro, folglich muß die Bank noch 199 weitere Witwen anlocken, um Herrn Kreutzer den Geldkoffer zu füllen.

Machen wir es ganz einfach: die 200 Witwen fliegen alle für ein Jahr nach Mallorca und belästigen die Bank in dieser Zeit nicht weiter. Herr Kreutzer ist ein durch und durch ehrlicher Mann, er kommt in einem Jahr und liefert 108.000 Euro bei der Bank ab, die anschließend 102.000 Euro an die Witwen auszahlt. Die Bank behält 6.000 Euro Gewinn in ihren Büchern, Einlagen und Forderungen sind ausgeglichen. (Woher Herr Kreutzer das Geld für die Zinsen nimmt, soll uns jetzt nicht interessieren.)

Jetzt gehen wir in die nächste Runde. Herr Kreutzer holt sich wieder 100.000 Euro, die von 200 neuen Witwen als Einlage erbracht worden sind. Nun sitzt Herr Kreutzer nicht zu Hause und nimmt jeden Tag ein Geldbad, sondern er betreibt damit seine Firma. Er bezahlt Lieferungen, seine Angestellten, gibt seinen Kindern Taschen- und seiner Frau Haushaltsgeld. Die verjubeln das wieder und schließlich landet viel davon wieder bei der Bank. Lassen wir Herrn Kreutzer seinen Geldkoffer hinaustragen und drei Tage später eine Menge Leute mit den ganzen Scheinen wieder am Schalter stehen, um das Geld erneut einzuzahlen. Es ist immer noch das Geld der 200 Witwen, das Herr Kreutzer mitgenommen hat, jetzt aber wieder bei der Bank herumliegt. Und da die Bank Geld verdienen möchte, darf sich morgen Herr Ruf seinen Geldkoffer abholen.

Hat die Bank jetzt wirklich Geld “geschaffen”? Ja - und auch wieder nicht. Die eingezahlten Scheine der Witwen wurden von der Zentralbank gedruckt und in Umlauf gebracht. Die Bank hat die gesammelt und Herrn Kreutzer überlassen, Herr Kreutzer hat dieses Geld in gute Hände gegeben, die es wiederum bei der Bank abgeliefert haben, worauf es in den Taschen des Herrn Ruf gelandet ist. 100.000 Euro Zentralbankgeld stehen bei der Bank jetzt mit 200.000 Euro Einlagen und 200.000 Euro herausgereichten Krediten in den Büchern. Wie viel davon hat die Bank geschaffen? Keinen einzigen Cent! Die Bank hat nur dafür gesorgt, daß das Geld mehrfach in den Büchern steht. Der 20-Euro-Schein, den ich heute bei Ruf als Wechselgeld herausbekommen habe, steht bei Friedolin Kreutzer als Guthaben auf seinem Sparbuch, ebenso bei Witwe Bolte. Er steht zugleich als Schulden auf dem Konto von Papa Kreutzer und von Herrn Ruf. Zünden wir die Bank an und verbrennen alle Konten- und Schuldbücher, so bleibt der Schein allein übrig.

Mit dem elektronischen Zahlungsverkehr würde das Geld noch vielfältiger hin und her fließen, doch das grundlegende Prinzip bleibt unverändert. Um meine 20 Euro zur Bank zu bringen, muß ich meine Wanderstiefel schnüren und den blauen Zettel eigenhändig zur Bank schleppen. Dort landet er wieder in einem Geldkoffer…

Wenn wir die ein wenig gehbehinderten Witwen allesamt durch 100m-Weltrekordler ersetzen, die das Geld viel schneller zur Bank tragen, können wir die 100.000 Euro am Tag zehnmal, zwanzigmal oder fünfzigmal umschlagen. In einer Woche werden so aus 100.000 Euro 25 Millionen. Ich habe dann einen Schein in der Hand, von dem 250 Leute denken, er gehöre ihnen, weil sie ihn bei der Bank eingezahlt haben - und 250 andere Leute glauben, ihn der Bank zu schulden.

Wir haben jetzt Samstag abend und die Lottozentrale entschließt sich, meinem Vorschlag für sechs Zahlen plus Superzahl zu folgen. Ich gönne mir die erste Zigarre meines Lebens, danach ist mir zwei Tage schlecht und ich lande wieder auf dem Boden der Realität, die Zigarre habe ich jedoch mit dem 20-Euro-Schein angezündet… Das Geld von 250 Menschen landet im Aschenbecher.

Es gibt ein paar Regeln, um die Umlaufgeschwindigkeit einzuschränken. So muß die Bank von jeder Einzahlung eine “Mindestreserve” bei der Zentralbank hinterlegen. Von den 100.000 Euro der Witwen bekommt Herr Kreutzer also nur 90.000 (bei zehn Prozent Mindestreserve), seine Nachfolger können nur diese 90.000 Euro einzahlen und für Herrn Ruf gibt es nur noch 81.000 Euro. Die Geschäftsbank schickt also jeden Abend einen Angestellten mit einem Geldbündel zur Zentralbank, um dieses Geld dort zu hinterlegen. Die Zahlen in den Büchern wachsen nicht in den Himmel.

Während die Herren Kreutzer und Ruf ehrliche Geschäftsleute sind, die ihre Schulden brav zurückzahlen, ist Herr Goldstein ein anderer Fall. Er setzt sich mit dem geliehenen Geld in ein sonniges Land am Mittelmeer ab, ändert seinen Namen und bleibt unauffindbar. Dank der Mindestreserve hat er nicht 100.000 Euro, sondern nur 72.900 Euro abgegriffen, doch dieses Geld ist weg und die von Herrn Goldstein als Sicherheit hinterlegten Diamanten erweisen sich trotz der beeindruckenden Zertifikate als billiges Fensterglas. Da die Bank nicht einfach Geld nachdrucken kann, muß sie dieses Geld irgendwo anderweitig besorgen, also ihre Gewinne drangeben oder ihr Eigenkapital angreifen, um den Verlust auszugleichen.

Es geht aber noch weiter: Das Geld von Herrn Goldstein fehlt im Kreditkreislauf, es kommt nicht zu Fürstlich Mittelmietrachinger Effekten=Cassa zurück, sondern wird am Strand von Haifa verjubelt. In Mittelmietraching kann der Brander Sepp folglich kein Geld ausleihen. Aber dazu später mehr.

Jedenfalls unterliegt das Bankgeschäft einem gewissen Risiko und menschlichen Schwächen. Wo ein Josef Brandner doppelte und dreifache Sicherheit hinterlegen muß, um einen teuren Kredit zu bekommen, wird einem weltgewandten Samuel Goldstein das Geld förmlich aufgedrängt, zu niedrigeren Zinsen, weil die Fürstlich Mittelmietrachinger Effekten=Cassa unbedingt mit ihm ins Geschäft kommen möchte.

Je länger die Kreditkette wird, desto größer ist das Risiko, daß ein Glied reißt. Dieses Risiko ist in den Zinsen eingepreist, einzelne ausfallende Schuldner werden von dem Bankensystem problemlos ertragen. Erst, wenn die Politik schwere Fehler begeht, fallen Schuldner in großen Mengen aus. Selbst wenn kein einziger Schuldner ausfällt, kann es zu einem “Bank Run” kommen, bei dem alle Einleger gleichzeitig ihr Geld haben wollen. Wenn die 200 Witwen ihre Sparbücher auflösen wollen, ebenso die Geldempfänger des Herrn Kreutzer, das Geld aber mittlerweile in der Kasse des Herrn Ruf liegt, gerät die Bank in Zahlungsschwierigkeiten. Die Bank kann keine Witwe zu Herrn Kreutzer schicken, um bei dem eine Bohrmaschine zu pfänden, nur weil sie keine 500 Euro in der Kasse vorrätig hat, um die ältere Dame auszuzahlen.

Bankenkrise

Die aktuelle Bankenkrise ist eine Folge der Fehler eines Alan Greenspan. Wobei der natürlich auch seine Hintermänner hat, die zufällig seiner Glaubensgemeinschaft angehören, damit die Entscheidungen in der Familie bleiben. Unter seiner Führung hat die FED zunächst die Internetblase aufgepumpt, bei der Millionen Kleinanleger ihr Geld verloren haben. Die nächste Blase war noch gefährlicher, die US-Immobilien-Blase. Niedrige Zinsen haben zahllose US-Bürger dazu verführt, sich eine Immobilie zuzulegen und diese auch noch mit immer neuen Hypotheken zu belasten.

Um dieses Risiko zu streuen, wurden die berühmten “Subprime-Kredite” in Pakete gesteckt und ans Ausland verscherbelt, gerne auch an Banken, die von abgehalfterten Politikern als Alterspfründe geleitet werden. In Deutschland sind das speziell die Sachsen-LB, die Bayern-LB und die IKB. Diese Blase wurde jedoch so groß, daß nicht nur die Banken im Kolonialreich, sondern sogar die großen Kredithäuser des Imperiums selbst betroffen sind.

Wie erleben dort den “Samuel-Goldstein-Fall”, wobei die Schuldner jedoch eher die John Smiths sind, die sich nicht schwerreich nach Israel absetzen, sondern schlicht und einfach aus dem eigenen Haus in eines der “Bushvilles” ziehen, eine Zeltstadt für anderweitig Obdachlose. Die Kredite sind uneinbringbar, folglich muß die Bank ihren Gläubigern das verlorene Geld ersetzen - so sie das kann. Für die 200 Witwen gibt es einen Einlagensicherungsfonds, Dr. Schwarzmüller hingegen verliert seine Einlage bei der Bank, weil diese ihre Gläubiger befriedigen muß. Kann die Bank ihre Schulden nicht mehr bezahlen, geht sie Bankrott, seien es nun die Gebrüder Lehman oder die Fürstlich Mittelmietrachinger Effekten=Cassa.

Die Auswirkungen beginnen damit aber erst. Die Herren Kreutzer und Ruf sind seit 30 Jahren Kunden bei der Fürstlich Mittelmietrachinger Effekten=Cassa, sie müssen dort nicht mehr groß ihre Bonität nachweisen, um einen Kredit zu erhalten, da sie in 30 Jahren immer brav alles bezahlt haben. Nun ist ihre Hausbank pleite und sie müssen zur Großmietrachiner Kreissparkasse, die sie nicht als gute Kunden kennt. Jetzt müssen sie dort nachweisen, daß sie kreditwürdig sind, genau wie Josef Brandner, der zum ersten Mal Geld haben möchte und bei der Fürstlich Mittelmietrachinger Effekten=Cassa zu spät gekommen ist.

Finanzkrise

Wir leben in einer vernetzten Welt, in der alles mit allem zusammenhängt. Auch wenn die Kreutzer GmbH in Mittelmietraching ein Sägewerk betreibt, hat sie noch ein Konto bei der Deutschen Bank, ein weiteres bei der Kreissparkasse und ein drittes bei einer Genossenschaftsbank, obwohl sie ihr Hauptgeschäft bei der Fürstlich Mittelmietrachinger Effekten=Cassa abgewickelt hatte. Die Gläubiger ihrer Hausbank wollen das Geld von der GmbH eintreiben, sie kündigen die Kredite. Jetzt muß das Sägewerk auf seine anderen Bankverbindungen zurückgreifen, mit Siemens und Bertelsmann um Kredite konkurrieren - und höhere Zinsen zahlen. Die fünf neuen Arbeitsplätze werden vorerst nicht geschaffen, weil die GmbH erst einmal abwarten muß, was die nahe Zukunft bringt.

Lehman hatte nicht nur Schulden, sondern auch Guthaben. Dank dieser Guthaben konnten andere Banken Kredite vergeben. Jetzt sammeln die Gläubiger diese Guthaben ein und verringern so den Spielraum zur Kreditvergabe. Mein Extrembeispiel war der 20-Euro-Schein, in meiner Hand, der laut den Büchern noch 250 andere Eigentümer und 250 Darlehnsnehmer in sich vereinigte. Im Rahmen der einen Bankpleite müssen eine größere Anzahl Konten abgewickelt werden - und dazu wird eine Menge Bargeld benötigt (elektronisches Geld habe ich ja immer noch ausgeschlossen).

Dem “Markt” fehlt die vielgepriesene “Liquidität”. Wenn sich die Zentralbank erbarmt und einen Kleinlaster voller Euroscheine nach Mittelmietraching schickt, ist das Liquiditätsproblem gelöst. Die 200 Witwen haben ihr Geld wieder, ebenso die vielen anderen Einzahler. Die pilgern jetzt zur Kreissparkasse und zahlen dort das Geld ein, allerdings nicht die 100.000 Euro, die ursprünglich vorhanden waren, sondern die vollen 25 Millionen, die in den Büchern gestanden sind. (Ja, ich habe die Mindestreserve jetzt unterschlagen, damit die Summe drastischer ausfällt.)

Damit wird die Finanzkrise zu einer Gratwanderung. Hilft die Zentralbank nicht, erschafft sie also kein neues Geld, um die Märkte zu stützen, fehlt die Liquidität. Wenn die Kreutzer GmbH keine fünf neuen Arbeiter einstellen kann, mag das erträglich sein, aber die fehlende Liquidität trifft genauso Siemens, VW, Bertelsmann und BASF. Hilft die Zentralbank im Übermaß, droht ein neues 1923. Zuviel Liquidität überschwemmt die Märkte mit Geld, das im Gegenzug an Wert verliert.

Die Zentralbanken “schaffen” derzeit kein Geld, sie “monetisieren”. Das bedeutet, daß “Schuldscheine” ausbezahlt werden. Die Banca Escorial reicht bei der EZB Anleihen ein, die sie zur Absicherung von Hypotheken erhalten hat. Auf dem freien Markt gelten die Anleihen als gefährdet, die Banca Escorial würde dafür höchstens 10% des Nennwertes bekommen. Die EZB hingegen setzt die rosarote Brille auf und bezahlt 80%. Der Schuldner der Banca Escorial schuldet jetzt sein Geld der EZB, dafür hat die Bank wieder Geld zur Verfügung, um weitere Kredite vergeben zu können. Und ja, die EZB hat das Geld dafür gedruckt, es ist trotz allem “neues Geld”, das vorher nicht dagewesen ist. Jeder Einzelne im Euroraum trägt damit zur Rettung der Banca Escorial bei, die dank der zugeflossenen Mittel nicht in Konkurs geht.

Wenn die Banken jederzeit Geld schaffen könnten, durch einen einfachen Buchungsvorgang, wäre Liquidität kein Problem. So aber trifft diese mangelnde Liquidität alle. Die Fürstlich Mittelmietrachinger Effekten=Cassa fällt als Kreditgeber aus, die Kreutzer GmbH stellt keine neuen Leute ein, Christian Fischer, Werkmeister bei Kreutzer, entschließt sich, sein Auto zwei Jahre länger zu fahren - und damit ist die Pleite der Dorfbank beim Weltkonzern VW angekommen, weil Herr Fischer eben keinen neuen Golf kaufen wird.

Was ist mit mir?

Wenn sich vor ein paar Jahrhunderten Türken und Tataren östlich von Anatolien gekloppt haben, interessierte das hier in Deutschland nur ein paar Historiker, die jene spärlichen Berichte aufgeschrieben haben, die ihnen darüber zu Ohren gekommen sind. Wenn sich heute östlich von Anatolien Amerikaner mit Irakern kloppen, sehen wir alle die Auswirkungen bei unserer nächsten Tankrechnung.

Eine große US-Bank liegt nicht Tausende Kilometer entfernt, sondern in Laufweite Ihrer Wohnung. Der Bankrott betrifft Ihre Nordoosterstedter Volksbank genauso, auch wenn die niemals auch nur eine einzige Überweisung mit Lehman Brothers abgewickelt hat. US-Firmen bedienen sich weltweit auf den Kreditmärkten. Was in den USA nicht zu bekommen ist, holen die sich in Japan oder in Europa. Gerne auch da, wo Ihre kleine Volksbank ihr Geld herholt. Wenn Liquidität in New York fehlt, fehlt sie ganz schnell auch in Nordoosterstedt.

Aber Sie haben ja keine Schulden, Sie brauchen keinen Kredit, Sie haben einen sicheren Arbeitsplatz (na gut - Sie sind Beamter auf Lebenszeit), Ihr Einkommen reicht, um davon zu sparen - was interessiert Sie da die Weltwirtschaft?

Bei der Fürstlich Mittelmietrachinger Effekten=Cassa waren es die 200 Witwen, die auf den Kleinlaster der Zentralbank gewartet haben, um das Geld auf ihren Sparbüchern ausbezahlt zu bekommen. Die Volksbank Nordoosterstedt gehört der genossenschaftlichen Einlagensicherung an, die braucht nicht auf die Zentralbank zu warten. Es gibt noch eine Anzahl weitere Sicherungsfonds, die jedoch eines gemeinsam haben: sie sind auf die bekannten Fälle ausgelegt. Der GAU (= größte anzunehmende Unfall) wäre die Pleite der Deutschen Bank, der Kreissparkasse Großmietraching oder einem Dutzend Volksbanken wie jene in Nordoosterstedt. Aber was passiert, wenn mehrere GAUs gleichzeitig passieren? Nicht nur die Deutsche, sondern auch die Commerz- und die HypoVereinsbank zusammenbrechen? Gleichzeitig? Wie lange halten die Sicherungsfonds vor?

Stellen Sie sich einen Supermarkt vor. Was darin lagert, würde Sie und Ihre Familie für den Rest Ihres Lebens versorgen. Sie und Ihre Nachbarn könnten locker ein Jahr damit auskommen. Sie und Ihr gesamter Stadtteil wären für eine Woche versorgt. Sie und Ihre ganze Großstadt… Irgendwann ist die Grenze erreicht. Um jeden, der in Deutschland wohnt, nur 1.000 Euro Soforthilfe auszuzahlen, einen Bruchteil dessen, was allein auf Sparbüchern eingezahlt worden ist, benötigen wir mehr als 80 Milliarden Euro. 1.000 Euro reichen für drei Monate… Wenn sie gut eingeteilt werden.

Noch sind alle Banken offen, noch geben alle Geldautomaten bereitwillig Scheine heraus. Wir sind dem Zusammenbruch trotzdem wieder einen Schritt näher gekommen. Wie viel Geld haben Sie zu Hause? Bargeld, mit einem Griff verfügbar, auch wenn alle Banken geschlossen sind? Wie viel Ihrer Bankeinlagen können Sie ohne Tränen zu vergießen verlieren? Die Einlagensicherungen helfen den ersten Opfern, für jene, deren Banken ein wenig besser wirtschaften, ist dann nichts mehr da. Dann hilft tatsächlich nur der Kleinlaster der EZB, der ein wenig Geld unter die Leute ausstreut.

Wenn Sie Ihr Vermögen absichern wollen, bleiben Ihnen nur wenige Möglichkeiten. Ein kleiner Bauernhof sichert Ihr Überleben, wenn Sie wissen, wie Sie sich selbst versorgen, Ihre eigenen Kartoffeln anbauen, Ihre eigenen Schweine züchten… Zu nahe an der Küste sollte er nicht liegen, auch nicht zu nahe an den großen Autobahnen, den Durchmarschstraßen für das Militär. Dafür brauchen Sie jedoch richtig viel Geld, 150.000 Euro mindestens. Sie können dafür keinen Kredit aufnehmen, weil Sie dann Gefahr laufen, in der Bankenpleite enteignet zu werden.

Die Finanzkrise ist nur eine Begleiterscheinung der wirklichen Krise, der politischen Krise. Sie ist der Auftakt dazu, die der breiten Bevölkerung verdeutlicht, daß schlimme Zeiten bevorstehen. Die Finanzkrise wäre zu bewältigen, wenn die richtigen Leute an den richtigen Stellen säßen. Vergessen Sie die ZDF-Dokumödien, die müssen behaupten, Dolfi hätte einen Krieg vorbereitet. Dolfi hat die weltweite Depression für Deutschland bewältigt, einen Krieg wollten damals nur Roosevelt, Churchill und Stalin. Den ersteren mangelte es an Phantasie für die richtigen Lösungen, der letzte wollte sowieso die Herrschaft über Europa, im Namen der Weltrevolution. Was wir heute in Deutschland als Politiker haben, sind Schönwetter-Kapitäne, die ihr Patent auf dem Dettelbacher Baggersee erworben haben und bei einem Orkan auf dem Atlantik besser in den ersten Minuten über Bord gehen, um die Mannschaft nicht mit unsinnigen Befehlen zu behindern.

Gold und Silber haben immer ihren Wert bewahrt, von ganz kurzen Phasen abgesehen. In einer Teuerung, in einer Hyperinflation, sind Sie mit Edelmetall gut abgesichert, jedoch nicht in einer Hungersnot. Wenn alle verdursten, ist Wasser wertvoller als Gold, wenn alle verhungern, wird altbackenes Brot unglaublich wertvoll. Für die Krisenabsicherung brauchen Sie mehr als Gold:

1. Bargeld - Damit kommen Sie über die Runden, wenn die Banken schließen sollten. “Electronic Cash” und alle Kreditkarten funktionieren nicht mehr. Für ein paar bunte Scheine bekommen Sie noch alles.

2. Metall - Der Staat steuert in Panik der Hyperinflation entgegen. Jetzt bekommen Sie Ihren Bauerhof - für zehn Unzen Gold.

3. Vorräte - Wenn die Krise richtig zum Tragen kommt, bricht die Versorgung zusammen. Dann bekommen Sie weder für Geld, noch für Gold und schon gar nicht für gute Worte etwas. Falls Sie schon immer mal eine Diät machen wollten - jetzt ist die beste Zeit dafür!

4. Ausrüstung - Haben Sie einen Wasserfilter? Decken? Einen Esbit-Brenner? Was heute noch unter “Survival” läuft, könnte wichtig werden, wenn die Krise auf dem Höhepunkt anlangt. Und ja, dann wären auch Waffen interessant. Aber die sind leider verboten, also besorgen Sie sich keine Kalaschnikov, nur um Ihr Eigentum und Ihre Familie vor Plünderern und Vergewaltigern zu schützen. Denken Sie lieber ein wenig unkonventionell. Den Bauernhof 30 km von Köln entfernt können Sie nur mit genügend Munition verteidigen. In der Innenstadt hingegen wird niemand mehr etwas suchen, die Geschäfte sind geplündert, die Wohnungen verlassen - und Sie sind genau dort sicher, weil jeder annimmt, daß Sie es dort nicht seien.

5. Werkzeuge - Im beginnenden Wiederaufbau werden Handwerker gebraucht, Investment-Banker und die heutigen Politiker hingegen braucht man bestenfalls, um den Mörtel von alten Ziegelsteinen zu klopfen. Mechanische Werkzeuge, weil es keinen Strom für Ihre tolle Kreissäge gibt. Ein Laser-Nivellierungserät mag besser aussehen, aber eine antiquierte Wasserwaage mit einer Luftblase im Flüssigkeitsröhrchen funktioniert sogar dann, wenn es keine Batterien mehr gibt.

6. Metall - Die Krise ist bewältigt, es gibt eine neue Währung - und ja, Sie können jetzt Ihr Gold verkaufen, für den Neuanfang.

Fazit

Eine Bankpleite in den USA ist eine Bankpleite in den USA, kein Zusammenbruch der Zivilisation. Hier wurde nur beerdigt, was ohnehin schon morsch und verrottet gewesen war. Die Frage ist, wie es weitergeht, wie der Zwischenfall aufgearbeitet wird. Ein Erdbeben der Stärke 5 hat uns durchgerüttelt, ein paar Gläser sind zu Bruch gegangen. Die Schäden an den Gebäuden müssen sich erst noch zeigen.

Eines ist jedoch klar: Viele solche Beben wird das Gebäude nicht mehr überstehen. Noch beschränken sich die Auswirkungen auf die Börsen, noch auf den Bankensektor. Die Krise wird jedoch auf die reale Wirtschaft übergreifen, sich im Leben es jeden von uns auswirken, wenn jetzt nicht besonnen reagiert wird. Ein erfahrener, sturmerprobter Kapitän auf der Brücke würde die Katastrophe verhindern, doch dieses Schiff wird von einer betrunkenen Party-Gesellschaft gesteuert.


Quelle: Michael Winkler
_________________
In einer Zeit des Universalbetruges ist die Wahrheit zu sagen eine revolutionäre Tat (George Orwell)
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Alki



Anmeldungsdatum: 07.01.2006
Beiträge: 78

BeitragVerfasst am: Mi Sep 17, 2008 12:03 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Winkler im Wunderland.

Die betrunkene Party-Gesellschaft, die in Ihrem Fazit statt eines erfahrenen Kapitäns auf der Brücke steht und deshalb die Erdbebenschäden an den Gebäuden nicht durch Besonnenheit am Übergreifen auf uns alle hindern kann – die haben Sie aber vom „Narrenschiff“ geklaut!

http://au.youtube.com/watch?v=8Lz_qPvKCsg

Wahrscheinlich versehentlich. Übrigens ist das Mey-Lied trotz seiner scheinbar dramatischen Gesellschaftskritik völlig unpolitisch, also Kitsch. Da sind Sie mit Ihren steineklopfenden Politiker-Kapitänen vom Dettelbacher Baggersee wesentlich weiter.

Aber zur wichtigsten Frage für die Zeit nach dem Rothschild-Manöver: „Was ist mit mir?“ Also, was mich angeht, träum’ ich mir meine Selbstversorgung im Finanzkrisen-Wunderland so:
http://de.youtube.com/watch?v=mVjy_MGVH2k&feature=related

Wein ich lach ich? Träum ich wach ich? Nun ja, Greenspan sagte am Sonntag ja selber: Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder!

http://de.youtube.com/watch?v=UZNKGCTy7l4
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Eichenholz



Anmeldungsdatum: 01.07.2006
Beiträge: 203
Wohnort: Großdeutschland

BeitragVerfasst am: Mi Sep 17, 2008 8:19 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Die Finanzmärkte und deren Tops obenauf verdummen die Menschheit seit Jahren, während sie selbst absahnen wie Ackermann auch fahren sie die Finanzmärkte und Banken in den Konkurs und Schrott und jubeln dabei, daß sie noch abgeräumt haben.
Sonst könnten die Leute von der Lehman-Bank nicht für Monate auf eine Segelyacht gegen und sich des Lebens freuen. Die haben nichts “verloren” sondern nur Freizeit gewonnen das gehortete und anderen abbeschissene Vermögen auszugeben.
_________________
Lichterketten helfen wenig, wenn sie nicht aus Leuchtspurmunition bestehen!
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