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Rettet die CSU!

 
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Störtebeker



Anmeldungsdatum: 14.05.2006
Beiträge: 1256

BeitragVerfasst am: Mi Apr 09, 2008 1:27 pm    Titel: Rettet die CSU! Antworten mit Zitat

Die CSU droht bei der Wahl am 28. September ihre absolute Mehrheit im bayerischen Landtag zu verlieren. Nun habe ich mich aber so an diese Splittergruppe gewöhnt, daß ich mich erbarme und ein paar Tips zum Überleben der bavarozentrischen Stammtischpartei beisteuern möchte. Aber, wie so oft, wird die CSU mich wieder ignorieren. Und wenn nicht - für dieses ganze Maßnahmenpaket verlange ich mit 100.000 Euro viel weniger Geld, als ein Unternehmensberater für die einstimmende Problemanalyse kassieren würde, in welcher die weise Erkenntnis stünde, daß die CSU derzeit Probleme hat, ihre gewohnten Ergebnisse einzufahren.

Die CSU hat es ja auch besonders schwer. Früher hatte sie unverwechselbare Markenzeichen, wie den allseits herumpolternden Franz Josef Strauß. Der Mann hat es damals verstanden, sein Privatvermögen zu versiebenfachen, ohne daß ihm allzu häufig Korruption nachgesagt worden wäre. Gut, Starfighter und HS30, aber wer erinnert sich da noch daran? Aber, wie der Lateiner bestimmt gesagt hätte: Quod licet Josephi, non licet Diadochi. So konnte schon sein erster Nachfolger Max Streibl nicht mehr mit “Saludos Amigos!” von seiner nebensächlichen Reiseaffäre ablenken.

Nach ihm wurde Edmund Stoiber zum Markenzeichen der CSU. Ein humorloser Aktenfresser, bestens bekannt durch seine Versprecher, vereinte Apfelschorle mit Bierzeltauftritten und Laptop mit Lederhose. Ach, konnte der gut auf die “Dilettanti” in Berlin schimpfen… Und mit einer satten Zweidrittel-Mehrheit hätte er in Bayern das Königreich ausrufen können. Aber, leider, fühlte er sich nicht zu Höherem berufen, bis er dann schließlich abberufen wurde, um heute in Brüssel Akten zu entstauben.

Heute ist die CSU entzaubert. Günther Beckstein, der schwarze Sheriff von einst, ist ein blaßgrauer Ministerpräsident geworden, dessen größter bisheriger Erfolg darin besteht, den Transrapid verhindert zu haben. Erwin Huber, unter der Führung des zögernden Edmund das flexibel einsetzbare Universalfaktotum, erklärt heute hauptsächlich, daß er weder das Wissen noch das Können gehabt hätte, die Milliardenverluste bei der Bayerischen Landesbank rechtzeitig zu erkennen oder gar zu verhindern. Außerdem wirft er der kaum feststellbaren Opposition im bayerischen Landtag vor, die allmächtige CSU nicht rechtzeitig vor ihren Fehlleistungen gewarnt zu haben.

Die CSU-Minister in Berlin taugen auch nicht als Aushängeschild. Seit Horst Seehofer die zehn Euro Eintrittsgeld beim Arzt eingeführt hat, sorgt er nur noch dafür, daß vogelgrippegefährdete Geflügelbestände schnellstens zu Gammelfleisch verarbeitet werden. Und Michael Glos reibt sich an Sigmar Gabriel. Man stelle sich vor, an Sigmar Gabriel! Bei dem hätte sich der gute Franz Josef noch nicht einmal die Mühe gemacht, ihn zu ignorieren. Gut, es ist ja auch einfacher, als über Bankenkrise und Rezession in den USA zu reden, für Arbeitsplätze in Deutschland zu sorgen oder gar Industriepolitik zu betreiben.

Tja, und jetzt treibt die CSU die Sorge, daß fehlende Köpfe, fehlende Themen und fehlende Ideen sich in fehlenden Wählerstimmen niederschlagen. Aber keine Sorge, abgesehen von den zahllosen Parteibuch-Karrieristen gibt es noch den einen oder anderen Sympathisanten, der in Erinnerung an vergangene Zeiten undankbaren und abgehobenen Politikern ein paar gute Ratschläge erteilt.

Draufhauen auf Berlin!

Wenn die Merkel nicht einmal bereit ist, bei kleinen Verkehrsprojekten wie den Transrapid ein paar Cent zu spendieren, dann hat sie es nicht anders verdient. Zumal so ziemlich jeder Wähler versteht, wenn die bunte Dame ein wenig niedergemacht wird. Loben kann man sie dann 2009, genauer, man lobt sie dafür, daß sie gerade noch rechtzeitig die hervorragenden Vorschläge der CSU umgesetzt hat.

Deshalb drauf auf Berlin, was immer man draufhauen kann. Die SPD und die Grünen anfüttern, auf zwanzig Schritt herankommen lassen und dann eine scharfe Salve voll in die Nase, wie die Musketiere des alten Fritz. Einen unrasierten Kurt Beck kann man doch auch ungewaschen in die Pfanne hauen; Frank-Walter Steinmeier ist überflüssig, da sowieso die Kanzlerin die Außenpolitik mit erledigt. Und Steuererhöhungsminister Steinbrück schadet sowieso unablässig den CSU-Wählern, außerdem spart er die Rentner zu Tode und hat kein Rezept gegen die internationale Bankenkrise.

Es ist völlig egal, ob Beckstein eine Claudia Roth nett und anziehend empfindet, um bei ihr zu landen, müßte er Türke sein, also kann er auf sie und ihre Partei einprügeln. Haben die Grünen etwa die Klimakatastrophe verhindert? Natürlich nicht! Im Gegenteil, erst seit der Gründung dieser Partei geht es damit so richtig los. Deren Spitzenkandidat Trittin ist eine sowieso einzige Angriffsfläche. Wer so blöd ist, ein von Angela Merkel entwickeltes Dosenpfandkonzept in die Praxis umzusetzen, verdient es, mit dem CSU-Geistesriesen Dr. Markus Söder in Talkshows gesperrt zu werden.

Dann wären da noch die Linken. Die sollte man konsequent als “die bessere SPD” bezeichnen, da fällt sogar Oskar Lafontaine darauf herein und greift diese Kampfparole auf. Dabei weiß jeder in Bayern, daß man nichts anfaßt, wo SPD draufsteht, erst recht nicht, wenn es sich um eine “bessere” SPD handelt.

Nur die FDP, die sollten die Bayern schonen. Außer Westerwelle hat die Partei nichts zu bieten und für den schlimmsten aller Fälle braucht man ja einen Koalitionspartner.

Erwin Huber zum Redner aufbauen!

Sicher, das ist enorm schwer, aber mit massivem Schauspielunterricht und ein wenig angewandter Wissenschaft geht das schon. Als erstes muß der Huber vor öffentlichen Reden auf seine beiden gewohnten Schlaftabletten verzichten. Statt dessen gibt es Ritalin, das ist zwar nicht besonders gesund, aber was wir an unsere Kinder verfüttern, wird auch ein Parteibonze überleben, zumindest die nächsten paar Monate. Außerdem wollte Huber ja dieses Amt, sonst müßte jetzt der Seehofer den Chemiecocktail auslöffeln.

Als nützlich erweist sich auch eine Verkabelung des Redners. Nicht so ein alter Hut mit der Flüstertüte im Ohr, die taugt höchstens für amerikanische Präsidenten. Nein, wir in Bayern nehmen “the real stuff”, also Elektroschockbänder. Immer, wenn Huber zu langweilig wird, jagt ihm der Reden-Regisseur 100 bis 300 Volt durch den Körper, das putscht auf, reißt den Huber und gleich danach hoffentlich auch die Zuhörer vom Hocker.

Eine großartige rhetorische Technik besteht darin, das Publikum anzubrüllen. Das lernt man bei einem einwöchigen Lehrgang, den ein Feldwebel abhält, der wegen Mißhandlung von Rekruten von der Bundeswehr hinausgeworfen wurde und seitdem weitaus einträglicher Nachwuchs-Manager unterrichtet. Jeden Tag zehn Kilometer Waldlauf um fünf Uhr am Morgen stärken das Lungenvolumen ungemein. Noch schneller ist der Unterricht bei unseren amerikanischen Freunden, ein Tag “Waterboarding” hat bis jetzt noch jedem geholfen, laut zu schreien.

Hilfreich ist zudem die Anwendung sublimer Methoden. Dazu gehört ein Lautsprecher im Kopfkissen, der die ganze Nacht über die besten Strauß-Reden abspielt. Das sorgt für die richtige Grundaggressivität.

Gebirgsschützen aufrüsten!

Hier kann sich Michael Glos leidenschaftlich für mehr Wirtschaftsförderung einsetzen. Natürlich arbeiten die bayerischen Trachtenschneider zu langsam, um vor der Wahl mehr als eine Gebirgsschützenkompanie repräsentativ einzukleiden, aber die leistungsfähige chinesische Textilindustrie rüstet binnen Wochen ganze Divisionen aus, wenn man ihr die Schnittmusterböden überläßt. Es ist ja nicht das erste Mal, daß deutsche Steuergelder Arbeitsplätze in China schaffen, außerdem dient es einem guten Zweck.

Besonders eindrucksvoll wirken die Gebirgsschützen, wenn sie zwischendurch einmal das Kanzleramt besetzen, um auf die fortwährende Benachteiligung Bayerns hinzuweisen. Besonders glaubhaft wird die Aktion, wenn Bundeskanzlerin in Geiselhaft genommen wird. Merkel nach sechs Stunden Dauerbeschallung mit Oktoberfest-Bierzeltmusik, Merkel zwölf Stunden bei Weißwurst und Brezen, Merkel nach achtzehn Stunden Festbier-Dauertrinken… Aber nicht übertreiben, nach 24 Stunden sollte die Aktion beendet werden, bevor in Berlin die ersten Solidaritätskundgebungen mit den bayerischen Gebirgsschützen organisiert werden.

Die Gebirgsschützen lassen sich natürlich international einsetzen. Sollten also eines Tages Deutschland und die freie Welt am Brenner oder am Großglockner verteidigt werden müssen, stehen die Gebirgsschützen bereit, ohne erst Überflugrechte mit Rußland aushandeln zu müssen. Nur, leider, sind sie nicht wüstentauglich. Dies verbietet einen Einsatz außerhalb der israelischen Skigebiete.

Den päpstlichen Segen einholen!

Schließlich stammt der Papst aus Bayern und wäre er rechtzeitig in die CSU eingetreten, könnte er heute Altbürgermeister von Neutraubling sein. Diese Heimatverbundenheit muß man doch ausnutzen. Jeder kleine Schafkopfverein läßt seine Vereinsfahne vom Gemeindepriester weihen. Da die CSU als bayerische Regionalpartei für die Welt, das Universum und den ganzen Rest zuständig ist, gibt es natürlich nur einen einzigen Gemeindepriester mit vergleichbarer Zuständigkeit: den Papst in Rom. Folglich sollte die CSU mindestens 2.000 Fahnen nach Rom schaffen und von da an jede Wahlkundgebung unter päpstlichem Segen stattfinden lassen.

Gelübde haben sich in Bayern zu allen Zeiten bewährt. Seit in Oberammergau die Festspiele abgehalten werden, ist dort die Pest ausgeblieben, nur noch die Touristen fallen in Scharen ein. Im Falle eines 50% plus X, das die CSU anstrebt, sollte Beckstein ein persönliches Opfer darbringen und sich zum Katholizismus bekehren. Das läßt sich bei einem Dankesbesuch in Rom bequem miterledigen.

Von Schloß Banz ist es nicht weit nach Vierzehnheiligen. Diese Kirche ist den 14 Nothelfern geweiht, wann wäre eine CSU-Wallfahrt dorthin nötiger als jetzt?

Natürlich muß man in der heutigen Zeit auch als christliche Partei den zugewanderten Muslimen Rechnung tragen. Bei den meisten Wahlkundgebungen lassen sich die Tribüne und das Rednerpult frei plazieren. Folglich berücksichtigt man unsere neuen Mitbürger dahingehend, daß man diese nach Mekka ausrichtet. Wobei es da zwei Möglichkeiten gibt, über die das Gutachten eines sachkundigen Imam eingeholt werden sollte: Ist es günstiger, wenn die CSU aus Richtung Mekka predigt, oder sollten sich die Kandidaten bei ihrer Ansprache nicht doch besser in Richtung Mekka verneigen? Es geht schließlich um Wählerstimmen, da muß man sich eben anbiedern.

Reformen verkünden!

Bitte ganz genau hinschauen, Reformen verkünden heißt nicht, Reformen durchführen. Nach der Wahl herrschen erst mal fünf Jahre Ruhe. Wenn die Bayern ihre Kreuzchen bei der CSU machen, wissen sie sowieso, daß sie nach der Abgabe ihrer Stimme nicht mehr gehört werden. Dann entscheiden die Sachzwänge, das versteht der Wähler. Und wenn zu viele Wähler die falschen Parteien ankreuzen, dann muß die CSU Rücksicht nehmen, da kann niemand verlangen, daß sie es schafft, sich als Juniorpartner in einer Allparteien-Koalition durchzusetzen.

Also, was sollte man reformieren? Nun, die Schulen sind immer ein gutes Thema. Bei Wählern mit Kindern sowieso, und selbst Wähler ohne Kinder haben schon einmal eine Schule gesehen, folglich können sie nicht nur mitreden, sondern wissen alles besser. Mehr Lehrer für kleinere Klassen kommt immer gut an, konservative Wähler befürworten die Wiedereinführung der Prügelstrafe, liberale Wähler die Ganztagsschule und linke Wähler die Kostenfreiheit der Schulbücher. Im Rahmen des zeitgeschichtlichen Unterrichts wird die Lektüre einer Franz-Josef-Strauß-Biographie empfohlen und staatlich geförderte Klassenfahrten nach Rott am Inn mit Besuch der Franz-Josef-Strauß-Gruft sind pädagogisch mindestens so wertvoll, wie staatlich geförderte Klassenfahrten nach Dachau.

Steuern senken kommt immer gut an. Als erstes die Mehrwertsteuer. Zwar nur jene, die beim Verkauf von Brauereipferden anfällt, aber das druckt man ganz klein auf die Wahlplakate. Sehr gut wirkt natürlich eine Grenzlandförderung. Damit wird das Benzin an Tankstellen subventioniert, deren Kunden sonst im europäischen Ausland tanken würden. Für das Grenzgebiet zu Tschechien kann man ja im Rahmen des “europäischen Lastenausgleichs” eine gezielte Unterstützung für Raub- und Diebstahlsopfer ausschütten. Über die Pkw-Maut sprechen die Parteigremien dann ab Oktober.

Das mit dem Nichtraucherschutz ist leider schon verbrannt. Das hätte man mit einem “Wir haben verstanden!”-Plakat verbinden müssen, um sich als Beschützer der bayerischen Biergarten- und Bierzeltkultur aufzuschwingen und den Fehler auf die Saulus-Paulus-Bekehrung des ehemaligen Kettenrauchers Stoibers zu schieben. Aber leider… Mit der richtigen Beratung wäre das nicht passiert.

Außenpolitisch profilieren!

Da liegt sehr viel im Argen. Wenn Stoiber nach China reiste, kam in den Hauptnachrichten, daß er irgendwo einen Ehrendoktorhut erhalten hätte. Wenn Beckstein durch ganz Arabien reist, ist das höchstens eine einzige Zehn-Sekunden-Meldung wert. Noch schlimmer traf es die bayerische Wirtschaftsministerin: die reist nach China und wenig später wird der Transrapid beerdigt. Da ist sogar die Papstaudienz von Söder noch eine positive Ausnahme.

Aber es ist natürlich schwer, sich gegen eine immerzu durch die Weltgeschichte reisende Kanzlerin zu profilieren. Na gut, im knallbunten Hosenanzug sähe Beckstein vielleicht besser aus, aber seriöse Politiker tragen schwarz. Condoleeza Rice ist so seriös, daß sie nicht nur ihre Kleidung, sondern auch ihre Haut im dezenten Dunkel hält.

Aber wen oder was könnte man besuchen, als bayerischer Wahlkämpfer? Yad Vaschem hat ja kürzlich die Kanzlerin abgegrast, Putin ist im Moment beschäftigt, sein künftiges Büro einzurichten, und Bush empfängt nur noch Leute, die ihm Truppen für Afghanistan versprechen. Aber Berlusconi bietet sich an, wenn er erst einmal wieder in Amt und Würden ist.

Die Fußball-Europameisterschaft ist leider auch nicht so gut als Plattform, da konkurrieren bereits Beckenbauer und Merkel um die meisten Kameraeinstellungen. Bliebe nur die Meister-Feier des FC Bayern, aber da die in München stattfindet, wanzt da bereits Christian Ude herum. Vielleicht springt ja das UEFA-Cup-Finale heraus, da reist das gesamte bayerische Kabinett an und kann bei Bedarf unauffällig verschwinden, wenn die Fußballer einen etwas schlechteren Tag erwischen sollten.

Mit Sarkozy geht bestimmt etwas. Einen einwöchigen Aufenthalt auf Neuschwanstein - ohne diese lästigen Touristen - findet der bestimmt angemessen. Und ein französisches Atom-U-Boot im Chiemsee wäre ein wichtiger Beitrag für die Sicherheit von Bayern, Deutschland und ganz Europa.

Aber es gibt ja noch mehr Länder, vor allem in der EU. Die Tschechei, die Slowakei, die Polackei, die Slowenei, die Kroatei… die kann man alle besuchen und vorteilhafte Verträge abschließen. Zum Beispiel über die Rückgabe ausgeliehener Automobile. Und natürlich könnte Bayern anbieten, den Kosovo aufzubauen, dann klappt das auch mit einem hochrangigen Staatsbesuch aus den USA.

Der Urlaub ist gestrichen!

Die CSU hat schließlich eine Wahl zu gewinnen, da müssen die Amtsträger eben bis nach der Wahl warten, bevor sie dem Privatleben frönen. Dies erweckt nicht nur den Eindruck ungewöhnlichen Fleißes, sondern verschafft der Partei auch noch die Medienhoheit. Diesmal wird das Sommerloch exklusiv mit CSU-Meldungen ausgefüllt. Und sollte jemand ein Photo von Nessie schießen, dann muß da auch Günther Beckstein drauf sein.

Urlaubsmeldungen sind sowieso immer gut, seit die BILD auch auf Mallorca verkauft wird. Es gibt so viele unbekannte Funktionäre in der CSU, deren abstruse Ideen endlich einmal veröffentlicht werden sollten. 2008 ist DIE Gelegenheit dafür! Warum wird auf der ISS noch kein König Ludwig Dunkel ausgeschenkt? Wenn die Astronauten schon regelmäßig über Bayern hinwegfliegen, sollte man sich erkenntlich zeigen.

Außerdem brauchen wir einen ganz tollen Sommerhit, der einschlägt wie eine Bombe. “Mein Traummann heißt Erwin”, zum Beispiel. Natürlich nicht auf Deutsch, da klingt das zu banal, schließlich gehört Bayern zur amerikanisch befreiten Zone. Es ist zwar nicht so leicht, “Erwin” und “CSU” in einem mitreißenden Lied unterzubringen, aber wofür haben wir so großartige Texter und Komponisten im Land? Wenn Daniel Küblböck es schafft, wird er Ehrenbürger von Wildbad Kreuth.

Jetzt brauchen wir nur noch einen Interpreten. Keinen hochgestochenen Akademiker, sondern einen richtigen “Proll”, der den großartigen Text so vermittelt, daß jeder Wähler unter IQ 90 daraufhin nur noch CSU ankreuzen möchte. Leider ist Dieter Bohlen verdammt teuer… Aber gab es da nicht einen Slatko? Der wird noch schnell in Bayern eingebürgert und das mit dem Dialekt erledigt ein Synchronsprecher.

Bayern herausstreichen!

Bayern ist schließlich ein Pfund, mit dem man wuchern kann. Der größte Flächenstaat, die meisten Brauereien, die höchsten Berge, die schönsten Landschaften, Neuschwanstein - das alles verdankt Deutschland einzig und allein der CSU. Außerdem ist Bayern großzügig. Die Staatsregierung hat für jede andere Regierung der Welt (”Leichtmatrosen”) jederzeit einen guten Rat, um ihnen bei deren Fehleinschätzungen zu helfen.

Die bayerische Staatsregierung vereint in sich urwüchsige Folklore mit höchster Zivilisation und Kultiviertheit. Immerhin ist es schon 16 Jahre her, daß eine SPD-Oberfrau als “Krampfhenne” tituliert wurde, und an die Bezeichnung “Nordlichter” erinnert sich schon keiner mehr.

Bayern ist ein gastfreundliches Land, in dem Fremde jederzeit willkommen sind. Das geht sogar soweit, daß Gäste, die durch ihr “Tach!” oder gar “Moin!” beim Betreten eines Lokals anzeigen, daß sie drittklassigen Service gewohnt sind, auch genau diesen drittklassigen Service geboten bekommen. Es kostet den freundlichen Bedienungen wirklich große Mühe, preußische Pampigkeit an den Tag zu legen, doch sie tun alles, damit sich die Gäste bei ihnen wie zu Hause fühlen.

Um die Gäste in Bayern nicht zu sehr darauf hinzuweisen, in welch traurigen Umständen sie in ihren Heimatländern leben müssen, sollte die Nordlichter-Kampagne erst ab Mitte August richtig anlaufen, wenn mögliche Asylbewerber Bayern bereits wieder verlassen haben. Dann muß aber ganz massiv herausgestellt werden, welches Privileg es für einen Bayern ist, CSU wählen zu dürfen. Die anderen Parteien mögen um Stimmen betteln, die CSU erlaubt den Wählern huldvoll, sie ankreuzen zu dürfen.

Die Vergangenheit betonen!

Vergangenheit, das heißt in Bayern König Ludwig II. Damals war nicht nur alles besser, damals hatten sogar die Preußen noch Heimweh. Die Jahre 1933 bis 1945 dürfen die in Berlin behalten, die haben in Bayern nicht stattgefunden. Überhaupt sind die Jahre von 1918 (Abdankung des letzten Königs) bis 1961 (Krönung von Franz Josef Strauß zum CSU-Chef) ein dunkles Zeitalter, das in Bayern keinerlei archäologischen Zeugnisse hinterlassen hat.

Jeder Schüler muß trotz des gedrängten Stoffes im G8 die bayerischen Könige nach dem dunklen Zeitalter aufzählen können: Alfons der Gute, Franz Josef der Große, Max der Amigo, Edmund der Beredsame und jetzt Günther der Ratlose. Bis auf die neue Staatskanzlei, den Franz-Josef-Strauß-Flughafen und die Pinakothek der Moderne verdankt Bayern diesen neuen Königen nur wenige vorzeigenswerte Baudenkmäler; zum Glück waren die Könige vor dem dunklen Zeitalter viel großzügiger. Ludwig I. zum Beispiel hat seinen Transrapid von Nürnberg nach Fürth gebaut.

Ja, die Vergangenheit… 1974, als die Fußballweltmeisterschaft im großartigen München ausgespielt wurde, hat Deutschland glorreich gewonnen. 2006, im abgelegenen Berlin, haben es die Millionenkicker noch nicht einmal ins Endspiel geschafft. In Bayern wurde nicht nur das Reinheitsgebot erfunden, sondern auch die Weißwurst und die Bratwurst. Die wichtigste und großartigste Erfindung der Bayern ist jedoch die CSU.

Leider läßt sich mit dem Bauernminister in Berlin nicht besonders viel Staat machen, steht der doch für Regulierung, ausufernden Papierkram und gestrichenen Subventionen. Am besten, man tut in Bayern so, als sei Seehofer in der CDU.

Dafür könnte Michael Glos wirklich punkten. Ludwig Erhard stammt schließlich aus Bayern, gehört folglich zu den Aktivposten der CSU. Ganz konsequent muß deshalb der bayerische Bundeswirtschaftsminister immer dessen Buch “Wohlstand für alle” bei sich tragen, gerne daraus zitieren und es natürlich immer kamerawirksam auf den Kabinettstisch legen. Und er muß ein Wirtschaftswunder ankündigen! Die Vollbeschäftigung liegt gleich hinter der nächsten Ecke, also dann, wenn die CSU endlich stärkste Partei im Bundestag sein wird. Das muß er im Brustton der Überzeugung in jede erreichbare Kamera verkünden und sich dabei auf die Bibel von Ludwig Erhard berufen.

Auf Brüssel einprügeln!

Dank Altkönig Edmund sitzt die CSU doch an der Quelle. Alle idiotischen Regelungen werden zuerst nach Bayern gemeldet, dort im Wahlkampf gründlich ausgeschlachtet und dann erst durch die neue Entbürokratisierungsbehörde dem Politbüro der Kommissare zugeleitet. Nicht nur die Bayern haben etwas gegen Brüssel, sondern eine Menge Leute in ganz Europa. Wenn die bayerische Wahlkampfmaschinerie erst einmal so richtig angelaufen ist, kann sie gleich weitermachen, für die Europawahl und die Bundestagswahl.

Brüssel ist sowieso ein dankbarer Gegner. Keiner weiß, daß die CSU-Abgeordneten in Europa alles brav mitbeschließen, was anschließend von der bayerischen Staatsregierung als größte Fehler aller Zeiten kritisiert wird. Das bietet sich geradezu an, Breitseiten darauf abzufeuern. Wir, die Kleinen und Guten, gegen die Großen und Bösen - das kommt immer an.

An Brüssel müssen ununterbrochen neue Forderungen gestellt werden. Das beginnt beim Reinheitsgebot für bayerische Butter, geht weiter zum eingetragenen Markenzeichen für Schweinshaxen und endet bei Auflagen zur Mülltrennung für Touristen. Dabei kommt es gar nicht darauf an, wie sinnvoll die Forderungen sind, wichtig ist nur, daß der Wähler glaubt “die tun was”.

Natürlich ist die CSU ab sofort gegen den Euro. Ach was, ab sofort - die CSU war schon gegen den Euro, bevor Genscher die verrückte Idee überhaupt durch seine Agentenführer eingeflüstert worden war! Der Euro ist schlecht für die bayerische Wirtschaft, für den bayerischen Tourismus und den bayerischen Steuerzahler. Also weg damit und statt dessen den Konventionstaler einführen. Wenn schon Währungsunion, dann allerhöchstens mit Österreich.

Selbst die Schulden der Bayerischen Landesbank lassen sich problemlos Brüssel anlasten. Hätte Brüssel, anstatt Verordnungen über Karamelbonbons zu verabschieden, für eine vernünftige Bankenaufsicht gesorgt, wären die Milliardenverluste gar nicht passiert. Was kann ein Erwin Huber dafür, wenn Brüssel ihn mit seinen Hausaufgaben sitzen läßt?

Wieso finanziert Brüssel Verkehrsprojekte in Rumänien, wenn noch nicht einmal die Autobahn München-Augsburg vierspurig ausgebaut ist? Die da in Weitfortistan können noch ein paar Jahre mit ihren Plumpsklos leben, bis Bayern durchgehend mit Glasfasern durchzogen ist. Wenn der hinterletzte Einödshof Gigabit-Internetanschluß hat und sein eigenes Atomkraftwerk, dann, ja, dann können die Europäer anfangen, Fernstraßen in Ostpolen zu asphaltieren, aber keine Minute vorher!

Keine Experimente!

Mit diesem wunderbaren Spruch hat schon Konrad Adenauer seine Wahlen gewonnen, der muß auch die Maxime der CSU sein. Gut, dank der leider auch in Bayern dahinschwindenden Bildung sollte man die Wahlplakate nicht mehr in Fraktur beschriften, das können die zugewanderten Mitbürger und die jüngeren Einheimischen leider nicht lesen. Dafür bieten sich bildhafte Darstellungen an, also ein Tisch, der sich unter den aufgehäuften Speisen biegt, mit einem Stimmzettel im Hintergrund, auf dem ein dickes Kreuz unter einem strahlenden CSU-Logo abgebildet ist, und auf der anderen Seite eine abgenagte Brotkrume und ein halbleeres Glas Wasser (mit Spinnwebe) unter einem Stimmzettel, bei dem das Kreuz woanders sitzt. Da versteht bestimmt jeder, daß er mit seinem Kreuz an der richtigen Stelle dafür sorgt, daß der abgebildete Kandidat auch in Zukunft einen reichgedeckten Tisch vorfindet.

Experimente, das müssen für den Wähler die Linken sein, außerdem die Freien Wähler, die Bayern-Partei… halt alle, die der erfolgsverwöhnten CSU Stimmen abzugraben drohen. Nur mit der CSU kann alles so weitergehen wie bisher, nur die CSU bewahrt die ganzen bayerischen Eigenheiten, die Parteibuchkarrieren, die einsamen Entscheidungen des jeweiligen Ministerpräsidenten, die enge Verbindung von Politik und Schickeria, die reservierten Ehrenplätze in der ersten Reihe.

Ans Mitleid appellieren!


Die meisten Wähler haben volles Verständnis dafür, daß Leute, die beispielsweise als Lehrer völlige Nieten sind, in die Politik gehen. Deshalb werden solche Kandidaten schon aus Mitleid wiedergewählt, denn wer würde seinen eigenen Kindern einen solchen Lehrer zumuten wollen? So ein Landtagsmandat ist außerdem besser als Hartz IV, es eignet sich hervorragend für Ungelernte, da es genügt, alles das nachzuahmen, was der Fraktionsvorsitzende vormacht.

Jeder Bürger ist gerne bereit, Leute in Parlamente zu schicken, die mit dem normalen Leben einfach nicht zurechtkommen würden. Besser Maximilianeum als Stadlheim, oder? Für Landesunkundige ist die Faustregel ganz einfach: Wer die falsche Meinung äußert, kommt für fünf Jahre ins Gefängnis von Stadlheim, wer konsequent die richtige Meinung nachbetet, kommt in den bayerischen Landtag im Maiximilianeum.

Wem gar nichts einfällt, der plakatiert einfach: Ich bin nichts, ich kann nichts, schickt mich wieder in den Landtag! Das sichert dem Kandidaten ganz bestimmt die Solidarität der Wähler, vor allem jener Wähler, die Parkbänke nicht als Übernachtungsmöglichkeiten betrachten.

Und deshalb CSU!

Nach all diesen Argumenten kann man doch gar nichts anderes wählen als CSU, oder? Ja, sicher, so ganz links auf dem Wahlzettel ist die CSU ein wenig ungünstig plaziert, denn wer möchte schon gerne links wählen? Ich gebe ja zu, daß es verlockt, NPD anzukreuzen, bevor Schäuble die verbieten läßt. Das könnte man noch seinen Enkeln erzählen, während diese Partei ganz links wirklich nichts Besonderes ist.

Aber ehrlich, können Sie sich ein Bayern ohne CSU vorstellen? Also ohne Parteienfilz, ohne Amigos, ohne geschlossene Gesellschaft der Parteifreunde? Das wäre ja fast so schlimm wie ein Oktoberfestbesuch ohne Vollrausch! Eine Staatsregierung, die nicht mehr abgehoben ihre eigenen Steckenpferde pflegt, sondern tatsächlich auf die Meinung des Volkes hört? In Bayern???

Nein, nein, nein! Das geht auf keinen Fall! Bayern ohne losgelöste (vulgo: absolute) CSU-Regierung, das ist Teufelszeug!

Andererseits, es wäre eine ganz neue und hochwillkommene Erfahrung…


Quelle: Michael Winkler
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In einer Zeit des Universalbetruges ist die Wahrheit zu sagen eine revolutionäre Tat (George Orwell)
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Zenturio



Anmeldungsdatum: 17.01.2006
Beiträge: 73
Wohnort: jenseits des Kanals

BeitragVerfasst am: Mi Apr 09, 2008 2:58 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
“Sollten also eines Tages Deutschland und die freie Welt am Brenner oder am Großglockner verteidigt werden müssen, stehen die Gebirgsschützen bereit…..“

Am Brenner muss bestimmt kein Gebirgsschütze irgend etwas verteidigen! Kommt das wahre Schützenwesen doch aus Tirol!

Ich rate Herrn Winkler einen Blick auf eine Deutschlandkarte (aus alten Zeiten) zu werfen, dann wird er sehen dass Deutschland nicht am Brenner sondern gut 150 km weiter an der Salurner Klause an der Etsch in Südtirol endet.

Deutscher merke dir: Süd-Tirol ist nicht Italien!
Auch heute ist Südtirol noch mehrheitlich deutsch besiedelt. (ca. 70% Deutsche).
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"Klagt nicht, kämpft!"
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gladius



Anmeldungsdatum: 21.03.2004
Beiträge: 4408
Wohnort: Famagusta

BeitragVerfasst am: Mi Apr 09, 2008 3:35 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Zenturio hat folgendes geschrieben:
Zitat:
“Sollten also eines Tages Deutschland und die freie Welt am Brenner oder am Großglockner verteidigt werden müssen, stehen die Gebirgsschützen bereit…..“

Am Brenner muss bestimmt kein Gebirgsschütze irgend etwas verteidigen! Kommt das wahre Schützenwesen doch aus Tirol!

Ich rate Herrn Winkler einen Blick auf eine Deutschlandkarte (aus alten Zeiten) zu werfen, dann wird er sehen dass Deutschland nicht am Brenner sondern gut 150 km weiter an der Salurner Klause an der Etsch in Südtirol endet.

Deutscher merke dir: Süd-Tirol ist nicht Italien!
Auch heute ist Südtirol noch mehrheitlich deutsch besiedelt. (ca. 70% Deutsche).


Trotz dieser schriftstellerischen Auslassung mit dem Brenner würde ich empfehlen, diese Ausführungen des Herrn Winkler zu drucken und jedem einzelnen Bayern zur Verfügung zu stellen!

Schon lange nicht so gelacht!

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Das DÖW arbeitet mit einem Gemisch aus Lüge, Fälschung und Denunziation
Das DÖW erscheint in pseudowissenschaftlicher Aufmachung
Ich fordere: Der Gesinnungs-Freiheit eine Gasse
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