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Die Zeit der 'katholischen Mullahs' in Oesterreich!

 
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Eberndorfer



Anmeldungsdatum: 10.09.2006
Beiträge: 2267

BeitragVerfasst am: Fr Okt 05, 2007 11:25 am    Titel: Die Zeit der 'katholischen Mullahs' in Oesterreich! Antworten mit Zitat

VERFOLGT, VERKETZERT UND VERBANNT

DER PROTESTANTISMUS IN INNERÖSTERREICH IM 17. JAHRHUNDERT

Reformation in Österreich

Schon bald nach dem Reichstag zu Worms kam die Lehre Luthers auch nach Österreich. Bergknappen, Söldner, Handwerker und Kaufleute brachten Lehre und Schriften des Reformators ins Land. Trotz der landesherrschaftlichen Maßnahmen breitete sich die Reformation rasch in allen Ständen aus. Viele Adelige schlossen sich der reformatorischen Bewegung an, Klöster leerten sich. Bürger und Bauern nahmen weite Wege auf sich, um an diesen Gottesdiensten teilnehmen und das Abendmahl in Brot und Wein empfangen zu können. In einigen Landesteilen konnte auch ein geordnetes Schulwesen aufgebaut werden. Die Landschaftsschulen in Linz und Graz zogen berühmte Lehrer an, so etwa den hervorragenden Astronomen Johannes Kepler.

Gegenreformation im "Hofzaun des Reiches"

Innerösterreich, das die Gebiete Steiermark, Kärnten, Krain, und Görz umfaßte, wies in der Reformationszeit trotz des Widerstandes des Landesherren Erzherzog Karl II. eine besonders eindrucksvolle lutherische Landeskirche auf. Als "Hofzaun des Reiches" war Innerösterreich der Türkengefahr ausgesetzt. Der evangelische Adel Innerösterreichs hielt bis zur Selbstaufgabe seinen unwürdigen Herrschern die beschworene Treue. Jahr für Jahr wurde folgende Taktik angewandt: Evangelische Geistliche wurden ausgewiesen, der Adel protestierte, worauf einige wenige bleiben durften. Einige adeligen Herren wurden als Rädelsführer verhaftet, Proteste der Stände folgten, einige wurden freigelassen und durften bleiben.

Die Situation in Kärnten

Im Jahre 1583 hat man in St. Veit und Völkermarkt lutherische Lehrer und Prediger vertrieben. Wenige Jahre zuvor wurde das in Kleinkirchheim errichtete Bethaus niedergerissen und der Prädikant verjagt. In Hermagor wurde unter schwerem Protest, hierbei taten sich besonders die Frauen hervor, die Marktkirche wieder für den katholischen Gottesdienst in Verwendung genommen. In Villach brach man die St.-Jakobs-Kirche mit Gewalt auf. Der protestantische Propst Paul Held, der aus Sachsen stammte und auf den Kraiger Gütern als Prediger diente, mußte mit Frau und sieben Kindern das Land verlassen.

Geistiger Träger der Gegenreformation war der ins Land geholte Jesiutenorden. In Kärnten faßte er im Juli 1598 Fuß. Den Jesuiten wurde das Stift Millstatt übertragen.

Die schrittweise Gegenreformation war im vollen Gang, als Karl II. starb und sein in Glaubenssachen intoleranter Sohn Erzherzog Ferdinand an die Macht kam. Unter seiner Regentschaft setzten erste schwere und planvolle Verfolgungen der Protestanten in Innerösterreich ein. Ferdinand nahm in seinem Gelübde das Lutherlied "Ein feste Burg ist unser Gott" auf und änderte dessen Worte "Nehmen sie den Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib, laß fahren dahin" ab:

"Lieber über eine Wüste herrschen, lieber Wasser und Brot genießen, mit Weib und Kind betteln gehen, seinen Leib in Stücke hauen lassen, als ein Unrecht gegen die Kirche, als die Ketzerei dulden."

Im Jahre 1598 erließ Ferdinand II. die als "berüchtigt" bezeichneten Septembererlässe gegen die Städte und Märkte Innerösterreichs. Die Prädikanten seien auszuweisen, die protestantischen Schulen aufzulösen und die evangelischen Gottesdienste einzustellen. Auswanderungsfristen von nur acht Tagen wurden bei Verlust des Leibes und des Lebens gesetzt.

Bischof Martin Brenner, der "Ketzerhammer"

Die evangelischen Stände protestierten vergeblich. Nun wurden sogenannte Reformationskommissionen ins Leben gerufen, die durch die Städte und Märkte zogen und die Rekatholisierung mit Gewalt erzwangen.

Martin Brenner, Bischof von Seckau, genannt der Ketzerhammer, stand an der Spitze einer solchen Kommission, die bereits mit Erfolg ihr Werk in der Steiermark durchgeführt hatte. Sie betrat Kärntner Boden im September 1600. Der Zug ging über den Katschberg nach Gmünd. Das Pastorats- und Betshaus in Kremsbrücke wurde niedergerissen. Die Bürger und Bauern des Malta-, Lieser- und Katschtales wurden zum katholischen Religionseid unter Androhung der Auswanderung in einer Frist von sechs Wochen und drei Tagen unter Hinterlassung des zehnten Pfennigs gezwungen. Außerdem wurden alle evangelischen Bücher verbrannt. Die Nöringer zerstörten selbst ihr Bethaus, bevor die Kommission kam.

Der Weg der Kommission führte über das Drau- und Mölltal, dann über Millstatt, St. Peter im Gurktal, da man das Gegendtal wegen einer Zusammenkunft von 4000 Bauern sorgsam gemieden hatte. Die Auswanderungsfrist wurde nun auf drei Monate erstreckt. Der Plan der Kommission war, zuerst die Dörfer und Städte zu rekatholisieren, um dann gegen die Hochburgen des Protestantismus in Kärnten, Klagenfurt und Villach, vorzugehen.

In St. Veit weigerten sich 50 Bürger, den katholischen Eid zu leisten; der lutherische Friedhof wurde zerstört. Villach wurde am 24. Oktober 1600 von den Landsknechten besetzt. Viele mußten auswandern. 27 Prädikanten waren nach Klagenfurt geflüchtet; sie hofften, daß die ständische Stadt sich der Kommission widersetzen würde. Die Stände hatten 600 Landsknechte zur Verteidigung in die Stadt verlegt. Bischof Martin Brenner begann in der Stadtpfarrkirche von Klagenfurt mit seinen Bekehrungspredigten. Täglich predigte er zwei Stunden lang, doch ohne Erfolg. Die evangelische Dreifaltigkeitskirche wurde gesperrt und dem Hofkaplan übergeben. Lutherische Bücher wurden öffentlich verbrannt und den Bürgern wurde befohlen, binnen zwei Monaten katholisch zu werden oder die Stadt und das Erzherzogtum bei Verlust von Hab und Gut mit Hinterlassung des zehnten Pfennigs zu räumen und nicht mehr zu betreten.

Die Kommission zog ohne Erfolg aus Klagenfurt ab. Die Prädikanten kehrten wieder zurück und setzten ihre Tätigkeit in Kirche und Schule fort. 1604 aber traf eine weitere Reformationskommission ein und griff hart durch. Über 50 Bürger wanderten aus, vornehme Ratsbürger mußten ins Exil. Ferdinand II. verbot, den Emigranten Empfehlungsschreiben mitzugeben, mit denen sie im Ausland als Verbannte leichter eine Existenz hätten finden können. Der Rat der Stadt wurde von Katholiken besetzt.

Jesuitische Gegenreformation

Der entscheidende Schlag gegen den Protestantismus in der heutigen Landeshauptstadt von Kärnten aber erfolgte mit der Übernahme des Schul- und Kirchenwesens durch die Jesuiten. Mit Zustimmung des Papstes wurde ihnen nun auch das Eberndorfer Chorherrenstift Clemens VII. übereignet. Dort erfolgte jetzt eine Zöglingsausbildung. 1604 übernahmen sie in Klagenfurt die protestantische Dreifaltigkeitskirche mit dem Spitalsgebäude. Sie hieß nunmehr die "Kirche zu Ehren der heiligen Apostelfürsten Petrus und Paulus". Die Bürger waren empört. Alle Einwände und Bittschriften halfen nichts. Nun entwickelten die Jesuiten eine rege seelsorgerische Tätigkeit.

Die Gottesdienste gestalteten sie prunkvoll aus. Viele Umzüge wurden durchgeführt. Die Fronleichnamsprozessionen gestalteten sich bald zu Schaustellungen des wiedererstandenen Katholizismus. Durch die Schule fanden sie den Zugang zur Jugend. Auch die Eltern wurden schnell gewonnen, wenn ihre Kinder gewürdigt wurden. Zäher allerdings hielten sich die Protestanten in den Oberkärntner Gebirgsgegenden.

Menschenjagd und Gehirnwäsche

Der evangelische Adel konnte seine Stellung noch bis 1628 behaupten, mußte aber dann doch emigrieren. 160 Kärntner Edelleute wanderten aus. Die meisten gingen nach Regensburg, Nürnberg oder Ungarn. Diese Adelsemigration brachte viel Not ins Land, da sie mit einer großen Kapitalflucht verbunden war. Ebenso erlitt der Bergbau durch den Abzug protestantischer Gewerken eine empfindliche Einbuße. Die Jahre 1628/29 waren demzufolge in Kärnten Hungerjahre.

Besonders schlimm erging es den Protestanten in den letzten 70 Jahren vor dem Regierungsantritt Josef II.. Sein Großvater, Karl VI. und seine Mutter, Kaiserin Maria Theresia, machten aus dem protestantischen Bekenntnis ein Verbrechen. Nicht nur Geldstrafen oder Gefängnis, Einweisung in das Konversionshaus, das "Bekehrungszuchthaus", sollten den evangelischen Glauben austreiben, sondern es wurden auch Missionsstationen mit zwei Ordenspriestern eingerichtet. In Kärnten gab es allein 26 solcher Stationen. In den Konversationshäusern wurden verdächtigte Geheimprotestanten inhaftiert und einer Gehirnwäsche unterzogen: Blieben sie standhaft, wurden sie nach Ungarn abgeschoben und zu Zwangsarbeit verurteilt. Manchen gelang die Flucht heim zu ihren Familien: Sie mußten in aufwendigen Menschenjagden wieder "eingefangen" werden.

Im Jahre 1778 erließ Maria Theresia ein Religionspatent, dem zufolge niemand ohne pfarramtliches Attest seines katholischen Glaubens als Untertan, zum Hauskauf oder als Dienstbote zugelassen werden durfte. Kein lutherisches Buch wurde gestattet. Bei Zuchthausstrafe durften Hausväter keine Andachten in ihren Häusern abhalten, nur Katholiken durften heiraten. Die Protestanten wurden vor die Entscheidung gestellt, katholisch zu werden und bei ihren Kindern bleiben zu dürfen, oder bei ihrer evangelischen Starrköpfigkeit zu bleiben und von ihren Kindern getrennt zu werden. Die Kinder wurden dann in Klöstern katholisch erzogen. Aus Kärnten wurden allein 1031 Personen auf diese Weise "transmigriert". Sie kamen nach Siebenbürgen in Rumänien.
Erst der Regierungsantritt Josef II. machte dem ein Ende. 1780 begann eine neue Geschichtsepoche, die im Zeichen der Toleranz auch den Evangelischen die Duldung ihres Glaubens brachte.

Stichwort Bombentrichtereffekt

Wir können bei der Effizienz der Gegenreformation den sogenannten "Bombentrichtereffekt" feststellen. In den großen Städten, von denen die Gegenreformation ausging, erlosch der hier leicht zu kontrollierende Geheimprotestantismus meist nach einer Generation, in den Städten hielt er sich oft zwei Generationen, im flachen Umland auch drei Generationen lang. In abgelegenen Gebieten, in Berg- oder Grenzgebieten, konnte sich der Geheimprotestantismus bis 1781 halten.

Meist war nicht die Zeit der offenen Verfolgung im 16. und 17. Jahrhundert für die Geheimprotestanten verhängnisvoll, sondern die der unauffälligeren Unterdrückung 1711-1780 unter Karl VI. und Maria Theresia. Gebiete, in denen 1781 keine evangelische Christen mehr lebten, waren im ausgehenden 17. Jahrhundert noch Hochburgen des Geheimprotestantismus gewesen. Oft bedeutete eine vorgetäuschte Konversion die Vermeidung der Auswanderung. Häufig wählten die Geheimprotestanten diese Möglichkeit, da sie meist zu Recht fürchten mußten, daß ihnen die Kinder und der Rest ihrer Habe genommen würde.

Glaube oder Heimat – protestantische Emigration und Transmigration

Ein besonders trauriges Kapitel in der Geschichte der evangelischen Kirche bildeten die Emigrationen und Transmigrationen, die bis ins beginnende 18. Jahrhundert andauerten. Nach der Staatsdoktorin des 18. Jahrhunderts war eine zahlreiche arbeitsame Bevölkerung die Grundlage des Wohlstandes eines Gemeinwesens. Der Staat wollte daher Untertanen anderer Konfessionen zur Nicht-Emigration zwingen, sondern verpflanzte sie zwangsweise in die relativ bevölkerungsschwachen Gebiete Ungarns und Siebenbürgens, in denen das "Religionsexercitum" legal geschehen konnte. Solche Umsiedlungen geschahen unter Karl VI. und Maria Theresia aus Oberösterreich, Steiermark, Kärnten und Mähren. Für viele männliche, familienlose Geheimprotestanten wählte man statt der Transmigration eine Zwangsbetätigung als Soldaten, Schanz- und Zwangsarbeiter in Ungarn und Siebenbürgen. Katholische Ehepartner mußten zurückbleiben, minderjährige Kinder wurden zur Erziehung im katholischen Glauben zurückbehalten, die Bauerngüter wurden zwangsversteigert, der Erlös aber nur schleppend in Teilbeträgen ausbezahlt – während man sie in ihrer neuen Heimat sofort zur vollen Steuerleistung heranziehen wollte.

Menschliche Tragödien

Die klimatische Umstellung und unzureichende Unterbringung konnten viele Transmigranten nicht vertragen. So stellte man etwa 1775 (eine knappe Generation nach einer Transmigration aus Oberösterreich nach Siebenbürgen) fest, daß von 309 Familien nur 155 angesiedelt, 19 obdachlos, 29 völlig verarmt und 106 völlig ausgestorben waren.

In den im letzten Jahrzehnt der Regierung Maria Theresias erworbenen Gebieten Galiziens und der Bukowina war zur Gewinnung von Siedlern Glaubensfreiheit zugesagt worden. In Siebenbürgen waren seit der Reformationszeit die Konfessionen "lutherisch", "reformiert", "katholisch", "unitarisch" gleichberechtigt, die anderen weitgehend geduldet.

Welche menschlichen Tragödien sich abspielten, verdeutlichen folgende Beispielen:

Mutige Bauern aus dem Drautal hatten im März 1734 beim Religionskommissar Graf Grottenegg eine Bittschrift überreicht, in der sie um Religionsfreiheit ansuchten.

Die Antwort der Grazer Regierung lautete: "Die Rädelsführer seien festzunehmen und nach Siebenbürgen zu transmigrieren." Am 1. Oktober 1734 wurden 24 Männer unter Bewachung von 20 Dragonern über Marburg und Pettau nach Siebenbürgen abgeschoben. Dort mußten sie schwere Fronarbeiten verrichten.

Bekannt sind auch viele Einzelschicksale. So wurde im März 1736 ein Bauer aus Oberkärnten mit seiner Frau nach Siebenbürgen ausgewiesen, sieben unmündige Kinder blieben zurück. Er kehrte 1739 heimlich zurück, um bei seinen Kindern bleiben zu können, wurde aber erneut ausgewiesen.

Im Juli 1735 kamen drei Kärntner Bauernfamilien in Hermannstadt an. Sie mußten 14 Kinder in der Herrschaft Paternion zurücklassen. Zwei halbwüchsigen Kindern und zwei Geschwistern dieser Familien war die Flucht in die Heimat gelungen, wo sie bettelarm ankamen: Eine Bäuerin war während des Transportes im Kindbett gestorben, eine weitere und zwei Bauern starben wenige Wochen nach der Ankunft in Siebenbürgen. Ein Jahr nach der Umsiedlung waren von diesen Familien nur noch drei Familienmitglieder am Leben!

Glaubensleben im Verborgenen: Der Geheimprotestantismus in Kärnten
Durch die Maßnahmen der Gegenreformation, die schon in den achtziger Jahren des 16. Jahrhunderts in Innerösterreich begannen, wurden die Protestanten gezwungen, mit ihrem Glauben in die Verborgenheit zu gehen. So ist die Zeit der Gegenreformation in Österreich zugleich die Zeit des Geheimprotestantismus.

Über das Glaubensleben dieser Gemeinden läßt sich daher auch nur wenig sagen. Die offiziellen Quellen, wie zum Beispiel die Berichte der Religionskommissäre, geben nur dort Aufschluß, wo das Verborgene zutage tritt und verfolgt wird. Dennoch lassen sich die Struktur und die Beschaffenheit des Geheimprotestantismus nachzeichnen:

+ Es waren immer "sektische" Gruppen, die keinerlei Organisation haben. Sie fanden ihre Zusammengehörigkeit im Rahmen der dörflichen Gemeinschaft. Alle sozialen Stände waren dabei eingeschlossen.

+ Die Ausbreitung der evangelischen geheimen Glaubensbewegung war nicht konstant. Das Wachsen und Abnehmen der Untergrundbewegung hing stets mit der Zunahme oder Abnahme der staatlichen Gegenmaßnahmen zusammen.

+ Jeder einzelne mußte damit rechnen, daß sein geheimer Glauben aufflog. Die Bestrafungen waren: Geldstrafen, Gefängnisstrafen, Glaubensüberprüfungen verbunden mit Schlägen, Verurteilungen zu Galeerenstrafen, Arbeit in Bergwerken, gewaltsame Einziehung zum Militärdienst, Emigration oder Transmigration. Die Geheimprotestanten mußten natürlich ihre innerliche Zugehörigkeit zum evangelischen Glauben nach außen hin verleugnen und zur Tarnung äußerliche Zugeständnisse machen. Das führte oft zu starken inneren Konflikten.

Heimliche Andacht, heimliches Bücherlesen

Es zeigte sich, daß das geheimprotestantische Leben erhalten bleiben konnte, wo ein Teil der Dorfbevölkerung oder gar der ganze Ort evangelisch blieb.

Religiös leben konnte man als Geheimprotestant nur mittels heimlicher Lektüre. Durch Lesegottesdienste, private Lektüre von Postillen, Andachtsbüchern, Bibeln und Gebetbüchern hielten die Geheimprotestanten an ihrem Glauben fest. Sie trafen sich zur heimlichen Andacht, beteten und sangen miteinander.

Einem Schreiben der innerösterreichischen Regierung vom 25. August 1731 ist zu entnehmen, daß im

"Gailtal, aber auch in der Gegend ober Villach, wo ein starker Schock Baurn verdeckter liegen, die mit lutherischen Büchern versehen sein, an Sonn,- und Feiertagen Conventicel hielten und unter falscher Vorstellung der Gewissensfreiheit einander zum Abfall zu verleiten suchten."

Die meisten der Bücher, die oft auf abenteuerlichen Plätzen versteckt und durch Herausschneiden der Titelblätter ein wenig "gesichert" wurden, stammten aus der Zeit der Früh- und Spätreformation, aus der Orthodoxie und der Zeit des Frühpietismus. Die Gläubigen suchten Trost im eigenen Lesen und Auslegen der evangelischen Literatur, vor allem in der Exegese der "Heiligen Schrift".

Manchmal kam es vor, daß man einen heimlichen "Bücherträger" erwischte. So entnehmen wir aus einem Schreiben des Vikarius in Sachsenburg an den Pfarrer in Hermagor, daß der Pfleger zu Sachsenburg den Inwohner zu Weißbriach, Georg Sabastian, "aufgefangen" hat, "weillen er den ganzen Sack lauter luterische Biecher bey sich gehobt". Es waren 37 Stück. Als man ihn deswegen verhörte, gestand er nach anfänglichem Zögern, daß die Bücher für einige Bauern in Weißbriach bestimmt waren und sie ihm auch acht Gulden mit nach Augsburg zum Einkauf der Bücher mitgegeben hatten. Die Bücher wurden in Sachsenburg verbrannt und mit Sebastian ein Glaubensexamen angestellt.

In vielen Häusern der ehemaligen geheimprotestantischen Gebiete Kärntens haben sich bis auf den heutigen Tag jene Bücher erhalten, welche die geistigen Anstifter dieser Bewegung gewesen waren.

Auf den Spuren meiner "geheimprotestantischen" Wurzeln

Eine Schülerin berichtet:

"Bei der Beschäftigung mit der Geschichte der Geheimprotestanten merkte ich, wie Geschichte lebendig werden kann. Vor allem beim Anhören einer Kassette über den Geheimprotestantismus in Österreich wurde der geheime Treffpunkt der Evangelischen, der Predigtstuhl beim 'Christebauern' im Liesertal, erwähnt. Ich rief: ‚Der ist ja mit mir verwandt!‘ Daraufhin fragte ich meine Verwandtschaft, was sie denn noch über die Zeit des Geheimprotestantismus wissen würde, weil es ja so gut wie keine schriftlichen Aufzeichnungen gibt.

So erfuhr ich, daß der Predigtstuhl ein Geländevorsprung hoch über dem Ort Oberpuch bei Eisentratten ist, von dem aus die Protestanten weit ins Tal herannahende ‚feindliche‘ Katholiken erspähen konnten. Zugleich war er der geheime protestantische Treffpunkt, wo sich die Protestanten, von Büschen geschützt, zum Gottesdienst zusammenfanden.

Gleich neben dem Predigtstuhl steht noch heute das fast 300 Jahre alte Bauernhaus meiner evangelischen Verwandten, der ‚Christebauerhof‘. Im Jahr 1825 wurde er wie viele andere evangelischen Gehöfte der Umgebung ein Opfer katholischer Willkür. Es wurde mir erzählt, daß er im Auftrag des damaligen katholischen Pfarrers von Gmünd in Brand gesteckt worden sei. Beim Wiederaufbau hätten jedoch katholische Nachbarn mitgeholfen und auf diese Weise die Glaubensgegensätze abgebaut."

http://www.museumonline.at/1999/schools/classic/spittaladdrau/HTML/VERFOLGT.htm

Kommentar!

Die Habsburgisch-osterreichische 'Viererbande':

Rudolf II, Roemisch Deutscher Kaiser
Ferdinand II, Roemisch Deutscher Kaiser
Karl VI, Roemisch Deutscher Kaiser
Maria Theresia, Roemisch Deutscher Kaiserin


Stalin, Dolfi, Mao und Pol-Pot waren nur Kopien der oesterreichisch-kaiserlichen 'Viererbande'.
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