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Andreas Mölzer und der „rechte Narrensaum“

 
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Störtebeker



Anmeldungsdatum: 14.05.2006
Beiträge: 1256

BeitragVerfasst am: Mi Dez 20, 2006 6:06 pm    Titel: Andreas Mölzer und der „rechte Narrensaum“ Antworten mit Zitat

Am 24. November brachten wir einen Offenen Brief des österreichischen Dissidenten Gerd Honsik, an den österreichischen Europa-Abgeordneten Andreas Mölzer (FPÖ), in dem Honsik diesem vorwarf, die gegenwärtige deutsche Ostgrenze vorbehaltlos anzuerkennen. Anfang Dezember veröffentlichte dann Mölzers Wochenzeitung ZUR ZEIT einen Artikel, in dem diese Verzichtsabsichten noch einmal ausführlich dargestellt wurden. Anlaß für uns, hier und da eine kleine Anmerkung zu machen. So bemerkten wir u. a.:
„Wer bezüglich der Akzeptanz der gegenwärtigen Oder-Neiße-Linie gegenüber den Polen so generös ist, der hat sicherlich auch kein Problem damit, auf die Wiedervereinigung Tirols zu verzichten, wenn es taktisch als opportun erscheint. Offenbar dient dieser Rückzieher in Bezug der Brenner-Grenze lediglich als Ventil um innerhalb der FPÖ allzu harsche Kritik an den Thesen Mölzers erstmal zu entschärfen, indem man sich zunächst erst einmal der Aufgabe der deutschen Ostgebiete widmet, ehe man gänzlich auf Südtirol verzichtet. Mal ehrlich, manche „rechten“ Politiker sind noch um ein Vielfaches ekelhafter, als der gesamte linke Mainstream an sich, bei dem weiß man wenigstens gleich woran man ist.“

Immerhin scheint der Offene Brief Honsiks wie auch unsere kleine Anmerkung den um so vieles besseren Herrn Europaabgeordneten Mölzer so sehr auf die Palme gebracht zu haben, daß er sich seiner jüngsten ZUR ZEIT-Ausgabe gleich zu einem Rundumschlag gegen den „rechten Narrensaum“ veranlaßt sah. So heißt es dort wie folgt.


Andreas Mölzer

„Wenn es eine starke Rechtsfraktion auf europäischer Ebene gibt, besteht die Chance, die Not von den europäischen Völkern zu wenden.“

Von Otto von Bismarck, dem Corpsstudenten und Heros des deutschnationalen Lagers in der Habsburger Monarchie, der selbst so gar kein romantischer deutschnationaler Schwärmer war, stammen viele beherzigenswerte Aussagen. Etwa die sattsam bekannte Binsenweisheit, daß Politik die Kunst des Möglichen sei. Dies sagte er wohl im Wissen, daß eben auch dieselbe Politik so recht ein Tummelplatz für Opportunisten und Obskuranten, für Schwätzer, für Schönredner und auch für Narren ist.

Eben diese Narren, der „rechte Narrensaum“, haben sich in den letzten Tagen wieder einmal zu Wort gemeldet. Jener Narrensaum, der nicht die Kunst des Möglichen im Auge hat, sondern Politik als Traum und Tragödie, als Tragödie allerdings, die allzu schnell in die Farce umschlägt.

Konkret geht es da um die aktuelle Frage einer rechtsdemokratischen Fraktionsbildung im Europäischen Parlament. Bekanntlich hat der Autor dieser Zeilen, um die

Verhandlungen mit den überaus schwierigen polnischen Familien-Legisten nicht scheitern zu lassen – das wäre nämlich gegenüberall den anderen beteiligten Fraktionen nicht fair gewesen – eine Erklärung abgegeben, wonach an bestehenden Grenzen im gegenwärtigen Europa, wie etwa der Oder-Neiße-Linie, gegenwärtig nicht zu rütteln sei. Dies gleichzeitig natürlich unter Betonung der historischen Tragödien, des historischen Unrechts, das die Vertreibung der Ostdeutschen bedeutet. Und dies natürlich auch unter Betonung der darüber hinausgehenden Maxime des Selbstbestimmungsrechts der Völker. Vor allem aber unter Hinweis auf die realen Probleme des deutschen Volkes, das überaltert und kinderlos weder Kraft noch den Willen hätte, sich die Ostgebiete wieder zu eigen zu machen. Ganz abgesehen von der Frage, was mit den Millionen Polen geschehen sollte, die dort seit nunmehr sechzig Jahren leben.

Was geschah darauf? Sofort hieß es, nun sei Südtirol endgültig verloren, das Selbstbestimmungsrecht verraten, die Brennergrenze verewigt. Mühsam nur vermochte der Autor dieser Zeilen den Verdacht aufzulösen, er wandle auf den Spuren des Grafen Tolomei.

Doch nicht genug, nun reagierte der Narrensaum: Ein als Frührentner in Spanien domizilierender ehemaliger Nachtportier diagnostizierte messerscharf, daß der „Verzichtspolitiker Mölzer“ das „trojanische Pferd der Haider-Truppe“ in der Strache-FPÖ sei. Und treudeutsche Stimmen aus dem hohen deutschen Norden ließen vernehmen, daß nunmehr Pommerland wohl endgültig abgebrannt sei, nun, da Mölzer mit den Polen rede. Diese könne man nur isolieren, gemeinsam mit Putin(!) unter Druck setzen. Molotow läßt grüßen. Der spanische Nachtportier wollte Mölzer gar „entsorgen“. Wesentlich kultivierter meldete sich der Chef der bundesdeutschen NPD, der sich im Zuge der „Abwicklung“ der Bundesrepublik gegen jegliche „Verzichtspolitik” aussprach und überaus korrekt via Pressedienst vermerkte, daß der Europaabgeordnete aus Österreich auf die deutschen Ostgebiete nicht verzichten könne. No na …

Und damit sind wir wieder bei der Politik als der Kunst des Möglichen. Es ist gewiß verdienstvoll, von Linz aus das Selbstbestimmungsrecht der Südtiroler zu erkämpfen. Wenn es nur endlich käme. Es ist verdienstvoll, von Lübeck aus Ostpreußen wieder eindeutschen zu wollen. Wenn es denn nur gelänge. Und es mag sogar verdienstvoll sein, in Deutschland eine Rechtspartei aufzubauen, die die völkerrechtlichen Grenzen von 1937 postuliert. Wenn man damit doch nur die Fünf-Prozent-Hürde überspränge.

Es ist aber nur sektiererische Dummheit, wenn man glaubt, die politischen Realitäten ignorieren zu können. Politik hat das Notwendigste zu tun.

Im wahrsten Sinne des Wortes: Die Not zu wenden vom eigenen Volk. Wenn es eine starke Rechtsfraktion auf europäischer Ebene gibt, besteht die Chance, die Not von den europäischen Völkern zu wenden und die Masseneinwanderung einzudämmen, um hier ein Beispiel zu nennen.

Die Rückgewinnung des Pommerlandes jedoch oder die Absiedlung aller Italiener aus Bozen oder die Vertreibung der Kärntner Slowenen über den Loibl, das bleibt Diskussionsstoff für die kaum noch wahrnehmbaren Stammtischdebatten nationaler Sekten. Beschäftigungstherapie für den Narrensaum eben.“


Quelle: „Zur Zeit - Wochenzeitung für Österreich“ Nr. 50/2006 (15.-21.12.06), S. 2
http://zurzeit.at/200650_Impressum.htm

Herr Mölzer verkennt hier gleich mehrere Dinge. Zum einen, daß es nicht zuletzt der „rechte Narrensaum“ ist, der ihm und seiner Partei die meisten Stimmen beschert und zum anderen, daß es hier nicht um die Verkennung realpolitischer Gegebenheiten ging, sondern um ein Prinzip. Natürlich wird niemand derzeit auf den Gedanken kommen, in Polen einzumarschieren, um die deutschen Ostgebiete zurückzuerobern. Allerdings liegt auch kein Grund dafür vor, auf diese zu verzichten, nur weil die gegenwärtigen Gegebenheiten es im Moment nicht erlauben.

So wird es Herrn Mölzer sicherlich nicht stören, wenn wir in diesem Punkt speziell auf die Juden verweisen, die bekanntlich über Jahrtausende eine Geisteshaltung predigten, die man heute wohl nicht anders als „Revanchismus“ bezeichnen würde und die sich besonders in dem Satz „Jerusalem, wenn ich dein vergesse, so möge mir die rechte Hand verdorren“ äußerte. Ein Satz in dem man als Deutscher sicherlich Jerusalem durch Namen wie Schlesien, Ost- oder Westpreußen oder andere prägende Namen des deutschen Ostens ersetzen kann, um auf diese Weise zu demonstrieren, daß man keineswegs förmlich auf etwas verzichten muß, nur weil man es im Moment gerade nicht haben kann. Beispielhaft in diesem Zusammenhang zu nenne wäre auch die Politik Frankreichs nach dem Deutsch-Französischen Krieg, wo man im französischen Parlament eigens zwei Stühle leer stehen ließ, um auf diese Weise zu dokumentieren, daß man auf das seinerzeit an Deutschland verloren gegangene Elsaß und Lothringen nicht verzichte, sondern sich nur der Macht des Stärkeren beuge.

Und hier kommt ein „rechter“ Dutzendabgeordneter, der wegen irgendwelcher parlamentarischer Taktierereien gleich auf totale Verzichtspolitik umschwenkt und sich faktisch die Standpunkte der polnischen Landräuber zu eigen macht, nur um auf diese Weise eine sogenannte „rechte“ Fraktion im Europa-Parlament zu bilden, bei der es im Grunde vollkommen egal ist, ob diese nun existiert oder nicht, da das europäische Parlament ja ohnehin nichts anderes ist als ein gewöhnlicher Parasit, der sich von den europäischen Volkswirtschaften nährt, ohne diesen zu nützen und von den meisten Europäern abgelehnt wird.

Allerdings wäre es ungerecht, Mölzer wegen seiner Verzichtspolitik Vorwürfe zu machen. So scheint es, daß „rechte“ Politiker, je höher sie steigen, vergessen wo sie eigentlich hergekommen sind. Man denke nur an den italienischen Politiker Fini, der es immerhin geschafft hat, sich vom Faschisten zum Zionisten zu entwickeln. Angesichts der Entwicklung des Herrn Mölzer sollte es uns nicht wundern, wenn wir ihn in absehbarer Zeit ebenfalls in Yad Vashem sehen würden, um seine Vergangenheit abzuleugnen und um zu behaupten, daß Israel keinen besseren Freund haben könne als ihn. Denkbar wäre natürlich auch ein Kniefall à la Willy Brandt, der, nachdem er verbal ja schon mal faktisch vollzogen ist, nun eigentlich auch in natura vollbracht werden könnte. Wie wäre es daher mit einem kurzen Canossa-Trip nach Warsch?

Ungeachtet dessen zeigt die Weltgeschichte, das Verträge nicht das geringste Wert sind, wenn sie lediglich auf zeitweilige Schwäche oder Überlegenheit der einen oder anderen Seite beruhen. Dies gilt auch für die deutsche Ostgrenze, deren Anerkennung für uns Deutsche lediglich eine gegenwärtige taktisch bedingte Notwendigkeit aus Gründen der derzeitigen Schwäche unseres Volkes sein kann, auf keinen Fall aber ein Anlaß auf etwas zu verzichten, daß dem deutschen Volke unrechtmäßig geraubt wurde. Wenn aber „rechte“ Politiker meinen, dies dennoch tun zu müssen, so sollten sie wenigstens die Konsequenzen ziehen und sich Parteien wie denen der Christ- oder Sozialdemokraten anschließen, damit man weiß woran man ist. Im Falle des Herrn Mölzers erübrigt sich dies freilich, da man nun auch so weiß, woran man an ihm ist.

Übrigens, gerade in Deutschland gibt es durchaus Beispiele dafür, daß Leute die nicht müde wurden, den “rechten Narrensaum” zu beschimpfen, letztlich reumütig zu diesem zurückkehrten, nachdem sie erkennen mußten, daß man auf der anderen Seite lediglich den Verrat, nicht aber die Verräter liebt, bzw. nachdem sie erkannten, daß dieser plötzlich auch Pöstchen und Pfründen zu vergeben hat. Ja, manche Wahlerfolge können den einen oder anderen Menschen in seinen Ansichten schon sehr veränderlich machen. Allerdings nicht immer zu seinem besten.

Siehe auch
http://meidling-forum.at/forum/viewtopic.php?t=4349

http://meidling-forum.at/forum/viewtopic.php?t=4387
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In einer Zeit des Universalbetruges ist die Wahrheit zu sagen eine revolutionäre Tat (George Orwell)
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trab



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BeitragVerfasst am: Mi Dez 20, 2006 6:56 pm    Titel: Antworten mit Zitat

„Gemäß dem Potsdamer Abkommen ist das Gebiet östlich von Oder und Neiße als Teil der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands der Republik Polen nur zur einstweiligen Verwaltung übergeben worden. Das Gebiet bleibt ein Teil Deutschlands. Niemand hat das Recht, aus eigener Machtvollkommenheit Land und Leute preiszugeben oder eine Politik des Verzichts zu betreiben.“

Die Fraktionen des Deutschen Bundestages, Bonn, 13. Juni 1950
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