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Wo bleibt eigentlich der Kopf von Moses? – Trara um Opera

 
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Störtebeker



Anmeldungsdatum: 14.05.2006
Beiträge: 1256

BeitragVerfasst am: Mo Dez 18, 2006 5:19 pm    Titel: Wo bleibt eigentlich der Kopf von Moses? – Trara um Opera Antworten mit Zitat

Berlin: In die Schlagzeilen geriet dieser Tage die Absetzung der Mozart-Oper „Idomeneo“ vom Spielplan an der Deutschen Oper Berlin. Diese sollte am 5. November Premiere haben. Als Anlaß dafür dienten angebliche Hinweise, die bei den Berliner Sicherheitsbehörden eingegangen sein sollen, wonach bestimmte Szenen der Oper derzeit ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko für da Haus darstellen würden. Wie sich später jedoch herausstellte, handelte es sich bei diesen „Hinweisen“ keineswegs um konkreten Tatverdacht, sondern nur um bloße Vermutungen. Diese erwiesen sich jedoch für die Intendantin des Hauses, Kirsten Harms, als ausreichend, um das Stück abzusetzen. Allenthalben nun stürmische Erregung ob der angeblichen Gefahr durch islamischen Terrorismus. So spricht man von Selbstzensur und Verletzung von Kunst- und Redefreiheit.

Doch was macht Mozarts „Idomeneo“, nebenbei bemerkt, ein schönes, aber nicht sein bestes Werk, für islamistische Terroristen so aufreizend. Kurz gesagt, gar nichts. So ist es keineswegs die Oper des genialen Komponisten, die Anstoß erregt, sondern lediglich ihre Inszenierung durch Hans Neuenfels, einem typischen Fall von „moderner“ Kunst, nach dem alten und achtbaren Klassikern ein neumodisches Gewand übergeworfen wird, von dem sich der Komponist vermutlich lautstark distanziert hätte, könnte er es noch erleben, wie seine Werke von solchen Figuren wie Neuenfels heute verhunzt werden. In der Oper geht es u. a. darum, daß einem Meerungeheuer die Köpfe abgeschlagen werden, die dann in der Inszenierung von Neuenfels als Köpfe der Religionsstifter Buddha, Jesus und Mohammed präsentiert werden. Eine Inszenierung, die übrigens bereits schon vor drei Jahren für Empörung sorgte, ohne daß man daraus ein Politikum machte.


Inkriminierte Idomeneo-Szene aus
Neuenfels-Inszenierung


In der jetzigen Diskussion um die angebliche islamistische Bedrohung des Opernhauses spielt nun einmal mehr das Geschwätz von Freiheit und Toleranz eine große Rolle, wobei man geflissentlich übersieht, daß es sich bei dieser Art von Inszenierung tatsächlich um eine böswillige Beleidigung von Christentum, Islam und Buddhismus handelt. Allerdings macht der Muslim-Markt in seinem Bericht zu dieser Affäre nicht zu unrecht darauf aufmerksam, wie es denn sein kann, daß hier alle großen Weltreligionen gleichermaßen über einen Kamm geschert werden, eine aber darunter fehlt. Und in der Tat, so ist es. So präsentiert man dem Publikum wohl die Häupter von Buddha, Jesus und Mohammed, während man auf die Präsentation des Kopfes von Moses verzichtet. Sollte es etwa so sein, daß man hier jemandem besondere Rücksichtnahme schuldig zu sein glaubt? Oder will die Idomeneo-Inszenierung à la Neuhaus demonstrieren, daß alle großen Religionstifter Ungeheuer sind – bis auf den Stifter der jüdischen Religion.

Nun sind wir ja, was die politische Auseinandersetzung mit dem Klerus und seinen Anhängern betrifft, auch keine Kostverächter, die allzu zimperlich sind, eines aber jedoch ist klar. Man kann wohl die Institutionen, die eine Religion umgeben, bekämpfen, wenn diese ihre Religion zum Geschäft machen oder sie sich in Angelegenheiten einmischen, die nicht ihre Sache sind, nicht aber die Religionen selber. Ein Unterschied auf den man schon recht genau achten sollte. Aus diesem Grunde würde es uns auch nie einfallen, Stifter einer bestimmten Religion aus diesem oder jenem Grunde schlechtmachen zu wollen und schon gar nicht auf eine solche Weise wie es in der Neuenfels-Inszenierung von „Ideomeneo“ der Fall ist. Zu diesem läßt sich wohl abschließend nur noch sagen, daß es hier nicht allein um politische oder religiöse Entartung geht, sondern in erster Linie um einen Fall, den man getrost als entartete Kunst bezeichnen kann und an dem man erkennen kann, daß solche Kunstformen nicht nur zu geistiger Zersetzung führen können, sondern auch zu handfesten politischen Auseinandersetzungen. Nach unserem Dafürhalten ein klassisches Beispiel für die kulturelle Versumpfung modernen „Künstler“tums.

Wie es heißt, will jetzt das Berliner Landeskriminalamt eine Initiative zur Wiederaufnahme der Oper starten, an der sich neben islamischen Verbänden auch die christlichen Kirchen beteiligen sollen. Keine schlechte Idee, aber vielleicht sollte man ja speziell von dieser Seite mal beim Landeskriminalamt nachfragen, inwieweit es unter die „Kunstfreiheit“ fällt, einer Oper aus dem ausgehenden 18. Jahrhundert Szenenaccessoires anzudichten, die im Original gar nicht vorkommen und die für das Christentum ebenso beleidigend sind, wie auch für den Islam - und den Komponisten selber, mit dessen Werk man auf diese Weise Schindluder treibt.

Siehe auch
Schweriner Volkszeitung 28.09.06

Schweriner Volkszeitung 28.09.06

Ostsee-Zeitung 27.09.06

Ostsee-Zeitung 26.09.06

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In einer Zeit des Universalbetruges ist die Wahrheit zu sagen eine revolutionäre Tat (George Orwell)
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