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Wo bleibt eigentlich der Kopf von Moses? – Teil 2

 
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Störtebeker



Anmeldungsdatum: 14.05.2006
Beiträge: 1256

BeitragVerfasst am: Mo Dez 18, 2006 5:03 pm    Titel: Wo bleibt eigentlich der Kopf von Moses? – Teil 2 Antworten mit Zitat

Berlin: Obige Frage stellten wir uns bereits Ende September, als das bundesdeutsche „Kultur“-Leben von der Nachricht erschüttert wurde, daß man an der Deutschen Oper die Mozartoper „Idomeneo“ absetzen mußte, um auf diese Weise möglichen islamistischen Anschlägen vorzubeugen. Islamistenterror gegen Mozart? Was war geschehen?

Anlaß für diese kulturelle Panikattacke waren „Hinweise“ Berliner Sicherheitsbehörden, daß gewisse Szenen aus der vom Regisseur Hans Neuenfels besorgten und nicht ohne Grund in den Medien als „Skandalinszenierung“ bezeichneten Aufführung, ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko für das Opernhaus darstellen könnten. So kommt in der Oper eine Szene vor, in welcher der Held des normalerweise in mythologischen Zeiten spielenden Stückes ein Ungeheuer besiegt und dessen drei Köpfe abschlägt. Köpfe, die in der Neuenfels-Inszenierung, von niemandem geringeren stammen, als den Religionsstiftern Jesus, Mohammed und Buddha! Wie man unschwer erkennen kann, nicht nur eine Beleidigung des Islams. Sinnigerweise hielt es der Regisseur für opportun in diesem Zusammenhang auf die Hinzufügung des Kopfes von Moses zu verzichten, da man in diesem Fall vermutlich kaum um Antisemitismusvorwürfe herumgekommen wäre. Statt des Kopfes von Moses gibt es daher nur den von Poseidon zu sehen.

Aufgrund der „Sicherheitshinweise“ reagierte das Opernhaus mit der Absetzung des Stückes, was innerhalb der Bundesrepublik zu einer offenkundig anti-islamischen Medien-„Diskussion“ benutzt wurde, obwohl es für besagte „Sicherheitshinweise“ nicht die geringsten Indizien gab. Sinnigerweise gab es die Neuenfels-Inszenierung mit den abgeschlagenen Köpfen von Jesus, Mohammed und Buddha bereits im Jahre 2003, wo sie gleichfalls Proteste auslöste, allerdings keine politischen, sondern weitaus mehr berechtigte auf künstlerischem Gebiet, handelt es sich doch bei der Neuenfels-Inszenierung doch um eine regelrechte Geschmacklosigkeit und Vergewaltigung Mozarts. Ein typischer Fall modernen Regietheaters, das eigene künstlerische Unproduktivität und Untalentiertheit damit kaschiert, indem man berühmte Klassiker entstellt. Ein Krebsschaden, den es heute freilich nicht nur auf dem Gebiet der Opfer gibt, sondern nahezu in allen Bereichen der bildenden Kunst.

Für heute abend nun hat man sich entschlossen die Oper doch noch aufzuführen, allerdings unter allerhöchsten Sicherheitsmaßnahmen, da sich u. a. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und andere Politiker angekündigt haben, darunter auch einige Mitglieder der sogenannten „Islam-Konferenz“. Allerdings gab es gerade von dieser Seite auch einige Absagen. Der Besuch dient jedoch weniger dem Kunstgenuß, zumal Mozarts „Idomeneo“ zwar gewiß eine schöne, aber nicht unbedingt die inspirierteste Oper des Salzburger Meisters gewesen ist, sondern lediglich politischer Zurschaustellung. So soll dieser Besuch ein Bekenntnis für die Kunstfreiheit sein.

Ein Vorhaben über das man gewiß nicht nur hier und da in Berlin den Kopf schütteln wird. So siehet man die „Kunstfreiheit“ in der Bundesrepublik bekanntlich höchst selektiv. Während man durchaus nichts dagegen hat, daß Klassiker wie Mozart durch moderne Inszenierungen, wie die von Neuenfels, förmlich entstellt und verfälscht werden, werden andere Musiker regelrecht verfolgt und zu Kriminellen abgestempelt, weil sie in ihren Liedern die Gegenwart auf mitunter drastische, aber durchaus ehrlich Weise darstellen oder sich einfach nur zur deutschen Vergangenheit bekennen. Auch die immer wieder vorkommenden Repressivmaßnahmen gegen das vollständige Intonieren der deutschen Nationalhymne dürften ebenfalls in diesen Bereich fallen – und da spricht man von Kunstfreiheit?

Tatsächlich handelt es sich bei dieser ganzen „Idomeneo“-Affäre um ein Beispiel für künstlich geschürte Hysterie, die im Grunde weniger dem Kampf für die „Kunstfreiheit“ dient und schon gar nicht für die „Redefreiheit“, sondern lediglich der Verächtlichmachung eines politischen Gegners, ein Part für den in diesem Stück zur Abwechslung mal nicht der Rechtsradikalismus, sondern der Islamismus herhalten muß.


Inkriminierte Idomeneo-Szene aus
Neuenfels-Inszenierung


PS: Die Islamistenfurcht an der Deutschen Opfer ging offenbar soweit, daß man bereits den Requisitenkopf des Propheten Mohammed verschwinden ließ. So mußte dieser erst in den vergangenen Tagen nachgebildet werden, um für das heute abend stattfindende Opernschauspiel präsent zu sein. Auf den Kopf von Moses wartet das Publikum allerdings auch heute vergebens.

Siehe auch
Die Welt 16.12.06
http://www.welt.de/data/2006/12/16/1147811.html

Die Welt 17.12.06

http://www.welt.de/data/2006/12/17/1148259.html
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In einer Zeit des Universalbetruges ist die Wahrheit zu sagen eine revolutionäre Tat (George Orwell)
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