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[Störtebeker]

Saddam Hussein

Bagdad /Irak: Nach einer monatelangen Prozeßfarce, die noch weit unter dem Niveau der sogenannten Nürnberger “Kriegsverbrecher”-Prozesse stand, wurde heute in Bagdad der frühere irakische Staatspräsident Saddam Hussein zum Tode durch den Strang verurteilt. Hussein reagierte auf das Urteil impulsiv mit dem Ruf „Lang lebe der Irak, Gott ist größer als der Besatzer“ entgegen. Zuvor hatten ihn Wachleute zwingen müssen, sich vor seinen Richtern für die Urteilsverkündung zu erheben. Neben Saddam Hussein wurde auch sein Halbbruder Barsan Ibrahin el Tikriti und der frühere Vorsitzende des Revolutionsrates, Awad Ahmed el Bandar zum Tode verurteilt. Das Gericht befand sie eines Massakers an 148 Schiiten aus dem Dorf Dudschail im Jahr 1982 für schuldig. Mit dem Massaker reagierte das Regime seinerzeit auf ein Attentat auf Saddam Hussein.

Eine lebenslange Haftstrafe erhielt der frühere irakische Vize-Präsidenten Taha Jassin Ramadan, drei andere Angeklagte bekamen jedweils 15 Jahre Haft, einer wurde freigesprochen. Mit der Vollstreckung des Urteils rechnet man allerdings erst in Monaten, da diesem Verfahren jetzt erst ein Berufungsverfahren folgt. Aus Furcht vor Demonstrationen wurde heute für Bagdad und verschiedene Provinzen ein unbefristetes Ausgehverbot verhängt.

Im Irak dürfte das Ansehen des gestürzten Staatsoberhauptes freilich eher erheben, denn noch mehr in Mißkredit bringen, haben doch Millionen Iraker inzwischen die Erfahrung machen dürfen, daß es sich unter der US-amerikanischen Besatzung und der Herrschaft ihrer Marionetten noch weit schlechter lebt, als unter der Herrschaft Saddam Husseins. So ist man zum einen auch nicht „freier“ als früher, wo man zumindest noch über ein Auskommen verfügte, von dem man anständig leben konnte. Darüber hinaus ist das Land weit davon entfernt, eine tatsächliche Demokratie zu werden, statt dessen sieht es eher seinem Zerfall entgegen, was den Besatzer nicht unlieb sein dürfte, würde eine Teilung des Irakes in verschiedene, einander befehdende Staaten ihren Einfluß doch zementieren und vor allem ihren Zugriff aufs Öl sichern.

Siehe auch
AFP 05.11.06 11:13
http://de.news.yahoo.com/05112006/286/vermischtes-saddam-hussein-tod-strang-verurteilt.html

dpa 05.11.06 10:42
http://de.news.yahoo.com/05112006/3/sondertribunal-bagdad-verurteilt-saddam-tode.html

IRIB 04.11.06
http://www.irib.ir/worldservice/germanradio/nachricht.asp?id=8717&day=0

Junge Welt 04.11.06
http://www.jungewelt.de/2006/11-04/039.php
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In einer Zeit des Universalbetruges ist die Wahrheit zu sagen eine revolutionäre Tat (George Orwell)

[Aurora]

Wann werden endlich der Hauptkriegsverbrecher Bush und Konsorten angeklagt und hingerichtet?!

[Alki]

Saddams Schicksal war klar. Was den Richter – den dritten – angeht, habe ich zwei Szenarien:

1. Seine Restlebenserwartung unterscheidet sich nur unwesentlich von Saddam. Dies wäre der Irak-Normalfall.

2. Seine Restlebenserwartung ist höher als die von Saddam, weil die USA absolut alles tun müssen, um seine Sicherheit zu gewährleisten. Bei der Flucht der Amerikaner aus dem Irak zählt er zu dem Teil der Elite, dem Asyl in den USA gewährt werden wird.

Video der Urteilsverkündung: http://www.cnn.com/2006/WORLD/meast/11/05/dujail.saddam/index.html

[Mariela]

Da wüßte ich eine ganze Anzahl amtierender Kriegsverbrecher, die wesentlich mehr “Dreck am Stecken” haben wie dieser Saddam Hussein.
Interessant übrigens die Tatsache, dass Kriegsverbrecher ausschließlich auf der Seite der jeweils Unterlegenen zu finden sind. Hussein wird der Tod von 148 Schiiten vorgeworfen; kürzlich berichteten die Medien von etwa 630 000 toten Irakern seit Beginn des amerikanischen Invasion.
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[Exorzist]

[Alki]

http://stern.de/politik/ausland/:Irak-Politik-M%F6rderischste-US-Armee-Zeiten/575506.html

[Hexenjager]

[Gastschreiber]

Inzwischen sind es 655 000 tote Iraker.

http://www.informationclearinghouse.info/article15266.htm

[alsoo]

Sicher, er war unbestritten kein Mensch von Traurigkeit, der Saddam Hussein. Aber er sah sich, nach der Zerschlagung des Osmanischen Reiches, wie übrigens auch alle seine Vorgänger, mit einer Hinterlassenschaft konfrontiert, die, wenn überhaupt, angesichts der religiösen und ethnischen Vielfalt der Bevölkerung seines Landes, zur Erhaltung der staatlichen Einheit eines “starken Mannes“ bedurfte, was Methoden einschloß, die auch andernorts nicht goutiert worden waren: Eine Erkenntnis, die ich während meiner Tätigkeit im Iraq (zur Zeit des irakisch-iranischen Krieges) in so manchen Gesprächen mit Einheimischen erfahren konnte, selbst sogar in Unterhaltungen mit Schiiten, die, wenn auch nicht ohne spürbaren Grimm, zugaben: „Saddam Hussein ist zwar ein elender Hund, aber dieses Land bedarf eben eines solchen“; eine Feststellung übrigens, die gerade in jüngster Zeit als eine Alternative zur bestehenden Situation immer wieder zur hören ist.
Die Genugtuung, mit der nun, mediengewaltig, das Todesurteil gegen den „hundertausendfachen Mörder“, gefällt von den erbärmlichen Kollaborateuren der „Grünen Zone“, zelebriert wird, und darüber den hinterhältig inszenierten 1.Golfkrieg, die infolge der gegen den Irak verhängten willkürlichen Sanktionen zu hunderttausenden, elend verreckten Kinder, den von der anglo-amerikanischen Polit-Verbrecher-Bande in infamer Weise herbeigelogenen 2. Golfkrieg samt seinen inzwischen weiteren mehr als 600.000 irakischen Opfer vergessen läßt, Opferzahlen mithin, die die des Saddam Hussein weit in den Schatten stellen, zeigt freilich die ganze Verlogenheit und Heuchelei einer bis auf die Knochen pelzigen und moralisch verkommenen Wertegemeinschaft samt jenen, die sich in der devoter Komplizenschaft eines Registrierkassenvereines prostituieren.-
Was übrigens die „Gas-Geschichte“ angeht - s. hierzu den Artikel von Robert Fisk: „This was a guilty verdict on America as well“ http://news.independent.co.uk./world/fisk/article195905

[Störtebeker]

“Keine Lösung - aber ein gutes Zeichen!“ - Der putzigste Leserbrief der Woche

Hamburg: Am vergangenen Sonntag wurde bekanntlich der frühere irakische Staatspräsident Saddam Hussein, nebst anderen Angehörigen der früheren Regierung, nach einer monatelangen Justizfarce vom gegenwärtigen Marionettenregime in Bagdad zum Tode verurteilt. Ihnen war die Verantwortung für ein Massaker aus dem Jahre 1982 (sic!) zur Last gelegt worden, bei dem 148 als Vergeltung für einen Anschlag auf Saddam Hussein ermordet wurden. Verständlicherweise fehlte es seitdem nicht an Pro- und Kontrakommentaren zu diesem Urteil, bei dem gerade in etablierten Medien geflissentlich außer Acht gelassen wird, daß die Anzahl der bisherigen Besatzungsopfer die der Saddam Husseins inzwischen schon um ein Vielfaches übersteigt, so daß es wohl nicht verkehrt ist, einmal zu fragen, wann denn nun endlich der Strick für Leute wie Bush und Blair gedreht wird.

Doch auch in Deutschland fehlt es nicht an begeisterten Befürwortern der Todesstrafe für Saddam Hussein, ein ganz besonders geistreicher Vertreter dieser Zunft, ein gewisser Martin Nitsch aus Hamburg, glaubte dazu am 6. November im Leserforum der OSTSEE-ZEITUNG folgendes zum Besten geben zu müssen:



„Selbstverständlich löst eine Hinrichtung von Saddam Hussein nicht den gordischen Krieg von Bürgerkrieg, Besatzung, Religionskrieg, Terrorismus usw. im Irak. Das hat niemand behauptet, auch nicht der US-Präsident, wie es dieser Kommentar impliziert. Aber ein hängender Saddam hat doch was Gutes, nun zeigt sich mal wieder, dass man auch als Staatsführer nicht morden, foltern, rauben etc. darf, ohne ungeschoren davon zu kommen. Die schlimmste Massenvernichtungswaffe im Irak, wegen deren Ausschaltung der Krieg allein schon moralisch gerechtfertigt war, wird bald nicht mehr sein. Und man möge doch bitte nicht mit dem Verbot der Todesstrafe in Deutschland kommen. Weiß denn hier keiner mehr, dass wir das Verbot der Todesstrafe Nazisympathisanten zu verdanken haben, die es in den 40ern und 50ern nicht sehen konnten, dass führende Nazis in Landsberg von unseren Befreinern gehenkt wurden?“

Damit dürfte wohl die Frage der verschwundenen Massenvernichtungswaffen, wegen derer der in jeder Hinsicht völkerrechtswidrige Krieg gegen den Irak erst ausgelöst wurde, wohl gelöst sein. Nicht Mittelstreckenrakteten oder Atomwaffen, nein, Saddam Hussein selber ist die Massenvernichtungswaffe. Welch atemberaubend hoher Flug des Geistes.
Was die Gedankenflüge zum Verbot der Todesstrafe betrifft, so verwundert es uns freilich, daß die Linke, der unser Leserbriefschreiber offenbar zumindest im Geiste angehört, nicht endlich dafür eintritt, dieses unselige krypto-nazistische Relikt aus dem Strafgesetz wieder verbannt wird und statt dessen die Todesstrafe als Symbol echt antifaschistischen Denkens wieder einführt.

Siehe auch
Ostsee-Zeitung 06.11.06 15:11
http://www.ostsee-zeitung.de/leserbriefe.phtml?Param=LB-Artikel&ID=00000031071&aID=00002501064&Code=deu
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In einer Zeit des Universalbetruges ist die Wahrheit zu sagen eine revolutionäre Tat (George Orwell)