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Wie “sicher” sind Pump, Zwang und schöne Sprüche?

 
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Spitfire



Anmeldungsdatum: 21.02.2006
Beiträge: 402
Wohnort: L.A., California

BeitragVerfasst am: Di Jul 18, 2006 2:10 pm    Titel: Wie “sicher” sind Pump, Zwang und schöne Sprüche? Antworten mit Zitat

Wie “sicher” sind Pump, Zwang und schöne Sprüche? - Der “Einzige” und seine Rente

Nachdem die US-Regierung in ihrer Not, den Staatshaushalt zu finanzieren, vor einem Jahr ihr Auge auf die Pensionskassen geworfen hatte, um sie erst an- und dann auszupumpen, ist auch bei uns die Diskussion um die “Kapitalisierung” der Renten ausgebrochen. Das hat einige Kleinkrämerseelen, die sich für Markt- und Wirtschaftsexperten halten, einen Weg wittern lassen, hierüber auch in Deutschland ins Geschäft zu kommen. Seitdem ist viel über die (Un)Sicherheit der Renten veröffentlicht worden. Um ihren jeweiligen Auftraggebern den Zugang zum Rentensparstrumpf zu öffnen, werfen entsprechende Intellektuelle viel verkomplizierende Nebelkerzen. Man sollte, um nicht betrogen zu werden, sich die Dinge grundsätzlich oder “prinzipiell”, das heißt vom Anfang her, klarmachen.

Die Sozialversicherung, zu der auch die Altersrente gehört, hat nicht erst Bismarck in den 1880er Jahren eingeführt, so daß sie später in den 1930ern von Engländern und Amerikanern übernommen werden konnte. Eine Sozialversicherung gibt es, seit es Menschen gibt und zwar aus einem einfachen Grund. Ein Einzelner, ein Individuum ist, auch wenn die westliche staatstragende Ideologie heute unbedingt will, daß es anders gesehen wird, nicht überlebensfähig. Es kommt ohne soziale Unterstützung nicht zur Welt, kann ohne sie nicht überleben und nach Erlahmen seiner Schaffenskraft nicht alt werden. Wie die Sozialversicherung jeweils organisiert ist hängt davon ab, wie die Gesellschaft insgesamt ihr Überleben organisiert. Wenn die “moderne” Gesellschaftsformation heute nur noch am Geld aber nicht mehr an ihrem Überleben interessiert zu sein scheint und es scheinbar jedem Einzelnen überläßt, sich auf Kosten der anderen durchzuschlagen (solange er dabei den Anderen nicht umbringt), dann zeigt das nur, daß die heutige Gesellschaft in Auflösung begriffen ist.

Überspringen wir Jäger und Sammler, von denen wir ohnehin kaum noch etwas wissen und die nicht alt geworden sind und blicken auf die am Boden orientierte landwirtschaftliche Gesellschaft. Die Frauenfrage klammern wir der Einfachheit halber aus. Das Überleben der Einzelnen hing - wenn man von der militärischen Voraussetzung: der Verteidigung des Landbesitzes, absieht - vom einzelnen landwirtschaftlichen Betrieb ab. Dieser war in der Regel einem Bauern unterstellt und umfaßte ein größeres Gesinde. Der Betrieb stellte zunächst alle zum Leben nötigen Dinge einschließlich der Werkzeuge selbst her. In diesem Betrieb gab es sowohl Sparen, Kredit, Versicherung einschließlich Sozialversicherung, auch wenn es keine Kassen, Banken und nicht einmal ein Geldsystem gab.

Um es kurz zu machen, der Bauer zahlte in die Sozialversicherung ein, in dem er für Nachwuchs sorgte. Seine und des Gesindes Altersversorgung war gesichert, wenn der Nachwuchs seine und des Gesindes Arbeit erfolgreich übernahm. Dafür genügte die einfache, physische Erzeugung und Aufzucht des Nachwuchses nicht. Dieser mußte “erzogen” werden, das heißt, er mußte für die Übernahme der Arbeit tauglich werden, so daß er - im Fall des Bauern - den Betrieb umsichtig und erfolgreich führen und alle dabei möglicherweise auftretenden Eventualitäten (”Notwendigkeiten”) meistern konnte. Er sollte auch für Neuerungen (”Freiheit”) offen sein, welche die Arbeit erleichterten und die Versorgung des Gemeinwesens verbessern konnten. (Der Zusammenhang von Notwendigkeit und Freiheit ist der eigentliche Schlüssel zur menschlichen Existenz, darüber an anderer Stelle mehr). Das verlangte nicht nur technisches Know-how sondern auch moralische Einstellungen und Kultur, das, was heute gerne “Werte” genannt wird. Dazu gehörte die Bereitschaft, den Bauern beziehungsweise dem Gesinde, wenn es alt und betriebsuntauglich und schwach geworden war, das Gnadenbrot (die Rente) nicht vorzuenthalten.

Dieser Vorgang läßt sich auch als Sparen oder Kredit umschreiben. Der Bauer zahlte an seine Eltern und an das altgewordene Gesinde die Zinsen für den von ihnen mit dem Hof übernommenen Kredit zurück und er “investierte” in den Nachwuchs, in dem er ihn erzeugt und entsprechend bildet, was “sparen” voraussetzt. Denn er konnte nicht alles verjubeln, was er erzeugte, und mußte zusätzlich Arbeit in die erfolgreiche Erziehung des Nachwuchses nach dem Prinzip Notwendigkeit und Freiheit investieren, eine Arbeit, die nicht unmittelbar Früchte (und nicht nur “Freude”) bringt. Die Geschichte und vor allem die Literatur kennt genug Beispiele, wo dieses “normale” Verhältnis gestört war und der verantwortliche Vorstand mit der jeweiligen Hofgesellschaft deshalb verkam.

Mit der gesellschaftlichen und technischen Entwicklung wurden die gesellschaftlichen Verhältnisse komplexer. Landwirtschaftliche Betriebe spezialisierten sich; einzelne Funktionen wurden “outgesourced”, wie man heute sagt. Der Schmied verselbständigte sich und der Schneider, und nacheinander viele Handwerke. Zwischen ihnen bildeten sich Austauschprozesse, ein Markt. Aber für jeden derart ausgelagerten Betrieb galten im Prinzip die gleichen wirtschaftlichen Prozesse des Sparens, Investierens, der Sozialversicherung wie für die frühere umfassende Wirtschaftseinheit, den bäuerlichen Hof.

Eine Unsicherheit trat mit der “Versicherung” auf. Bei der damaligen hohen Kindersterblichkeit genügte es nicht, wenn man nur einen “Stammhalter” aufzog, der konnte sterben und mit ihm die Altersversorgung. Überlebten mehrere Reservestammhalter, die sich nicht als Knechte in den Betrieb integrieren ließen, mußten sie ein eigenes Auskommen finden. Das mag im Handwerk gewesen sein oder es taten sich mehrere zusammen und gründeten in den Randzonen der Gesellschaft “Kolonien”, was in der Regel nicht ohne Unterwerfung und Knechtung der bodenständigen Bevölkerung abging und dementsprechend zu kriegerischen Auseinandersetzungen und Zerstörungen führte.

Die Landesverteidigung komplizierte die Altersversorgung. Sie war aber unverzichtbar, da ohne sie andere Völker die Gesellschaft aus dem Land getrieben und sie ihrer Existenzgrundlage beraubt hätten. Der erste männliche Beruf, der “outgesourced” wurde, war demnach wohl der Krieger. Man hatte sich zusammengeschlossen und große Einheiten gebildet. Zur Landesverteidigung mußte man weit hinaus an die Landesgrenze vorrücken. Das ließ sich mit der Landbewirtschaftung nicht mehr vereinbaren und so taten sich einige Bauern zusammen und rüsteten einen von ihnen aus. Dieser nahm ihnen den Kriegsdienst ab, während sie seine Arbeit übernahmen. So entstanden der niedere und höhere Adel, der ökonomisch jeweils wie ein einzelner Bauernhof organisiert war.

Erst mit dem Landsknechtswesen der Condottieri, die arbeits- und mittellose Bauern- oder Knechtssöhne zur Besitzerweiterung oder -sicherung “kapitalistisch” anstellten, entstand ein Personenkreis, der das bisherige System der Sozialversicherung überforderte. Dieser Personenkreis erweiterte sich, als auf der einen Seite “bürgerliche” (ohne eigenen Landbesitz) Verwaltungsbeamte und “Staatsfunktionäre” hinzukamen und auf der anderen Seite Handwerker nicht mehr hofgebundene Lohnarbeiter beschäftigten. Wie konnten diese für die Altersversorgung sparen. Die einen “alimentierte” im Alter der “Staat”, dem sie dienten, die anderen hätten sich von ihrem ohnehin zu knapp bemessenen Lohn einen unverderblichen Vorrat vom Munde absparen müssen. In der Regel fiel die Versorgung dieser Personen auf die Familie zurück, aus der sie einmal in den Dienst oder in das Lohnverhältnis aufgebrochen waren. Doch die Familien, vor allem der ärmeren Schichten aus denen die Lohnarbeiter stammten, konnten mit der Zeit diese Versorgung nicht durchstehen. Das veranlaßte die preußische Regierung unter Bismarck ein den gewandelten gesellschaftlichen Produktionsverhältnissen entsprechendes System der Sozialversicherung einzurichten. Dadurch sollte natürlich auch sichergestellt werden, daß sich dieser Personenkreis bedarfsgerecht vermehrte. Die Versicherung finanzierte sich durch die Einzahlungen sowohl der Lohnempfänger als auch der Nutzer ihrer Arbeitskraft.

Ausschlaggebend waren natürlich letztlich nicht die Einzahlungen - wer will im Alter schon Papiergeld essen, oder an Gold und Silbermünzen lutschen - sondern und vor allem durch die gesellschaftliche Entwicklung, welche die durch die Lohnarbeit gestiegene und ständig weitersteigende Produktivität ermöglicht hat. Die Betrachtung achtete nur auf den Geldumlauf: die durch die Einzahlung entzogene zahlungsfähige Nachfrage wurde durch die Auszahlung an die Rentner wettgemacht. Die jeweilige Versorgung wurde aber durch die gesellschaftliche Produktion der benötigten Versorgungsgüter sichergestellt. Diese ist aber heute aus Gründen, die bei gegebener potentieller Überproduktion ausschließlich im Geldsystem selbst und seiner Organisation liegen, nicht mehr gewährleistet.

Gold oder Silber seien “ehrlicheres” Geld. Welcher Quatsch? Es gibt kaum noch Silbergeschirr und die digitale Fotografie hat den Silberbedarf für Filme beseitigt. Gold tragen manche als Klunker am Hals oder im Ohr oder als Zahlersatz im Mund, etwas wird für empfindliche Kontakte in Computern benötigt. Der praktische Bedarf von Gold und Silber geht gegen Null. Die Metalle sind kaum “ehrlicher” als das Blech, Papiere oder die Computer-Codes, auf die das Geld, die Zahlungsversprechen anderer, heute gedruckt wird.

Das Problem der Altersversorgung liegt in dem, was wir der nachwachsenden Generation hinterlassen, kurz: im Generationenvertrag. Was wir heute aufgrund “westlicher” Ideologie (die “Freiheit” von der “Notwendigkeit” abkoppelt und zur absurden Willkür pervertiert hat) hinterlassen, ist ein erbärmliches Wertesystem (Kultur Bildung etc.), ein zerfallender Produktionsapparat, eine verkommende Infrastruktur und einen riesigen Berg von Zahlungsversprechen (Wertpapieren), die - selbst wenn man es wollte, nicht mehr einzulösen sind. Dies zusammengenommen wird die nachwachsende Generation wenig motivieren, die Generation, die sie ziel- und absichtslos hervorgebracht hat, die ihre eigene Geschichte und das Vermögen ihrer Eltern unproduktiv verschleudert oder verpraßt hat, in Ehren und über ihre erbärmliche Nützlichkeit hinaus am Leben zu erhalten.

Aber urteilen Sie selbst, soll sich irgend jemand für eine Generation krummlegen, die so etwas als “Kultur” feiert: Das alljährliche Theatertreffen in Berlin gilt als “Leistungsschau der deutschsprachigen Bühnen”. Dieses Jahr inszenierte ein “anerkannter” Jürgen Gosch aus Düsseldorf William Shakespeare Macbeth. Das Kulturereignis war der Berliner Morgenpost zwei ausführliche Artikel wert, denen die folgenden Sätze entnommen sind: “Kanister voller Theaterblut und -kot…, eine Horde nackter Kerle, die sich gegenseitig schlachten… Das Szenario schwimmt in Körperausscheidungen. Die kahle schwarze Kastenbühne liegt bald da wie ein einziges Gomorra. Die Hexen, ebenfalls von den Männern verkörpert, kacken unter unsäglichen Blähungen Schoko-Scheiße. Sie urinieren Marken-Mineralwasser. Vor allem aber: Sie überschütten sich mit roter Blutsuppe aus großen Flaschen… Man tritt nicht auf oder ab, man schliddert sich durch.” Und der Künstler dazu: Die größte Kunst auf dem Theater sei, den Eindruck von Gesetzlosigkeit zu erwecken. Erst “rigorose Schamlosigkeit, ungeniertes Sich-Gehen-Lassen” der Schauspieler mache das Theater stark.

Das Theater ist nach wie vor eine “moralische Anstalt”, auch dieses. Entsprechend geraten die Moral der nachfolgenden Generation und ihr Wunsch, die Generation, die so etwas hervorbringt und feiert, im Alter zu versorgen. Allein hier liegt das Rentenproblem. Wer Ihnen etwas anderes erzählt, will Sie ausnehmen und betrügen.

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“Wenn ein Volk seit 3000 Jahren verfolgt und geächtet wird, dann muss dass wohl irgend einen Grund haben”.
Henry Kissinger
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BeitragVerfasst am: Di Jul 18, 2006 4:25 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
“Kanister voller Theaterblut und -kot…, eine Horde nackter Kerle, die sich gegenseitig schlachten… Das Szenario schwimmt in Körperausscheidungen. Die kahle schwarze Kastenbühne liegt bald da wie ein einziges Gomorra. Die Hexen, ebenfalls von den Männern verkörpert, kacken unter unsäglichen Blähungen Schoko-Scheiße. Sie urinieren Marken-Mineralwasser. Vor allem aber: Sie überschütten sich mit roter Blutsuppe aus großen Flaschen… Man tritt nicht auf oder ab, man schliddert sich durch.”


Das trifft genau den Kern jüdischer “Kunst” und “Ästhetik”.
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