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Daniel Behruzi

Auch ATTAC, soziale Initiativen und Umweltverbände machen gegen den Einzelhandelskonzern mobil

Deutschland ist Exportweltmeister. Das gilt allerdings nicht nur für die Ausfuhr von Autos und Maschinen, sondern auch für die Etablierung mieser Arbeitsbedingungen in ganz Europa. Als »Nummer eins« hat sich auf diesem Gebiet der Einzelhandelsriese Lidl etabliert, in dessen mehr als 6500 europäischen Filialen chronischer Personalmangel, prekäre Arbeitsverhältnisse, Überwachung und Einschüchterung gewerkschaftlich Aktiver auf der Tagesordnung stehen. Entsprechendes dokumentiert das von ver.di veröffentlichte »Schwarzbuch Lidl Europa«.

»Normalerweise haben die Menschen in Deutschland Angst, daß durch die Bedingungen in Osteuropa hiesige Sozialstandards unter Druck kommen – bei Lidl ist es umgekehrt: Sozialdumping wird aus Deutschland exportiert.« Dies erklärte ver.di-Vize Frank Werneke bei der Vorstellung am Dienstag in Berlin. Und Belege für diese These liefert das »Schwarzbuch« zuhauf. Mit einem »Klima der Angst und der Einschüchterung« werde verhindert, daß Beschäftigte betriebliche Interessenvertretungen gründen, kritisierte die Leiterin der ver.di-Kampagne, Agnes Schreieder. Das gilt auch für Deutschland, wo in nur vier der 2700 Filialen Betriebsräte existieren. Diese Tatsache macht aber auch deutlich, daß sich seit der Veröffentlichung des ersten »Schwarzbuchs Lidl« im Dezember 2004 – das die Situation in der Bundesrepublik dokumentiert – nichts Grundlegendes verbessert hat.

Von den Lidl-Praktiken im europäischen Ausland sind allerdings zum Teil noch gravierendere Fälle zu melden. So seien in einem Warenlager im französischen Nantes mehr Videokameras zur Überwachung der Beschäftigten gezählt worden, als im örtlichen Gefängnis, erklärte Co-Autor Claudius Valley. Das Unternehmen sei »Vorreiter für die Einführung prekärer Arbeitsverhältnisse« in dem Land. Allerdings gibt es aus Frankreich auch Positives zu berichten: Mit massiven, von der Gewerkschaft CGT geführten Streiks seien eine Reihe von Verbesserungen erkämpft worden, berichtete Valley.

Während der Umgang des Discounters mit seinen Beschäftigten in Skandinavien durch gesetzliche Regelungen noch einigermaßen im Zaum gehalten wird, ist dessen Vorgehen in den Ländern Osteuropas rabiat: Gewerkschaftsmitglieder würden hier unter Druck gesetzt, benachteiligt und oftmals auf die Straße gesetzt, so die ver.di-Funktionäre. Besonders empört sind sie darüber, daß die Investitionen auch noch durch Kredite der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung sowie der Weltbank-Tochter IFC gefördert werden. In den vergangenen zwei Jahren seien auf diesem Weg fast 300 Millionen Euro, vor allem für den Aufbau neuer Filialen in Polen, geflossen, berichtete Projektleiter Andreas Hamann. Ein »Skandal« ist dies auch für Werner Dreibus von der Fraktion Die Linke., der in einer Mitteilung forderte: »Wer Sozialstandards unterläuft, der kann keine Fördergelder erhalten.«

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