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Die späte Rache der 68er

 
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admin



Anmeldungsdatum: 22.07.2004
Beiträge: 2347

BeitragVerfasst am: So Jun 04, 2006 5:25 pm    Titel: Die späte Rache der 68er Antworten mit Zitat

Kolumne Neuer Generationenkonflikt schadet der Wirtschaft
von Lutz Frühbrodt

Eine Umfrage, die die so gar nicht tendenziös klingende Lobbygruppe "Familie stark machen" in Auftrag gegeben hat, zaubert folgendes Ergebnis hervor: Das Kriegsbeil des alltäglichen kleinen Terrors ist begraben - der Konflikt der Generationen ausgestanden. Als Beleg führen die Apologeten der freiwilligen Sippenhaft an, daß 80 Prozent der Befragten die Familie als einen Verbund von Menschen verstehen, die sich helfen und denen man vertrauen kann.

Allerdings hat die Umfrage auch gezeigt, daß offenbar ein tiefer Graben zwischen Wunsch und Wirklichkeit existiert. Denn nur ein Drittel ist überzeugt, daß die Familie tatsächlich auch als Solidargemeinschaft funktioniert. Und wenn, dann verstehen die meisten diese offenbar als finanzielle Umverteilungsmaschine: 80 Prozent der jungen Eltern kassieren Knete von ihren eigenen Erzeugern. Was jedoch am stärksten ins Auge fällt: Viele der Befragten verstehen die Familie wieder als Stamm, zählen auch Onkels und Tanten, Cousinen und Cousins hinzu. Dies bedeutet zwar, daß sich viele nicht mehr auf Vater Staat verlassen wollen, aber auch nicht mehr Omi und Opi über den Weg trauen.

Damit geraten nun genau diejenigen, die ihre Eltern beizeiten als fiese Nazis beschimpften und wild "Traue keinem über 30!" skandierten, an den Pranger der Jugend von heute. Die 68er von einst sind nun wirklich 68 oder auf dem besten Weg dorthin. Und stänkern schon wieder herum.

Damals versuchten sie die Marktwirtschaft lahmzulegen, indem sie die Unternehmen zu Zehnjahres-Plänen nach dem Vorbild Nordvietnams zwingen wollten. Heute, selbst nachdem die 68er als Toskana-Fraktionäre scheinbar auf der Bugwelle des gesellschaftlichen Mainstream schwimmen, frönen sie auf anderer Weise ihrem Antikapitalismus und beschwören damit neuen Generationszoff herauf.

Daß zum Beispiel die Lehrstellen-Misere dramatische Ausmaße annimmt, ist eine erste Folge davon. Die Grauen-Panther-Langzeitstudenten, die immerzu demonstriert und deswegen viel zu spät in die Sozialkasse eingezahlt haben, sind jetzt zum Nacharbeiten gezwungen. Eine explosive Mischung aus finanzieller Notlage und politischer Subversion (Agitation endlich jenseits der Werktore) motiviert sie jetzt dazu, zu Dumping-Löhnen Werkstätten auszufegen und für den Meister Bier zu holen, selbst wenn es zuweilen auf die eigene Kappe geht. Die Unternehmen greifen deshalb zunehmend lieber auf Oldies als auf Azubis zurück.

Dazu kommt der Wohnungsklau. Immer mehr Alte weigern sich, in dunkle 30-Quadratmeter-Buchten im Erdgeschoß zu ziehen oder sich gleich im Altenheim abliefern zu lassen. Vielmehr schließen sich die grau gewordenen Roten wie damals zu Kommunen zusammen, nur daß sie sie politisch wertfrei als "Wohngemeinschaften" verdecken. Durch das WG-Revival haben die Jungen das Nachsehen, waren die Vermieter doch auf den gleichen Demos wie die Alt-Hippies. Und die Mieten treibt der neue "Kommunismus" auch nach oben.

Schwerer volkswirtschaftlicher Schaden entsteht schließlich auch dadurch, daß sich die greisen Kommunarden in altbewährtem Gruppenzwang gegenseitig helfen. Diesmal weniger durch Massenschulungen fürs "Kapital", sondern vielmehr durch WG-interne Arbeitsteilung: Eine/r verwöhnt die anderen als Koch, der/die andere verwöhnt die/den andere/n als Liebhaber. Eine/r löst die Verstopfung im Abfluß, die/der andere putzt die (dritten) Zähne.

So viel gegenseitige Schwarzarbeit, multipliziert mit Abertausenden neu entstehender 68er-Kommunen, beschädigt den Dienstleistungssektor grob - und nimmt den Jungen Arbeitsplätze. Von wegen, der Generationenkrieg sei vorüber! Er ist gerade erst richtig ausgebrochen.

Artikel erschienen am Sa, 3. Juni 2006

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