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Zoff um „Popetown“

 
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Spitfire



Anmeldungsdatum: 21.02.2006
Beiträge: 402
Wohnort: L.A., California

BeitragVerfasst am: Do Apr 13, 2006 8:37 pm    Titel: Zoff um „Popetown“ Antworten mit Zitat

Berlin: Ab dem 3. Mai will der Musiksender MTV die Zeichentrickserie „Popetown“ ausstrahlen. Die Serie wurde ursprünglich von der britischen BBC produziert und sollte eigentlich schon 2003 in Großbritannien gesendet werden. Von der Katholischen Kirche inszenierte Proteste verhinderten jedoch die Ausstrahlung der Serie, die daraufhin von MTV übernommen wurde.

Die Serie ist eine Satire auf den Vatikanstaat nach Art der „Simpsons“, in denen der „American Way of Life“ aufs Korn genommen wird. Böses Blut in Kirchenkreisen machte freilich eine Werbung von MTV, die Jesus vor dem leeren Kreuz in einem Fernsehsessel zeigt und die mit dem Slogan „Lachen statt herumhängen“ übertitelt ist.

Gegen die Serie läuft nun das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und sogar die CSU Sturm. Das ZdK verlangte bereits am Montag von allen (sic!) Christen Deutschlands, von MTV einen Verzicht auf Ausstrahlung der Serie zu fordern. In die gleiche Kerbe schlug auch der CSU-Landtagsfraktionschef Joachim Hermann, der dazu bemerkte: „Ich fordere den Sender auf, nicht auf den religiösen Gefühlen der Christen herumzutrampeln und die Sendung sowie die besonders geschmacklose Werbung dazu einzustellen.“ Mit gewohnter Betroffenheit fügte Hermann hinzu: „Wie sollen junge Menschen lernen, andere Kulturen, andere Weltanschauungen und andere Religionen zu achten, wenn ihnen im Fernsehen Respektlosigkeit als cool vermittelt wird?“

Hier irrt Hermann. Die Achtung oder Verachtung von Religionen resultiert nicht auf irgendwelchen Fernsehsendungen oder Zeitungsartikeln, sondern in erster Linie auf den Taten besagter Religionen selber und man muß ganz gewiß nicht erst Satiriker oder Produzent einer Trickfilmserie sein, um anhand der Kirchen- und Religionsgeschichte festzustellen, wie pharisäerhaft all diese Proteste gegen diese Serie sind. Gerade die Katholische Kirche ist in ihrer Geschichte für eine solche Vielzahl von Lügen und Verbrechen verantwortlich, daß es unseres Erachtens kaum ein Problem darstellen sollte, wenn man sie mal ein wenig auf die Schippe nimmt, hätte sie doch eigentlich verdient, daß man ganz anders mit ihr umginge. – Die protestantischen Kirchen sind übrigens nicht um einen Deut besser.

In der christlichen Monatszeitung „Vers 1“ jammert man gar: „Nach der Ereignissen rund um die Mohammed-Karikaturen hatten wir gedacht, es bestehe Einigkeit darüber, dass Medien Rücksicht auf die religiösen Gefühle der Gläubigen nehmen sollten – egal ob sie Muslime, Juden, Buddhisten oder Christen sind. Aber offenbar haben wir uns geirrt.“ - Was will man eigentlich damit sagen, daß man jetzt zugunsten irgendwelcher kleingeistiger Religionsfanatiker auf Unterhaltung verzichten soll, nur weil diese nicht im Konsens zu irgendwelchen Glaubensdogmen steht? Und überhaupt? Hat man nicht gerade die Mohammed-Karikaturen gerade in Europa mit dem Recht auf Presse- und Meinungsfreiheit verteidigt?

Den Vogel in dieser Diskussion schießt freilich die deutsche (?) Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz (sic!) ab, die zur geplanten Ausstrahlung der Sitcom „Popetown“ gegenüber der Agentur „Zenit“ bemerkte: „Christen scheinen hier in der Tat aufgrund ihrer überzeugten Gewaltlosigkeit immer einen groben Spaß zu vertragen. Der Sender sollte sich aber täuschen.“* - Überzeugte christliche Gewaltlosigkeit? Wo äußert sich denn diese, etwa in Afghanistan oder im Irak? Aus der Geschichte ist uns überzeugte christliche Gewaltlosigkeit nur in sehr geringen Ausnahmefällen bekannt. So führen die Protagonisten dieser Aggressionen bekanntlich auch immer den lieben Gott und das Christentum im Munde, um ihre Übeltaten religiös zu verbrämen, ohne daß man deshalb die Christenheit zum Protest gegen solche Menschheitsverbrecher aufriefe. Und hier will man wegen einer harmlosen Zeichentricksatire am liebsten gleich zum Kreuzzug gegen MTV aufrufen? Eine seltsame Einstellung, zumal ja niemand gezwungen wird, sich etwas anzusehen, was er nicht ansehen mag. Junge Menschen in der Schule haben da bei dem ihnen aufgedrängten Religionsunterricht nicht diese Auswahlmöglichkeit.

* Der Apostel Paulus sprach einmal davon, daß die Frauen in der Gemeinde zu schweigen hätten. Wir wollen ja nicht verallgemeinern, aber was für ein Menschenkenner. - Die Schriftleitung

Der Sender MTV hat daher durchaus recht, wenn er sich damit verteidigt, daß seine Serie in keiner Weise eine Haltung von MTV Networks dem Katholizismus oder der katholischen Kirche gegenüber ausdrückt, sondern vielmehr als Form satirischer Unterhaltung und somit als Kunstform zu verstehen sei. Wie es heißt, geht es in der Serie um einen durchgeknallten Papst und einen kriminellen Kardinal, die für „ungewollt-gewollte Todesfälle“ und die Versklavung von Kindern verantwortlich seien. Angesichts der geschichtlichen Vergangenheit des Vatikans liegt der Verdacht nahe, daß man sich nicht so sehr durch die Satire als solcher getroffen fühlt, sondern vielmehr dadurch, daß derlei satirische Zerrbilder durchaus reale Hintergründe haben. So ist hinreichend bekannt, daß es in der Geschichte der Katholischen Kirche bekanntlich nicht nur einen „durchgeknallten“ Papst gab, sondern nicht wenige Kardinäle, deren politische Praktiken man gleich deren ihrer Vorgesetzten wohl nicht anders als „kriminell“ bezeichnen kann.

Siehe auch
GMX-Nachrichten 11.04.06 15:48 (sw/dpa)

Kath.net 07.04.06

Kath.net 24.03.06

http://www.popetown.com/

http://www.stoppt-popetown.de

MTV



Da nun von katholischer Seite dazu aufgerufen wird, Briefe oder Faxe an die Redaktion von MTV in Berlin zu senden, um die Ausstrahlung der Serie zu verhindern, wollen wir unsere Leser dazu aufrufen, dergleichen zu tun. Allerdings um MTV Mut zuzusprechen und den Sender darum zu bitten, sich von diesem Geschrei nicht kleinkriegen zu lassen, zumal es in Deutschland nicht allein nur Fernsehzuschauer gibt, die katholisch sind oder die der CSU angehören.
Kontakt: Frau Catherine Mühlemann, Geschäftsführung MTV Networks GmbH & Co OHG, Stralauer Allee 7, 10245 Berlin.
Tel: 030 - 700 100-0
Fax: 030 - 700 100-599
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