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Hunger - Irak in Zeiten des befreiten Kapitalismus

 
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admin



Anmeldungsdatum: 22.07.2004
Beiträge: 2347

BeitragVerfasst am: Sa Apr 08, 2006 8:54 pm    Titel: Hunger - Irak in Zeiten des befreiten Kapitalismus Antworten mit Zitat

Ein Artikel des Sacramento Bee vom Freitag zeigt ein weiteres Mal die Folgen der "Befreiung" für die irakische Bevölkerung auf. Demnach hat die von den USA nicht nur gestützte, sondern auch gesteuerte "irakische Regierung" nun beschlossen, das bisherige Lebensmittelhilfeprogramm drastisch einzuschränken.

Dies soll offiziellen Verlautbarungen zufolge dazu dienen, eine "freie Wirtschaft" in dem Land zu etablieren. Daher sollen die Aufwendungen für das Programm, daß unter der Regierung des durch den US-geführten völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gestürzten irakischen Präsidenten Saddam Hussein als Reaktion auf die Folgen der wiederum von den USA initiierten Sanktionen gegen den Irak eingeführt worden war, von bisher umgerechnet 4 auf nun 3 Milliarden US-Dollar gekürzt werden. Das bedeutet, das beispielsweise Güter wie Salz, Seife und Bohnen der Bevölkerung nicht weiter zur Verfügung gestellt werden. Der Sprecher des "irakischen Wirtschaftsministeriums" Faraj Dud rechtfertigte dies mit der Behauptung, daß "viele" dieser Waren nun auf dem freien Markt in reichhaltiger Menge verfügbar wären und daher nicht mehr von der Regierung bereitgestellt werden müßten. Während eine UN-Studie aus dem Jahr 2004 - die Lage im Irak hat sich seit dem kaum verbessert - zu dem Schluß kam, daß ein Viertel der irakischen Bevölkerung auf diese Rationen angewiesen war, sagte Dud, sein Ministerium sei zu dem Schluß gekommen, daß "die meisten" Familien von dieser Maßnahme nicht getroffen würden.

Selbst das "irakische Ministerium für Arbeit und Soziales" berichtete im Januar allerdings, daß über 2 Millionen irakische Familien - bei einer Gesamtbevölkerung von rund 27 Millionen Menschen - unterhalb der Armutsgrenze leben und daß der Grad der Armut im Irak seit Beginn des US-geführten Angriffskrieges vor drei Jahren um 30 Prozent gestiegen ist. Allein in der Zeit von Dezember des vergangenen Jahres bis zum Januar dieses Jahres stiegen die Preise für Lebensmittel demnach um 26 Prozent.

Zwar ist die Beendigung des Lebensmittelhilfeprogramms eine der Bedingungen für einen Kredit des Internationalen Währungsfonds (IWF) im vergangenen Dezember in Höhe von 685 Millionen US-Dollar an den Irak gewesen, die Annahme dieses Kredites unter diesen Bedingungen belegt einmal mehr, daß die "irakische Regierung" keineswegs die Interessen der irakischen Bevölkerung vertritt.

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gladius



Anmeldungsdatum: 21.03.2004
Beiträge: 4408
Wohnort: Famagusta

BeitragVerfasst am: So Apr 09, 2006 4:53 am    Titel: Antworten mit Zitat

Die lieben Mörder unter sich!
Weil wenn man dem Volk die Nahrungsmittel vorenthält, können die Leute auf Grund der Entkräftung keinen Widerstand gegen das eingefallene Gesindel entwickeln!

skull motz skull
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Das DÖW arbeitet mit einem Gemisch aus Lüge, Fälschung und Denunziation
Das DÖW erscheint in pseudowissenschaftlicher Aufmachung
Ich fordere: Der Gesinnungs-Freiheit eine Gasse
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bauernbündler



Anmeldungsdatum: 06.10.2005
Beiträge: 544

BeitragVerfasst am: So Apr 09, 2006 7:23 am    Titel: Antworten mit Zitat

Die Iraker sollen doch froh sein, daß ihnen der texanische Massenmörder nur depletetes Uranium um die Schädel geschossen hat!
Die Iraner werden im Gegensatz dazu in Kürze mit A-Bomberl bedacht, damit der mordamerikanische Kretin wieder eine mögliche Gefahr für die israelischen Mörder der Palästinenser ausgeschaltet hat!

motz skull motz
_________________
Unkrautvertilgungsmittel nur gegen pflanzliches Unkraut einsetzen
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Spitfire



Anmeldungsdatum: 21.02.2006
Beiträge: 402
Wohnort: L.A., California

BeitragVerfasst am: Fr Apr 14, 2006 10:41 am    Titel: Antworten mit Zitat

Über die gegenwärtige Situation im Irak ein Bericht des jüdischen Friedenskämpfers Uri Avnery:

„Was steht Samira bei ihrer Rückkehr bevor?

Vor ein paar Tagen traf ich bei einer Konferenz in Europa eine reizende junge Frau. Intelligent, gebildet, in mehreren Sprachen versiert und sehr attraktiv. Nach ein paar Stunden Shopping sah sie so elegant aus wie ein nach der letzten Mode gekleidetes Model. Sie ist Schiitin und kam aus Bagdad, wohin sie nun zurückgekehrt ist. Nennen wir sie Samira.

Was mich am meisten an Samira beeindruckt hat, war ihr totaler Pessimismus. „Die Situation ist schlecht,“ sagte sie, „und was auch immer geschehen mag, es wird noch schlimmer werden.“

Für eine junge berufstätige Frau sind die Aussichten tatsächlich trostlos. Die schiitische Gemeinschaft ist im Griff der Ayatollahs, die dabei sind, eine unbeugsame Haltung gegenüber Frauen durchzusetzen. Vielleicht nicht so streng wie im Afghanistan der Taliban oder in Khomeinis Iran, aber streng genug, um es einer Frau unmöglich zu machen, sich nach ihrem Wunsch zu kleiden oder eine berufliche Karriere zu verfolgen. Samira verbirgt schon heute vor ihren Nachbarn in einem wohlhabenden Stadtteil von Bagdad ihren Beruf – aus Angst, die Aufmerksamkeit einer der zahlreichen bewaffneten Milizgruppen auf sich zu ziehen.

Wie ist das Leben ohne regelmäßigen Strom und Wasser bei 40 Grad C Temperaturen, wenn man von Generatoren und Improvisation abhängig ist, in einem ständigen Angstzustand, während Panzer durch die Straßen rollen? „Es ist sehr, sehr schlecht,“ sagte sie, „und es wird nicht irgendwie besser.“ Die Aussichten für den Irak? Da gibt es mehrere Möglichkeiten – und alle sind schlecht. Vielleicht ein Auseinanderbrechen des Staates; vielleicht ein Bürgerkrieg; sicherlich ein wachsender blutiger Aufstand . Überhaupt keine Chance für eine neue prosperierende, demokratische multikulturelle Gesellschaft.

Irak sieht wie ein zerbrochenes Spielzeug aus, das von einem mutwilligen, dummen Kind auseinander genommen wurde.

Ich habe es ein paar Monate lang vermieden, über den Irak zu schreiben , obwohl ich die Ereignisse dort mit unermüdlicher Faszination verfolge, weil es fast unmöglich ist, darüber zu schreiben, ohne zu sagen: „Genau das habe ich vorausgesagt!“

Die Welt ( und besonders Israel) ist voller Politiker, Generäle, Journalisten, Akademiker, Geheimdienstler und ähnlicher Leute, die ausnahmslos mit allem, was sie vorausgesagt hatten, falsch lagen ( abgesehen von wenigen Ausnahmen – wie eine kaputte Uhr, die doch zwei mal täglich die richtige Uhrzeit anzeigt). Doch seltsam genug, sie bleiben begehrt, die Fehler werden vergeben und vergessen, selbst wenn sie verheerende Ergebnisse haben, wie es oft geschieht wie im Falle von Generälen und Politikern.

Lange Erfahrung lehrte mich, dass dies „Hab-ich-euch-gesagt!“ etwas ist, das Leute rasend macht. Während die Öffentlichkeit Kommentatoren vergeben kann, die bewiesenermaßen falsche Aussagen machten – sie wird aber niemals denen vergeben, die recht hatten.

Also lasst uns diesen Satz vermeiden. Lasst uns nur auf einiges hinweisen, das ich vor dem Krieg sagte und das sich nicht als ganz falsch erwies.

Zwei Tatsachen verdienen im Augenblick besondere Beachtung:

Erstens: das wirkliche Ziel des Krieges im Irak war die Stationierung einer permanenten amerikanischen Garnison, die von einem lokalen Quislingregime unterstützt wird, um die direkte Kontrolle der weiten Ölfelder des Irak zu sichern und indirekt auch die Ölreserven der benachbarten Länder wie Saudi-Arabien, der Golfstaaten und des Kaspischen Beckens. Es gab keine „Massenzerstörungswaffen“, „keine Absetzung eines blutdürstigen Tyrannen“, „keine Verbreitung der Demokratie“, keine „Achse des Bösen“.

Zweitens: das Hauptergebnis des Krieges wird das Auseinanderfallen des Landes in drei sich feindlich gesinnte Komponenten sein: die sunnitischen Araber, die Schiiten und die Kurden. Ob dieses Auseinanderbrechen des irakischen Staates als „lose Föderation“ oder anders verschleiert wird, ist irrelevant. Wichtig ist, ob die Kontrolle über die Ölreserven bei der zentralen oder den lokalen Behörden liegt.

Es war klar, dass die Kurden sich mit nicht weniger zufrieden geben würden als mit einer de facto Unabhängigkeit, um ihre Einkünfte aus dem Öl für sich behalten zu können. Es war auch klar, dass dies tiefste Befürchtungen in der Türkei, dem Iran und Syrien wecken würde; denn in allen diesen Ländern gibt es eine unterdrückte kurdische Bevölkerung, die von der zukünftigen Errichtung eines großen, vereinigten Kurdistans träumt.

Es war auch klar, dass die irakische schiitische Region von religiösen Persönlichkeiten angeführt werden würde, von denen die meisten im Iran gelebt hatten und die das islamische Gesetz, die Scharia, einführen würden. Diese Kleriker, die nicht unbedingt Handlanger von Teheran sein müssen, werden aber sicher in diese Richtung tendieren. Sie werden natürlich versuchen, die großen Ölreserven ihrer Region für sich auszunutzen.

Man muss kein Prophet biblischen Ausmaßes sein, um voraus gesehen zu haben, dass die arabischen Sunniten mit dieser Niederlage nicht einverstanden sein werden. In solch einer „Föderation“ werden sie jede Macht und alle Öleinkommen verloren haben und von den Höhen ihrer Macht in einen Abgrund der Ohnmacht geworfen sein. Dies führt zu einem Aufstand, dem zehn neue Köpfe für jeden abgeschlagenen nachwachsen, weil er von einem unlösbaren Problem verursacht wird. Weder die kurdischen noch die schiitischen Führer sind von der Art, die um eines nie geliebten Iraks willen, mit dem sie sich auch nie identifizierten, einige ihrer langersehnten Vorteile preisgeben würden.

All dies hätte leicht vermieden werden können, wenn die einzige Supermacht der Welt nicht von einem drittrangigen Politiker geführt worden, wenn die Politik nicht von Neo-Konservativen gestaltet worden und von einer fanatischen Obsession geblendet gewesen wäre; wenn Tony Blair, der es hätte besser wissen müssen, nicht ein unverbesserlicher Opportunist gewesen wäre.

Millionen von anständigen, unschuldigen Irakis aller Gemeinschaften, wie meine neue Freundin Samira, werden den Preis zahlen müssen.

Quelle: Uri Avnery.de 15.10.05

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“Wenn ein Volk seit 3000 Jahren verfolgt und geächtet wird, dann muss dass wohl irgend einen Grund haben”.
Henry Kissinger
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