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Verheerende Auswirkung

 
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admin



Anmeldungsdatum: 22.07.2004
Beiträge: 2347

BeitragVerfasst am: Mo März 27, 2006 5:00 pm    Titel: Verheerende Auswirkung Antworten mit Zitat

Wer hätte das gedacht: Weltbank stellt fest, daß mit der Liberalisierung des Welthandels nicht automatisch die Armut verrringert wird. Von Wolfgang Pomrehn

Der freie Welthandel, so betet es die vereinheitlichte öffentliche Meinung dem Publikum täglich vor, ist der Königsweg zum Fortschritt und die Wunderwaffe im Kampf gegen die Armut. Eine Evaluierung der Weltbank-Politik hat in diesen Tagen das Bild etwas gerade gerückt: »Die 38 Milliarden US-Dollar, die die Weltbank seit 1987 in Programme zur Förderung des Handels gesteckt hat, halfen, die Märkte zu öffnen, aber waren nicht so effektiv wie erwartet, wenn es um Förderung der Exporte, des Wirtschaftswachstums und der Bekämpfung der Armut geht«, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Erklärung der Weltbank. Mit anderen Worten, die als Entwicklungshilfe kaschierten Kredite der internationalen Bank haben die Märkte der Empfänger für Importe aus den Industriestaaten geöffnet, aber nicht den erhofften Beitrag für die Ökonomien der Entwicklungsländer gebracht.

Verlorenes Jahrzehnt

Schon die nackten Kennzahlen der Weltwirtschaft sprechen gegen die These von den Wohltaten des Freihandels für die Armen: In den letzten 15 Jahren hat sich der Welthandel rasant entwickelt, aber von einem vergleichbar schnellem Rückgang der Armut kann nicht die Rede sein. 1990 wurden weltweit Waren im Wert von 3 500 Milliarden US-Dollar exportiert. Im Jahre 2000 betrugen die Exporte bereits 6 211 Milliarden US-Dollar. Das ist ein Zuwachs von 91,7 Prozent. Nach 2000 ist der Welthandel zwar kurzfristig etwas geschrumpft, ist aber dann um so stärker expandiert: Von rund 6 000 Milliarden US-Dollar im Jahre 2002 wuchs er binnen zwei Jahren auf 8 150 Milliarden US-Dollar im Jahre 2004. Gleichzeitig ist aber zum Beispiel die Zahl der Menschen, die von weniger als einem Dollar pro Tag leben müssen, von 1990 bis 2000 nur um 137 Millionen oder elf Prozent zurückgegangen. 1990 lebten 1,237 Milliarden unter der von den Vereinten Nationen definierten Grenze absoluter Armut, im Jahre 2000 waren es noch immer 1,1 Milliarden Personen. »Die menschliche Entwicklung schreitet zu langsam voran«, heißt es denn auch im »Human Development Report« der Vereinten Nationen, und weiter: »Für viele Länder waren die 1990er Jahre eine Dekade der Verzweiflung. 54 Länder sind heute ärmer als 1990, in 21 von ihnen hungern heute mehr Menschen.« Der Bericht stammt aus dem Jahre 2003, und der Fairneß halber muß man anmerken, daß das ganz außerordentlich hohe Wirtschaftswachstum in der großen Mehrheit der Entwicklungsländer in den letzten beiden Jahren die Lage zwischenzeitlich wieder etwas entspannt haben könnte. Zahlen darüber liegen allerdings noch nicht vor.

Auch in der Hochkonjunktur der letzten Jahre bildete jener Kontinent, der in den 1990er Jahre am schlimmsten gebeutelt wurde, das Schlußlicht: Afrika. Die Länder südlich der Sahara hatten, während rundum die Ökonomien der Entwicklungsländer brummte, die niedrigsten Wachstumsraten. Nun liefert der Bericht der Weltbank-Evaluierer eine (Teil-) Erklärung: Während die Grenzen für Importe geöffnet, Zölle erheblich gesenkt und Einfuhrbeschränkungen abgebaut wurden, sind viele afrikanische Staaten immer noch vom Export einiger weniger Rohprodukte abhängig. Diversifikation hat nicht stattgefunden, Industrialisierung auch nicht. »Die Handelsinitiativen (der Weltbank) waren wenig erfolgreich bei der Schaffung eines dynamischen und nachhaltigen Exportwachstums.« Resultat: Die Länder blieben den Launen der Rohstoffmärkte ausgeliefert. Diese haben sich allerdings in den letzten Jahren zumeist sehr positiv entwickelt, so daß sich die Lage der afrikanischen Volkswirtschaften zu bessern beginnt. Ganz ohne das Zutun der Weltbank.

Weltbank warnt

Die Frage ist allerdings, wie weit eine alleinige Orientierung auf den Export, wie er auch in dem zitierten Bericht nicht hinterfragt wird, tragen kann. Besonders in Südostasien hat man Erde der 1990er Jahre schmerzhafte Erfahrungen mit dieser Politik gemacht, insbesondere dort, wo sich mit einer fast vollständigen Freigabe der Kapitalmärkte verbunden war. Bemerkenswert an dem Bericht ist daher zumindest, daß er ein stärkeres Eingreifen in die makroökonomischen Rahmenbedingungen fordert. Einmal mehr zeigt sich, daß bei der Weltbank eher die gemäßigt Neoliberalen angesiedelt sind. Bei der Schwesterorganisation Internationaler Währungsfonds hingegen redet man eher dem puren Laissez-faire das Wort. Doch zum Bündnispartner für Globalisierungskritiker sind die Weltbanker noch lange nicht geeignet: Zu den von ihnen geforderten Maßnahmen, die die Handelsliberalisierung begleiten sollen, gehört auch die Deregulierung der Arbeitsmärkte, also der Abbau von Kündigungsschutz und ähnlichem.

Bei der internationalen Umweltschutzorganisation Friends of the Earth (Freunde der Erde), fühlt man sich dennoch von der Einschätzung der Weltbankkredite bestätigt. »Diese Ergebnisse bestätigen unsere tägliche Erfahrungen«, meint Alberto Villarreal, der für die uruguayische Mitgliedsorganisation des Netzwerks arbeitet. »Die Öffnung der Märkte dient den großen Konzernen, hat aber zugleich verheerende Auswirkung für Millionen der Ärmsten.«

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