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Fusion auf der Kippe

 
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admin



Anmeldungsdatum: 22.07.2004
Beiträge: 2346

BeitragVerfasst am: Mo Okt 10, 2005 8:13 pm    Titel: Fusion auf der Kippe Antworten mit Zitat

Übernahme der Münchner Hypovereinsbank durch Unicredito wird durch Anteilseigner verschleppt. Widerstand vor allem in Polen und Österreich

Am gestrigen Montag hätte alles in Sack und Tüten sein sollen. Doch der Tausch von Anteilsscheinen der Münchner Hypovereinsbank (HVB) gegen solche des italienischen Bankhauses Unicredito (neuedings auch UniCredit genannt), war offenbar nicht in Schwung gekommen. Lediglich 17,5 Prozent aller HVB-Aktien waren bis Freitag zum Umtausch eingereicht worden. Folgerichtig mußte das Management der Mailänder Bank sein Umtauschangebot um weitere 14 Tage verlängern. Beobachter sehen darin eine herbe Schlappe für Unicredito und deren Vorstandschef, Alessandro Profumo. Das mit der Fusion verbundene Projekt einer ersten »europäischen Bank« steht offenbar auf der Kippe, ein endgültiges Scheitern wird nicht ausgeschlossen.

Dabei hatte alle so schön angefangen: Im Juni verkündeten Profumo und HVB-Chef Dieter Rampl den Zusammenschluß beider Unternehmen. Doch was als Fusion verkauft wurde, war die Übernahme des um vieles größeren Partners durch den kleineren. Unicredito wollte die zweitgrößte deutsche Bank schlucken. Im europäischen Rahmen sollte die neuntgrößte Bank mit 120000 Beschäftigten und einer Bilanzsumme von 734 Milliarden Euro entstehen.


Klein frißt groß

Es kommt beim Finanzkapital nicht sehr oft vor, daß ein kleines Konglomerat aus Provinzsparkassen und Regionalbanken sich durch Zukauf zu einen führenden europäischen Finanzkonzern machen will. Doch Unicredito hatte zwei deutliche Vorteile auf seiner Seite: eine profitable Erfolgsgeschichte des eigenen Hauses und die Unterstützung des HVB-Großaktionärs Münchner Rück. Der Finanzkonzern von der Isar und weltgrößte Rückversicherer hatte sich am Mittwoch demonstrativ zur Fusion bekannt. Die von der Rück gehaltenen 18,2 Prozent der HVB-Aktien würden umgetauscht, ließ der Finanzkonzern wissen. Auch die bayerische Staatsregierung bekundete, ihre gut drei Prozent tauschen zu wollen. Von der geforderten Mindestannahmequote (65 Prozent) war Unicredito dennoch bis Montag ziemlich weit entfernt.

Mancher Beobachter des Geschäftes hält die Münchner Rück für den eigentlichen Initiator des Verkaufs an die Italiener. Die HVB galt einig Zeit als eine Art Hausbank des Rückversicherers. Doch als sich der Münchner Schwesterkonzern aus Allianz und Rück Ende der 90er entschloß, nicht mehr die Deutschland AG, sondern angelsächsische Profitstreberei in den Mittelpunkt des Konzernhandelns zu stellen, erwies sich die Bankbeteiligung als Belastung für die Margen des Versicherungskonzerns. Während sich die frühere Rück-Partnerin Allianz die Dresdner Bank zulegte, kontrollierte der Rückversicherer zwar praktisch die HVB, aber offenbar nicht gut genug. Die HVB schrieb eklatante Verluste, vor allem im Rahmen ihrer Immobiliengeschäfte. Renditen wie bei anderen Großbanken in Europa schienen nicht in Sicht. Also kam das Angebot der Unicredito wohl gerade recht.

Die hatten es weniger auf die deutschen Filialen der HVB abgesehen. Interessant schienen der Unicredito-Spitze vor allem die Bank Austria und die polnischen HVB-Beteiligungen. Mit diesen Unternehmen könnte Unicredito eine entscheidende Rolle im Osteuropageschäft spielen. Doch gerade aus dieser Richtung kommt der größte Widerstand gegen die Fusion.


Wien mauert

Die selbstbewußten Österreicher haben kein sonderliches Interesse, Filiale einer italienischen Durchschnittsbank zu werden. Besonders fürchten sie eine Zerschlagung der Bank Austria Creditanstalt. Durch Klauseln aus dem Fusionsvertrag mit der HVB ist die Bank Austria allerdings recht gut gegen eine willkürliche Zerschlagung gesichert. Deshalb verlangt man in Wien einen neuen Autonomievertrag auch mit der Unicredito.

In Polen würde für Unicredito durch die Fusion die größte Bank Osteuropas entstehen. Doch stehen kartellrechtliche Erwägungen einem zügigen Fusionsprozeß im Wege. HVB- und Unicredito-Töchter würden dort zusammen auf einen Marktanteil von mehr als 25 Prozent kommen.

Dauerhafter Widerstand gegen die Fusion kommt auch vom füheren Vorstandsvorsitzenden und jetzigem Aufsichtsratschef der HVB, Albrecht Schmidt. Der machte bislang keinen Hehl daraus, daß sein Nachfolger als Konzernchef, Rampl, mit der Fusion keinen guten Job gemacht habe. Für die HVB hätte man mehr herausholen können, so Schmidts Ansicht, wie sie in Presseberichten kolportiert wurde.

All das deutet nicht unbedingt darauf hin, daß die große Fusion bald erfolgreich abgeschlossen werden kann. Jetzt hat der als Wirtschaftsstar in Italien gefeierte Unicredito-Boß Profumo nochmals zwei Wochen Zeit, den Umtausch der HVB-Aktien voranzubringen. Dies dürfte schwierig werden, da er an dem bestehenden Fusionsvertrag nichts mehr ändern kann.
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