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Putins neuester Coup

 
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admin



Anmeldungsdatum: 22.07.2004
Beiträge: 2347

BeitragVerfasst am: Fr Sep 30, 2005 4:43 pm    Titel: Putins neuester Coup Antworten mit Zitat

Gasprom schluckt Sibneft: Mit Zuckerbrot und Peitsche vergrößert Rußlands Präsident den staatlichen Ölsektor. Oligarchen werden eingeknastet oder ausbezahlt

Auf den internationalen Energiemärkten ist Gasprom eine Macht. Der staatlich kontrollierte russische Konzern ist nicht nur die Nummer eins der Gasbranche. Mit der am Mittwoch bekanntgewordenen Übernahme von Sibneft spielt Gasprom zukünftig auch bei der Erdölförderung eine starke Rolle. Gleichzeitig stärkt dieser Kauf den staatlichen Einfluß auf dem russischen Energiemarkt.

Die Rückeroberung der Staatshoheit über die strategisch entscheidenden Ölressourcen, läßt sich Moskau etwas kosten. So zahlt Gasprom dem Vernehmen nach knapp elf Milliarden Euro für die Mehrheit am viertgrößten Erdölförderer Rußlands. Das ist eine erkleckliche Summe für eine der kruden Figuren unter den russischen Neureichen, den Oligarchen Roman Abramowitsch. Der Typ hatte sich in den wüsten Jelzin-Zeiten mit nichts als Trickserei, Kaltschnäuzigkeit und der Tatsache, an der richtigen Stelle gewesen zu sein, saftige Teile des füheren sowjetischen Staatseigentums angeeignet. Jetzt verkauft er sie wieder.


Abramowitsch geht

Abramowitsch, der sich auch einen Gouverneursposten in Rußlands Provinz zugelegt hatte, ist jetzt also noch ein wenig reicher. Auf 15 bis 20 Milliarden US-Dollar Privatvermögen wird der Mann mit den drei 100-Meter-Jachten geschätzt. Vor allem ist er flüssig, und dieser Schreck ist dem geldgeilen europäischen Profifußball durchaus zu gönnen. Denn der Russe, Besitzer des Londoner Fußballvereins Chelsea, ist berüchtigt dafür, Unsummen für Spieler zu zahlen, die er unbedingt in seiner Truppe haben will. Das treibt die Inflation für Rasenkomiker nachhaltig an.

Auf jedem Fall ist Abramowitsch nun weitestgehend aus der russischen Schußlinie. Zwar galt er als unpolitisch und loyal gegenüber dem Kreml, aber es soll in den vergangenen Wochen auch Gerüchte gegeben haben, daß man sich von Amts wegen für seine Geschäfte interessiere. Mit Blick auf das Schicksal seines Kollegen Michail Chodorkowski, der vor ihm als reichster Russe galt, wird der Ex-Sibnefteigner nicht traurig sein, keine großen Geschäfte mehr in seiner Heimat laufen zu haben. Denn ihm ein bißchen Steuerhinterziehung in Milliardenhöhe nachzuweisen, dürfte kein Problem sein. Dazu bedarf es lediglich eines etwas genaueren Blicks auf die gesetzlosen 90er Jahre und die Art, wie Abramowitsch zu seinem Vermögen kam. Also entschied sich der Oligarch, wenn auch vielleicht nicht ganz freiwillig, für das Zuckerbrot des Präsidenten.


Abgestraft

Chodorkowski, der sich direkt mit Wladimir Putin angelegt hatte, bekam die Peitsche zu spüren. Auch wenn seine Haftstrafe jüngst ein wenig abgemildert wurde – ein paar Jahre russisches Arbeitslager sind nichts, was man jemanden wünschen kann.

Blickt man heute auf Rußland, fällt auf, daß das rohstoffreiche Land zunehmend von diesem Reichtum profitiert. Vor allem, seit die Preise für Öl und Gas auf dem Weltmarkt in schwindelerregende Höhen gestiegen sind. Kein Vergleich mit der Jelzin-Ära, als Oligarchen wie Abramowitsch und diverse Mafiabanden die enormen Ressourcen das Riesenlandes ausplünderten. Putins Regierung »investiert« auch in die Gesellschaft. Für dieses Jahr rechnet man in Moskau mit einem Handelsbilanzüberschuß von mehr als 80 Milliarden US-Dollar. Die Einkünfte des Bevölkerung sind Moskauer Angaben zufolge in diesem Jahr um zehn Prozent gestiegen. Putin kündigte Reformen in der Bildung und im Gesundheitswesen an. Die Löhne von Lehrern, Ärzten und Wissenschaftlern sollen in den kommenden Wochen nochmals spürbar steigen. Auch die Militärreform scheint voranzukommen.

Dies wäre ohne mehr Staat in Rußland nicht möglich gewesen. Deshalb ordnet Putin auch den Energiesektor des Landes mit harter Hand. Und er scheut sich auch nicht, das einzugestehen. So meldete Moscow News am Donnerstag, daß der Vizepräsident des staatlichen Ölriesen Rosneft mit dem Orden für Verdienste um das Mutterland zweiter Klasse ausgezeichnet werden soll. Die Verleihung dieses Ordens erfolgt durch den Staatspräsidenten für Verdienste um den Staat und seine Wirtschaft, sowie die Völkerverständigung.

Nikolai Borissenko, so heißt der solchermaßen Geehrte, war jene Figur, die zum Jahreswechsel 2004/2005 als Bieter für Juganskneftegas auftrat und den Zuschlag erhielt. Die staatliche Auktion zum Verkauf des wichtigsten Betriebes aus dem Chodorkowski-Imperium war von einer obskuren Baikal-Finanzgruppe gewonnen worden. Später stellte sich heraus, daß Rosneft dahintergesteckt hatte. Den Orden erhalten übrigens auch zwei Richter des Chodorkowski-Prozesses. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.


Wachstumskurs

Gasprom allerdings muß wohl in den kommenden Monaten noch Hausaufgaben machen und den Neueinkauf in den Konzern integrieren. Konzernchef Alex Miller gilt als neoliberaler Manager, der das Unternehmen zu einer der Branchengrößen im Weltmaßstab machen will. Mit mehr als 30 Milliarden US-Dollar Jahresumsatz ist er auf dem besten Wege, vielleicht bald in derselben Liga wie BP oder Shell zu spielen. Fraglich ist allerdings, wie lange das Konzerngebilde staatlich kontrolliert bleibt. In der Nach-Putin-Ära kann alles möglich passieren. Auch eine erneute Privatisierung des Konzerns. Für den deutschen Quasimonopolisten E.on Ruhrgas dürfte das kein Problem sein. Die Düsseldorfer Gaspreisexperten sind bereits mit gut sechs Prozent an Gasprom beteiligt.
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