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Vor dem nächsten Boom ?

 
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admin



Anmeldungsdatum: 22.07.2004
Beiträge: 2347

BeitragVerfasst am: Do Aug 18, 2005 7:55 am    Titel: Vor dem nächsten Boom ? Antworten mit Zitat

An Asiens Börsen weht ein kräftiger Aufwind, doch nach wir vor fehlt es an Vorkehrungen, sollte der Boom wieder in Hysterie umschlagen

Asien ist wieder »in«. Besser gesagt: asiatische Aktien. Sieben Jahre nach einer schweren, durch dramatische Fluktuationen an den Börsen und Währungsmärkten ausgelösten Krise, kehren die großen Aktienfonds und privaten Glücksritter an die Aktienmärkte der asiatischen Schwellenländer zurück. Rund 20 Milliarden US-Dollar haben europäische und nordamerikanische Anleger seit Jahresbeginn zwischen Mumbai (Bombay) und Seoul in Wertpapiere gesteckt. Das ist soviel wie seit mindestens fünf Jahren nicht. Dieser neue Trend hat durch die Aufwertung des chinesischen Renminbi (»Volksgeld«, die Währungseinheit heißt Yuan) am 21. Juli zusätzliche Nahrung bekommen. Die Regierung in Peking hatte nach jahrelangen Diskussionen und zuletzt stetig steigendem Druck aus den USA und einigen EU-Ländern ihre Währung gegenüber dem US-Dollar um etwas über zwei Prozent aufgewertet und zugleich die alleinige Anbindung an den US-Dollar aufgehoben. Künftig wird der Kurs des Yuan relativ zu einem Währungskorb fixiert, in dem sich auch der Euro, der japanische Yen, der südkoreanische Won, einige weitere Währungen aus der Region sowie das britische Pfund und der russische Rubel befinden. Ein US-Dollar kostet nun etwa 8,11 Yuan, zuvor waren es 8,27 Yuan.


Begehrte Aktien

Rund 1,5 Milliarden US-Dollar haben Fondsgesellschaften aus Europa und Nordamerika daraufhin in den letzten drei Wochen auf den asiatischen Aktienmärkten – Japan nicht mitgerechnet – angelegt. In der ersten Augustwoche flossen zum Beispiel allein 519 Millionen US-Dollar in taiwanesische Wertpapiere. Auch Indonesien, das 1997 und 1998 besonders hart von der Asienkrise getroffen wurde und am längsten zur Erholung brauchte, verzeichnete in der gleichen Woche einen Zufluß von 244 Millionen US-Dollar. Bei den Fonds handelt es sich um Gesellschaften, die das Geld von privaten Sparern einsammeln und in diverse Anlageformen – unter anderem Aktien, andere Wertpapiere und Immobilien – stecken. Meistens sind sie auf eine Region, eine bestimmte Ländergruppe oder Branche spezialisiert.

Die verstärkte Nachfrage nach asiatischen Aktien deutet darauf hin, daß sich die Anleger Vorteile für die dortigen Unternehmen gegenüber den chinesischen Konkurrenten erhoffen. Taiwan und Thailand konkurrieren mit China auf den Elektronikmärkten. Eine Aufwertung des Yuan gegenüber dem thailändischen Baht oder dem Taiwan-Dollar gibt den dortigen Exporteuren einen kleinen Vorteil. Indonesien hingegen konkurriert mit China bei den Textilien. Außerdem exportiert es im großen Umfang Holz, Palmöl und andere Rohstoffe in das Land der Mitte. Da aber ein aufgewerteter, das heißt stärkerer Yuan mehr Kaufkraft für China im Ausland bedeutet, kann man in Indonesien auf noch mehr Exporte in den Norden hoffen.

Allerdings erklären die Erwartungen der Konkurrenten Chinas nur einen Teil des derzeitigen Kursanstiegs. Auch in Indien klettern die Notierungen der Aktien beharrlich in die Höhe, aber indische Unternehmen befinden sich kaum in einem direkten Konkurrenzverhältnis zu chinesischen. Offensichtlich drückt das Interesse europäischer und nordamerikanischer Anleger auch die Erwartung aus, daß die anderen asiatischen Währungen dem Beispiel des Yuans folgen werden. Das würde Aktien und Anleihen in der Region selbst dann attraktiv machen, wenn sich deren Wert nicht weiter steigern sollte. Eine Wechselkursänderung könnte quasi über Nacht aus einem Euro 1,20 Euro machen. Hinzu kommt, daß viele Beobachter die Aktien in den asiatischen Schwellenländern für deutlich unterbewertet halten. Manches deutet also darauf hin, daß der Trend sich in der nächsten Zeit zu einem regelrechten neuen regionalen Aktienboom ausweiten kann.


Nach Boom folgt der Crash

Die Frage ist jedoch, welche Folgen ein erneuter Aktienboom für die Volkswirtschaften haben wird. Zunächst hat dieser für die Entwicklung der betroffenen Länder durchaus positive Aspekte, wenn man einmal von den grundsätzlichen Problemen mit dem Raubbau an Natur und menschlicher Umwelt absieht, die dem Kapitalismus innewohnen. Derzeit erlebt zum Beispiel Südostasien mit der auf den Palmölplantagen betriebenen Brandrodung (jW berichtete) ein besonders trauriges Beispiel hierfür. Ansonsten wirkt der Kapitalzufluß aber belebend und fördert die Entwicklung – vor allem der größeren Firmen. Die Ausgabe von Aktien hat für die Unternehmen unter anderem den Vorteil, daß sie für das neue Kapital keine Zinsen bezahlen müssen.

Zum Problem wird der Aktienboom, wenn er zu rasant verläuft. Dann kann es geschehen, daß aufgrund hoher Profiterwartungen an den Börsen, Kapital sogar aus produktiven Anlagen abgezogen wird, weil die Führung eines Unternehmens weniger lohnend erscheint als das Spekulieren an der Börse. Außerdem ist Aktienkapital sehr beweglich und kann im Falle einer Panik in Zeiten liberalisierter Finanzmärkte schnell das Land verlassen. Eine derartige Entwicklung hatte 1997/98 in Ost- und Südostasien Dutzende Millionen Menschen in bitteres Elend gestürzt. Die Globalisierungskritiker von ATTAC und andere nahmen dies zum Anlaß, eine stärkere Regulierung der Finanzmärkte und eine Behinderung spekulativer Kapitalflüsse mittels einer Kapitaltransfersteuer zu fordern. Geschehen ist bisher nichts.
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