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Heuchelei des Westens

 
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admin



Anmeldungsdatum: 22.07.2004
Beiträge: 2347

BeitragVerfasst am: So Apr 08, 2012 10:19 pm    Titel: Heuchelei des Westens Antworten mit Zitat

Der Schriftsteller Günter Grass hat in der Süddeutschen Zeitung vom Mittwoch unter dem Titel »Was gesagt werden muß« geschrieben:

Warum schweige ich, verschweige zu lange, / was offensichtlich ist und in Planspielen / geübt wurde, an deren Ende als Überlebende / wir allenfalls Fußnoten sind. // Es ist das behauptete Recht auf den Erstschlag, / der das von einem Maulhelden unterjochte / und zum organisierten Jubel gelenkte / iranische Volk auslöschen könnte, / weil in dessen Machtbereich der Bau / einer Atombombe vermutet wird. // Doch warum untersage ich mir, / jenes andere Land beim Namen zu nennen, / in dem seit Jahren – wenn auch geheimgehalten – / ein wachsend nukleares Potential verfügbar / aber außer Kontrolle, weil keiner Prüfung / zugänglich ist? // Das allgemeine Verschweigen dieses Tatbestandes, / dem sich mein Schweigen untergeordnet hat, / empfinde ich als belastende Lüge / und Zwang, der Strafe in Aussicht stellt, / sobald er mißachtet wird; / das Verdikt »Antisemitismus« ist geläufig. // Jetzt aber, weil aus meinem Land, / das von ureigenen Verbrechen, / die ohne Vergleich sind, / Mal um Mal eingeholt und zur Rede gestellt wird, / wiederum und rein geschäftsmäßig, wenn auch / mit flinker Lippe als Wiedergutmachung deklariert, / ein weiteres U-Boot nach Israel / geliefert werden soll, dessen Spezialität / darin besteht, allesvernichtende Sprengköpfe / dorthin lenken zu können, wo die Existenz / einer einzigen Atombombe unbewiesen ist, / doch als Befürchtung von Beweiskraft sein will, / sage ich, was gesagt werden muß. // Warum aber schwieg ich bislang? / Weil ich meinte, meine Herkunft, / die von nie zu tilgendem Makel behaftet ist, / verbiete, diese Tatsache als ausgesprochene Wahrheit / dem Land Israel, dem ich verbunden bin / und bleiben will, zuzumuten. // Warum sage ich jetzt erst, / gealtert und mit letzter Tinte: / Die Atommacht Israel gefährdet / den ohnehin brüchigen Weltfrieden? / Weil gesagt werden muß, / was schon morgen zu spät sein könnte; / auch weil wir – als Deutsche belastet genug – / Zulieferer eines Verbrechens werden könnten, / das voraussehbar ist, weshalb unsere Mitschuld / durch keine der üblichen Ausreden / zu tilgen wäre. // Und zugegeben: ich schweige nicht mehr, / weil ich der Heuchelei des Westens / überdrüssig bin; zudem ist zu hoffen, / es mögen sich viele vom Schweigen befreien, / den Verursacher der erkennbaren Gefahr / zum Verzicht auf Gewalt auffordern und / gleichfalls darauf bestehen, / daß eine unbehinderte und permanente Kontrolle / des israelischen atomaren Potentials / und der iranischen Atomanlagen / durch eine internationale Instanz / von den Regierungen beider Länder zugelassen wird. // Nur so ist allen, den Israelis und Palästinensern, / mehr noch, allen Menschen, die in dieser / vom Wahn okkupierten Region / dicht bei dicht verfeindet leben / und letztlich auch uns zu helfen.

Der Publizist Henryk M. Broder konterte dazu in der Springer-Zeitung Die Welt am Mittwoch unter der Schlagzeile »Nicht ganz dicht, aber ein Dichter«:

(…) Grass hat schon immer zu Größenwahn geneigt, nun aber ist er vollkommen durchgeknallt. (…) Grass hatte schon immer ein Problem mit Juden, aber so deutlich wie in diesem »Gedicht« hat er es noch nie artikuliert. (…) Grass ist der Prototyp des gebildeten Antisemiten, der es mit den Juden gut meint. Von Schuld- und Schamgefühlen verfolgt und zugleich von dem Wunsch getrieben, Geschichte zu verrechnen, tritt er nun an, den »Verursacher der erkennbaren Gefahr« zu entwaffnen. (…)
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hbss



Anmeldungsdatum: 21.10.2004
Beiträge: 1315

BeitragVerfasst am: Do Feb 14, 2013 7:02 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:

Warum schweige ich, verschweige zu lange, / was offensichtlich ist und in Planspielen / geübt wurde,


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