www.meidling-forum.at Foren-Übersicht www.meidling-forum.at

 
 FAQFAQ   SuchenSuchen   MitgliederlisteMitgliederliste   BenutzergruppenBenutzergruppen   RegistrierenRegistrieren 
 ProfilProfil   Einloggen, um private Nachrichten zu lesenEinloggen, um private Nachrichten zu lesen   LoginLogin 

Iran gewinnt, Amerika verliert

 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen    www.meidling-forum.at Foren-Übersicht -> KOMMENTARE, FEUILLETONS
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
admin



Anmeldungsdatum: 22.07.2004
Beiträge: 2346

BeitragVerfasst am: Mi März 09, 2011 10:28 am    Titel: Iran gewinnt, Amerika verliert Antworten mit Zitat

Aus einer geopolitischen Betrachtung gesehen, sind die Ereignisse auf der arabischen Halbinsel viel wichtiger, als was in Libyen gerade passiert. Der Fokus der Weltöffentlichkeit ist jetzt auf Libyen gerichtet, aber der Ausgang der Demonstrationen in den Ländern am Persischen Golf ist eigentlich entscheidend. Die Unzufriedenheit in Bahrain, Saudi Arabien, Oman, Jemen und auch neu in Kuwait, darf nicht ausser Acht gelassen werden und was dort passiert ist massgebend für die Region und für die Welt. Die grosse Frage lautet, wird Washington dadurch seinen Einfluss dort verlieren und der Iran seinen erweitern?

Seit dem Fall des Osmanischen Reich, hat der Westen versucht den Einfluss des Iran auf die Golfregion einzudämmen. Zuerst Gross- britannien und dann die Vereinigten Staaten, die kontinuierlich die Länder auf der arabischen Halbinsel beeinflusst und deren Machthaber am Ruder gehalten haben. Es ging nicht nur um die wichtigen Ölressourcen, sondern auch um eine vermeintliche Dominanz des Iran zu verhindern. Das gipfelte in der Entfernung der demokratisch gewählten iranischen Mossadeq-Regierung und Einsatz des prowestlichen Diktators Schah Mohammad Reza Pahlavi, ein Umsturz bekannt unter dem Namen „Operation Ajax“ der CIA.

Es war immer schon die Politik der Westmächte, die Region aufzuspalten und gegeneinander aufzuhetzen. Deshalb wurde auch die Marionette des Westens, Saddam Hussein, dazu animiert, einen Krieg gegen den Iran anzuzetteln. Es ging darum, den Iran mit einem Krieg zu schwächen. Sie lieferten dem Irak alle erdenkliche Unterstützung, mit Waffen, Logistik und Beratung, um den Krieg der acht Jahre andauernde zu führen, der Millionen von Opfern auf beiden Seiten kostete.

Als Saddam nicht mehr mitspielen wollte und der Irak selber geschwächt war, haben sie ihn zum bösen Diktator umgemünzt, ihn als grosse Gefahr für die Nachbarländer hingestellt und den Irak mit der Lüge der Massenvernichtungswaffen angegriffen und besetzt. Geleichzeitig gelang es den Amerikanern, ihre Militärbasen auf der arabischen Halbinsel massiv auszubauen. So konnten sie ihre Präsenz in der Region begründen und die Scheichs haben ihnen alle Türen geöffnet und das US-Militär in ihre Länder reingelassen. Es ging dabei aber immer nur um den Iran.

Trotz der Hochrüstung der Staaten am Golf durch die USA, sind diese Länder schwach und in der Bevölkerung rumort es. Die absolute Herrschaft eines königlichen Despoten nach dem anderen wird dort in Frage gestellt und damit auch die Präsenz des US-Militär.

Die Iraker selber wollen sie endlich loswerden und deshalb hat Washington quasi einen Rückzug per Ende 2011 angekündigt. Das Vakuum könnte der Iran füllen, der jetzt schon sehr viel Einfluss auf die irakische Politik hat. Die Iraker haben erkannt, von Amerika „demokratisiert“ zu werden bringt nur Unheil, Tod und Zerstörung. Viele wünschen sich die Zeit von Saddam Hussein zurück, da funktionierte wenigstens die Infrastruktur und die Sicherheit war gewährleistet. Das totale Chaos kam erst mit der „Befreiung“ durch Washington.

Wer Amerika als Freund hat, hat den schlimmsten Feind im Haus, wissen mittlerweile alle Araber und nicht nur die.

Die Menschen in den arabischen Ländern haben realisiert, die USA hat nur eigene egoistische Interessen und will keine wirkliche Demokratie. Sie haben erlebt, wie Washington die brutalen Diktatoren seit Jahrzehnten gegen ihren Willen an der Macht halten, wie diese Königsfamilien das ganze Vermögen der Länder nur für sich nutzen, wie die Einnahmen aus dem Öl verprasst werden und wie diese Parasiten wie Maden im Speck leben, während sie unterdrückt und in Armut gehalten werden. Diese verfehlte Aussenpolitik Amerikas rächt sich jetzt. Die Machtbalance in der Region dreht sich gegen Washington, zum Vorteil des Iran.

Der Iran muss gar nicht gross etwas dabei tun, sondern nur zuschauen, wie die Bevölkerung in den arabischen Ländern ihren aufgestauten Frust und ihre Wut zum Ausdruck bringen und einen Wandel verlangen. Sogar unter dem restriktivsten aller Regime in Saudi Arabien kocht es. Das Herrscherhaus versucht mit drakonischen Massnahmen, wie mit einem totalen Demonstrationsverbot und massiven Polizei- und Militär- aufmarsch, jedes Aufbegehren im Keim zu ersticken. Am kommenden Freitag den 11. März ist dort ein landesweiter „Tag des Zorns“ geplant, der mit aller Macht verhindert werden soll.

Auch die Bestechungsversuche mit Geld und anderen Massnahmen von “Brot und Spiele” funktioniert nicht mehr, denn die Protestwelle hat Kuwait erfasst. Jugendgruppen verlangen Mitsprache und demokratische Freiheiten. Nach dem Vorbild der Aufstände in Tunesien und Ägypten fordern sie die Absetzung des Ministerpräsidenten und mehr politische Freiheiten. Die jungen Kuwaiter sind trotzt Demonstrationsverbot auf die Strasse gegangen. Im einer der engsten Verbündeten Washingtons gibt es nicht mal die Möglichkeit Parteien zu gründen und das Parlament ist eine Farce. Die selbe Herrscherfamilie regiert schon seit 250 Jahren.

Bemerkenswert ist, beim ersten Golfkrieg den Vater Bush inszenierte und dadurch begann, in dem er Saddam in eine Falle gelockt hat, liessen sich junge Amerikaner töten, um dieses kuwaitische Regime wieder an die Macht zu bringen.

Aber der Testfall ist Bahrain. Dort wird die Bevölkerungsmehrheit der Schiiten massiv unterdrückt und nur die sunnitische Oberschicht geniesst alle Privilegien. Historisch gesehen gehört der Inselstaat aber zum Iran. Die Briten haben nach dem II. WK eine prowestliche Marionette daraus gemacht, die selbstverständlich nur ihren strategischen Interessen dient.

Mittlerweile haben die Amerikaner dort übernommen und es ist der Heimathafen der 5. Flotte der US Navy, dessen Hauptzweck ist, den Iran in Schach zu halten. Bahrain hat keine Ölquellen, sondern lebt hauptsächlich von den Einnahmen als Finanzzentrum. Faktisch ist es ein Teil von Saudi Arabien und das Haus von Saud betrachtet es so.

Ein Sturz der Regierung von Bahrain, durch die unterdrückte schiitische Mehrheit, würde die schiitische Minderheit in Saudi Arabien stärken. Ausserdem würde es die militärische Präsenz der USA in der Region schwächen. Der Hass auf die Despoten würde sich automatisch auf die Amerikaner im Land übertragen, denn nur sie sind es, welche die Unterdrückung toleriert, ermöglicht und gutgeheissen haben. Ein erzwungener Rückzug aus der Region wäre ein mögliches Resultat. Der Iran würde davon profitieren und als lachender Dritter herauskommen.

Die Iraner lachen jetzt schon und gewinnen, denn der steigende Ölpreis durch die Aufstände in den arabischen Ländern spühlt ihnen als einer der grössten Öl- und Gasproduzenten der Welt mehr Geld in die Kassen. Auf der anderen Seite ziehen die hohen Benzinpreise den amerikanischen Bürgern mehr Geld aus der Tasche, es bleibt weniger für den Konsum übrig, die Wirtschaft stagniert und das Handelsdefizit steigt noch mehr.

Sollten die Saudis in Bahrain mit eigenen Militär intervenieren, um einen Machtwechsel zu verhindern, dann würde es die Position des Iran noch mehr stärken. Sie hätten das perfekte Argument um zu zeigen, wer wirklich demokratische Bestrebungen verhindert und würden noch mehr Sympathie in der arabischen Welt gewinnen. Egal wie, die Amerikaner verlieren so oder so.

Sie sind in einem Dilemma. Wenn sie den Machthabern dabei helfen, den Demokratisierungsprozess niederzuschlagen, verlieren sie. Wenn sie ihn zulassen, verlieren sie auch. Denn egal wer dann regiert, die Menschen werden nicht vergessen, wem sie die bisherigen Freiheitsein- schränkungen durch ihre Despoten zu verdanken haben.

Was in Bahrain passiert ist der Schlüssel zu allen weiteren Ereignissen und hat weitreichende Auswirkungen, könnte sogar zum Fall des saudischen Regimes führen, das Kernland auf der arabischen Halbinsel. Das würde die Situation in der Region dramatisch verändern und den Iran als Sieger dastehen lassen.

Aber Washington hat sich diese mögliche Niederlage selber zuzuschreiben. Man kann nicht jahrzehntelang brutale Diktaturen, die ihre Bevölkerung unterdrücken, an der Macht halten, ohne irgendwann die negativen Konsequenzen daraus zu kassieren.

Die Türkei hat sich bereits schon länger kritisch gegenüber der verfehlten Politik Washingtons in der Region geäussert, hat seine eigene Stärke erkannt und sieht kein Problem mit dem Nachbarn Iran zusammenzuarbeiten. Das strategisch wichtige Ägypten mit ihrem besten Freund Hossni Mubarak ist ihnen abhandengekommen, Ben Ali aus Tunesien auch, in Marokko und Algerien gärt es, in Libyen findet gerade ein blutige Revolution statt, der Thron in Jordanien wackelt und die ganze arabische Halbinsel ist in Aufruhr.

Mit dieser realistischen Betrachtung der Situation, ist es sehr verwunderlich wie jemand behaupten kann, die Amerikaner haben diese Umwälzung in der arabischen Welt gewollt oder stecken sogar dahinter. Logisch ist wohl eher, sie wollen alles andere, als ihre mit Billionen an Dollar und in Jahrzehnten aufgebaute „Stabilität“ gefährden, sind durch die Ereignisse völlig überrascht und müssen mit Schrecken feststellen, ausgerechnet der Iran könnte davon profitieren. Jetzt brennt es an allen Ecken und sie müssen zuschauen, wie ihr strategisches Kartenhaus im Nahen Osten zusammenbricht. Egal was sie jetzt machen, es ist falsch.

Um die Priorität Washingtons zu deuten muss man nur schauen, wo die Flugzeugträger im Augenblick stationiert sind. Die Enterprise ist im Roten Meer, die Carl Vinson im Arabischen Meer, die anderen im Pazifik oder in ihrem Heimathafen. Es gibt keinen Flugzeugträger im Mittelmeer. Das heisst, zwei sind um die arabische Halbinsel platziert, dort scheint es wichtig zu sein. Vor Kreta liegt nur der Hubschrauberträger Kearsarge. Mit dem alleine kann man keinen Angriff auf Libyen machen und eine Flugverbotszone sowieso nicht.

US-Verteidigungsminister Robert Gates hat gerade geäussert, wer eine Flugverbotszone über Libyen will, dem muss klar sein, das bedeutet ein neuer Krieg. Und er sagte weiter, wer dem Präsidenten noch einen Krieg empfiehlt, der muss seinen Kopf untersuchen lassen. Das heisst, die Amerikaner sind kriegsmüde, völlig pleite und tanzen schon auf zu vielen Hochzeiten, sprich führen zu viele Kriege und müssen Drohkulissen in alle Richtungen aufrecht erhalten, sind damit völlig überfordert.

Ein gesamtes Verteidigungs- und Kriegsbudget von realistisch 1,2 Billionen Dollar, ja, 1'200 Milliarden pro Jahr, ist nicht mehr finanzierbar. So viel kostet diese Militärmaschinerie. Von jedem Dollar den sie ausgeben, müssen sie 40 Cents sich borgen. Die Chinesen machen das nicht mehr länger mit. Washington hat für den Monat Februar ein Defizit von 223 Milliarden Dollar eingefahren, das grösste in der Geschichte. Ich wiederhole, ein 223 Milliarden Defizit nur in einem Monat, das fast so hoch ist wie die gesamten Steuereinahmen der BRD in einem Jahr!!!

Die USA sind so was von bankrott, nicht nur finanziell, sondern auch moralisch, es übersteigt jede Vorstellungskraft.

Das kommt davon wenn man meint, eine Weltherrschaft aufbauen zu müssen, überall präsent zu sein und sich in allem einzumischen. Der Grössenwahn hat zur Selbstzerstörung geführt. Diese schmerzhafte Lektion haben schon ganz andere Imperien erlebt, die alle früher oder später verschwunden sind.

Heute wie damals, gibt es die Annahme, weil das amerikanische Imperium beeindruckend und allmächtig erscheint, kann es alle „Feinde“ nur mit militärischer Stärke besiegen und alle Völker seinen Willen aufdrücken, ausbeuten und beherrschen. Nur ihre arrogante, überhebliche und egoistische Denkensart ist die richtige, ist gut und gerechtfertigt, ausserdem siegen sie immer. Die Römer haben gleich gedacht, denn die letzten Münzen die geprägt wurden hatten den Spruch darauf „Roma Invicta“, Rom ist unbezwingbar, nur dann war Schluss.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen    www.meidling-forum.at Foren-Übersicht -> KOMMENTARE, FEUILLETONS Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
Seite 1 von 1

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.


Powered by phpBB © 2001, 2005 phpBB Group