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Tatort Börse

 
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admin



Anmeldungsdatum: 22.07.2004
Beiträge: 2347

BeitragVerfasst am: Do Nov 11, 2010 3:25 pm    Titel: Tatort Börse Antworten mit Zitat

Über Jahre hat sich eine Clique von Finanzjongleuren mit windigen Geschäften gegenseitig Millionen zugeschachert. Nun ist das System aufgeflogen. Der Vorwurf: Kursmanipulation bei Aktien. Die Beteiligten: Unternehmer, Journalisten, Aktienhändler, Aktionärsschützer.

Die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger steht im Verdacht der Kursmanipulation

Es ist zehn Uhr morgens, als die Ermittler zuschlagen. Etwa 160 Polizisten, zwölf Staatsanwälte und sieben Beamte der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) stürmen am vergangenen Dienstag 48 Büros und Wohnungen unter anderem in München, Hamburg, Berlin und Kitzbühel, darunter die Räume der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) und der VEM Aktienbank. 31 Beschuldigte sollen die Aktienkurse von mindestens 20 Unternehmen manipuliert und so illegal viele Millionen Euro verdient haben. Bei drei Verdächtigen sind die Anschuldigungen so schwerwiegend, dass sie in Untersuchungshaft genommen wurden.

Die Razzia war der bislang größte Vorstoß gegen organisierte Kursmanipulation in Deutschland. Es geht um ein mutmaßlich kriminelles Netzwerk bei Börsengeschäften. Eine Bande von Männern, die sich untereinander mit Insiderinformationen versorgt haben sollen. Und mit künstlich herbeigeführten Kursbewegungen bei Aktiengesellschaften wie Wirecard, Nascacell, Thielert und Conergy jede Menge Geld kassiert haben sollen. Es geht ein Beben durch die Szene. Die Geschichte des Kartells scheint alle Zutaten zu haben, die ein ordentlicher Wirtschaftskrimi braucht: Manipulation, Doppelmoral, Rotlichtmilieu. Mittendrin Unternehmer, Aktienhändler, Finanzjournalisten, Herausgeber von Börsenbriefen - und Anlegerschützer. Ausgerechnet die Leute, die einst angetreten waren, um Anleger vor diesen kriminellen Machenschaften zu schützen.

Gezielte Veröffentlichungen

Schon seit zwei Jahren ermitteln die Behörden im Zusammenhang mit Kursmanipulation bei Aktien. Nun hatten sie offenbar genug beisammen, um im großen Stil losschlagen zu können. Die Untersuchungen werden lange andauern. Vor allem bei denen, die mit dem Pushen und Bashen von Nebenwerten zu tun haben, geht nun die Angst um. Denn es könnte nur der Auftakt eines großen Reinemachens sein.

Bei den drei Inhaftierten handelt es sich nach Informationen der "Financial Times Deutschland" um Markus Straub, den früheren Vorstand der SdK, Tobias Bosler, ebenfalls ehemaliger Funktionär der Schutzgemeinschaft und heutiger Vermögensverwalter, und den Verfasser eines Börsenbriefs. Von den Durchsuchungen sind auch etliche Journalisten betroffen. Sie sollen durch gezielte Veröffentlichungen die Aktienkurse herauf- oder heruntergeschrieben haben.

Das System ist einfach und effektiv. Es gibt zwei Wege, eine Kursmanipulation herbeizuführen und daran zu verdienen. Beim "Scalping" wird ein Kurs gezielt durch fingierte oder ausschließlich positive Nachrichten nach oben getrieben, um von diesen Kurssprüngen zu profitieren. Oder die Aktien werden durch gezielt negative Nachrichten zum Absturz gebracht, um auch davon mit entsprechenden Aktienoptionen zu profitieren. Funktioniert das Empfehlungskarussell, ist das Potenzial enorm. Selbst mit kleinen Aktiengesellschaften sind so Millionengewinne möglich. Solche Marktmanipulationen sind genauso wie Insiderhandel nur schwer nachweisbar, können aber mit bis zu fünf Jahren Gefängnis bestraft werden. In der aktuellen Affäre geht es offenbar um beide Arten der Manipulation.

"Das Management weiß, auf welchem Schatz es sitzt"

Ausgerechnet Straub und ein weiteres SdK-Mitglied spielen eine wichtige Rolle in einem besonders eindrucksvollen Beispiel - dem Fall Nascacell Technologies. Beide gaben dem kleinen Münchner Unternehmen 2000 Risikokapital. Einer übernahm zeitweise den Aufsichtsratsvorsitz. Ende 2006 wurde die auf kleine Biomoleküle spezialisierte Firma in den unregulierten Markt der Frankfurter Börse einbezogen - ohne offiziellen Prospekt. Auffällig war, dass rund um diesen Termin eine Reihe geradezu euphorischer Kaufempfehlungen erschienen. Ein bundesweites Anlegermagazin jubelte: "Das Management weiß, auf welchem Schatz es sitzt." Es sei nun "die einmalige Chance, zu Schnäppchenpreisen an die Aktien zu kommen". Ebenso trommelten die beiden Börsenbriefe "International Stock Picker" und "Small Cap Scout" aus Zürich.

Das Handelsvolumen war damals erstaunlich hoch, doch die meisten Aktionäre hatten wenig Freude an dem Wert. Als im November 2006 endlich doch noch der Wertpapierprospekt erschien, wurde klar, dass etliche relevante Informationen nicht in den Berichten über die Aktie standen. Der Aktienkurs stürzte von 8 Euro am Tag der Erstnotiz auf zuletzt weniger als 1 Cent. Die BaFin erstattete wegen des Verdachts auf Kursmanipulation Anzeige bei der Staatsanwaltschaft in München. Wer wie stark vom Börsengang profitierte, blieb bisher unklar. Die SdK selbst hat sich zu der Aktie nie öffentlich geäußert. Die Wohnungen des Mitarbeiters des Anlegermagazins und des Mitarbeiters der Börsenbriefe wurden vergangene Woche jedenfalls ebenfalls durchsucht.
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