www.meidling-forum.at Foren-Übersicht www.meidling-forum.at

 
 FAQFAQ   SuchenSuchen   MitgliederlisteMitgliederliste   BenutzergruppenBenutzergruppen   RegistrierenRegistrieren 
 ProfilProfil   Einloggen, um private Nachrichten zu lesenEinloggen, um private Nachrichten zu lesen   LoginLogin 

Finanzielle Kriegsführung

 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen    www.meidling-forum.at Foren-Übersicht -> WIRTSCHAFT - FINANZ
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
admin



Anmeldungsdatum: 22.07.2004
Beiträge: 2347

BeitragVerfasst am: Fr Apr 30, 2010 7:09 pm    Titel: Finanzielle Kriegsführung Antworten mit Zitat

Verdächtiges Timing der US-Rating-Agenturen

Trotz all seiner Mängel und Schwächen stellt der Euro für die Zentralbanken der Welt im Augenblick die einzige Alternative zum US-Dollar dar. Als der Euro vor zehn Jahren eingeführt wurde, bildete der Dollar 70 Prozent aller Währungsreserven der Zentralbanken. Dieser Wert ist beständig auf mittlerweile 60 Prozent gesunken, der Anteil des Euro hingegen auf fast 30 Prozent gestiegen; damit ist der Euro die einzige ernsthafte Konkurrenz zum Dollar als Weltwährung. Jetzt, wo die Verschuldung der USA alle Rekorde bricht und dem Dollar selbst eine Krise droht, wird – wie auf Bestellung – alle Aufmerksamkeit auf Griechenland und die vermeintliche Schwäche des Euro gerichtet. Die Rolle, die US-Kredit-Rating-Agenturen dabei spielen, ist mehr als verdächtig.

In meinem neuesten Buch Der Untergang des Dollar-Imperiums erkläre ich im Einzelnen, wie nach dem Zweiten Weltkrieg die Wall Street und das US-Finanzministerium das Räderwerk zur Dominanz des Weltfinanzsystems aufgebaut haben und wie es funktioniert.

Nur wenigen – nicht einmal hohen Regierungsvertretern in der EU – ist bewusst, dass der Dollar und das sogenannte »Dollar-System« für die mächtigen Interessen der Wall-Street-Elite den Kern der Macht eines de facto amerikanischen Weltreichs bilden. Dass der US-Dollar als Weltreservewährung – der Handelswährung für Öl, Gold und andere wertvolle Rohstoffe – fungiert, hat zur Folge, dass alle anderen Länder, die Dollars brauchen, um Öl zu kaufen oder untereinander Handel treiben zu können, damit gezwungenermaßen das Staatsdefizit der USA finanzieren, damit sie über genügend Dollarreserven zur Abwicklung ihrer Handelsgeschäfte verfügen. In den 1980er-Jahren war Japan das Land, das das US-Staatsdefizit finanziert hat, aus Angst, sonst die militärische Unterstützung durch die USA zu verlieren. Heute ist es China.

Das Amerikanische Jahrhundert ist im Wesentlichen auf zwei Säulen errichtet worden: Zum einen auf der Rolle des Dollar als der Weltwährung und zum anderen auf der unangefochtenen Position der USA als militärische Supermacht der Welt.

Durch Atomwaffen gestütztes Papier

Der August 1971 stellte den Wendepunkt in dieser Geschichte dar. Damals hatten David Rockefeller und die Wall Street den amerikanischen Präsidenten Nixon überzeugt, das 1944 vereinbarte internationale Währungsabkommen von Bretton Woods aufzukündigen und die Golddeckung für den Dollar vollständig aufzugeben. Die USA liefen Gefahr, ihr gesamtes Gold an Europa zu verlieren – die Zentralbanken von Deutschland und Frankreich verlangten physisches Gold für die Papierdollars, deren Wert schwand. Bis 1971 besaß die amerikanische Federal Reserve den Löwenanteil des Währungsgoldes der Welt, da die Vereinigten Staaten als Sieger aus dem Zweiten Weltkrieg hervorgegangen waren. Als dieses Gold allmählich verschwand, war die Macht Amerikas in ihrem Kern bedroht. Das wollten und konnten die mächtigsten Eliten der Welt nicht akzeptieren.

Seit damals gilt in den USA ein »Papierstandard«, manchmal als »fiat money« bezeichnet, da die Menge der weltweit zirkulierenden Dollars nicht durch Goldreserven begrenzt ist, sondern nur durch die Bereitschaft der übrigen Welt, US-Dollars als legitimen Wert zu akzeptieren. Tatsächlich bilden seit 1971 die militärische Macht und das Atomwaffenarsenal Amerikas, nicht die Stabilität der US-Wirtschaft, die Deckung für den Dollar.

Seit 1971 ist das Dollarvolumen in der Welt um fast 2900 Prozent sprunghaft gewachsen. Zwischen 1950 und 1970, als der Golddevisenstandard von Bretton Woods galt, war es hingegen nur um 51 Prozent gestiegen. Es besteht deshalb kein Zweifel darüber, was die Quelle der weltweiten Inflation in den vergangenen 40 Jahren gewesen ist: die Flut von Dollars, die vom US-Finanzministerium und der privaten Federal Reserve in die Welt gepumpt wurde.

Warum akzeptiert die Welt noch immer einen derart hoch bewerteten US-Dollar, besonders jetzt, angesichts des Finanzcrashs von 2007 und des in die Höhe schnellenden US-Staatsdefizits? Darin liegt das Geheimnis der Macht der USA. Und darin liegt auch der wahre Grund für die Griechenlandkrise.

Das Geheimnis der US-Macht

Nur wenige verstehen bislang, dass die US-Finanzeliten hinter der Federal Reserve, hinter der US-Regierung und hinter den mächtigen Wall-Street-Banken seit 1971 eine beängstigende Maschinerie aufgebaut haben, mit der sie Kriege oder politische Krisen in anderen Ländern auslösen und Regimewechsel – sogar den Fall der Sowjetunion nach 1989 – betreiben, nur um die dominierende Rolle des Dollars als Weltreservewährung aufrecht zu erhalten. Das scheint schwer vorstellbar, doch bedenken Sie die folgende Entwicklung, die ich in meinen Buch ausführlich beschreibe:

1972, als eine starke Europäische Wirtschaftgemeinschaft (erinnern Sie sich noch an diese Zeit?) entstand, die vor allem auf der dynamischen Wirtschaft Deutschlands und Frankreichs beruhte, und zur Bedrohung für den inzwischen reinen »Papier«- Dollar bedrohte, setzten die US-Eliten mit Unterstützung von Nixons Außenminister Henry Kissinger – einem Rockefeller-Schützling – im Oktober 1973 einen Nahostkrieg in Gang, den sogenannten Yom-Kippur-Krieg. Das einzige Ziel bestand darin, die arabischen Öl-Staaten zu einem Embargo zu zwingen, das einen Anstieg des Ölpreises um 400 Prozent zur Folge hatte, denn das Öl wurde damals noch ausschließlich in Dollar gehandelt. Als der Dollar 1979 in Bedrängnis geriet, betrieb US-Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski – David Rockefellers Mann – den Sturz des Schahs im Iran, der eine zweite Ölkrise auslöste. Damit war der Dollar wieder eine Zeitlang gerettet.

Der Milliardär und Banker George Soros, der oft politische Entscheidungen mitbestimmt, verfügte 1992 über Insiderwissen, als er die Bank of England »brach«.

Als es 1992 so aussah, als hätten sich die Londoner City und das britische Establishment entschieden, der geplanten Europäischen Zentralbank und dem Euro beizutreten – ein Schritt, durch den die Finanzmacht Londons dem wirtschaftlichen Gewicht Deutschlands und Kontinentaleuropas zugeschlagen worden wäre, und zwar genau zu dem Zeitpunkt, wo der Dollar und die US-Wirtschaft mit schweren Problemen zu kämpfen hatten –, tauchte mit dem Quantum Fund ein bis dahin kaum bekannter New Yorker Hedgefonds auf, der gegen die Bank of England wettete. »Wundersamerweise« gelang es ihm, das Pfund aus dem Europäischen Währungssystem und dem Euro hinauszutreiben. Chef dieses Hedgefonds war George Soros, der nach Ansicht von Londoner Insidern damals mit vertraulichen Informationen des US-Finanzministeriums und anderer Kanäle operierte, um den Dollar dadurch zu retten, dass er einen Keil zwischen das Pfund und den Euro schob.

1997, als die asiatischen Tigerstaaten und die dynamische schuldenfreie Wirtschaft asiatischer Länder von Südkorea bis Hongkong erneut die Welt vom Dollarsystem wegzulocken drohte, lancierte derselbe Hedgefonds von George Soros im Verein mit anderen, die offensichtlich auch dieses Mal über Insiderwissen verfügten, mit beinahe militärischer Präzision einen koordinierten Angriff, um die Wirtschaft der Tigerstaaten in die Knie zu zwingen. Die Asienkrise von 1997 bis 1998 und die Russlandkrise vom August 1998 wurden Berichten zufolge von den Wall-Street-Eliten geplant – und insgeheim mit den Mitteln der US-Regierung unterstützt –, um diese dynamischen Länder unter Konkursverwaltung durch den Internationalen Währungsfonds zu stellen, der übrigens vom US-Finanzministerium beherrscht wird. Als Ergebnis der Krise von 1997 bis 1998 schaffte der Dollar am Vorabend des Beschlusses zur Euro-Einführung erneut den Sprung aus der Krise.

Die Rolle der drei großen US-Rating-Agenturen

Ist es nicht merkwürdig, dass jedes Land, das seine Kreditwürdigkeit »einstufen« lassen muss, jede europäische Bank oder jedes Großunternehmen, sich an eine von nur drei »internationalen« Kredit-Rating-Agenturen wenden muss, die ein Monopol für Kreditbewertungen halten? Bezeichnenderweise sind alle drei Rating-Agenturen amerikanische Firmen, es gibt keine einzige grenzübergreifende europäische oder asiatische Kredit-Rating-Agentur. Alle drei verfügen darüber hinaus über enge Verbindungen zum US-Finanzministerium und zur Wall Street.

Man könnte meinen, dies sei so, weil sie über die meiste Erfahrung und die besten Rating-Standards verfügen.

Falsch. Die Großen Drei – Moodys, Standard & Poors und Fitch – haben sich jedes Mal merkwürdig still verhalten, wenn sich klare Gefahren abzeichneten, die die Wall Street oder das Dollarsystem bedrohten. Erst Monate, nachdem die Krise über die riesige Spekulationsblase in Thailand und die asiatische Immobilienblase ausgebrochen war, schlugen sie Alarm. Sie verhielten sich während der Internet-Blase genauso still wie im Fall der betrügerischen Buchhaltung bei Enron und anderen US-Unternehmen. Sie haben den jüngsten Schwindel mit der Verbriefung von Sub-Prime-Hypotheken ermöglicht, indem sie für neue Anleihen, die nichts als reiner Giftmüll waren, das begehrte AAA-Siegel verliehen. Der jüngste Skandal in Bezug auf Goldman Sachs, der Bank, die ihren Kunden mit vollem Wissen wertlose verbriefte Hypothekenanleihen verkauft – und diese für sicher erklärt hatte –, war auch nur möglich, weil S&P und Moodys ein AAA-Rating gegeben hatten.

Die Strategie der US-Eliten zum Erhalt des Dollars als Weltreservewährung – und damit der Macht der USA – beruht zu einem erheblichen Teil auf dem verdeckten Einsatz dieser korrupten Rating-Agenturen und ihres weltweiten Rating-Monopols bei Angriffen auf jede potenzielle Bedrohung des Dollar.

Das ist die wirkliche Geschichte hinter der laufenden Griechenlandkrise, die sich in den letzten Tagen zu einer Vertrauenskrise für die Eurozone entwickelt hat. Wir befinden uns mitten in einem wohlvorbereiteten Manöver amerikanischer finanzieller Kriegsführung zur Stützung des schwachen Dollars. Hinter den Kulissen helfen die Londoner City und die britische Regierung, deren eigene Währung genauso gefährdet ist wie der Dollar.

Die entscheidende Insider-Rolle spielt dabei Goldman Sachs, die mächtigste Wall-Street-Bank, die Griechenland bereits 2002 beim Euro-Beitritt »geholfen« hatte, indem sie komplexe betrügerische Derivate entwickelte, mit denen die Behörden in Brüssel und die Europäische Zentralbank über die tatsächlich Höhe der griechischen Staatsverschuldung getäuscht wurden. Als der Skandal im vergangenen Jahr nach der Wahl der sozialistischen Regierung Papandreou ans Licht kam, gab die griechische Regierung Goldman Sachs sogar noch weiteren Spielraum – unglaublich, aber wahr. In der Vergangenheit hatte die griechische Regierung den geschäftlichen Umgang bewusst auf verschiedene führende internationale Investmentbanken verteilt – Morgan Stanley, Credit Suisse, Deutsche Bank, USB sowie Goldman und JP Morgan.

Griechenlands Premierminister Papandreou hat Goldman Sachs zum wichtigsten Berater ernannt; Washington und die Wall Street nutzen derweil Rating-Agenturen zur finanziellen Kriegsführung gegen die Eurozone.

Das änderte sich, als die neue Papandreou-Regierung ins Amt kam. »Goldman Sachs hat in der Beratung Griechenlands momentan die Führung übernommen«, erklärte ein griechischer Wirtschaftsberater. Das heißt: Genau die US-Bank, die beim Bau der tickenden Zeitbombe geholfen hat, ist jetzt der einzige Berater im innersten Kreis, der Griechenland »„hilft«, mit der Krise fertigzuwerden. Sie ist über jedes Detail der griechischen Konten besser informiert als Brüssel! Die Füchse von der Wall Street »bewachen« den Euro-Hühnerstall.

Wieder einmal kam es wie gerufen: Als weltweit zu erkennen war, dass der Absatz von US-Schatzanleihen sank, weil die Käufer über das Ausmaß des amerikanischen Staatsdefizits beunruhigt waren, stufte Moodys im November 2009 plötzlich das Rating für Griechenland herunter, was die Furcht vor einer Krise im Euroraum und eine Kapitalflucht vom Euro in den Dollar auslöste. Welch ein Wunder!

Jetzt, genau zum richtigen Zeitpunk, haben die US-Rating-Agenturen Griechenland auf »Junk Bond«-Status herabgestuft und damit eine neue Euro-Krise ausgelöst. Gleichzeitig wurden auch die Schulden der weit weniger gefährdeten Länder Portugal und Spanien »genau zum richtigen Zeitpunkt« heruntergestuft. Das Timing ist äußerst präzise. Es bleibt die Frage: Warum war das Timing der Rating-Agenturen während der Asienkrise oder bei der Krise von LCTM oder Enron so miserabel? Die amerikanischen Großen Drei sind integraler Bestandteil eines Apparats, den wir Dollar-Imperium nennen. Dieses Imperium kämpft angesichts der größten Herausforderung seiner Macht seit 1945 ums Überleben. Verwundert es da, dass Goldman Sachs, Moodys, S&P und Fitch zusammen mit verschwiegenen Hedgefonds wie dem von George Soros für finanzielle Kriegsführung eingesetzt werden? Es ist ein politischer, ein geopolitischer Schachzug, von dem US-Finanzminister Timothy Geithner, Goldman Sachs und die Wall Street profitieren, die allein in dieser Woche wieder 140 Milliarden Dollar neuer US-Staatsschulden [in Form neuer Anleihen] verkaufen müssen.

Vor einigen Monaten hat die deutsche Bundesregierung die Einrichtung einer europäischen Rating-Agentur vorgeschlagen. Wenn Europa überhaupt in den nächsten Monaten überleben soll, muss man in Euroland zur Kenntnis nehmen, dass man sich im Krieg befindet – finanzielle Kriegsführung ist nur eine andere Form der Kriegsführung. Es geht ums Ganze: Wer bestimmt über die Zukunft Europas, Eurasien und der Welt ... und mit welcher Politik?

Und übrigens: die Rating-Methoden und -Modelle von Moody, S&P und Fitch sind geheim. Entscheidungen amerikanischer Gerichte besagen, dass sie nicht offengelegt werden müssen. Auch der US-Kongress, dem die strategische Bedeutung der Rating-Agenturen als Teil der amerikanischen Macht sehr wohl bewusst ist, hat es abgelehnt, diese unter Aufsicht zu stellen. Wie die Derivate-Banken an der Wall Street können sie tun und lassen, was sie wollen – genauso wie die Britische Ostindiengesellschaft vor 200 Jahren.
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen    www.meidling-forum.at Foren-Übersicht -> WIRTSCHAFT - FINANZ Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
Seite 1 von 1

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.


Powered by phpBB © 2001, 2005 phpBB Group