www.meidling-forum.at Foren-Übersicht www.meidling-forum.at

 
 FAQFAQ   SuchenSuchen   MitgliederlisteMitgliederliste   BenutzergruppenBenutzergruppen   RegistrierenRegistrieren 
 ProfilProfil   Einloggen, um private Nachrichten zu lesenEinloggen, um private Nachrichten zu lesen   LoginLogin 

Maximale Ausbeutung

 
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen    www.meidling-forum.at Foren-Übersicht -> WIRTSCHAFT - FINANZ
Vorheriges Thema anzeigen :: Nächstes Thema anzeigen  
Autor Nachricht
admin



Anmeldungsdatum: 22.07.2004
Beiträge: 2347

BeitragVerfasst am: Do Okt 20, 2005 8:30 pm    Titel: Maximale Ausbeutung Antworten mit Zitat

Kaffeeverkaufsketten wie Tchibo bieten zugleich Textilien zu Niedrigpreisen und beuten Textilarbeiterinnen aus den ärmsten Ländern der Welt brutal aus

Verkaufsketten wie Tchibo werben damit, daß es bei der Herstellung der von ihnen verkauften Billigtextilien mit rechten Dingen zugegangen sei. Und doch sind die Niedrigpreise eine Folge der Ausbeutung der Menschen zum Beispiel in Bangladesch, das zu den ärmsten Ländern der Erde gehört. Das ARD-Fernsehmagazin Monitor wollte es genauer wissen und schickte den Reporter Andreas Maus in die Fabriken. Das erschütternde Fazit für die vorwiegend beschäftigten Frauen: »Armut macht die Menschen dort willig, gefügig, mundtot.«


Produzenten überwachen

In Bangladesch kämpfen 4000 Textilfabriken um Aufträge. Wer den mörderischen Konkurrenzkampf bestehen will, hält sich häufig nicht an die geforderten Standards. Am 11. April 2005 stürzte in Bangladesch eine Textilfabrik ein. Dabei kamen 64 Menschen ums Leben. Es gab erhebliche Baumängel. Kontrollen durch die Auftraggeber sollen solche Mängel und Verstöße gegen Arbeits- und Sicherheitsstandards verhindern. Jörg Howe von der KarstadtQuelle AG gab jedoch gegenüber Monitor offen zu: »Es ist nicht möglich, Produzenten vollständig zu überwachen.

Also ist es mit dem »Code of Conduct«, den von europäischen Firmen vorgegebenen Standards, in der Praxis nicht weit her. Angeblich sind in Herstellerländern wie China, Indien oder Bangladesch wichtige Rechte der Textilarbeiterinnen garantiert: So die Sicherheit und Gesundheit der Arbeiterinnen, die Einhaltung der gesetzlichen Arbeitszeiten, der Schutz vor verbalem Beleidigungen und körperlichen Strafen, das Recht auf Organisierung in Gewerkschaften und insgesamt menschenwürdige Arbeitsbedingungen.

Gegenüber Monitor schilderten in Dhaka zwei Näherinnen einer Zulieferfirma von Tchibo die Realität, aus Angst vor Entlassung selbstverständlich anonym. »Erst vorgestern haben mich meine Vorgesetzten wegen eines Fehlers beschimpft, und ich bin geschlagen worden. Ich kann weder lesen noch schreiben und auch die Zahlen kenne ich nicht, darum mache ich manchmal einen Fehler. Durch den Schlag fiel ich hin. Dann mußte ich bis 21 Uhr nacharbeiten. Die Überstunden wurden nicht bezahlt. Der Aufseher sagte, wenn du das nicht machen willst, dann kannst du gehen! Das heißt, er drohte mich zu entlassen. Aber ich bin eine arme, alleinstehende Frau mit Kindern, ich muß weiter arbeiten.« Ein anderer Vorfall: »Kürzlich habe ich einen Fehler gemacht. Erst hat man mich beschimpft, dann mußte ich eine halbe Stunde auf dem Tisch stehen. Wenn man verwarnt wird, weil man einen Fehler macht, ziehen sie einem manchmal den Lohn für den ganzen Tag ab.« Mit diesen Aussagen konfrontiert erklärte die Firma, Arbeiterinnen würden bei Fehlern weder verbal beleidigt noch geschlagen, man nehme aber die Anfrage zum Anlaß, um die Arbeitsbedingungen erneut zu überprüfen.


Elende Slums

Die meisten Näherinnen leben in elenden Slums und müssen mit zwanzig bis dreißig Euro im Monat auskommen. Als die Frauen im August letzten Jahres vor dem Haus des Fabrikbesitzers für mehr Lohn demonstrierten, kam die Polizei und sperrte sie für neun Tage ins Gefängnis. Nach Zeugenaussagen wurden viele Frauen von der Polizei verletzt. Die Leitung der Fabrik hing ein Plakat mit Fotos der Demonstrantinnen an Kleiderfabriken in der Nähe auf, damit sie keine Arbeit mehr bekamen. Wer noch einen Job hat, muß 120 Stück pro Stunde schaffen, und dies acht Stunden und zwei Überstunden lang. Mit Pausen arbeitet man von acht Uhr morgens bis acht Uhr abends. Doch wer die Zielvorgabe nicht erreicht, muß oft noch zwei Stunden zusätzlich arbeiten – unbezahlt. Eine Näherin: »War man zum Beispiel drei Tage krank, konnte es sein, daß einem sieben Tage abgezogen wurden oder daß man entlassen wurde.« Das ist maximale Ausbeutung für einen minimalen Preis.

Der Gewerkschafter Neil Kearney, Generalsekretär der Internationalen Textilarbeitergewerkschaft, stellte in Monitor klar: »Es gibt keine billige Kleidung. Der Kunde denkt vielleicht, daß er heute etwas kauft, was billiger ist als letztes Jahr. Aber einer muß den Preis zahlen. Und heute sind es die, die die Kleidung für uns nähen, die bezahlen dafür. Ob in Bangladesch, Vietnam oder Sri Lanka.«
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden E-Mail senden
bauernbündler



Anmeldungsdatum: 06.10.2005
Beiträge: 544

BeitragVerfasst am: Fr Okt 21, 2005 11:37 am    Titel: Antworten mit Zitat

Zweifellos eine gewaltige Sauerei, die sich hier vor aller Augen (so geöffnet) abspielt.
Aber:
Wenn diese Leute (Frauen) diese Bedingungen akzeptieren heißt das doch, daß es ihnen ohne dieses Einkommen trotz der elendigen Bedingungen noch schlechter ginge.

argue textinsist argue
_________________
Unkrautvertilgungsmittel nur gegen pflanzliches Unkraut einsetzen
Nach oben
Benutzer-Profile anzeigen Private Nachricht senden
Beiträge der letzten Zeit anzeigen:   
Neues Thema eröffnen   Neue Antwort erstellen    www.meidling-forum.at Foren-Übersicht -> WIRTSCHAFT - FINANZ Alle Zeiten sind GMT + 2 Stunden
Seite 1 von 1

 
Gehe zu:  
Du kannst keine Beiträge in dieses Forum schreiben.
Du kannst auf Beiträge in diesem Forum nicht antworten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht bearbeiten.
Du kannst deine Beiträge in diesem Forum nicht löschen.
Du kannst an Umfragen in diesem Forum nicht mitmachen.


Powered by phpBB © 2001, 2005 phpBB Group