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Afghanistan: Taliban gehen verstärkt zu Angriffen auf Besatzer im Landesinneren über. Irak-Kämpfer vermitteln Guerillataktik

Zwei Wochen vor den geplanten Wahlen am 18. September ist es am Wochenende in Afghanistan zu einer Welle neuer Angriffe gegen ausländische Truppen und deren Kabuler Helfer gekommen. Bei den Überfällen sind auch acht Polizisten, ein Wahlkandidat und der Polizeichef der Provinz Helmand sowie dessen Sohn und drei Leibwächter getötet worden. Zugleich erklärten die US-Besatzer, in dem Bergdorf Laram 40 angebliche Taliban gefangen oder getötet zu haben. Inzwischen ist auch die Leiche des angeblichen britischen Lastwagenfahrers David Addison gefunden worden, der am vergangenen Mittwoch zusammen mit seinem Dolmetscher wahrscheinlich von Talibankämpfern von einer Baustelle in Afghanistan entführt worden war. Bei der Entführung von Addison waren auch drei afghanische Polizisten getötet worden.

Laut Berichten aus Pentagon-nahen Kreisen haben sich die Taliban regruppiert und das Jahr 2005 bereits zum verlustreichsten für die US-Besatzer seit Beginn der Invasion Ende 2001 gemacht. In ihren Operationen gegen die ausländischen Truppen wenden die Taliban zunehmend die aus dem Irak bekannten Taktiken des dortigen Widerstands an. So haben allein die USA in den ersten neun Monaten dieses Jahres am Hindukusch 65 Soldaten verloren. Bis Anfang dieses Jahres wurden die Talibanangriffe meist von Einheiten aus einigen wenigen Kämpfern durchgeführt und fanden in der Regel nur in den Grenzgebieten zu Pakistan statt, wohin sich die Angreifer nach vollendeter Tat schnell wieder zurückgezogen haben. Jetzt operierten die Taliban dagegen mit Gruppen von 18 bis 20 Kämpfern auch wieder weit im Landesinneren. Dabei – so heißt es aus Pentagonkreisen – sei jeder Gruppe ein islamischer Kämpfer zugeteilt, der den anderen die im Irak entwickelten Kampftechniken beibringe. Dadurch hätte die Planung und Durchführung von Attacken einen bisher nicht erreichten Grad an Raffinesse erreicht.

Hinzu kommt, daß die ohnehin für westliche Militärs schwierige Lage in Afghanistan durch Schießereien zwischen kriminellen Gangs, rivalisierenden Drogenbaronen und durch die florierende »Entführungsindustrie« noch gefährlicher geworden ist. Allein in den letzten sechs Monaten sind 1100 Menschen getötet worden. Wegen dieser dramatischen Verschlechterung der Sicherheitslage haben die Vereinten Nationen am vergangenen Wochenende alle nicht unbedingt notwendigen Mitarbeiter aufgefordert, Afghanistan so schnell wie möglich zu verlassen.

Anmerkung: Der "Meidlinger" hatte bereits nach dem angeblich gewonnenen Krieg und der Verkündung des großartigen Sieges vorausgesagt, daß der Krieg noch lange nicht gewonnen ist.