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China: Stunde der Statistik

 
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admin



Anmeldungsdatum: 22.07.2004
Beiträge: 2346

BeitragVerfasst am: Mi Aug 31, 2005 12:06 pm    Titel: China: Stunde der Statistik Antworten mit Zitat

Mit einem großangelegten Zensus versucht die chinesische Regierung, verläßliche Daten über die Wirtschaftsentwicklung zu erhalten. Wachstumsdaten könnten revidiert werden

Im einen Land mit 1,3 Milliarden Einwohnern den Überblick zu behalten, ist sicherlich nicht die leichteste Übung. Chinas Statistiker sind der Erfüllung dieser Herkulesaufgabe jetzt einen Schritt näher gekommen. Zehn Millionen Datensammler hat man im Land ausgeschickt, um die kleinen, großen und kleinsten Betriebe zu zählen. Vor allem im relativ neuen und schnell wachsenden Dienstleistungssektor ist bisher so manches Unternehmen durch die nicht mehr ganz zeitgemäßen Netze der Pekinger Buchhalter gegangen. Beobachter erwarten, daß Anfang 2006, wenn die neuen Zahlen in die gesamtwirtschaftliche Rechnung eingefügt werden, das chinesische Bruttosozialprodukt einen kleinen Sprung machen wird. Oder in anderen Worten: Die Wirtschaftsleistung der Volksrepublik ist größer, als die bisherigen Zahlen vermuten lassen.

Die Resultate des Zensus werden in den kommenden Wochen veröffentlicht, doch ein Ergebnis steht bereits fest: Die Datensammler haben nach Agenturangaben über 30 Millionen private Unternehmen gezählt. Man darf gespannt sein, welcher Anteil dieser Firmen an der Volkswirtschaft errechnet wurde, aber daß der schon seit längerem über 50 Prozent liegt, ist unstrittig.

Die Regierung ist über die bessere Datenlage erfreut. »Wir verstehen jetzt die Entwicklung des sekundären (Industrie) und tertiären Sektors (Dienstleistungen) und der dort engagierten Unternehmen besser, und wir haben begonnen, eine entsprechende Datenbank aufzubauen«, zitiert die britische Financial Times den chinesischen Vizepremier Zeng Peiyan. Chinas volkswirtschaftliche Statistiken werden seit langem kritisiert, weil sie oft auf den Berichten örtlicher Behörden beruhen. Da die Karriereaussichten der dortigen Kader aber im engen Zusammenhang mit den Wachstumsdaten ihrer Stadt oder Region stehen, gibt es ein nicht unerhebliches Interesse an der Manipulation. Auch die Sprecher des Nationalen Büros für Statistik in Peking haben das in den vergangenen Jahren wiederholt eingeräumt und sich um die Suche nach objektiveren Verfahren bemüht.

Auch viele chinesische Ökonomen sind auf besseres Datenmaterial erpicht. In jüngster Zeit gibt es zum Beispiel große Unsicherheit über den Kurs der chinesischen Volkswirtschaft. Während die Regierung in Peking seit einem Jahr versucht, Ausgaben für Straßen- und Schienenbau, neue Kraftwerke und Hochöfen einzudämmen, legen die Zahlen des Nationalen Büros für Statistik nahe, daß sie damit bisher keinen Erfolg hatte. Um 23,2 Prozent seien im ersten Halbjahr 2005 die Anlageinvestitionen gewachsen, hat man dort errechnet. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres waren es hingegen 20,4 Prozent, was sogar hieße, daß sich das Wachstum weiter beschleunigt hat. Einige Beobachter zweifeln dieses Ergebnis allerdings an. Die Statistiker haben bei ihren Berechnungen die Inflation lediglich mit 1,7 Prozent berücksichtigt. Die Weltbank weist jedoch darauf hin, daß in der fraglichen Zeit die Preise für Importe – China muß einen erheblichen Teil der benötigten Rohstoffe importieren – um 8,2 Prozent und die Immobilienpreise um neun Prozent gestiegen sind.

Die Auseinandersetzung ist alles andere als akademisch. Während die Regierung weiter den Deckel auf Investitionen hält, könnte sich die Entwicklung längst abgeschwächt haben, wie einige Beobachter warnen. Die Restriktionen müßten also eher gelockert werden, zumal die wichtige Exportwirtschaft langsam die Wettbewerbsnachteile einer Aufwertung der Landeswährung zu spüren bekommt, die ihre Waren auf dem Weltmarkt verteuert.

Doch diesbezüglich kann die Zentralbank zumindest Planungssicherheit versprechen. Der stellvertretende Bankchef Ma Delun kündigte am Wochenende an, daß es künftig keine abrupte Aufwertung der chinesischen Währung mehr geben werde. Seit dem China am 21. Juli sein »Volksgeld« von 8,28 Yuan pro US-Dollar auf 8,11 Yuan/Dollar aufgewertet hat, war vermehrt ausländisches Kapital in kurzfristige Yuan-Anleihen geflossen, mit dem auf eine rasche weitere Aufwertung spekuliert wurde. Die Regierung plant hingegen, dem Aufwertungsdruck in kleinen Dosen nachzugeben. Statt wie bisher den Wechselkurs Dollar–Yuan mit restriktiven Devisenbeschränkungen und Interventionen auf einen festen Wert zu fixieren, soll künftig Schritt für Schritt mehr Markt zugelassen werden. Entsprechend wurden Lizenzen für den Devisenhandel verteilt und die Marktinterventionen der Zentralbank so dosiert, daß der Yuan täglich in Minischritten aufwertet. Seit dem 21. Juli hat er so um etwa 0,12 Prozent zugelegt. Mt der Ankündigung, der Währungsspekulation den Anreiz nehmen zu wollen, setzt die chinesische Regierung ein Zeichen im Vorfeld eines großen Treffens von Finanzministern und -fachleuten der sogenannten Gruppe der 20, das am Donnerstag in der nordchinesischen Hafenstadt Dalian beginnt. Die 1999 gegründete Gruppe umfaßt die führenden Industriestaaten sowie die größten Schwellenländer. Zu ihren Zielen gehört unter anderem die Stabilisierung der internationalen Finanzmärkte. Derzeit hat China die G-20-Präsidentschaft inne.
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