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Lockruf des schwarzen Goldes

 
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admin



Anmeldungsdatum: 22.07.2004
Beiträge: 2346

BeitragVerfasst am: Do Jun 23, 2005 9:30 pm    Titel: Lockruf des schwarzen Goldes Antworten mit Zitat

Indien und Pakistan pokern mit im geopolitischen Machtkampf um Öl- und Gasressourcen in Zentralasien

Indien und Pakistan sind entschlossen, sich am Verteilungskampf um die Erdöl- und Erdgasressourcen im Iran und in den zentralasiatischen Republiken zu beteiligen. Dabei kommen die beiden südasiatischen Staaten den USA in die Quere.

Washington, das bereits die Energievorkommen in Nah- und Mittelost mit Ausnahme des Iran weitgehend kontrolliert, zeigt großes Interesse an den zentralasiatischen Ressourcen. Erst kürzlich gab es grünes Licht für den Bau einer neuen Pipeline, die Erdöl aus dem Kaukasus direkt nach Europa transportieren soll. Zwei Erdöl- und Erdgasleitungen sind bereits vorhanden. Eine russisch-kontrollierte führt von Sibirien nach Europa, eine zweite von den Erdölfeldern Aserbaidschans am Kaspischen Meer durch das Schwarze Meer bis zum Bosporus in die Türkei.

Das aufstrebende Indien mit seiner rasant wachsenden Wirtschaft ist an Erdgaslieferungen aus dem Iran interessiert. Eine durch Pakistan führende Überlandleitung soll die Versorgung sichern. Teheran hatte den Vorschlag gemacht, und beide Länder waren davon angetan, zumal Pakistan mit lukrativen Transfergebühren rechnen kann.

Weder Indien noch Pakistan hatten anfangs damit gerechnet, daß die Bush-Regierung das Energieprojekt mit dem Iran, den sie zu den »Schurkenstaaten« rechnet, ablehnt. Doch im März kanzelte US-Außenministerin Condoleezza Rice Pakistan ab. »Dieses Projekt ist keine gute Idee«, erklärte sie.

Bislang scheint Indien sich nicht vom Mißfallen der USA beeindrucken zu lassen. Seine boomende Wirtschaft ist auf eine sichere Energieversorgung angewiesen. In Pakistan jedoch kühlte die Begeisterung für das Projekt merklich ab. Deshalb reiste Indiens Erdölminister Manishankar Aiyar Anfang Juni nach Islamabad und überzeugte die pakistanische Regierung vom Nutzen des indisch-iranischen Deals. Im nächsten Jahr soll der Bau der 2600 Kilometer langen Erdgasleitung beginnen. Indien denkt bereits an zwei weitere, durch Pakistan führende Pipelines.

Ob die beiden Länder ungeachtet der US-amerikanischen Einwände tatsächlich an dem Projekt festhalten, ist nach Ansicht von Beobachtern noch nicht sicher. Die USA umwerben Indien und wollen, nicht zuletzt im Hinblick auf den Wirtschaftsgiganten China, seinen Aufstieg zum Global Player unterstützen. Auf gute Beziehungen zu Pakistan, den unentbehrlichen Stützpunkt in ihrem »Krieg gegen den Terror«, können die USA auch nicht verzichten. Andererseits hängt Pakistan trotz Zuwachsraten des Bruttosozialproduktes von sieben bis acht Prozent am Tropf der USA. Es braucht die US-Unterstützung, um seine Auslandsschulden abzutragen.

Derzeit sind noch weitere Pipelines, die durch Pakistan führen sollen, im Gespräch. Eine Leitung soll Erdöl aus den Vereinigten Arabischen Emiraten durch den Persischen Golf transportieren. Eine zweite, durch Afghanistan führende Pipeline soll Turkmenistan mit Pakistans neuem Hafen Gawadar verbinden.

Eine Reihe US-amerikanischer Erdölkonzerne hat sich für dieses UNOCAL-Projekt zusammengetan. Hier geht es um den Transport der reichen Energievorkommen Turkmenistans, Kasachstans, Kirgisiens und Usbekistans. Das Konsortium soll nicht nur den Bau der Pipeline übernehmen, sondern anschließend auch das Verteilernetz kontrollieren.

Washington bekundet großes Interesse an dem gigantischen Projekt, denn mit ihm würden die USA auch den größten Teil der Erdgas- und Erdölvorkommen Zentralasiens kontrollieren können. Doch angesichts der fortgesetzten Unruhen in Afghanistan bleibt abzuwarten, ob und wann es sich realisieren läßt.

An diesem geopolitischen Verteilungskampf sind auch Rußland und China beteiligt. Moskau und Peking setzen die Regierungen von Kasachstan, Kirgisien und Usbekistan unter Druck und bemühen sich, sie auf ihre Seite zu ziehen, um die eigene Energieversorgung zu sichern. Bislang jedoch scheinen der Rivale USA die Nase vorn zu haben.

Vorerst aber wirft das wegen des iranischen Atomprogramms gespannte Verhältnis zwischen Washington und Teheran Schatten auf alle drei Pipelineprojekte. Am Ende könnten Diplomatie und viel Geld den geostrategischen Machtkampf entscheiden.
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