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China: Suche nach dem Nadelöhr

 
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admin



Anmeldungsdatum: 22.07.2004
Beiträge: 2346

BeitragVerfasst am: Di Mai 10, 2005 4:15 pm    Titel: China: Suche nach dem Nadelöhr Antworten mit Zitat

China bereitet offenbar eine moderate Aufwertung seiner Währung vor und versucht zugleich, Devisenspekulationen einzudämmen. Keine Entwarnung für die USA

In der Volksrepublik China verdichten sich die Anzeichen, daß eine Aufwertung der Landeswährung Renminbi unmittelbar bevorsteht. Das Renminbi (Volksgeld, die Währungseinheit heißt Yuan) ist seit 1994 in einer Bandbreite zwischen 8,276 bis 8,280 Yuan pro US-Dollar notiert. Da der chinesische Staat dem Handel mit Yuan enge Grenzen gesetzt hat, kann die Regierung relativ einfach mit Interventionen an den Devisenmärkten, den Kurs der Währung kontrollieren. Doch seit etwas mehr als einem Jahr wird Peking von den großen Industriestaaten zunehmend unter Druck gesetzt, seine Währung aufzuwerten. Die Talfahrt des US-Dollar hat den Yuan nämlich gegenüber den anderen Währungen ebenfalls abgewertet, was die chinesischen Exporte billiger macht. Gegenüber dem Euro hat der Yuan in den letzten Jahren rund 40 Prozent an Wert verloren. Mehr noch als die Euro-Staaten machen die USA Druck. Dort erhofft man sich von einer Aufwertung des »Volksgeldes« mehr Wettbewerbsfähigeit für die eigene Industrie, eine Drosselung der Importe aus dem Land der Mitte und damit den Abbau des exorbitanten Handelsbilanzdefizits von zuletzt 665 Milliarden US-Dollar im Jahre 2004


Angst vor Immobilienblase

China hat sich gegen diesen Druck lange gewehrt, unter anderem, weil man Turbulenzen an den Kapitalmärkten befürchtet. Doch nun spricht zum ersten Mal auch die offizielle Nachrichtenagentur Xinhua davon, daß eine Kurskorrektur noch in diesem Jahr möglich sei. Die Agentur zitiert Finanzminister Jin Renqing, der letzte Woche in Istanbul auf einer Konferenz der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) zugegeben hat, daß es einen ökonomischen Druck auf den Yuan gebe. Allerdings sieht er diesen nicht so sehr im US-Handelsbilanzdefizit, sondern in internen Faktoren, wie dem zu starken Boom der chinesischen Volkswirtschaft. Dieser macht ausländischen Beobachtern und Ökonomen in China Sorgen, weil sie eine Überhitzung befürchten. Wächst eine Volkswirtschaft nämlich zu schnell, besteht die Gefahr von Ungleichgewichten. Immobilienpreise könnten zu schnell steigen und in einigen Branchen in Erwartung weiter wachsender Nachfrage zu große Überkapazitäten aufgebaut werden. Das Ergebnis könnte dann ein ziemlich unsanfter Absturz sein, wie ihn Japan zum Beispiel zu Beginn der 90er Jahre erlebt, und von dem sich insbesondere sein Bankensektor bis heute nicht erholt hat.

Sorge um die eigenen Banken treibt auch die chinesische Regierung um und läßt sie zögern, den Yuan aufzuwerten. Mittelfristig müßte eine Aufwertung mit der Liberalisierung der Kapitalmärkte und einer weiteren Öffnung des Bankwesens für ausländische Institute einhergehen. China ist innerhalb der WTO entsprechende Verpflichtungen eingegangen, und die Regierung scheint fest entschlossen, diesen nachzukommen. Bisher sind Chinas Banken weit von Marktbedingungen entfernt. Ihre Arbeitsweise ist eher administrativ; das heißt, Kredite werden oft aufgrund politischer Anweisungen vergeben, ohne daß auf die Kreditwürdigkeit geachtet würde. Im Ergebnis haben die Banken große Berge notleidender Kredite angehäuft, Geld, daß sie wahrscheinlich abschreiben müßten, aber nicht können, ohne Bankrott anzumelden. Finanzminister Jin sagte daher im Zusammenhang mit seinen Ausführungen über das Renminbi zu, China werde einen Teil seines Devisenschatzes von über 650 Milliarden US-Dollar (etwa ein Drittel davon wird vermutlich in Euro gehalten) einsetzen, um den Bankensektor zu reformieren.


Zwang zur Modernisierung

Eine Aufwertung hätte für China immerhin den Vorteil, daß sich Importe verbilligen und so den Konkurrenzdruck auf die heimische Wirtschaft erhöhen würde. Das könnte das Wachstum etwas dämpfen und zugleich den Zwang zur Modernisierung verstärken. Andererseits ist man besorgt, weil trotz zahlreicher Restriktionen spekulatives Kapital in Höhe von etlichen Milliarden US-Dollar ins Land geflossen ist, oftmals auf nicht legalem Wege. Dieses Geld, mit dem auf eine Aufwertung von bis zu 40 Prozent gewettet wird, steckt in Aktien und allerlei anderen Anlageformen, aus denen es schnell wieder abgezogen werden könnte. 1997 hatte der schnelle Abfluß derart kurzfristiger Anlagen aus Thailand im Rahmen von Devisenspekulationen die Asienkrise ausgelöst. Um eine Wiederholung zu verhindern, versucht China seit Monaten alles, um der Devisenspekulation den Boden zu entziehen. Entsprechend rechnen Beobachter bei JPMorgan Chase laut Xinhua denn auch nur mit einer moderaten Aufwertung von sieben Prozent bis zum Jahresende.

Ob man allerdings in den USA mit diesem Schritt, den man so lange gefordert hatte, glücklich wird, darf bezweifelt werden. Jins Ankündigung, den Devisenschatz für die Sanierung der Banken einzusetzen, könnte bedeuten, daß der Zustrom von US-Dollars aus der Volksrepublik schmaler würde. Dann stellt sich allerdings die Frage, woher Staat und Verbraucher jenseits des Atlantiks das Geld für ihren Konsum auf Pump hernehmen sollen.
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