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Russland werde seinen Angriff auf die Ukraine aller Zurufe zum Trotz nicht abbrechen, sondern zu Ende führen - „der Zug fährt jetzt“, ist Militärstratege Walter Feichtinger sicher. Welche Ziele Präsident Wladimir Putin genau verfolgt, ist noch nicht ganz klar. „Ich kenne seine Ziele nicht ganz genau, aber er wird seinen Plan durchziehen und niemand wird ihn davon abbringen. Er marschiert jetzt“, ungeachtet der Sanktionen des Westens, die ihn „keine Deut zu scheren“ scheinen.

Das Aufgebot an Streitkräften deute auf ein größeres Vorhaben hin. Ein klares Ziel Putins sei es jedenfalls, „die Ukraine in ihrer jetzigen Form zu zerstören und die Regierung abzusetzen“, so Feichtinger gegenüber der APA. Mögliche Szenarien: Der Vormarsch könnte bei einer gewissen Linie enden, etwa beim Fluss Dnjepr. Russland könnte aber Kiew erobern und Forderungen an die ukrainische Regierung stellen. Es könnte auch sein, dass Russland die Kontrolle über große Teile im Osten übernimmt. Die Ukraine könnte auch kapitulieren, dafür sei es aber noch zu früh.
Fraglich, „wie stark der Verteidigungswille ist“

Wie lange der Krieg dauern wird, sei schwer abschätzbar. Das hänge davon ab, „ob die ukrainischen Streitkräfte fähig und willens sind, Widerstand zu leisten, und den Befehl dazu erhalten“. Derzeit sehe es danach aus, „aber man kann nicht sagen, wie stark der Verteidigungswille ist“. Feichtinger kritisiert und hält es für „bedauerlich“, dass „Europa nicht in der Lage ist, sich konventionell zu verteidigen, und keine strategische Autonomie in den Bereichen Verteidigung und Energiesicherheit hat“.

Europa sei fahrlässig gewesen, weil es sich den Herausforderungen nicht gestellt, sondern auf den Schutz der USA verlassen habe. Dass die USA dabei immer zuerst die eigenen Interessen im Blick haben, dürfe man ihnen nicht zum Vorwurf machen: „Russland wird für immer und ewig Europas Nachbar sein. Europa hat daher ein Interesse daran, mit Russland auszukommen.“

Einnahme von Großstädten derzeit kein Ziel
Oberst Markus Reisner, Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt, meint, das Ziel für die nächsten Tage sei die Umfassung und Zerschlagung ukrainischer Truppen an der Kontaktlinie zu den „Volksrepubliken“ in der Ostukraine. „Man bindet entlang der Kontaktlinie (Donezk und Luhansk, Anm.) die ukrainischen Kräfte mit massivem Feuereinsatz und wird dann versuchen, sie zu umfassen“, so der Oberst. Der Vorstoß russischer Verbände aus dem Raum Charkiw im Nordosten soll dabei nachrückende ukrainische Kräfte lahmlegen.

Aufstandsbewegung nach Niederschlagung möglich
Die russische Strategie werde sein, zu hoffen, dass der Sieg relativ rasch erzielt werde. Wenn es nachhaltigen Widerstand gebe und die russischen Verluste stiegen, bestünde die Gefahr, dass das in einen anhaltenden Kampf übergeht. Nicht ausschließen wollte der Experte, dass es nach der Niederschlagung regulärer Streitkräfte zu einer Aufstandsbewegung kommen könnte. Das würde einige Monate dauern.

[ToriUnevy]

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