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DEFLATION ?

 
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meidlinger



Anmeldungsdatum: 22.07.2004
Beiträge: 1403

BeitragVerfasst am: Mo Jul 19, 2021 8:58 am    Titel: DEFLATION ? Antworten mit Zitat

Fallen die Preise bald wieder? Deflation ist die eigentliche Gefahr

Droht uns eine bleibende hohe Inflation nach der Corona-Krise oder sind steigende Preise nur ein vorübergehendes Phänomen? Einige Experten prophezeien sogar eine bevorstehende Deflation - mit gefährlichen Folgen für die Wirtschaft.

Die Inflation ist wieder da - und sie macht vielen Angst. In Deutschland stiegen die Verbraucherpreise im Mai im Jahresvergleich so stark wie seit mehr als zehn Jahren nicht mehr, im Juni nicht viel weniger. Die Bundesbank rechnet zum Ende dieses Jahres mit einer Teuerungsrate von möglicherweise mehr als vier Prozent. In den USA hat der Anstieg der Verbraucherpreise bereits die Schwelle von mehr als fünf Prozent deutlich überschritten.

Jahrelang stagnierten die Preise und waren zu Beginn der Pandemie 2020 zeitweise sogar gesunken. In kürzester Zeit hat sich diese Situation völlig geändert. Nach der Krise springt die Nachfrage nach vielen Produkten und Rohstoffen und Energieträgern an, das Angebot ist unterdessen wegen unterbrochener Lieferketten teilweise stark eingeschränkt. In der Folge schießen die Preise in die Höhe. In Deutschland kommen durch die neue CO2-Steuer und die seit Jahresbeginn wieder voll zu zahlende Mehrwertsteuer Sondereffekte hinzu.

Dieser plötzliche Anstieg löst Sorgen aus. Sparer und Anleger fürchten, dass ihr Vermögen massiv an Wert verliert, sollte die Inflationsrate mittelfristig hoch bleiben. Gleichzeitig müssten dann die Zentralbanken eventuell ihre ultralockere Geldpolitik straffen und der Wirtschaft und dem Finanzmarkt Liquidität entziehen. Das wäre nicht nur schlecht für die Börsenkurse, sondern würde es für alle Unternehmen schwieriger machen, an Kapital zu kommen.

Doch während die einen Experten, wie etwa der ehemalige Chef-Ökonom des Internationen Währungsfonds, eindringlich warnen, das "Monster" Inflation zu wecken, gehen andere davon aus, dass die Ursachen der aktuellen Preissteigerungen Sondereffekte von kurzer Lebensdauer sind. So sagt etwa die Bundesbank für dieses Jahr zwar einen weiteren Anstieg der Inflation voraus, die danach aber wieder auf unter zwei Prozent sinken werde. Wieder andere Experten weisen darauf hin, dass die eigentliche Gefahr für die Wirtschaft überhaupt nicht die zuletzt so viel diskutierte Inflation sei, sondern - im Gegenteil - eine gefährliche Deflation. Einige ihrer Argumente kurz zusammengefasst:

• Einige der besonders krass gestiegenen Hersteller- und Rohstoffpreise, die die Inflationserwartungen zuletzt angeheizt hatten, sinken bereits wieder. Besonders deutlich zu beobachten ist das etwa bei Bauholz in den USA. Das könnte dazu führen, dass auch der Hamstereffekt durch panische Käufe von Nutzern solcher Rohstoffe nachlässt. Die Preise für manche Güter könnten dann sogar zeitweise wieder unter das Ausgangsniveau vor der Pandemie fallen. Bei Konsumgütern verknappen vor allem die massiv gestörten Seehandelsrouten aktuell das Angebot, heizen die Preise an, und sorgen teilweise dafür, dass Produzenten in asiatischen Billiglohnländern Marktanteile an Konkurrenten an Hochpreisstandorten wie Europa und den USA verloren haben. Doch die asiatischen Hersteller werden alles tun, um diese Marktanteile wiederzuerlangen, sagt Ökonom Lacy Hunt. Für die USA prophezeit er einen Preiskrieg zwischen amerikanischen und asiatischen Unternehmen.

• Selbst wenn sich die Verbraucherpreise leicht oberhalb dieses Levels stabilisieren sollten, könnte der Basiseffekt zu zeitweise weit unter null liegenden Inflationsraten führen. Basiseffekt nennen Ökonomen das Phänomen, dass sich in einer Statistik wie beispielsweise bei den Verbraucherpreisen nicht nur die aktuellen Veränderungen niederschlagen, sondern - bei einem Jahresvergleich - die vor einem Jahr. So sorgen die im vergangenen Jahr stark eingebrochenen und inzwischen erholten Energiepreise derzeit für hohe Jahresinflationsraten. Dieser Effekt könnte sich auch ins Gegenteil umkehren. Sollte die allgemeine Verbraucherpreisentwicklung in den USA nach dem aktuellen Hochschießen auf mehr als fünf Prozent sich wieder auf ihren langfristigen Trend einpendeln, würde die Inflationsrate im kommenden Jahr aufgrund des Basiseffekts in der Statistik auf -1,4 Prozent fallen, wie der Ökonom und Finanzanalyst Bilal Hafeez vorrechnet.

• Einige Ökonomen argumentieren, dass Schulden langfristig einen deflationären Effekt haben. Die aktuelle Rekordschuldenaufnahme sowohl der öffentlichen, als auch der privaten Unternehmen und Haushalte unterstützt von den "Geld druckenden" Notenbanken werde die Inflation anheizen, befürchten viele. Das hat sich seit Beginn der ultralockeren Geldpolitik nicht bewahrheitet. Im Gegenteil, sagt etwa Hunt, wirken die hohen Schuldenstände langfristig sogar deflationär. Spätestens dann, wenn die - vor allem von deutschen Politikern angestrebte - Rückführung der Schuldenstände das Geldangebot im Finanzsystem verkleinert.

• Die Gesellschaft wird weiter altern. Das geht mit niedrigeren Konsumausgaben und höheren Sparquoten - Zins- und preisdämpfenden Effekten - einher.

• Die technologische Entwicklung, ein Faktor, der die Preisentwicklung bereits seit Jahrzehnten dämpft, geht weiter. In vielen Bereichen haben Unternehmen ihre Effizienz während der Pandemie gesteigert, indem sie etwa die Digitalisierung vorangetrieben haben.

Die Sorge vor einer Inflation ist, in Verbindung mit spektakulären Bildern von Menschen, die Schubkarren voll wertlosen Geldes schieben, fest in den Köpfen verankert. Den Extremfall einer solchen Hyperinflation einmal ausgenommen, gilt selbst eine geringe Deflation allerdings als schädlicher für die Wirtschaft. Die Erwartung sinkender Preise hemmt nicht nur den Konsum, sondern auch Investitionen und die Bereitschaft etwa Löhne zu erhöhen. Der gesamte Wirtschaftskreislauf droht, ins Stocken zu geraten. Gleichzeitig wächst bei sinkenden Einnahmen der Wert von Schulden. Die Belastung privater und öffentliche Schuldner nimmt immer weiter zu.

Quelle: ntv.de

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