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FUER CHINA ODER GEGEN CHINA

 
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meidlinger



Anmeldungsdatum: 22.07.2004
Beiträge: 1403

BeitragVerfasst am: Di Jun 29, 2021 7:01 am    Titel: FUER CHINA ODER GEGEN CHINA Antworten mit Zitat

Neues Gesetz setzt Firmen Pistole auf die Brust

Adidas, Nike und H&M - sie alle stoppten im vergangenen Jahr den Einkauf von Baumwolle aus der chinesischen Provinz Xinjiang, weil dort laut Amnesty International und Human Rights Watch Angehörige der unterdrückten Minderheit der Uiguren zur Zwangsarbeit herangezogen werden. Damit könnten sie sich jetzt strafbar machen.

Seit Monaten erschweren die USA und China mit gegenseitigen Strafmaßnahmen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen des Welthandels. Ein neues Anti-Sanktionsgesetz aus Peking entwirft jetzt auch noch ein Szenario, das europäische und andere Unternehmen in die Zwickmühle treiben könnte.

Ausländische Firmen in China könnten künftig ungewollt zu einer wegweisenden Entscheidung ihrer Unternehmensstrategie gedrängt werden. Nämlich für welchen Markt sie sich entscheiden: für China oder für die USA und dessen Verbündete in Europa. Die Logik dahinter ergibt sich aus dem Anti-Sanktionsgesetz, das Anfang Juni in Peking durchgewunken worden ist.

"Die Volksrepublik behält sich im Kern vor, Unternehmen vor die Wahl zu stellen, ob sie mögliche Sanktionen gegen das Land befolgen wollen oder nicht. Das Anti-Sanktionsgesetz verschafft der Regierung damit ein Werkzeug, um Sanktionen auszuweichen und ein Druckmittel, um ausländische Firmen zum Verstoß zu drängen", sagt Bernhard Bartsch vom Berliner Forschungsinstitut MERICS, das seinerseits mit chinesischen Sanktionen belegt worden ist.

Die Konsequenzen für die Unternehmen wären weitreichend. Halten sie sich an die Sanktionen, müssen sie davon ausgehen, in China auf erhebliche Probleme zu treffen. "Das neue Gesetz gibt Peking jetzt die Mittel, um schmerzhafte Strafen aussprechen zu können. Betroffene Firmen könnten ihren Zugang zum gesamten chinesischen Markt verlieren", sagt Angela Zhang, Expertin für chinesisches Recht an der Hongkong Universität, ntv.de. Hielten sie sich nicht an die Sanktionen, wie es das chinesische Gesetz jetzt verlangt, wären Konsequenzen auf dem US-Markt und möglicherweise auch in Europa kaum zu umgehen.

Auf Europa kommen Grundsatzentscheidungen zu
Zhang rechnet zwar nicht damit, dass die chinesische Regierung unverzüglich zur schärfsten Waffe greifen wird. "Ich glaube aber, dass es einen Zeitpunkt in der Spirale der gegenseitigen Strafmaßnahmen gibt, an dem Peking von den neuen Möglichkeiten Gebrauch machen wird", sagt die Juristin. Sollte die Anwendung Schule machen, wären wohl nicht nur der Handel betroffen, sondern darüber hinaus die gesamte Wertschöpfung von Produkten sowie die Bereiche Forschung und Entwicklung.

Auf europäische Unternehmen kämen Grundsatzentscheidungen darüber zu, ob sie auf einen der beiden Märkte verzichten oder eine alternative Produktion aufbauen wollen: also zwei verschiedene Wertschöpfungsketten, die einander nicht überkreuzen. Die Herausforderungen einer solchen Entwicklung liegen auf der Hand. Die Kosten der Firmen würden deutlich steigen, weil zwei Lieferketten jeweils kleinere Produktionsmengen bedeuten und damit die Anschaffung verteuern. Neues, geeignetes Personal müsste in relativ kurzer Zeit gefunden und entsprechend bezahlt werden. Margen und Profite würden entsprechend sinken, und die Firmen müssten sich fragen, ob ein solcher Spagat für sie wirtschaftlich überhaupt noch sinnvoll ist.

Zumal dann auch Forschung- und Entwicklungsarbeit getrennt voneinander für zwei verschiedene Märkte stattfinden müsste. Denn eine strenge Separierung der Wertschöpfung hüben wie drüben würde eine schrittweise Entkopplung von Standards und Technologien nach sich ziehen. "Statt sich bestenfalls zu komplementieren, würden immer größerer Lücken zwischen den Märkten klaffen, was vor allem die Unternehmen ausbaden müssten, wenn sie langfristig auf zwei Hochzeiten tanzen wollen", sagt MERICS-Forscher Bartsch. Auch der Forschungsstandort Europa könnte die Zeche zahlen. Etwa wenn zusätzliche Kapazitäten für die Forschung der Unternehmen aus dem Heimatmarkt abgezogen werden müssten, weil beispielsweise in China eine Aufstockung nötig wäre.

Sind Schwellenländer die lachenden Dritten?

Bedeutet das also düstere Aussichten für alle Firmen, die amerikanische, europäische und chinesische Kunden gleichermaßen glücklich machen wollen? Zumindest wirft das neue Gesetz einen dunklen Schatten auf die Zukunftsaussichten. Aber viele Unternehmen haben in der Vergangenheit schon bewiesen, dass sie Krisen überstehen und daraus neue Kräfte schöpfen können. Dazu gehören vor allem auch deutsche Firmen, die seit Jahrzehnten im Ausland aktiv sind. Seit Ende des 2. Weltkrieges haben Industriebetriebe zwischen Flensburg und Garmisch etliche geopolitische Veränderungen erlebt und ihre Strategien entsprechend angepasst. Lange Zeit zu jammern werden die Firmen deshalb kaum beanspruchen, sondern schon jetzt damit beginnen, Lösungen zu entwickeln und vielleicht sogar neue Chancen zu entdecken.

Marcin Adamczyk, Head of Emerging Markets Debt bei der niederländischen Vermögensverwaltung NN Investment Partners verortet diese Chancen vornehmlich in Drittländern. Er geht davon aus, "dass der zunehmende Wettbewerb zwischen den beiden Supermächten und die Entwicklung hin zu einem neuen Machtgefüge den Schwellenländern zugutekommen wird, sofern es richtig gesteuert wird". Zum Beispiel würden Länder mit Handelsbeziehungen zu den USA, aber auch Exporteure von Rohstoffen von neuen Infrastrukturplänen der Amerikaner profitieren, glaubt Adamczyk. China dagegen "wird andere Länder beim Handel, finanziell, bei Krediten, Investitionen und Handelsmöglichkeiten unterstützen, sobald sie ihr wichtigster Wirtschaftspartner werden".

Diese Drittstaaten würden dadurch auch für ausländische Unternehmen interessanter. Denn ihre zunehmende Bedeutung würde sich unter anderem in wachsenden Konjunkturdaten ausdrücken, was sie wiederum für ausländische Investitionen attraktiver macht. Ein willkommener Nebeneffekt für die deutsche Wirtschaft wäre eine Diversifizierung und damit geringere Abhängigkeit von einem bestimmten Markt. Gemeint ist damit im Wesentlichen die Volksrepublik China. In den vergangenen Jahren sind die Diskussionen immer lauter geworden, ob Europa und besonders Deutschland sich bereits viel zu sehr auf die Nachfrage und das Wachstum in der zweitgrößten Volkswirtschaft verlässt.
Quelle: ntv.de

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