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KARTENHAUS KAPITALMARKT

 
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meidlinger



Anmeldungsdatum: 22.07.2004
Beiträge: 1403

BeitragVerfasst am: Di März 02, 2021 7:18 pm    Titel: KARTENHAUS KAPITALMARKT Antworten mit Zitat



«Wenn Inflation und Zinsen weiter deutlich steigen, kommt das ‹Kartenhaus Kapitalmarkt› ins Wanken»

Steigende Zinsen machen viele Akteure an den Finanzmärkten nervös. Auch die Aktienbörsen haben einen Dämpfer bekommen. Droht nun ein Crash? Vermögensverwalter und Ökonomen haben einige Argumente dagegen.
Die Kurse vieler US-Aktien haben in der vergangenen Woche einen Dämpfer bekommen.

Die Akteure an den Finanzmärkten setzen zunehmend auf das Szenario einer «Reflation». Damit gehen sie von einem stärkeren Wirtschaftswachstum infolge der Überwindung der Coronavirus-Pandemie aus, was zunächst einmal sehr positiv wäre. In der Folge könnten aber auch die Inflationsraten steigen. An den Märkten äusserten sich diese Erwartungen in der vergangenen Woche in einem Zinsanstieg – und auch in sinkenden Aktienkursen, vor allem bei den jüngst sehr hoch gehandelten amerikanischen Technologieaktien.

Am Tropf des billigen Geldes
Die Entwicklung zeigt einmal mehr, wie stark die Finanzmärkte am Tropf des billigen Geldes der Zentralbanken hängen. Viele Investoren befürchten nämlich, dass steigende Teuerungsraten dafür sorgen könnten, dass die Notenbanken die Finanzmärkte mit weniger billigem Geld versorgen als in den vergangenen Jahren. «Dieses Thema wird uns noch das ganze Jahr hindurch beschäftigen», sagt Karsten Junius, Chefökonom der Bank J. Safra Sarasin.

In den USA stiegen die Renditen für amerikanische Staatsanleihen in dieser Woche auf den höchsten Stand seit einem Jahr. Zehnjährige US-Staatsanleihen rentierten vorübergehend mit bis zu 1,6% am Donnerstag, am Freitagnachmittag lag ihre Rendite noch bei 1,47%. Anfang des Jahres betrug diese noch 0,91%. Infolge der rasanten Entwicklung wurden am Aktienmarkt Sorgen hinsichtlich möglicherweise starker Kursrückgänge laut – solche seien schliesslich überfällig nach der starken Erholung im Verlauf der Coronavirus-Krise.

Und in der Tat sind gewisse Parallelen zu früheren Zeiten zu beobachten, in denen es anschliessend zu einem Crash an den Aktienmärkten kam. «Vor früheren Börsen-Crashs sind die Zinsen ebenfalls gestiegen und wurde die Zinskurve steiler», sagt der Finanzexperte Andreas Homberger. Zudem seien einige Blasen an den Finanzmärkten unübersehbar, dazu gehörten beispielsweise die rasante Preisentwicklung beim Bitcoin sowie bei einigen Technologieaktien. Auch die immer stärkere Aktivität von Privatinvestoren, das Spac-Phänomen und der Kursanstieg von Aktien von Internetunternehmen, die keine Gewinne verbuchen, könnten als Anzeichen dafür gewertet werden.

Steht ein Boom bevor?
Einiges sei aber auch anders als im Vorfeld früherer Crashs, sagt Homberger. So sei die Geldpolitik viel aggressiver als in früheren Zeiten und werde zudem noch mit historisch grossen Fiskalprogrammen kombiniert. Dies komme einem in der Nachkriegszeit noch nie durchgeführten Experiment gleich, und die Situation sei folglich nicht vergleichbar mit der Zeit vor dem Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008. Vieles spreche zurzeit dafür, dass in diesem Jahr ein wirtschaftlicher Boom bevorstehe und dass Unternehmen ein hohes Gewinnwachstum verbuchen dürften. Ausserdem sind Aktien für die Anleger weiterhin attraktiv, wenn man ihre Bewertung mit anderen Anlageklassen wie Obligationen vergleicht – sofern die Zinsen nicht weiter steigen.

«In einer solchen Zeit ist ein Crash an den Börsen nicht sehr plausibel», sagt Homberger. Das Einzige, was zum Problem werden könnte, wären weiter deutlich steigende Zinsen und Inflation. «Und tatsächlich ist das derzeitige Umfeld sehr inflationär.» So gebe es in den USA bereits eine Diskussion darüber, ob das vom neuen US-Präsidenten Joe Biden geplante Fiskalpaket mit einem Volumen von 1,9 Bio. $ nicht doch zu gross sei. In den USA ist eine Diskussion darüber entbrannt, ob das geplante Fiskalpaket von US-Präsident Joe Biden nicht doch zu gross sei.

Dabei kommen auch die in den vergangenen Jahren aufgehäuften hohen Schulden ins Spiel. Im Falle eines deutlichen Zinsanstiegs könnten viele Schuldner diese gar nicht mehr zurückzahlen. «Wenn Inflation und Zinsen weiter deutlich steigen, kommt das ‹Kartenhaus Kapitalmarkt› ins Wanken, weil alle Bewertungen nur mit derart tiefen Zinsen zu rechtfertigen sind», sagt Homberger. Dann korrigieren Kurse von Aktien und Obligationen gleichzeitig – und entwickeln sich nicht wie früher gegensätzlich. Derzeit hänge eben alles an den niedrigen Zinsen.

Australische Notenbank reagiert
In Australien hat die Notenbank Reserve Bank of Australia bereits mit nicht angekündigten Anleihekäufen im Volumen von mehr als 2 Mrd. $ reagiert, um die Investoren zu beruhigen. Laut Junius haben sowohl Vertreter der Federal Reserve als auch die Europäische Zentralbank klar signalisiert, dass sie an einem weiteren Zins- und Renditeanstieg nicht interessiert sind. «Wenn der Federal Reserve der Zinsanstieg zu weit geht, kauft sie eventuell auch wieder mehr Anleihen auf oder fixiert die Zinskurve», sagt Homberger.

Junius beschäftigt sich damit, welche Sektoren am Aktienmarkt im Falle von höheren Zinsen und steigender Inflation zu bevorzugen sind. Energiewerte und Finanztitel seien hier in einer sehr guten Position. Später im Zyklus, wenn die Inflation bereits nahe ihren Höchstständen und weniger vom Ölpreis getrieben sei, würden defensive Sektoren wie Grundnahrungsmittel und Versorger interessant. Immobilienunternehmen dürften derweil laut Junius negativ auf ein Umfeld mit steigenden Zinsen und höherer Teuerung reagieren.

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