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Afghanistan: Opium im Zentralasienkrieg

 
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admin



Anmeldungsdatum: 22.07.2004
Beiträge: 2346

BeitragVerfasst am: Mo Aug 16, 2010 4:36 pm    Titel: Afghanistan: Opium im Zentralasienkrieg Antworten mit Zitat

Der »Klebstoff«, der die gesamte amerikanische Kriegsführung niedriger Intensität in Zentralasien zusammenhält, ist Opium. Wie bei den britischen und amerikanischen Handelsgesellschaften, die mit Unterstützung ihrer Regierungen der 1940er-Jahre die Opiumkriege in China führten, spielt Opium auch heute eine wesentliche Rolle in der US-Strategie für die Kontrolle über ganz Zentralasien.

Der Enthüllungsjournalist Wayne Madsen aus Washington (vom Wayne Madsen Report, WMR) beschreibt die Rolle des Opiums bei der amerikanischen Invasion und Besetzung Afghanistans im Jahr 2001: »WMR hat von einem Veteranen der Delta Force erfahren, dass der erste Befehl von der CIA, den die Einheiten der Elitetruppen erhielten, die nach den Anschlägen vom 11. September nach Afghanistan entsandt wurden, lautete, die afghanischen Opiumfelder zu schützen. Unsere Quellen beim FBI haben bestätigt, dass Afghanistan Khun Sas Opiumproduktion im ›Goldenen Dreieck‹ in Burma als wichtigste Quelle für Opium und Heroin für den CIA-Drogenhandel verdrängt hat.«

Am jahrzehntelangen Bemühen der CIA und des Pentagon, Agenten auszubilden, die als islamische Terroristen getarnt nach Zentralasien eingeschleust wurden – besonders in die Region Usbekistan, Tadschikistan und Kirgisistan im Umrkeis des uranreichen Fergana-Tals –, ist die CIA-finanzierte Islamic Movement of Uzbekistan (IMU) entscheidend beteiligt. Die IMU, die auch jenseits der Grenze in Kirgisistan und im gesamten Fergana-Tal aktiv ist, finanziert sich heute durch den lukrativen Opiumhandel.

Laut Interpol ist die IMU tief in den afghanischen Heroinhandel nach und in Krigisistan, Usbekistan und ganz Zentralasien verwickelt. Bei einer Anhörung im US-Kongress erklärte Ralf Mutschke von Interpol, ein hochrangiger Spezialist für Drogenbekämpfung: »Trotz der politischen und ideologischen Ausrichtung der IMU ist dies keine ausschließlich terroristische Bewegung, sondern vielmehr eine hybride Organisation, bei der kriminelle Interessen oft vor ›politischen‹ Zielen rangieren. Führer der IMU haben ein persönliches Interesse an ständiger Unruhe und Instabilität in ihrem Gebiet, da sie so die Routen sichern können, die sie für den Drogentransport nutzen.«

Der Zentralasien-Analyst Peter Chamberlain führt Beweise an, denen zufolge die IMU eine Drogenbande ist, die aller Wahrscheinlichkeit nach von der CIA geschaffen wurde:

»Es gibt Grund zu der Annahme, das die IMU selbst ein Geschöpf der CIA ist. Laut der geschichtlichen Darlegung dieses Themas, die Steve Coll in seinem Buch Ghost Wars gibt, hat CIA-Direktor William Casey in einem Schritt, bei dem er seine Befugnisse überschritt, entschieden, Propagandamaßnahmen mit dem Ziel der Destabilisierung innerhalb der Grenzen der Sowjetunion auszuweiten. Zu diesem Zweck hat die CIA den moslemischen Glauben in Usbekistan gefördert, indem sie bei einem in Deutschland lebenden Exil-Usbeker eine Übersetzung des Koran ins Usbekische in Auftrag gegeben und anschließend den pakistanischen [Geheimdienst] Interservices Intelligence beauftragt hat, 5.000 Exemplare zu verteilen … Von Anfang an, lange vor der sowjetischen Invasion, hat eine Koalition ausländischer Mächte unter Führung der CIA die afghanische Revolution vorbereitet. Selbst die politische Form des wahabitischen ›Islam‹, die von Kämpfern in lokalen Koran-Schulen gelehrt wurde – die dabei ›Lehrbücher« der University of Nebraska verwendeten –, stellte in Wirklichkeit eine Abweichung vom wahren Islam dar, in der Techniken zur Verhaltensmodifikation verwendet wurden.«

Chamberlain weiter:

»Wenn die CIA tatsächlich die verfälschten islamisch-jihadistischen Lehrbücher an die Koran-Schulen geliefert hat, an denen in Usbekistan IMU-Fußtruppen ausgebildet wurden, dann folgt daraus, das alles, was diese später taten, auch ein Produkt der CIA ist … Amerikanische militärische Einsätze und Einsätze zur Drogenbekämpfung gegen IMU-Terroristen und Drogendealer geben Agenten der Sondereinsatztruppen Deckung bei der Beobachtung der örtlichen Führung, um zu entscheiden, wer weiter entwickelt und wer ausgeschaltet wird … Die Programme der Partnerschaft für den Frieden (Partnership for Peace) machen den Weg für Tausende Ausbilder von USA und NATO frei, verschaffen ihnen Stützpunkte für Operationen zur ›direkten Aktion‹, während gleichzeitig tonnenweise überschüssige Rüstungsgüter an ölreiche Kunden gehen und optimale Bedingungen für gemeinsame militärische Kriegsspiele geschaffen werden.«

Richard Holbrooke, US-Botschafter und Sondergesandter für Afghanistan und Pakistan, kündigte im Juni 2009 an, die amerikanische Kampagne zur Vernichtung der Opiumernte in Afghanistan werde eingestellt zugunsten einer »Verbots«-Kampagne. In einem Pressekommentar erklärte Holbrooke gegenüber AP, Washington lasse die Vernichtung der Opiumfelder in Afghanistan auslaufen.

In der New York Times wurde berichtet, der Bruder des von den USA ins Amt gehievten afghanischen Präsidenten Karzai, Ahmed Wali, stehe seit acht Jahren in bezahlten Diensten der CIA, Wali sei der Drogen-Warlord der Provinz Helmand. Eine der Leistungen, für die Ahmed Wali Karzai angeblich bezahlt wurde, bestand im Rekrutieren »einer afghanischen paramilitärischen Streitkraft, die unter Führung der CIA in und in der Umgebung der südafghanischen Stadt Kandahar, Karzais Heimatstadt, operiert«.

Damit ähnelt der afghanische Drogenhandel unter der CIA beängstigend der Rolle, welche die CIA im südostasiatischen Opiumhandel während des Vietnamkrieges gespielt hatte. Die Schlussfolgerung lautet zwingend, dass es in beiden Fällen nicht um ein »Versehen« bei der Verfolgung anderer, militärischer Ziele ging, sondern dass es wesentlicher, wenn nicht zentraler Bestandteil der Strategie Washingtons war und ist.

Angeblich hat Wali die Einnahmen aus seinen Drogengeschäften zur Finanzierung staatlicher Terroroperationen verwendet, einschließlich der Einschüchterung von Opponenten bei der gefälschten Wahl von 2009. Izzatullah Wasifi, den Karzai 2007 zum Chef der Drogenbekämpfungsbehörde ernannt hatte, hatte vier Jahre lang in Nevada im Gefängnis gesessen, weil er versucht hatte, einem verdeckten Drogenfahnder Heroin zu verkaufen. Die Logik hinter seiner Ernennung lautete etwa so: »Nur ein Drogendealer kann einen anderen Drogendealer fangen.«

In Karzais Provinz Helmand liegt nicht nur ein kleiner Teil der afghanischen Opiumfelder. Hier ist ein Zentrum der Opiumproduktion der Welt, etwa 40 Prozent des illegalen Opiums der Welt wird hier angebaut, so der amerikanische Forscher und Autor John W. McCoy, der die Rolle der US-Geheimdienste im asiatischen Drogenhandel seit dem Vietnamkrieg Ende der 1960er-Jahre verfolgt hat. In Helmand wurde 2008 auf einer Fläche von etwa 103.000 Hektar Opium angebaut – zwei Drittel des gesamten Opiums in Afghanistan.

McCoy weist darauf hin, dass die CIA während des von ihr unterstützten Guerillakriegs der Mujahedin gegen die sowjetischen Truppen in Afghanistan in den 1980er-Jahren Drogengelder – die mit dem von den Mujahedin angebauten und geernteten Opium verdient wurden – eingesetzt hat, um den verdeckten Krieg zu finanzieren, einen Krieg der durch den Hollywoodstar Tom Hanks in dem Film Charlie Wilson’s War (deutscher Titel: Der Krieg des Charlie Wilson) bekannt geworden ist. McCoy betont, dass die verdeckten Operationen der CIA in den 1980er-Jahren »als Beschleuniger wirkten, durch den das Grenzgebiet zwischen Afghanistan und Pakistan zur größten opiumproduzierenden Region der Welt gemacht worden ist«.

Um die Taliban nach den Anschlägen vom 11. September zu bekämpfen, habe die CIA, so fügt McCoy hinzu:

»… erfolgreich ehemalige Warlords, die seit Langem im Heroinhandel tätig waren, mobilisiert, um Städte und Ortschaften in ganz Afghanistan zu besetzen. Mit anderen Worten, die Agency und ihre Verbündeten vor Ort schufen ideale Bedingungen zur Aufhebung des Opium-Verbots der Taliban und zur Wiederbelebung des Drogenhandels. Nur Wochen nach dem Sturz der Taliban meldeten die Behörden einen sprunghaften Anstieg des Mohnanbaus im Heroin-Kernland Helmand und Nangarhar.«

Tatsache ist, dass zu der Zeit, als die US-Streitkräfte die Taliban-Regierung 2001 ins Exil trieben, die Opiumproduktion unter deren Herrschaft dramatisch verringert worden war. Tatsache ist weiterhin – in diesem Fall durch das Büro der Vereinten Nationen zur Drogen- und Verbrechensbekämpfung offiziell bestätigt –, dass seit dem Beginn der Besetzung Afghanistan durch US-geführte NATO-Truppen die Opiumernte nicht nur wieder das frühere Niveau erreicht, sondern das höchste je gemeldete Niveau erreicht hat, parallel dazu ist auch die Opiumproduktion in Afghanistan gestiegen.

Die Taliban hatten im Jahr 2000 den Opiumanbau vollständig verboten. Nachdem die USA militärisch die Kontrolle über das Land übernahmen, stieg die Opiumernte in Afghanistan nach Angaben des UN-Büros zur Drogen- und Verbrechensbekämpfung von lediglich 185 Tonnen, die 2001 auf weniger als 8.000 Hektar Land angebaut wurden, bis zum Jahr 2007 auf 8.200 Tonnen bei einer Anbaufläche von 193.000 Hektar. Das bedeutet einen 44-fachen Anstieg bei der Opiumernte in den acht Jahren der Besetzung Afghanistans durch amerikanische Truppen.

2008 sorgten amerikanische und UN-Behörden für Schlagzeilen mit der Meldung, die Mohn-Anbaufläche sei gegenüber 2007 um etwa 19 Prozent zurückgegangen. Dass zur gleichen Zeit die Ernte um etwa 15 Prozent größer ausgefallen war, sodass Afghanistan noch immer die weltweit größte Quelle für Opium bleibt, an das kein anderes Gebiet auch nur annähernd heranreicht, wurde dabei nur am Rande erwähnt.

In den vergangenen fünf Jahren hat die Opiumernte in Afghanistan bis zu 50 Prozent des Bruttoinlandsprodukt (BIP) des Landes ausgemacht, afghanisches Opium ist Ausgangsprodukt für über 93 Prozent des weltweit angebotenen Heroins. Zu behaupten, unter der militärischen Besetzung durch die USA seit 2001 sei die Wirtschaft nicht gewachsen, ist falsch. Das BIP ist um beeindruckende 66 Prozent angestiegen, und zwar ausschließlich dank der boomenden, von den USA geschützten Opiumindustrie unter der Kontrolle des von Washington handverlesenen Karzai-Regimes.

Der Chef der Russischen Drogenbekämpfungsbehörde schätzt den Wert der derzeitigen Opiumernte in Afghanistan auf 65 Milliarden Dollar. Von dieser riesigen Summe gehen nur 500 Millionen Dollar an afghanische Bauern, 300 Millionen an die Taliban-Guerilla, die restlichen 64 Milliarden an »die Drogenmafia«.

Bei einem Treffen des NATO-Russland-Rats im März 2010 erklärte der Chef der Russischen Drogenaufsichtsbehörde (FSKN), Viktor Iwanow: »Eine Million Menschen sind ist den vergangenen zehn Jahren an einer Überdosis afghanischer Opiate gestorben, und das sind Zahlen der Vereinten Nationen. Bedeutet dies etwa keine Bedrohung für Frieden und Sicherheit auf der Welt?«

Die NATO hat offiziell einen Appell Russlands zurückgewiesen, die Opiumfelder in Afghanistan zu vernichten. Mit welcher Begründung? Die NATO (d.h. die Führung der US-Streitkräfte) behauptet, damit werde auch »die einzige Einkommensquelle in der Region« zerstört. In dieser simplen Erklärung kommt die ganze kriminelle Absurdität der NATO-Afghanistan-Mission zum Ausdruck.

Bei einem Treffen des NATO-Russland-Rats rief Iwanow kürzlich die NATO-Kräfte dazu auf, die »Eliminierung der Drogenproduktion« in ihre erklärte Mission der »Normalisierung der Lage in Afghanistan« einzubeziehen.

NATO-Sprecher James Appathurai äußerte angesichts der geschätzten Zahl von 200.000 Heroin- und Morphinsüchtigen und Zehntausenden Drogentoten jedes Jahr »Verständnis« für die Besorgnis der russische Seite. Russland ist ein bevorzugtes Ziel für die seit der amerikanischen Besetzung Afghanistans im Jahr 2001 wieder aufgelebte Drogenindustrie. Die Drogen führen zu gewaltigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Problemen.

Wie der NATO-Vertreter anschließend sagte, müsse das Problem der afghanischen Drogen »vorsichtig« angegangen werden, um eine »Entfremdung« der örtlichen Bevölkerung zu verhindern. In einem Meisterstück von NATO-Doppelzüngigkeit erklärte Appathurai: »Wir teilen die Ansicht, dass man sich des Problems annehmen muss. Aber es bestehen leicht unterschiedliche Ansichten. Wir müssen vermeiden, die einzige Einkommensquelle der Menschen im zweitärmsten Land der Welt zu vernichten, ohne ihnen eine Alternative anbieten zu können. Das geht einfach nicht.«

Das US-Militär als Opiumexporteur?

Opium wäre der ideale »Klebstoff«, um die amerikanischen Kriege in Zentralasien zusammenzuhalten. Mit Opium werden »Aufstände«, beispielsweise der Organisation Islamic Movement of Uzbekistan, finanziert. Bis zu zehn Prozent der Bevölkerung Afghanistans – der Bruder des Präsidenten und möglicherweise sogar der Präsident selbst eingeschlossen – leben von den Einnahmen aus dem Opiumhandel.

Darüber hinaus gilt, was die Briten bereits in den 1840er-Jahren bei ihren Opiumkriegen in China gelernt haben: Um unter Angehörigen von Stämmen und Gruppen in Zentralasien Opium- und Heroinabhängigkeit zu erzeugen, ist es eine ideale Methode, ein Land zu unterwerfen, weil es gleichzeitig zur Passivität, zur Gesetzlosigkeit und Chaos führt, das dann wiederum zur Rechtfertigung einer erweiterten Präsenz der NATO zur »Friedenssicherung« herangezogen werden kann.

Den Grenzverkehr aus Kirgisistan zu nutzen, um Xinjiang und andere chinesische Provinzen mit Opium zu überschwemmen, wäre ein offensichtliches Vorgehen, zu der Pentagon-Strategen im Stillen »ermuntern« könnten. Die russische Gesellschaft wird bereits von einer von billigem afghanischen Heroin erzeugten regelrechten Seuche erschüttert, die Zahl der Abhängigen steigt, die Zahl der Straftaten nimmt zu.

Botschafter Holbrooke und viele Sprecher des US Central Command behaupten, afghanische Stammesangehörige, Usbeken oder Tadschiken transportierten das Opium auf dem Rücken von Maultieren über gefährliche Pässe nach Russland und in andere Länder. Die Wirklichkeit hingegen sieht anders aus: Das Opium wird mit modernsten militärischen Transportmitteln befördert.

Das Brisanteste bei der Geschichte des sogenannten »benign neglect« (zu deutsch etwa: wohlwollendes Vernachlässigen) gegenüber der gestiegenen Opiumernte in Afghanistan sind Berichte, denen zufolge Opium und das raffinierte Heroin mit US-Militärtransporten befördert werden – beispielsweise vom Luftwaffenstützpunkt Manas in Kirgisistan –, und das unter strenger Geheimhaltung und dem Deckmantel der »nationalen Sicherheit«.

Solch eine Nutzung von US-Militärtransporten würde – falls sie denn zutrifft – die perfekte Deckung liefern, denn US-Militärflugzeuge sind »off limits«, d.h. niemand darf in ihre Nähe kommen oder ihre Fracht überprüfen. Es wäre die Wiederholung der Air-America-Flüge der CIA im Vietnam-Krieg der 1960er-Jahre – bei denen Heroin transportiert würde – in großem Stil.

Den entsprechenden Vorwurf erhebt eine gut informierte Geheimdienstquelle aus der Region – General Hamid Gul, der inzwischen pensionierte Chef des pakistanischen Geheimdiensts (ISI) und Generaldirektor des militärischen Geheimdienst während der Mujahedin-Kriege in Afghanistan Ende der 1980er-Jahre.

»Abdul Wali Karzai ist der größte Drogenbaron in Afghanistan«, erklärte Gul ganz offen bei einem Interview im August 2009. Nach seinen Worten sind die Drogenlords auch am Waffenhandel beteiligt, einem »blühenden Gewerbe« in Afghanistan. »Das Beunruhigendste aus meiner Sicht ist jedoch, dass auch Militärflugzeuge, amerikanische Militärflugzeuge, benutzt werden. Sie haben sehr richtig gesagt, dass die Drogenrouten in nördlicher Richtung durch die zentralasiatischen Republiken, über Teile des russischen Territoriums verlaufen, und von dort weiter nach Europa und in andere Erdteile. Aber einiges wird direkt transportiert, und zwar mit Militärflugzeugen.«

Gul war von 1987 bis 1989, also auf dem Höhepunkt des Mujahedin-Aufstands, Chef des pakistanischen ISI und arbeitete damals eng mit der CIA zusammen. Seit damals wird ihm die Einreise in die USA und nach Großbritannien verwehrt, weil er sich, wie er sagt, zu offen über die wahren Pläne der Briten und Amerikaner in der Region geäußert hat, zu denen seiner Ansicht nach auch die systematische Zerstörung Pakistans als Nation gehört.

Guls Vorwurf, amerikanische Militärflugzeuge würden für den geheimen Transport von afghanischem Opium und Heroin über den Luftwaffenstützpunkt Manas in Kirgisistan sowie über die verschiedenen Routen des Northern Distribution Network eingesetzt, wird auch in anekdotischen Berichten von afghanisch-tadschikischen Quellen und inoffiziell von Angehörigen der US-Streitkräfte und in russischen Berichten bestätigt.

Diese besondere Rolle des US-Stützpunkts in Manas würde, zusammen mit den jüngsten amerikanischen Schritten zur Einrichtung eines Trainingszentrums zur »Drogen- und Terrorbekämpfung« im südwest-kirgisischen, an das Fergana-Tal grenzenden Oblast Batken, sehr gut zu der Ankündigung des US-Sondergesandten für Afghanistan, Richard Holbrooke, passen, derzufolge die neue US-Politik bezüglich afghanischen Opiums in selektiven »Verboten« und nicht in der Vernichtung der Anbauflächen besteht. Dazu passt, dass die neue Politik des Pentagon auch 93 Prozent des Weltopiumanbaus vor der Vernichtung bewahrt, sodass gewährleistet ist, dass es zu Heroin raffiniert und auf dem chinesischen, usbekischen und russischen Markt verkauft werden kann, eine neue Form des Opiumkriegs.

Die Mainstreammedien in den USA berichten, die Taliban beherrsche den Drogenhandel. Doch laut UN-Büro für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC), erhalten regierungsfeindliche Elemente (oder AGE, Anti Government Elements), die zum Teil, jedoch keinesfalls ausschließlich, von Taliban gebildet werden, nur zwei Prozent der auf 3,4 Milliarden Dollar jährlich geschätzten Drogengelder. Die Zahl wird sogar von der amerikanischen CIA und der DIA bestätigt, nach deren Schätzung die Taliban magere 70 Millionen Dollar jährlich aus dem Drogenhandel erhalten. Der Löwenanteil von Heroin und Rohopium in Afghanistan steht unter der Kontrolle von Warlords, die mit dem Karzai-Apparat zusammenhängen.

Die neueste US-Strategie für den Umgang mit dem afghanischen Drogen-»Problem« ist ebenfalls sorgfältig ausgearbeitet. Drogenhändler, deren Verbindungen zu »Aufständischen« bekannt sind, werden auf einer Liste von Personen erfasst, die ausgeschaltet – also umgebracht – werden sollen. Die große Mehrzahl der afghanischen Drogenlords, die 98 Prozent der Opium- und Heroingelder kassieren und mit der Drogenfamilie Karzai und Karzais korruptem Regime zusammenarbeiten, sind davon ausgenommen.

Tatsächlich würde, wie es ein Analyst ausdrückte, das US-Militär, »daran mitwirken, den Wettbewerb um Drogenlords auszuschalten, die mit den Besatzungsmächten oder der afghanischen Regierung zusammenarbeiten und ihnen helfen, den Markt noch weitergehend zu beherrschen«.

Craig Murray, bis 2004 britischer Botschafter in Usbekistan, behauptet, Konvois unter dem Kommando von Rashid Dostum – der 2009 von Präsident Karzai erneut zu Generalstabschef des Oberbefehlshabers der afghanischen nationalen Streitkräfte ernannt wurde – transportierten die Drogen über die Grenze.

Laut Botschafter Murray ist Dostum von seinem Wohnsitz in der Nähe von Maza e Sharik aus eine Schlüsselfigur im afghanischen Heroinhandel. Mit Billigung der USA hatte Karzai ihn vor den letzten Wahlen aus dem Exil zurückgeholt; auftragsgemäß holte er in wichtigen Wahlbezirken »100 Prozent« der Stimmen ein. Das Pentagon schlägt nun vor, Dostums private (Drogen-) Miliz in großem Stil mit Waffen zu versorgen, angeblich, um »gegen die Taliban zu kämpfen« – obwohl Dostum nominell Stabschef der Streitkräfte bleibt und obwohl Washington über seine Rolle im afghanischen Heroinhandel Bescheid weiß.

Präsident Karzais eigener Bruder, Ahmed Wali Karzai, der laut New York Times seit Langem bei der CIA auf der Gehaltsliste steht, wird beschuldigt, ein führender Drogenlord zu sein, ein hübsches Umfeld für die von den USA unterstützte Regierung Karzai.

Murray betont weiterhin, dass Afghanistan »heute kein Opium, sondern Heroin exportiert. Opium wird in industriellem Umfang zu Heroin verarbeitet, nicht in Küchen, sondern in Fabriken. Millionen Liter der für diesen Prozess benötigten Chemikalien werden per Tankfahrzeugen nach Afghanistan gebracht. Diese Tankfahrzeuge und Lastwagen mit Opium teilen sich die mit amerikanischem Geld ausgebauten Straßen mit NATO-Truppen … Die vier größten Akteure im Heroingeschäft sind sämtlich hochrangige Mitglieder der Regierung Afghanistans. »Bei unserem Angriff auf Afghanistan hat Amerika aus der Luft angegriffen, während die CIA gleichzeitig die entmutigten Warlord-Drogenbarone bezahlte, bewaffnete und ausrüstete.«

Schlussfolgerung

Ein genauer Blick auf die Karte Zentralasiens macht deutlich, warum Afghanistan für die Bemühungen des Pentagon, Zentralasien zu destabilisieren und gleichzeitig China, Russland, den Iran und der andere Nachbarländer – bezeichnenderweise allesamt Mitgliedsländer der Shanghai Cooperation Organization – zu bedrohen, so wichtig ist.

Verbreitung von Drogen und Verbot von Drogen, Terror und Maßnahmen zur Terrorbekämpfung, bewusste Brutalität der Polizei und Kontrolle über die bestehenden und zukünftigen Pipelines in Eurasien – all dies ist Teil der US-geführten NATO-Operation, die von Afghanistan ausgehend betrieben wird. Kirgisistan bildet jetzt den »Dreh- und Angelpunkt« bei der Ausweitung des Krieges auf ganz Zentralasien. Das weiß man in Moskau genauso wie in China. Für Washingtons Großes Spiel in Kirgisistan und ganz Zentralasien steht nichts Geringeres auf dem Spiel als die Zukunft der amerikanischen Full Spectrum Dominance, die totale weltweite militärische Hegemonie.

Wie beim Vietnam-Krieg in den 1960er- und 1970er-Jahren zeigt sich auch hier immer deutlicher, dass der amerikanische »Krieg gegen den Terror« in Afghanistan von Washington bewusst so angelegt ist, dass er zu einem weiteren Krieg wird, »der nicht gewonnen werden kann«.

Das »Scheitern« des Afghanistan-Krieges wird inszeniert, um ein Übergreifen nach Kirgisistan, Usbekistan, Tadschikistan, das Fergana-Tal und weiter über ganz Zentralasien zu rechtfertigen. Bevor der Aufstand im März dieses Jahres die Bakijew-Bande ins Exil trieb, war Washington auf dem besten Wege, den Krieg vermittels der Abkommen mit Bakijew für den Aufbau eines Ausbildungszentrums zur »Terrorbekämpfung« auszuweiten. Von dort aus wäre es angesichts des Verlaufs der Opium-Routen nur eine Frage der Zeit bis zur vollständigen Kontrolle über den gesamten eurasischen Raum von Xinjiang bis Kasachstan und Russland.

Im Vergleich zum Beginn der 1970er-Jahre steht heute für die angestrebte amerikanische Hegemonie weit mehr auf dem Spiel. Die Rolle der Übergangsregierung in Kirgisistan, die Rolle Moskaus, Chinas, des Iran und Usbekistans ist in einem der intensivsten Konfliktherde der Welt ausschlaggebend.

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