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Gold und das Weltfinanzsystem

 
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admin



Anmeldungsdatum: 22.07.2004
Beiträge: 2347

BeitragVerfasst am: Do Sep 24, 2009 5:09 pm    Titel: Gold und das Weltfinanzsystem Antworten mit Zitat

Immer öfter beschäftigen sich die Mainstream-Medien in den letzten Tagen mit Gold. Seit das gelbe Metall, das schon seit Tausenden von Jahren die Menschen in den Bann zieht und gierig macht, die 1.000-Dollar-Marke überschritten hat, steht es plötzlich wieder im Licht des öffentlichen Interesses. Die meisten Artikel sinnieren darüber, ob es denn sinnvoll sei, in das Edelmetall zu investieren, ob der Preis denn womöglich NOCH höher gehen könne – kaum ein Artikel beschäftigt sich mit der Rolle, die Gold im globalen Finanzsystem spielt.

Dass Währungen früher (bis zur Abschaffung von Bretton Woods) goldgedeckt waren, gehört zum Allgemeinwissen. Golddeckung bedeutet – ganz vereinfacht –, dass für jeden Geldschein einer Währung eine entsprechende Menge physischen Goldes hinterlegt ist. Die papierene Geldnote ist hier im Prinzip ein Pfandschein für Gold – nur eben leichter zu handhaben.

Zurzeit ist auf dem ganzen Planeten Erde insgesamt nur so viel Gold verfügbar, dass dieses zusammengeschmolzen einen Würfel von ca. 20 Metern Kantenlänge ergäbe. Gold künstlich zu erschaffen, haben schon im Mittelalter Alchimisten erfolglos versucht. Es aus der Erde abzubauen ist extrem aufwendig und teuer und begründet neben seiner Seltenheit ebenfalls den hohen Preis. Eine goldgedeckte Währung kann daher nicht einfach hyperinflationieren und ist der beste Garant für Stabilität. Auch das ist Allgemeinwissen.

Wenn Sie heute in Ihrem Garten beim Umgraben eine Kiste mit Geldscheinen aus der Kaiserzeit fänden, hätten die Papierstückchen, je nach Erhaltungsgrad, allenfalls Sammlerwert. Hätte unser Schatzvergräber die gleiche Summe damals in Gold vergraben, wären Sie reich. Wie sagte »Mr. Dax«, Dirk Müller, so schön? Mit einer Unze Gold könne man heute wie vor 1.000 oder 100 Jahren eine hochwertige Herren-Ausstattung anschaffen. Reine Papierwährungen sind immer früher oder später zugrunde gegangen.

Genau diese Angst vor einem Crash der Weltwährung Dollar und damit auch der dollarbasierten Währung Euro ist es, die das Gold (zusammen mit der immer unheimlicheren Menge an Schulden, toxischen Papieren und Geldmengen) langsam aber stetig in den letzten Jahren nach oben klettern ließ mit einem massiven Preisausbruch nach oben, als im September 2008 das gesamte Finanzsystem der Welt ins Wanken geriet.

Gerade weil Gold seinen Wert nicht verlieren kann, ist es ein Zufluchtshafen, sobald das Vertrauen in Währungen, Aktien, Immobilien, Staatsanleihen und Investitionen schwindet. Gold ist ein Fieberthermometer für den Gesundheitszustand eines Finanz- und Währungssystems.

Und exakt aus diesem Grund wird seit Langem der Goldpreis durch Verkäufe und Manipulationen erfolgreich gedrückt. Das hält das System ruhig, und das »scheue Reh« Kapital beim Grasen auf der Lichtung.

Diese Taktik wird aber immer schwieriger für die »Systemerhalter«. Die großen Investoren rund um den Globus bereiten sich zunehmend auf eine Hyperinflation vor, und eine ihrer Maßnahmen ist die Investition in Gold. Um das klar herauszustellen: Hier geht es den Anlegern nicht um Spekulation mit dem Edelmetall, sondern um Substanzsicherung. Hier wird nicht mehr schnell an- und verkauft, je nach Kurs und Chartanalysen. Hier geht es darum, sein Kapital zu erhalten, wenn die Währungen den Sturzflug antreten sollten.

In diesem Zusammenhang spielt das Durchschlagen der Demarkationslinie von 1.000 $/Unze eine große Rolle. Bis vor Kurzem war das die Kampflinie, die das Goldkartell erbittert verteidigte. Ein Überschreiten dieser Marke würde – und wird! – allgemein beachtet. Quod erat demonstrandum.

Denn es handelt sich nicht um einen kurzfristigen Ausreißer. Die Maginotlinie des Goldkartells wurde genommen. Nun scheint der Goldpreis in einem Tunnel zwischen 1.000 $ und 1.020 $ nervös zu oszillieren. Das Weltfinanzsystem bekommt Fieber.

Passend kam dann die weithin kommunizierte Nachricht, dass das IWF 400 Tonnen Gold verkaufe. Normalerweise ein Grund, den Preis deutlich und nachhaltig abstürzen zu lassen. Nicht so dieses Mal. Es gibt nämlich einen neuen Mitspieler.

Zuerst einmal ist es kein Zufall, dass China sein Hongkong-Gold aus den Staaten zurückverlangt hat und nun selbst einlagert und bewacht. Vorsicht ist de Mutter der Goldkiste.

China ist mit etwa einer Billion Dollar der weltweit größte Gläubiger der USA. Und China ist wütend. Wütend, dass die Vereinigen Staaten mit der Notenpresse ihre Probleme zuschütten und dabei eine Hyperinflation riskieren, die Chinas Dollarbestände entwerten wird. Wütend, dass China immer noch auf den billigen Plätzen sitzt, wenn auf Wirtschaftsgipfeln Entscheidungen diskutiert und getroffen werden. Wütend, weil die USA ihnen während der Mega-Image-Veranstaltung »Olympische Spiele« mit dem CIA-gesteuerten Tibet-Aufstand eine Riesenschweinerei auf der gedeckten Festtafel angerichtet haben. Wütend, weil ihr unsicherer Schuldner sich auch noch erdreistet, mit Einfuhrzöllen einen Handelskrieg anzuzetteln.

Aber China kann nicht anders, als die USA zu schonen. Vorerst. Die USA sind immer noch einer der großen Kunden, und China lebt vom Export. Würden sie ihre Hunderte von Milliarden Dollar schnell abstoßen, würde der Dollar innerhalb kürzester Zeit crashen, und die USA wäre am Ende. China ist also gezwungen, weiter für Dollar zu verkaufen. Nur was tun mit dem Gebirge an Dollars?

Darum ist China auf der ganzen Welt auf Einkaufstour. Rohstoffe, Ländereien, Wälder, Erzlagerstätten, Goldminen stehen auf dem Einkaufszettel, solange man für die amerikanischen grünen Zettelchen noch irgendetwas bekommt, und Gold. China stockt seine Goldreserven massiv auf. Die Goldreserven Chinas sind um 76 Prozent gestiegen. Das gab der Leiter der State Administration of Foreign Exchange, Herr Hu Xiaolian, schon im April bekannt. 1.054 Tonnen Goldreserven gab er damals an. Der Vize-General der China Gold Association, Herr Hou Huimin, erklärte damals, dass China beabsichtige, eine Goldreserve von 5.000 Tonnen des Edelmetalls bilden zu wollen. – Merken Sie was?

Seit einiger Zeit gibt es tatsächlich offenkundig einen oder mehrere sehr potenter Käufer auf dem Goldmarkt, die sofort einsteigen, wenn der Preis auch nur ein bisschen nachgibt. »China buys the dips« vermuteten Fachkreise sehr schnell. Diese Taktik Chinas, immer bei Kursrückgängen Gold einzukaufen, hat auch einen Namen bekommen: »Beijing Put«.

Cheng Siwei, Mitglied des Spitzenkaders der kommunistischen Partei Chinas, räumte auf einer internationalen Tagung am Comer See charmant ein, dass Gold »definitiv eine Alternative« sei, aber wenn China kaufe, dann würde der Preis hochgehen. »Wir müssen es vorsichtig anfangen«, sagte er, »damit wir den Markt nicht hochtreiben«.

Kürzlich erwähnten die Medien ganz nebenbei, dass die chinesische Regierung ihre Bürger auffordere, sich privat Gold zu kaufen. Wissen Sie, wie viele Chinesen es gibt? Sind Sie gut im Kopfrechnen? Rund 1,3 Milliarden Chinesen. Wenn jeder eine Unze Gold kaufen würde …, ja, Sie können Ihren Augen trauen: 41.600 Tonnen Gold. In Worten mehr als einundvierzigtausend Tonnen Gold. Der Gesamtbestand an Gold auf der Welt beträgt 153.000 Tonnen.

Darüber hinaus ist China DIE treibende Kraft zusammen mit Rußland bei der Forderung, den Dollar als Weltwährung abzulösen. Gleichzeitig wird immer häufiger festgestellt, dass eine Rückkehr zu einer goldgedeckten Weltwährung sein müsse, wenn man ein Desaster wie die momentane globale Krise vermeiden wolle. Das heißt im Klartext nichts anderes, als dass – wie immer diese Weltwährung aus heißen mag – GOLD die zukünftige wahre Weltwährung sein soll.

Spekulationen darüber, wie hoch der Goldpreis noch gehen könnte, und ob es jetzt nicht vielleicht schon überbezahlt sei – oder ganz im Gegenteil, wie Goldenthusiasten glauben, nachgeradezu billig – gehen bei Lichte betrachtet an der Sache vorbei. Hier dämmert ganz offenbar die Möglichkeit eines grundlegenden Systemwechsels im Weltfinanzsystem herauf.

Es ist, gelinde gesagt, sehr unwahrscheinlich, die weltweit aufgetürmten Schulden- und Geldmengen in den Griff zu bekommen oder gar »abzuzahlen«. Egal, ob der Dollar früher oder später zusammenbricht, er wird alle Währungen dieser Welt mit sich reißen. Goldpreise auf diesem Hintergrund vorherzusagen – dagegen ist eine Kristallkugel noch seriös. Sollten die Länder der Welt stattdessen durch Inflation ihre Staatsschuldenberge abschmelzen und ihre Bürger kalt enteignen, haben die Zahlen der Goldpreise keine Aussagekraft mehr über den Moment hinaus. Und im Falle von Währungsreformen gibt’s sowieso gar keine Zahlen mehr für Gold.
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