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Gedenktreffen am Peršman-Hof bei Eisenkappel!

 
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Eberndorfer



Anmeldungsdatum: 10.09.2006
Beiträge: 2267

BeitragVerfasst am: So Apr 05, 2009 8:08 pm    Titel: Gedenktreffen am Peršman-Hof bei Eisenkappel! Antworten mit Zitat

Anprache der wissenschaftlichen Leiterin des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstandes (DÖW), Dr. Brigitte Bailer-Galanda beim Gedenktreffen am Peršman-Hof bei Eisenkappel, 29. Juni 2008
23.07.2008

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde!

Es ist mir eine Ehre, heute anlässlich der Gedenkveranstaltung am Peršman-Hof zu Ihnen sprechen zu dürfen. Weiters freue ich mich, hier wieder auf die verdienstvolle Ausstellung von Ernst Logar zu treffen, die ich in Wien bereits im Jänner dieses Jahres eröffnen durfte.

Wir begehen heuer auch den 70. Jahrestag des „Anschlusses“ 1938 – diese nationalsozialistische Machtübernahme fand, wie wir aus der historischen Forschung wissen, gleichzeitig von außen – durch den Einmarsch der deutschen Wehrmacht – und von innen – durch die österreichischen Nationalsozialisten – statt.

Ich darf aus diesem Anlass einige Eckdaten in Erinnerung rufen: Während zu Anfang das Regime – schon wegen der geplanten Volksabstimmung am 10. April – sich gegenüber den nationalen Minderheiten in Österreich, also auch den SlowenInnen, zurückhaltend gab und um deren Stimmen warb, wurde der Germanisierungsdruck bald verstärkt, missliebige Priester entfernt, die Kinder in so genannte „Erntekindergärten“ gesteckt usw. Die Aussiedlung nationalbewusster slowenischer Familien im April 1942 gab dann den letzten Anstoß zur Intensivierung des Widerstandes. Doch nicht nur slowenische Männer, auch Frauen schlossen sich den Partisanen an – ein in der breiten Öffentlichkeit viel zu wenig gewürdigter Umstand.

Das Regime schlug grausam zurück. Nach einer Verhaftungswelle im November 1942 wurden 35 slowenische WiderstandskämpferInnen vor Gericht gestellt, 13 von ihnen zum Tode verurteilt und am 29. April 1943 im Landesgericht Wien hingerichtet. Der jüngste von ihnen war 18 Jahre alt, der älteste 42 Jahre – also alle vergleichsweise junge Menschen, 12 Männer und eine Frau.

Eines der schrecklichsten Massaker wurde von SS-Einheiten hier am Peršman-Hof angerichtet. Als junge Mitarbeiterin des DÖW hat mich angesichts der Bilder von den Opfern, die wir in unserer Ausstellung hatten, immer das Grauen gepackt. Gleichzeitig hat gerade auch dieses Beispiel eines NS-Verbrechens auf die jugendlichen BesucherInnen besonderen Eindruck gemacht.

Hier in ihrer Heimat, in Kärnten, ernteten die PartisanInnen aber auch nach der Befreiung vor allem Feindschaft und Ablehnung. Die fortdauernde deutschnationale und minderheitsfeindliche Tradition führte sofort nach dem Abschluss des Staatsvertrags zu den – leider erfolgreichen – Bemühungen sogenannter „heimattreuer Verbände“, also KHD und KAB, unterstützt von der frisch gegründeten FPÖ um eine deutliche Verschlechterung des zweisprachigen Schulwesens.

Zum Schaden Kärntens wurde gegen die Ansiedlung damals jugoslawischer Betriebe mit halblustigen Sprüchlein („Haltet uns von Kärnten fern Betriebe mit dem Tito-Stern!“) Stimmung gemacht, das Bundesgymnasium für Slowenen wurde als Werkzeug der versuchten Angliederung Südkärntens an Jugoslawien diffamiert.

Eine anerkennende Ehrung des Widerstandes der Kärntner Partisanen kam und kommt für etliche Landespolitiker nicht in Frage. Der damalige und jetzige Landeshauptmann weigerte sich 1990, Befreiungsehrenzeichen an ehemalige Widerstandskämpfer zu verleihen unter dem Hinweis, es handle sich um „Feinde Kärntens“, obwohl die zu Ehrenden keine Partisanen, sondern von der ÖVP-Kameradschaft vorgeschlagene Personen waren. Aber mit diesem antislowenischen Slogan ließ sich in Kärnten offensichtlich Stimmung machen. Manchmal scheint es, als hätte das Jahr 1945 in den Köpfen mancher Zeitgenossen nicht stattgefunden.

Wäre dies alles nur Vergangenheit, könnten wir alle heute darüber lächeln. Dem ist aber – wie wir alle wissen – nicht so. Noch immer agieren in Kärnten Politiker, die die angebliche Kärntner Urangst für ihre sehr persönlichen politischen Zwecke zum Schaden der Minderheit und zum Schaden eines gedeihlichen Miteinanders im Land benutzen. In lächerlichen Provinzpossen setzen sich hier Landespolitiker über höchstgerichtliche Entscheidungen hinweg und verhöhnen auf diese Weise ungestraft den österreichischen Rechtsstaat. Während Asylwerber erbarmungslos in andere Bundesländer abgeschoben werden, wird ein der Kriegsverbrechen Verdächtiger zu einem angesehenen und beliebten Kärntner Bürger erklärt, gegen dessen Auslieferung nach Kroatien energisch Stellung bezogen wird.

Das DÖW hat seit seiner Gründung den Widerstand der Kärntner Partisaninnen und Partisanen besonders gewürdigt, war es doch der wohl wirksamste bewaffnete Widerstand, der auf dem Gebiet des heutigen Österreich der nationalsozialistischen Terrorherrschaft entgegen gesetzt wurde und der rund 10.000 deutsche Soldaten hier gebunden hat, die an anderen Kriegsschauplätzen fehlten. Auch in unserer neuen, 2005 eröffneten Ausstellung ist der Verfolgung und dem Widerstand der Kärntner SlowenInnen ein eigener Abschnitt gewidmet.

Das DÖW machte sich seit den siebziger Jahren in verstärktem Maße auch zur Aufgabe, gegen rechtsextreme, neonazistische, rassistische und antisemitische Tendenzen anzukämpfen. Als wir 1979 unser erstes Buch über Rechtsextremismus in Österreich herausgaben, reagierten die darin erwähnten Verbände mit Empörung. Auch Kärntner Organisationen bedachten uns mit gerichtlichen Klagen – die Sammlung des Materials für die erforderlichen Wahrheitsbeweise war eine der ersten inhaltlichen Tätigkeiten für mich als „frische“ DÖW-Mitarbeiterin. Der heutige Kärntner Landeshauptmann agitierte damals im Wiener Nationalrat gegen das „Rotbuch“ – er bezog sich auf den roten Umschlag, wollte uns selbstverständlich damit aber auch politisch diffamieren, eine Strategie, die die FPÖ Anfang der neunziger Jahre noch intensivierte.

Das überparteiliche DÖW – unserem Vorstand gehören Repräsentanten aller im Widerstand gewesenen politischen Richtungen an – ließ und lässt sich von solchen Angriffen nicht beirren, für Rechtsstaatlichkeit, Demokratie und die Unveräußerlichkeit der Menschenrechte einzutreten.
1938 bis 1945 konnte es das Leben kosten, zu seinen Überzeugungen zu stehen, Verfolgten zu helfen, oder, wie es der Zeithistoriker Karl R.

Stadler formulierte, „anständig zu bleiben“. Heute muss niemand um sein Leben fürchten, der gegen Unrecht auftritt, den Rechtsstaat verteidigt, Rassismus anprangert. Trotzdem scheuen so manche davor zurück, aus kleinlicher Angst vor gesellschaftlichen oder politischen Nachteilen.

Demokratie und Meinungsfreiheit sind zu Selbstverständlichkeiten geworden. Die Erinnerung an die NS-Verbrechen – und wir stehen hier heute am Ort eines solchen Verbrechens – macht uns die Bedeutung dieser genannten Werte klar und sollte uns anspornen, auch 70 Jahre nach dem „Anschluss“ wachsam zu sein gegen alle jene, die einen demokratischen Rechtsstaat gering schätzen, Menschen nach rassistischen Gesichtspunkten beurteilen und für inhumande autoritäre Lösungen plädieren. Der Wert des Gedenkens liegt nicht nur darin, sich der Vergangenheit zu erinnern, es liegt auch darin, für die Zukunft vorzusorgen.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

http://www.slo.at/zso/sturm_de_more.php?id=1193_0_5_0_M
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Eberndorfer



Anmeldungsdatum: 10.09.2006
Beiträge: 2267

BeitragVerfasst am: So Apr 05, 2009 8:17 pm    Titel: Antworten mit Zitat

Zitat:
Das DÖW machte sich seit den siebziger Jahren in verstärktem Maße auch zur Aufgabe, gegen rechtsextreme, neonazistische, rassistische und antisemitische Tendenzen anzukämpfen.


Als ob es nur unter Deutsch-Oesterreichern "antisemitische Tendenzen" geben wuerde? Ich behaupte sogar, dass es der juedischen DÖW-Wache nicht eigentlich um authentische slowenische Interessen und Anliegen geht - diese werden eher nur nutzniessend mitgeschleppt - sondern, wie immer, um die ureigenen. Aber bei welchen Gelegenheiten auch immer man gegen Deutsch-Oesterreicher Stimmung machen kann, die juedische DÖW-Wache laesst sich dabei keine Gelegenheit entgehen.

Warum kuemmert sich die juedische DÖW-Wache ueberhaupt um die Kaerntner Slowenen ('Palaestinenser') der Hit.lerzeit, wo sie doch fuer die Zurschaustellung ihrer Krokodilstraenen ihre ureigenen Palaestinenser zum Traenenbegiessen haben?
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