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Eberndorfers Eberndorf im Jauntal, Kärnten!

 
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Eberndorfer



Anmeldungsdatum: 10.09.2006
Beiträge: 2267

BeitragVerfasst am: Mi Okt 31, 2007 6:06 am    Titel: Eberndorfers Eberndorf im Jauntal, Kärnten! Antworten mit Zitat

    Karntnarisch!

    Jå griaß enk Gott, griaß Gott, griaß Gott!
    Karntnarisch, karntnarisch, dås greift aufs Gmüat,
    is wiar a Bleamle, dås ålleweil blüaht,
    is wiar a Jauchzer, der nia nit verhållt,
    is wiar a Wasserle draußen im Wåld.
    Jå griaß enk Gott, griaß Gott, griaß Gott!

    Vorwort

    Um gerechtfertigte Kritik von Ost-, Mittel- und Oberkaerntnern schon im Keim zu ersticken, lass ich mit dem folgenden Textausschnitt zwei historische Persoenlichkeiten zu Wort kommen, um dem Leser zu erklaeren, wie Windische (Slowenen) und Deutsche in ihrer gemeinsamen unterkaerntner Geschichte zu einem "einerley volck" geworden waren, sodass man im Mitelalter zurecht von einer "Kaerntner Nation" sprechen konnte:

    Die Unterkaerntner

    (Aus „Landeskunde von Kärnten und Osttirol“
    von Viktor Paschinger, 1949)


    „Die bodenständige Bevölkerung Unterkärntens ist aus der Vermischung von deutschen und slowenischen Elementen hervorgegangen. Diese Erscheinung war aufmerksamen Beobachtern schon vor Jahrhunderten bekannt, wenn z.B. der (Kärntner) Geschichtsschreiber Megiser im Jahre 1612 zum Ausdruck bringt, dass sich die deutschen und slowenischen Kärntner derart vereinigt haben, dass aus beiden „einerley volck“ geworden sei und wenig später sogar von einer „Kärntner Nation“ die Rede ist.

    Aus der alten Kulturgemeinschaft ist es erklärlich, dass das von den Kärntner Slowenen gesprochene Idiom, ursprünglich eine wortarme Sprache, zahlreiche deutsche Sprachbestandteile aufgenommen hat, sodass sich eine Mischsprache, das „Windische“, herausbildete, welche die Entwicklung der slowenischen Schriftsprache südlich der Karawanken infolge der geographischen Trennung und der ethnischen und wirtschaftlichen Symbiose in Kärnten nicht mitmachte. Im übrigen war seit jeher die Kenntnis der deutschen Sprache bei unseren Slowenen sehr verbreitet, denn wer immer über den engsten Kreis seines Hauses hinaus wollte, bedurfte ihrer.

    Man kann daher in Kärnten nicht von einer Germanisierung im eigentlichen Sinne des Wortes sprechen, sondern nur von einem freiwilligen Bekenntnis der Slowenen zur deutschen Sprache, oft unbeschadet der Hauptsprache und der Pflege der überlieferten Kultur, die zum bodenständigen Gemeingut des ganzen Landes gehört und von den österreichischen Behörden immer beachtet wurde.

http://root.riskommunal.net/riskommunal/navigation/default.asp?gnr=61&sprache=1&aspfile=http%3A//root.riskommunal.net/riskommunal/zusatzseiten_detail.asp%3Fgnr%3D61%26sprache%3D1%26onr%3D217796258%26iMenuId%3D0
    Ergaenzend zur obigen Beschreibung moechte der "Eberndorfer" die hochwerten internationalen und heimischen 'Auslaender' wissen lassen, dass es zwischen einem 'Jauntaler' und einem (wegen des Drauflusses) Nur-'Unterkaerntner', (wegen ihrer geographischen Lage) Nur-'Suedkaerntner' und (wegen eines anderen Kaerntner Auch-Tales) 'Lavantaler', etc. benannten Auch-Kaerntner, derart subtile Unterschiede gibt, dass man sie nicht in Worte kleiden, sondern nur erlebt, nein, mit-gelebt haben muss.

    Das Suedkaerntner Seengebiet

    Die vier Seen - Gösselsdorfer See, Klopeiner See, Turnersee und Kleinsee - gehören zu den wärmsten Badeseen Österreichs. Die Steiner Alpen bilden die Grenze zu Slowenien und bietet wunderbare Möglichkeiten für Bergtouren. Trinkwasserqualität zeichnet die Seen aus.


    Fuer eine Vollansicht, auf dem naechsten Bild rechts unten klicken)
    http://www.angerer.com/gutshof/img_big/PANORAMA_new_4web.jpg


    Mei Hamat is a Schåtzale!

    Mei Hamat is a Schåtzale, dås hån i häufti gern,
    so oft i's still für mi betråcht tuat's allweil liaba wearn.

    I hätt im fröman Lånd ka Ruah, i miaßat wieda ham
    und wånn i mit zarissne Schuah ins Karntnalandle kam.

    Und gfållt's enk a so guat wie mir, dånn tuats es deutli ehrn,
    es kånn enk auf da gånzn Wölt, ka liabas Landle ghearn.

    Und kimmbt amål a schware Stund, dånn seids lei bei da Hånd.
    Du liaba Herrgott sei so guat, behüat dås Karntnalånd.

    Jauntaler Trachten










    Dås schönste Blümerl


    Dås schönste Blümerl auf da Ålm
    Dås ist dås Edelweiß.
    Es blüht versteckt an steiler Wånd,
    Gånz zwischen Schnee und Eis.

    Das Dirndl zu dem Buben sprach:
    Solch' Sträußlein hätt' ich gern,
    Geh, hol' mir so ein Blümelein
    Mit so ein' weißen Stern.

    Der Bub, der ging das Blümlein holn
    Im selben Augenblick.
    Der Abend sank, der Morgen graut,
    Der Bub kehrt nicht zurück.

    Verlassen liegt er ganz allein,
    An steiler Felsenwand.
    Das Edelweiß, so blutig rot,
    Hält fest er in der Hand.

    Und Bauernbuben trugen ihn
    Wohl in das Tal hinab,
    Und legten ihm ein Sträußelein
    Von Edelweiß auf's Grab.

    Und wenn des Sonntags in dem Tal
    Das Abendglöckchen läut't,
    Dann geht das Dirndl an sein Grab:
    Hier ruht mein einz'ger Freund.


    Das Jauntal!

    Das Jauntal ist eine breite Ebene südlich der Drau zwischen Tainach und Leifling, m. auch Jaunfeld sl. Podjunska Dolina, slm. auch Jûnsko Pôlje oder Drâvsko Pôlje (das wäre Draufeld), 10. Jh. Jûnotal, 11. Jh. Jûna. Auf dem Hemmaberg, der bis ins 17. Jh. Jaunberg genannt wurde, fand sich ein römisch-keltisches Heiligtum des Augustus Jovenat; im Jauntal lag auch der Kelten.und Römerort Juenna, Jovenna; alle diese Namen sind von der gleichen keltischen Gottheit, von dem Joven, abzuleiten. Der Siedlungsname Jaunstein (alt Juenna), der Gegendname Jauntal und der Bergname Jaunberg spielen wohl auf eine Verehrung von Jünglingen und Jungfrauen an. Indogermanisch Juven (Walde I 200) bedeutet „jung, Jüngling, Jungfrau“…

    Römerzeit (15 v. Chr. bis 590 n. Chr.) und 1. christliche Missionierung

    Die Vita Severini, (Mitte des 5.Jh.), gibt Zeugnis vom christlichen Leben, vom Mönchstum, das von Aquileia aus organisiert wurde.

    Völkerwanderung (Slowenen, Awaren, Baiern)

    Die Völkerwanderung Ende des 6.Jh. vernichtete die damaligen Kirchen, Städte und Kulturen. In dieser Zeit wanderten die Alpenslawen, von den Awaren getrieben, in Kärnten ein. Boruth, der Herzog der Karantanen, rief um die Mitte des 8. Jh. die Baiern zu Hilfe. Dadurch wurde das Land von der Unterjochung der Awaren befreit, geriet jedoch in bairische Abhängigkeit. Seit mehr als einem Jahrtausend siedeln demnach Slowenen und Deutsche in Kärnten.

    Zweite christliche Missionierung

    Erst im 8. Jh. begann die Christianisierung Kärntens (zweite Missionierung), die von Aquileia und von Salzburg ausging.

    Karl der Große 811 legte die Drau als Grenze zwischen dem Erzbistum Salzburg und dem Patriarchat Aquileia fest.


    Von Cividale aus wurde nicht nur das Rosental, sondern auch das Jauntal zum Christentum bekehrt. 1106 schenkte der Patriarch die von ihm gegründete Pfarre Rossegg seiner Stiftung dem Augustiner Chorherrenkloster in Eberndorf, von wo aus das religiöse Leben erhalten wurde. Das Dekanat Eberndorf stand also seit 811 bis zur Aufhebung des Patriarchates im Jahre 1751, also durch 940 Jahre, unter Aquileia. Von 1751-1783 fiel es unter das Görzer Erzbistum, durch die josefinische Pfarrregulierung 1788 zum Lavanter Bistum bis zum Jahre 1859; von dieser Zeit an bis heute untersteht es dem Bistum Gurk.

    Türkennot und Pest

    1473 stießen die Tuerken unerwartet nach Kärnten vor.
    1476 erfolgte der zweite Tuerkeneinfall.
    1478 brachte den schlimmsten Türkeneinfall.
    1484 verwüsteten türkische Scharen zweimal das Jauntal.
    1715 wütete im Jauntal die Pest.

    Jauntaler Vier-Seen Landschaft


    Im Hintergrund, etwas links von der Mitte, Eberndorf

    Veni Vidi Sedi - Voelker und Kulturen im Jauntal!

    - Jauntal, von 'Juenna' = roemische Stadt unweit von Eberndorf.

    - Hemmaberg (ugf. 4km von Eberndorf), vorchristliche und keltische Ausgrabungen.

    - Zu Eberndorf gehoert Koecking (2KM von Eberndorf), slovenisch. 'Goselna Vas' = Goten Dorf.

    - In Globasnitz (ugf. 7km von Eberndorf) befindet sich die roemische Stadt 'Iuenna', mit den Säulen des Tempels für die Gottheit 'Iovenat' Augustus.

    - 12 km von Eberndorf befindet sich der Ort Haimburg und in ihr die 'Heunburg' = Hunnen Burg.

    - Unweit von Haimburg befindet sich die Diexer Wehrmauer aus der Türkenzeit.

    - Am Magdalensberg (ugf. 20km von Eberndorf) befindet sich eine ehemals große städtische Siedlung aus spätkeltisch-frührömischer Zeit.

    - Die Kelten-Siedlung Gracarca (ugf. 2km Luftlinie von Eberndorf) birgt, so vermutet man, das Grab des ersten/eines Karantaner (Kaerntner)-Fuersten ("Reitergrab" in Grabelsdorf).

    - Der Berg "Gracarca" am Klopeiner See (ugf. 3km von Eberndorf), so vermutet man, ist das Zentrum der geheimnisumwobenen keltischen Region 'Noricum', mit ihrer Hauptstadt 'Noreia'. (Fuer Uneingeweihte: 'Noreia' bedeutet fuer das keltische Norikum, was 'Atlantis' fuer die Griechen war.)

    - Vom Steiner Berg (ugf. 8km von Eberndorf) gibt es umfangreiche Siedlungs- und Grabfunde der Kupferzeit, der Hallstattzeit, der keltischen und der römischen Epoche, sowie des Mittelalters .
    http://www.holidayregion.at/bericht/teil_9.htm

    “Kultur- und Kirchengeschichte des Jauntales - Dekanat Eberndorf"
    Von Stephan Singer, Pfarrer und Dechant in Kappel (bei Ferlach), 1938


    Stiftskirche vom Suedosten

    ... Bei jeder Pfarrkirche war ein »cipus« - Schandpfahl - in der Nähe der Kirchenpforte aufgestellt. Die Ehebrecher, fornicator oder fornicatrix, mußten während des Sonntagsgottesdienstes an demselben stehen...

    Die Ehebrecher beiderlei Geschlechter mußten außer der öffentlichen Buße beim Schandpfahl »supra ossa aut in cruce« (Totenknochen oder Kreuz) noch überdies eine Geldstrafe von ca. 10 Imperiale (Taler) zahlen, die im Wiederholungsfällen verdoppelt wurde. Den gleichen Strafen verfielen jene »complices«, die sich in Nachbarpfarren flüchteten, um der Kirchenbuße zu entgehen (Synodalbeschluß 1709)...


    Auf der Synode des Jahres 1709 wurde in Eberndorf die Schandstrafe beim »cipus« in Geldstrafe umgewandelt, so daß sich der Büßer durch 1 Fl oder 2 oder 3 Pfund Wachs für die Kirche loskaufen konnte.

    Eine Mutter, welche unabsichtlich ein Kind im Bette erdrückte, mußte an drei Sonn- oder Festtagen am Grabe des Kindes knien, in der Hand die ausgelöschte Kerze haltend.


    Auch mußte sie der Kirche Wachs oder ein Altartuch spenden. Noch jetzt lebt im Volke die Erinnerung, daß uneheliche Mütter mit der Wiege vor dem Kircheneingange knien mußten.

    Die Aufstellung des »cipus« verlangte der Visitator noch im Anfang des 18. Jhts. bei der Marienkirche am Berg in Eberndorf...

    http://www.net4you.com/kompeinr/gesetze/cipus.htm

    Eberndorf im Jauntal, Kaernten
    http://de.wikipedia.org/wiki/Eberndorf

    Im Süden Kärntens, im Herzen des Jauntales, liegt die Marktgemeinde Eberndorf. Das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift aus der Mitte des 12. Jh. wird heute von den Benediktinern betreut.


    Stift Eberndorf um 1960

    Für den Besucher weithin sichtbar steht auf einer sanften Anhöhe gelegen die ehemalige Klosteranlage des Stiftes Eberndorf; und tatsächlich wurde es im 15. Jh. wegen der Türken- und Ungarneinfälle befestigt.


    Stift Eberndorf nach der Renovierung 1995

    Von historischer Bedeutung für die heutige Gemeinde und die Region war das Stift Eberndorf, das auf einer Stiftung des friulaner Grafen Chazelin († vor 1106) beruhte und durch den Patriarchen von Aquileia Peregrin/Pilgrim (reg. 1132-1161) als Augustiner-Chorherrenstift gegründet wurde. 1446-76 wurde das Kloster mit einem Wall versehen und durch einen Graben gesichert. Das für weite Teile des Jauntals wichtige Stift wurde im Zuge der Gegenreformation 1604 aufgelöst und durch eine Jesuitenresidenz ersetzt, die bis zur Aufhebung des Jesuitenordens im Jahr 1773 bestand.

    Johann Weichard Valvasor

    Freiherr zu Galleneck und Neudorff, Herr zu Wagensperg und Liechtenberg, (slowenisch Janez Vajkard Valvasor);
    * 28. Mai 1641 in Laibach † 19. September 1693 in Gurkfeld war ein Topograph und Historiker.



    Valvasor, Kupferstich, Stift Eberndorf, 1688

    1723 fiel das Stift einem Großbrand zum Opfer. Seine heutige Gestalt erhielt es 1751. Nach dem Niedergang des Chorherrenstiftes wurde der Eberndorfer Besitz den Benediktinern des Stiftes St. Paul übergeben. In deren Besitz befindet sich das Stift noch heute.


    Johann Friedrich Wagner,
    Stift Eberndorf um 1844


    Die spätgotische Stiftskirche und die barocke Stiftsanlage prägen noch heute das Ortsbild.


    Stift Eberndorf um 1950

    Ein besonderes Charakteristikum der Pfarr- und ehemaligen Stiftskirche Eberndorf, die ein bedeutendes gotisches Bauwerk darstellt, ist der kampanileartig isoliert stehende gotische Turm mit Walmdach. Im schönen dreigeschossigen Arkadenhof finden jeden Sommer im Juli und August die Eberndorfer Sommerspiele statt.


    Stiftskirche vom Westen

    Das Innere der Kirche beeindruckt durch die überwältigende Breite und Größe des Schiffes.



    Unter dem durch zahlreiche Stufen erhöhten Chor befindet sich die nach Gurk zweitgrößte dreischiffige Krypta Kärntens.



    Den Höhepunkt der barocken Ausstattung bildet der Hochaltar von ca. 1770



    Seit dem Jahre 1988 ist die Marktgemeinde Eberndorf Pächterin dieses mächtigen Baues. In den letzten Jahren wurde das Stift mit Unterstützung des Landes Kärnten mit einem Kostenaufwand von nahezu 100 Millionen Schilling revitalisiert, wodurch dieses Kulturdenkmal den kommenden Generationen erhalten werden konnte.


    Stift Eberndorf nach der Renovierung 1995

    Im Jahre 1995 ist das Marktgemeindeamt Eberndorf in das Stift übersiedelt. In den Räumlichkeiten, wo sich einst Geistliche der Förderung von Kunst und Kultur widmeten, hat heute neben den Südkärntner Sommerspielen auch die "Galerie im Stift" ihren Platz gefunden.

    Das Eberndorfer Wappen


    LH Joerg Haider 2007 im Eberndorfer Stiftshof

    Das Wappen von Eberndorf zeigt: "In blauem Halbrundschild auf rundem goldenen Berg steigendes weißes Einhorn, nach rechts gerichtet".

    Die Gemeinde verwendete schon vor der Wappenverleihung (1960) ein steigendes Einhorn im Siegel. Es wurde von den Jesuiten für das Stift Eberndorf eingeführt und fußt im mittelalterlichen „hortus conclusus“ (das Einhorn flüchtet in den Schoß der Jungfrau Maria). Das goldene Kreissegment im Schildfuß kann als Berg wie auch als Teil der Weltkugel gedeutet werden. Auf dem Tuerfluegel im Westportal der Eberndorfer Friedhofskirche ‘Unsere Liebe Frau am Berg’ ist das Wappen mit dem Einhorn abgebildet (1667).

    Die Ortsgemeinde Eberndorf wurde 1850 gebildet und wuchs zunächst bis 1866 durch Eingemeindungen zur flächenmäßig größten Kärntens heran. 1876 wurden Globasnitz, Rückersdorf und Sittersdorf abgetrennt und als eigene Ortsgemeinden etabliert sowie Grabelsdorf mit St. Kanzian vereinigt. Neben der Eingliederung der Katastralgemeinde Mökriach 1944 gab es seither nur geringe Gebietskorrekturen. Das Recht zur Führung der Bezeichnung „Marktgemeinde“ wurde Eberndorf 1952 zugesprochen.



    Eberndorf im Jauntal, dahinter Kuehnsdorf


    Eberndorf, dahinter Diex und Saualpe

    Von 1902 bis 1971 war der Ort auch mit der Vellachtalbahn (Schmalspurstrecke Kühndorf - Eberndorf - Eisenkappel) erreichbar. Die Bahnstecke wurde 1971 stillgelegt und anschließend abgetragen. Einige wenige Spuren sind erhalten, so z. B. das Heizhaus des ehemaligen Bahnhofs Kühnsdorf.



    Eberndorf im Jauntal, Kaernten

    Die "Alte Schule" - meine elterliche Wohnung von 1937 bis 1958


    'Alte Schule' im Stift

    Das kleine Fenster ganz rechts unten (siehe Foto), rechts neben dem grossen Eingangstor, gehoerte zu meinem Schlafzimmer. Heute befindet sich dort ein "Bistro".

    Rechts oben zwischen den beiden Daechern, links unter der Turmuhr, sieht man den Schluerfkamin unserer Kueche, in dem meine Mutter zwei gefangene kroatische Soldaten vor den bis an die Zaehne bewaffneten und sich irgendwo im Haus befindenden Tito-Partisanen versteckt hielt. Wenn die Jugoslawen das bemerkt haetten, waeren wir alle erschossen worden.

    Ich fragte mich spaeter oft: War es die Erbaermlichkeit oder Ueberredungskunst der todgeweihten kroatischen Soldaten oder das gute, unerschrockene Herz meiner Mutter, dass sie so etwas Gefaehrliches tun konnte? Ich erinnere mich nur daran, dass einer der beiden Soldaten als die Mutter nicht im Zimmer war, ohne mich darum zu fragen meine Palatschinken mitass und, dass damals in der Kueche etwas vor sich ging, von dem wir Kinder nichts wissen durften. Dabei bestand unsere Wohnung damals nur aus einer kleinen Kueche mit Schluerfkamin und einem Schlafzimmer daneben - und die Tiro-Partisanen machten regelmaessig Hausdurchsuchung! Des Nachts hoerte ich Laerm im Schluerfkamin. Das werden aber wohl nur Maeuse gewesen sein...?

    Nachdem der Gefangenenzug zu Fuss abgegangen und, wie wir spaeter erfuhren, hinter der jugoslawischen Grenze erschossen worden war, stattete die Mutter mit Hilfe einer Nachbarin die beiden Kroaten mit alten Kleidern aus. Leider hoerten wir nie wieder etwas von ihnen. Es ist anzunehmen, dass es ihnen nicht gelungen war ihren Moerdern zu entkommen. Denn zumindest ein Dankeschoen haette die Mutter sich schon verdient und, wenn die Kroaten durchgekommen waeren, ein offizielles von irgendwo.

    Im obersten Stock der "Alten Schule" wohnte nach dem Krieg einige Jahre lang mein Volksschullehrer, Gesangsbruder und spaetere Generaltruppeninspektor des OBH, Othmar Tauschitz.

    Eberndorf um 1960


    Auf diesem Foto aus dem Jahre 1948 bin ich 11 Jahre alt

    Meine Volksschule!


    5. Klasse Volksschule (1947-1948)

    Der Probst der Pfarrkirche Eberndorf, Andreas Truppe (in der Mitte sitzend), so wie schon Oberlehrer Koestinger, ebenfalls ein wendehalsiges Ueberbleibsel der Na.zizeit, brachte mir wohl fruehzeitig den roemischen Katholizismus bei, 'fotzte' in mir aber schon in der 3. Volksschulklasse wieder weg, zumindest verpasste er ihm einen lang anhaltenden Todesstoss, dem er Jahre spaeter dann endgueltig erliegen sollte.

    Das war so: Ich stellte dem Probst waehrend eines Religionsunterichts die Gretchen-Frage, welche der beiden Religionen, die "unsrige" oder die protestantische, die "wirklich, wirklich richtige" sei. Denn mein protestantischer Freund hatte stock und steif behauptet, nur seine Religion sei "die einzig richtige".

    Der Probst blickte mich zuerst verduzt an, bekam dann einen roten Kopf, holte tief Atem und donnerte mich an: "Unserer, natuerlich, Du ... bloeder Bub. Hoerst du denn nicht zu? Passt du denn nicht auf?" und verpasste mir eine 'Fotzn' (Ohrfeige). Das war in der 3. Volksschulklasse.

    Ich hatte auch Fotos von den 1. und 2. Volksschul-Klassen (von der 3. Klasse nicht). Leider wurden sie und auch alle bis 1945 benuetzten Schulbuecher, teils im Zuge der allgemeinen "Entnazifizierung von Kaerntner Schulkindern", teils weil darauf etwaige verbotene Na.zi-symbole zu erkennen waren, im Fruehjahr 1945 von den Briten in Kaernten eingesammelt und vernichtet (Ceterum censeo Carthaginem esse delendam).

    Ob diese karthagische Vernichtungswut alles Geistvollen und Bebilderten aus der Dolfi-Zeit in anderen Gegenden Oesterreichs und Deutschlands auch ausgetobt wurde, weiss ich nicht. Die Folge davon war, dass wir in der 3. Volksschulklasse keine Schulbuecher, sondern nur Schulhefte hatten. Den farbenpraechtig bebilderten deutschen Schulbuechern folgten Jahre spaeter auf billigem Papier gedruckte schwarz-weisse oesterreichische Schulbuecher.

    Da ich gegen Kriegsende, im Fruehjahr 1945, bei der Zeugnisverteilung fuer die nicht zuende gefuehrte 2. Volksschulklasse, im Luftschutzkeller, nicht anwesend gewesen war, erschien ich Monate spaeter - irgendwann im Jahre 1946 -, nachdem in der Eberndorfer Gemeinde die Volksschulen wieder begonnen hatten, wie meine Alterskollegen, zu Schulbeginn in der 3. Klasse und wartete, ob mich der allseits gefuerchtete Oberlehrer Koestinger wieder in die 2. Volksschulklasse zurueck werfen wuerde, wie er es mit einigen anderen Schuelern getan hatte, weil sie auf zwei oder dei seiner gestellten Fragen nicht richtig antworten konnten und das, obwohl sie gute Abschlusszeugnisse fue die 2. Volksschulklasse besessen hatten.

    Ich hatte nur noch eine sehr duerftige weil loechrige Ahnung vom 'Kleines Einmaleins' und 'wie oft 6 in 23 enthalten' und was 'der Rest' davon ist. Ich durchlebte, nein, durchbebte Tage der Furcht und Ungewissheit, auch, weil mir zuhause niemand mit den Hausaufgaben helfen konnte. Das Schwert des Damokles schwebte stuendlich ueber meinem Haupt. Ich hatte den gesamten 2. Weltkrieg lebend ueberstanden. Wuerde ich auch die Huerde 'Oberlehrer Koestinger' und die 3. Volksschulklasse Nudelauge ueberstehen? Diese Frage hing mir taeglich um den Kragen.

    Ich erinnere mich, dass ich eines Abends meinem von der Fabriksarbeit mueden Stiefvater, den wir 'Tata' nannten verzweifelt anflehte, mir doch, bitte, ein einfaches Pferd aufs Papier zu produzieren, damit ich es in mein Schulheft 'abpausen' koenne. Denn ich hatte bis zu diesem Tag noch nie in meinem Leben etwas zeichnen muessen,zumindest erinnere ich mich nicht daran. Zugegeben 'Tata' auch nicht. Schliesslich willigte er ein und tat was er tun musste um vor mir endlich Ruhe zu haben.

    Das Resultat seiner Pferde-Kunst, die ich fuer viel hoeher eingeschaetzt hatte als meine, denn schliesslich hatte er viele Jahre hindurch mit Pferden zu tun gehabt, war, dass der Oberlehrer am naechsten Schultag in meinem Schulheft mein eigenes 'Gebilde' zur Identifikation vorfand, 'Tatas' Pferd aber seinen Augen fuer immer und ewig verborgen blieb.

    Ich weiss wirklich nicht mehr warum, aber ich wurde von Oberlehrer Koestinger fast taeglich fuer irgendetwas bestraftt. Ich wurde geohrfeigt, bekam Stockhiebe oder musste waehrend des Unterrichts in einer Ecke straf-knieen, oder aber nach dem Unterricht nachsitzen, bis es eines Tages meiner Mutter zu bunt war und sie mich hoechstdselbst aus dem von aussen abgeperrten Klassenzimmer holte, und am naechsten Tag Oberlehrer Koestinger beschuldigte, er tue das mit ihrem Kind nur weil seine Familie arm sei und ihm kein Fleisch oder Wuerste in die Schule bringen koenne, wie die Bauern.

    Zur Verteidigung des Oberlehrers sei gesagt, dass ich meiner Mutter vermutlich triftige Gruende fuer meine alltaegliche Zuechtigng verschwiegen hatte. Wie dem auch sei, von damals an hatte ich vor dem Oberlehrer Ruhe. Als ich spaeter an der Uni war, sagte meine Mutter dies dem Oberlehrer. Seine Antwort: "Es ist ihm halt erst spaeter der Knopf aufgegangen."


    In der Mitte, die Schultafel haltend, mein allseits geliebter und leider frueh verstorbener Bruder 'Stefe'. In der rechten unteren Ecke, bezeichnenderweise 'verklemmt', das von meinem Bruder uebrig gebliebene und von seinen Freunden als sein komplettes Gegenteil bestaunt-bemitleidete - ich.

    An die 4. Volksschulklasse (1946-1947) erinnere ich mich nur, dass ich mein erste Buch, "Undine", in die Hand bekam und von da an eine Tag-und-Nacht Leseratte wurde; dass mich daraufhin der langweilige Lehrstoff ueberhaupt nicht mehr interessierte; dass ich nie etwas von den Sachen bekam, die armen oesterreichischen Kindern von der Schweiz geschenkt wurden - denn die waren fuer Bauernkinder bestimmt, die Fleisch und Wuerste zu essen hatten und durch sie auch die Leherer; dass ich in 'Greti' verliebt war (vorher in 'Hannelore'); dass ich meine Lehrerin Steiner (damals schon eine 20-jaehrige Klagetante) Gruende gegeben haben muss mich bei Oberlehrer Koestinger zu 'veeschirgeln', warum weiss ich nicht mehr, ausser, dass es eines warmen Wintertages,waehrend der Mittagspuse, im Stiftshof eine 'klas(s)e' Schneeballschlacht gegeben hatte, fuer die nur ich bestrzft wurde, die uebrigen Beteiligten aber nicht; dass ich 32 kg wog und 137 cm gross war und stolz darauf.

    Ausserhalb der 4. Schulklasse war ich vorwiegend mit Nachkriegsgegebenheiten beschaeftigt, mit ihren fast taeglich neuen Ereignissen oder Erwartungen. Es gab Besatzungssoldaten ("fuckin', fuckin', fuckin'"), von denen man ein Stueck Schokolade bekommen konnte, wenn man lange genug dastand und sie anlaechelte; man bat, nein, bettelte aus der Gefangenschaft heimgekehrte Soldaten an uns ihre Kriegstaten zu erzaehlen, denen man dann mit offfenen Muendern lauschte - spaeter weniger, wenn ein "Heimkehrer" aus der russischer Gefangenschaft erzaehlte, wie er in Deutschland als "Krigsverlaengerer" angdespuckt wurde; man tauschte mit Kriegsutensilien und zog immer den Kuerzeren; man klaubte Tschick fuer den Vater; man stoeberte in der Umgebung nach brauchbaren 'Kriegshinterlassenschaften' - an einer von ihnen starb ein russisch-deutsches Fluechtlingskind an Verletzungen; und es gab Jugendstreiche, Raufereien und manch 'blaues' Auge. Kurz, es gab ausserhalb der Schule viel mehr zu tun als im Klassenzimmer.

    Meine 5. Klasse- Volkschullehrerin, Frau Fieber (neben dem Probst), draengte meine Mutter mich doch in die Hauptschule nach Voelkermarkt zu schicken. Vermutlich wunderte sie sich darueber, dass ich nie etwas lernte, immer nur viel las und immer alles wusste. Zur Hauptschule kam es aber nie, auch nicht jetzt, nach der 5. Volksschulklasse, da, einerseits, 'Tata' den Autobus-Fahrpreis nach Voelkermarkt (2 x 10 km) nicht noch einmal riskieren wollte, denn mein aelterer Bruder war ein Jahr vorher von dort zurueck geschickt worden, andererseits...

    Das war so: Eine Klasse vorher haette mich meine Klassenlehrerin, Frau Steiner, lieber in einer Erziehungsanstalt gesehen als in ihrer Klasse, auch ein solider Grund, warum ich in der Volksschule bleiben musste. Sie hatte naemlich ihren Glauben an meine Unbelehrbarkeit damit bewiesen, dass sie mir die astronomische Betragensnote von '4' ins Abschlusszeugnis schrieb. Damit war ein Hauptschulbesuch meinerseits von vornherein unmoeglich geworden. Sicher ist, dass Oberlehrer Koestinger viel mit meinem Betragens-Vierer zu tun hatte - seine Rache dafuer, dass mich ein Jahr vorher meine Mutter aus seiner Klasse geholt hat.

    In diesem Zusammenhang moechte ich erwaehnen, dass ich niemals in meinem Leben etwas gestohlen hatte, ausser Aepfel und Kirschen im Stiftsobstgarten, erstens, weil ich ihn, als Stiftsbewohner, als meinen Mit-Besitz betrachtete und zweitens, weil vor allem Kirschen dann am besten schmecken, wenn man sie auf einem Baume sitzend samt den 'Koernern', eiligst verschlingt und der prickelnden Ungewissheit harrt, ob einen der Stiftsverwalter ertappen wird oder nicht.

    Ich war auch nie ein Luegner - denn Karl May, mein Vorbild, log auch nie. Dazu sind wir Deutsche zu stolz. So etwas liegt weit unter unserer Wuerde, Karl May, dem 'Sachsen' und mir, dem halbwindischen Jauntaler.

    Das Einzige das man mir von der ersten bis zur letzten Volkssschilklasse wirklich zu Recht vowerfen konnte war: meine Mutterhennen-Liebe zu meinen Schulkoleginnen, die ich, wenn nur irgend wie moeglich, in den Pausen liebend gern handgreiflich 'tratzte', wofuer sie mir die Haare zerzausten, auf die Arme 'patzten' und so wunderlieblich kreischten, dass es ein wahrer Ohrenschmaus war.

    Das war meine Welt. Dafuer gab es die Schule. Man wird nun verstehen, dass ich in der 4. Volksschulklasse ueberhaupt nicht daran dachte meine Klassenkameradinnen im Stich zu lassen, etwa den Schulort zu wechseln, um meine Maedchen nie wieder kreischen zu hoeren. Natuerlich war ich in jeder Volksschulklasse in eins der Maedchen verliebt, meistens zwei Klassen hindurch in dieselbe, obwohl die Gegenliebe der jeweilig Auserkorenen nie sicher war, ja, diese meistens sehr zu wuenschen uebrig liess.

    Meine Volksschule im Stift


    Suedkaerntner Sommerspiele - Theater im Stiftshof.

    Im oberen Stockwerk des Stiftshofs (links oben im Bild) befanden sich waehrend des 2.WK alle sechs Volksschulklassen, und darunter (im Bild nicht zu sehen, der Luftschutzkeller. An den Zwischenwaenden der Torboegen im 2. Stock (im Bild ganz hinten) hantelte ich mich auf der Hofseite von Bogen zu Bogen, um den Maedchen meinen verlaesslichen Mut zu beweisen.

    Auch eine Gruppe von gefangenen aber sich ziemlich frei bewegenden fanzoesischen Offizieren befand sich auch im Stift. Sie wohnten in einem von den uebrigen Wohnungen etwas separierten Teil des Stifts. Sie mussten nicht arbeiten, ausser wenn sie wollten. Vermutlich aus Dankarkeit darueber zeugten einige von ihnen unter der Bevoelkerung einige Kinder.

    Stift Eberndorf im 2.Weltkrieg

    In den letzten Monaten des Krieges fluechteten Reste der deutschen Wehrmacht aus Jugoslawien nach Kaernten um sich den Englaendern zu ergeben. Doch Churchill uebergab sie an Marschall Tito, weil sich Osteuropaeer (viele oder alle?), vermutlich Kroaten, darunter befanden. Viele Gefangene begingen daraufhin Selbstmord. Man sagte spaeter, dass damals zwischen Villach und Klagenfurt viele Leichen die Drau entlang trieben. Diese Gefangenen, ich weiss nicht wieviele hunderte, brachten die Tito-Partisanen in unser Stift, wo sie, ich weiss nicht mehr wie viele Tage blieben.

    Ein sehr katholischer slowenisch-kaerntner Stiftsbewohner drehte, mit oder ohne Wissen der slowenen-freundlichen “Herrschaft”, damals alle Wasserhaehne im Stift zu, damit die gefangenen deutschen Soldaten nichts zu trinken hatten. Zwei oder drei Wochen spaeter wurden alle Gefangenen ueber die Grenze nach Jugoslawien gebracht und in einem Wald erschossen.

    Einige Jahre spaeter fand ich an einer Stelle des Gartens an der ich mich erinnere damals gefangene Soldaten an der Mauer liegend gesehen zu haben, zwei Eierhandgranaten leicht verdeckt unter dem Gras. Deren Besitzer hofften wohl auf ein Wunder in jugoslawischer Kriegsgefangenschaft.

    In und vor dem Stiftstor befanden sich Tito-Partisanen mit Maschinengewehren zur Bewachung der Gefangenen. Ich musste, da es im Stift kein Wasser gab, vom 'Tataman' ausserhalb des Stifts fuer die Gefangenen Wasser bringen, bis die Wachen es mir verboten. Einige Gefangene begingen Selbstmord. An einen roechelnden blonden Jungen erinnere ich mich noch. Er hatte etwas getrunken und wollte Sterben.

    Auch viele zivile Kaerntner wurden damals von den Tito-Partisanen verschleppt. Von ihnen hoerte man auch nie wieder etwas. Ich erfuhr erst Jahre spaeter, dass zigtausende slowenische Familien waehrend der Hitlerzeit ueber Nacht ihre Hoefe verlassen mussten und woandershin abtransportiert wurden.

    Bald danach kamen englische Besarzungssoldaten und die Jugoslawen mussten aus Kaernten abziehen.

    Dann kamen deutsche Fluechtlinge aus der Gotscheer Sprachinsel in Jugoslawien zu uns ins Stift. Sie hatten lange Fussmaersche hinter sich und waren muede und hungrig. Muetter baten unsere Eltern um Brot, auch um Milch fuer ihre Saeuglinge.

    Weil von da an und viele Monate hindurch alle Schulraeume im Stift von den Gotscheern bewohnt waren, gab es monatelang fuer uns keinen Schulunterricht.

    Es gab auch keine Schulbuecher mehr. Denn alles Lesbare, alle deutschen Schulbuecher und alle Bilder und Fotos wurden von den Englaendern mit Hilfe heimischer Dolmetscher eingesammelt und vernichtet, mit dem Erfolg, dass ich erst in der 4. Volksschulklasse das erste Buch las. Weil viel Zeit verloren gegangen war, hatte die 3. Volksschulklasse, in der ich mich ohne ein 2. Klasse-Zeugnis zu besitzen angemeldet hatte, nur wenige Wochen lang gedauert, nicht lange genug um mir wieder lesen und schreiben beizubringen.

    Wir am Lande hatten waehred der Hitlerzeit nie gehngert aber nachher oft, wenn auch nicht wie die Menschen in den groesseren deutschen und oesterreichischen Staedten und, wie mir spaeter meine Prager Gattin berichtete, ihre Eltern und sie auch.


    Stift Eberndorf mit Friedhofsturm


    Die Gloeckner von Eberndorf - ein 'offizioeser' Jugendstreich

    Es war, und ist es vielleicht noch, in Eberndorf und in allen römisch-katholischen Dörfern und Städten Kärntens üblich, dass, wenn ein römischer Katholik das Zeitliche gesegnet hatte, an drei hintereinander folgenden Tagen bis zu seinem Begräbnis, um 12 Uhr Mittag nach dem Glockenschlag, die Totenglocke die Heimfahrt seiner Seele in den Himmel hinauf, oder woandershin, je nachdem, mit wohl klingenden Schlägen begleiten sollte.

    Man wusste dann, dass jemand im Dorf gestorben war. Läutete die Totenglocke daraufhin, nach einer kurzen Pause, noch einmal, wusste man, dass diesmal jemand in einem zu Eberndorf gehörenden Nachbarort gestorben war. Läutete um 12 Uhr Mittag keine Totenglocke in Eberndorf, war an diesem Tag eben niemand gestorben. Logisch, nicht wahr? Nein, denn die römisch-katholische Kirche hatte, oder hat sie noch immer, eine ganz eigene ihre Christenlogik, nämlich die auf 85% österreichischer römischer Katholiken fußende österreichische römisch-katholische Logik.

    Ich war damals so um die 15 Jahre alt, wohnte schon fast seit meiner Geburt genau zwölfeinhalb Meter vom Eberndorfer Pfarrkirchturm entfernt im gleichnamigen Stift und fuhr täglich mit dem Eisenkappler „Ficke“, unserer inzwischen von einer ‚Autobahn’ verscheuchten Schmalspur-Eisenbahn, bis nach Kühnsdorf und von dort mit der Bleiburger Normalspur-Bahn nach Klagenfurt, in die ungeliebte Lehre, eigentlich ‚Leere, und wieder zurück. Aber das ist eine andere Geschichte…

    Eines schönen Sommerabends, nach meiner Rückfahrt von der Arbeit nach Hause, kam mein früherer Volksschullehrer und gleichgültiger - als sei er ein noch zu groesseren Taten fähiger - Besitzer eines Ritterkreuzes aus dem Zweiten Weltkrieg, das er sich „aus Angst“, wie er sagte, durch rundherum schießen und dadurch erschießen einer Gruppe von Feinden ‚auf einen Streich’, verdient hatte, und der bald danach in Österreich ein militär-organisatorisch ganz großes, nein, DAS oberste „Vieh“ werden sollte, mit einem Anliegen zu mir, das er vor mir auch schon meinen beiden Freunden, Helmut und Hansi vorgetragen hatte, denn die mussten nicht täglich, wie ich, erst abends aus Klagenfurt heim kommen. Aber das…

    Es handelte sich dabei um eine Sache, deren Ausführung damals bekannterweise nur von drei Leuten, nämlich von meinen beiden um zwei Jahre älteren Freunden, Helmut und Hansi, und mir, also dem dorfbekannten abenteuergeeichten Dreigestirn, erwartet und ausgeführt werden konnte. Denn zu den fuer das kommende Abenteuer notwendigen Eigenschaften gehörte, neben einem unverdorbenen natürlichen Gerechtigkeitssinn, auch ein gehöriger Patzen Zivilcourage – oder eigentlich nicht wirklich, denn wir wussten wir würden im Falle des Falles von unserem Lehrer und seinem großen Einfluss im Dorf gedeckt werden. Aber dazu kommen wir später…

    Worum ging es?

    „Der Notar Dr. (ich habe seinen Namen vergessen) ist gestorben…“, begann mein Volksschullehrer, der damals übrigens auch mein Wohnungsnachbar, Gesangslehrer und Sangesbruder war. „Er ist römisch-katholisch aber seine Gattin eine Protestantin.“

    Ich wusste das nicht und ich vermute die meisten Eberndorfer auch nicht. Nach römisch-katholischer ‚Sitte’ darf ein katholisch-protestantisches Zwitter-Paar nicht römisch-katholisch getraut werden. Die beiden Eheleute waren deshalb gezwungen ein ganzes Leben lang in „wilder Ehe“, weil ohne den römisch-katholischen Segen, glücklich verbringen zu müssen, was ihnen auch glänzend gelungen war und jeder Eberndorfer beschwören hätte können. Wie dem auch sei, fuer die römisch-katholische Kirche ist vermutlich auch heute noch sogar eine glückliche „wilde Ehe“ ein Werk des Teufels, wofür jedem derartigen römisch-katholischen „Sittenstrolch“, nach seinem Tod, der Höllenschlund erwartet. Das lernte ich in der Schule, vom Probst, dem Watschen-Mann, und nichts anderes hatten die unglücklichen Beiden im Jenseits zu erwarten, wenn nicht schon vorher…

    Damit nicht genug. Da Voraussicht schon zu Zeiten der Inquisition ein immer verlässlicher Partner der römisch-katholischen Kirche war, muss auch heute noch jedem „Sittenstrolch“, solange seine sterbliche Hülle der kirchlichen Rache noch nicht gänzlich entschwunden ist, ein geziemender Vorschuss der ihn im Jenseits zu erwartenden ewigen Pein, tunlichst noch vor seiner Staubwerdung zugefügt werden, d.h. nicht ihm persönlich, vielmehr den trauernden Hinterbliebenen, im gegenwärtigen Fall, seiner Gattin, nämlich,

    a) es darf kein römisch-katholischer Priester einem Sittenstrolch die ‚letzte Ölung’ erteilen;
    b) es darf kein römisch-katholischer Priester einem Sittenstrolch kirchliche Ehren erweisen;

    b) es darf fuer einen Sittenstrolch, während der Begräbnis-Prozession, keine römisch-katholische Totenglocke läuten, obwohl im Stiftsturm drei darauf warteten, eine große, eine mittlere und eine kleine, zum Vesperläuten, sowie eine mittlere im Friedhofsturm.

    Der aufgedeckte Sittenstrolch kann aber von einem protestantischen oder alt-katholischen Priester geölt und zum gemeinnützigen Ortsfriedhof begleitet und dort bestattet werden. Denn die Glocken gehören der Kirche, der Friedhof aber der Gemeinde.

    Die obige bzw. die noch zu erwähnende Ausschweifung ist notwendig, um zu verstehen, warum mein altruistischer Volksschullehrer und Träger eines… etc., nicht die geringsten Schwierigkeiten hatte, mich als dritten im Bunde, neben Helmut und Hansi, fuer das humane und noble – am Ende hieß es „edle“ - Gerechtigkeitswerk, zu gewinnen.

    Warum „edle“?

    Der verstorbene Notar hatte, ungeachtet seines Beharrens im irdischen Sündenpfuhl, um trotzdem in den Genuss römisch-katholischer Bestattungsehren zu kommen, was ihm vom Vorgänger des gegenwärtigen Propstes hoch und heilig versprochen worden war, all die Jahre hindurch brav und fleißig die römisch-katholische Kirchensteuer entrichtet. Und um von der damals zwischen slowenisch und deutsch hin und her pendelnden Eberndorfer Pfarre nicht doch noch im letzten Moment um die kirchlichen Begräbnisehren betrogen zu werden, hatte der Notar schon vor Jahren fuer die Anschaffung der neuen Eberndorfer Kirchenglocken, da die alten von Dolfi 1943 zu Bleikugeln verarbeitet wurden, zusätzlich bzw. vorsätzlich noch viel Geld gespendet.

    „Und trotzdem“ – und jetzt sei’s geklagt –, so der Lehrer „sollen fuer den Notar bzw. da er schon tot ist, fuer seine Gattin, keine Totenglocken läuten dürfen? Diese Ungerechtigkeit, dieser Skandal, dieser öffentliche Affront kann der hinterbliebenen protestantischen Gattin des Notars nicht zugemutet werden. Kurz, die Totenglocken müssen beim Begräbnis des Notars genau so lang und laut geläutet werden, wie es bisher bei allen anderen Verstorbenen der Fall war.“

    „Selbstverständlich, Herr Lehrer!“

    „…Und zwar:

    a) zu jeder Mittagszeit bis zum Begräbnis,
    b) während der gesamten etwa halbstündigen Begräbnis-Prozession von der Wohnung des Notars im Stift bis zum Dorffriedhof und
    c) sowohl vom Pfarrkirchenturm aus als auch vom Friedhofsturm.

    Helmut und Hansi sind von mir schon verständigt worden. Alles Weitere macht euch selbst aus.“

    Ich setzte mich sofort mit Helmut und Hansi in Verbindung, und sie erklärten mir den Plan:

    Ich und ein vierter Bursche in unserer Dreierrunde, Günter, etwa 14 Jahre alt,...

(Fortsetzung folgt)



    Rueckseite der 'Alten Schule'

    Das Alte Haus von Rocky Docky
    Gesungen von Bruce Low

    Dieses Haus ist alt und hässlich
    dieses Haus ist kahl und leer
    Denn seit mehr als fünzig Jahren
    da bewohnt es keiner mehr
    Dieses Haus ist halb verfallen
    und es knarrt und stöhnt und weint
    Dieses Haus ist noch viel schlimmer als es scheint

    Das alte Haus von Rocky Docky hat vieles schon erlebt
    Kein Wunder
    das es zittert
    kein Wunder das es bebt
    Das Haus von Rocky Docky sah Angst und Pein und Not
    Es wartet jeden Abend auf's neue Morgenrot

    Dieses Haus will ich bewohnen
    komm' vom Wandern ich zurück
    Denn das Haus ist voller Wunder und voll heimlicher Musik
    Alle Sterne hör' ich singen und die Schatten am Kamin
    Leiten zu den Träumen meiner Jugend hin.


    Weihnachtsmarkt Eberndorf

    'Kulinarisches'!

    Der Stifts-Obstgarten (siehe unten) war nach dem Krieg meine 'Speisekammer', und nicht nur meine (auch so mancher Fruchtgarten im Dorf). Wir Kinder kannten jeden Stifts-Baum und seine Aepfel und ernaehrten uns un-redlich an ihnen. Ich bin mit rationiertem Brot, gruenem Salat, herrlichem Quellenwasser, das unter dem alten Friedhof neben der Kirche durchfloss und gestohlenen Aepfeln gross, stark und gesund geworden, was fuer die heutigen Umwelt-'Schuetzler' natuerlich kein Grund ist, dieses Wasser nicht fuer 'irgendwie nicht gesund' (sagte man mir) zu erklaeren.

    Erholung und Urlaub in Suedkaernten

    Südkärnten ist die ideale Urlaubsregion für das ganze Jahr. Die reizvollen Seen, die eindrucksvollen Berge sowie die malerische Landschaft laden zum Entspannen aber auch zu zahlreichen Aktivitäten ein. Erleben Sie die unbeschreibliche Schönheit Südkärntens auf den zahlreichen Wanderrouten oder mit dem Fahrrad auf den bestens ausgebauten Radwegen. Im Winter locken die Berge mit ihren schneesicheren Pisten sportbegeisterte Gäste zum Skifahren und Snowboarden.

    Neben allen Möglichkeiten des Wassersports, Tennis, Reiten, Nordic Walking und einer Sommerrodelbahn lädt die herrliche Berglandschaft zu ausgedehnten Wanderungen ein. Das Stift Eberndorf ist der malerische Rahmen für die Südkärntner Sommerspiele, für zahlreiche Ausstellungen und Konzerte. Im Winter bietet die Feriengemeinde Eberndorf auch Langlaufen, Eislaufen, Rodeln, Eisstockschießen, Eishockey und den beliebten Weihnachtsmarkt.



    Stift Eberndorf im Jauntal mit Petzen


    Herbert Boeckl (1894-1966) - Stift Eberndorf, 1922

    Die Feriengemeinde Eberndorf

    liegt inmitten des Südkärntner Seengebietes und bietet ihren Gästen atemberaubende Natur- und Kulturlandschaften. Die Badeseen gehören zu den wärmsten Seen in Österreich mit Trinkwasserqualität.


    Klopeinersee mit Kleinsee und Drau Fluss im Jauntal




Zuletzt bearbeitet von Eberndorfer am Mo Okt 20, 2008 7:50 am, insgesamt 6-mal bearbeitet
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Eberndorfer



Anmeldungsdatum: 10.09.2006
Beiträge: 2267

BeitragVerfasst am: Fr Sep 12, 2008 10:02 pm    Titel: Antworten mit Zitat

"Heimat, deine Sterne...",
am Firmament.
Ja, auch.

Aber:
Heimat, deine Ferne,
wenn man zu weit weg rennt!
Crying or Very sad
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Eberndorfer



Anmeldungsdatum: 10.09.2006
Beiträge: 2267

BeitragVerfasst am: Mo Okt 20, 2008 1:33 am    Titel: Antworten mit Zitat

"Pfiat Gott, liabe Ålm", ist dem verstorbenen Kaerntner Landeshauptmann, Dr. Joerg Haider, gewidmet, dessen viele Fragen aufwerfender 'Unfallstod' und die damit zusammen haengenden politisch-korrekten Verdaechtigungen so unglaubhaft sind, wie die Absichten von 'Gutmenschen', ueble Nachreden ueber geliebte Tote koennten in den Herzen der Kaerntner, die Dr. Haider persoenlich oder politisch kannten, die bleibende Wuerdigung und Verehrung dieses geschaetztesten und beliebtesten Politikers und Landesvaters, in der Geschichte Kaerntens, im Geringsten erschuettern.

Zusammen mit "Hamgehn, ka liebas Wurt", gehoerte "Pfiat Gott, liabe Ålm" zu Dr. Haiders Lieblingsliedern:

Pfiat Gott liabe Ålm!
Pfiat Gott, liabe Ålm, pfiat Gott tausend mål,
Da Summa is uma, muss wieda ins Tål
Da Summa is uma, muss wieda ins Tål

Is da Winta vorbei und du wieda grean,
då will ich mit Freud´n za dir aufa geahn.
då will ich mit Freud´n za dir aufa geahn.

Dawal pfiat di Gott!
Dawal pfiat di Gott und lög di zar Ruah,
båld deckt di da Herrgott, blüahweiß und wårm zua.
båld deckt di da Herrgott, blüahweiß und wårm zua.



    Joerg Haider hat selbst gern gesungen.


    Jörg Haider als Solist, begleitet vom Männerdoppelsextett Klagenfurt.

http://www.oe24.at/zeitung/kultur/Kaerntnerlied-DVD_mit_Solist_Haider_erscheint__377754.ece
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Eberndorfer



Anmeldungsdatum: 10.09.2006
Beiträge: 2267

BeitragVerfasst am: So März 22, 2009 2:26 am    Titel: Antworten mit Zitat


    Josefimarkt 2009 (ohne Dr. Joerg Haider)



    Trachtengruppe im einstigen Spielgarten meiner Jugendzeit.
    (Letztes Gefangenenlager hunderter von Titopartisanen 1945 hinter der Grenze erschossenen Kroaten)


    Warum in die Ferne schweifen, wenn das (Schöne) liegt so nah?


    Ist das der neue Kaerntner Landeshauptmann?


    Das kleine Turmfenster in das ich einstieg, um zu den Glocken zu kommen (Der Gloeckner von Eberndorf)


    Im Hintergrund das teilweise verdeckte Fenster meiner alten Eberndorfer Wohnung.



Ich habe in der "Kleinen Zeitung" dieses Foto entdeckt, das einen der Obstgaerten meiner Jugendzeit zeigt. Er gehoerte der Stiftsverwaltung. Wir Kinder, die wir im Stift wohnten, betrachteten diesen Garten als ob er uns gehoerte:



Ich wohnte im Haus rechts oben. Darunter sieht man noch den alten Nussbaum auf den ich oft kletterte und, links unten dahinter, die ueberdachte "Saure-Suppen-Stiege", ueber die man mir erzaehlte, dass von ihr ein unterirdischer Gang zur 2-km entfernten Ruine Sonneck fuehre. Man hat mich als Kind oft angelogren; und ich glaubte alles.
Die Zwetschkenbaeume an der Mauer scheint es auch noch zu geben und unter dem Nussbaum, das rote Daechlein, unter dem das Tataman-Wasser hervor sprudelte und zum Tatam-Brunnen, links unten (nicht zu sehen) fuehrte - das beste Wasser der Welt. Ich habe nie ein besseres getrunken. Man munkelte, dass dass das Wasser deshalb so gut schmeckte, weil es unter dem Stifts-Friedhof vorbei fuehrte, in dem waehrnd der Jahrhunderte Stiftsbewohner, vielleicht auch waehrend der Tuerkenkriege, begraben lagen. Bei der Garten-Vorbereitung im Fruehjahr fanden wir immer Menschenknochen.
Als ich noch klein war, musste ich meinem Vater jeden Abend, wenn er von der Arbeit nach Hause kam, eine Kanne Tataman-Wasser bringen. Tataman-Brunnen sind in Kaernten haeufig. Sie waren durch eine rustikale, aus Holz geschnitzte Maennerfigur gekennzeichnet...

... Aber leider fehlt der alte Butterbirnenbaum im jetzigen Garten, von dem bei starkem Wind reife Birnen auf den Boden fielen, halb zerschmettert zwar aber schmackhaft wie sonst nichts. Ich bin heute noch der Ueberzeugung, dass nichts besser schmeckt als gestohlenes Obst, gegessen direkt vom Baum oder am Baum, mit ein bisschen Angst im Nacken, nicht entdeckt zu werden. Alles Obst das anders oder spaeter gegessen wird, ist ein Konsumartikel, kein Genuss-Artikem mehr. Eva wusste das, Adam nicht. Was wieder heisst, dass Frauen einfallreicher sind als Maenner. Oder ist es die Not unterdrueckter Frauen?


    Die "Alte Schule" im Stift Eberndorf

Rechts neben dem Tor, wo jetzt die kleine Luke zu sehen ist, war einst mein Zimmer, in dem ich beinahe 29 Jahre lang gewohnt habe. Jetzt befindet sich dahinter ein Bistro.

Und im letzten Stock darueber wohnte einst der fruehere Generaltruppeninspektor, mein vormaliger Volksschullehrer, Othmar Tauschitz mit seiner Familie.

Und oben, zwischen dem Haus und dem Turm, hatte meine Mutter waehrend der slowenischen Belagerung Suedkaerntens 1945, zwei Tage und Naechte lang im Schluerfkamin der Kueche zwei deutsche Soldaten versteckt gehalten. Wie sich spaeter herausstellte, waren die beiden 'deutschen' Soldaten vermutlich Angehoerige der Ustasa. Ich wunderte mich damals, warum einer davon, den anderen sah ich nicht, schlecht deutsch sprach. Wir haben nie wieder etwas von ihnen gehoert. Vermutlich wurden sie von den Tito-Partisanen doch wieder gefangengenommen und, zusammen mit ihren Kameraden, hinter der Grenze in Slowenien erschossen.


Ganz links im Bild sieht man einen Teil des süd-östlichen Eckturms des Stiftes, das einmal ein Kloster war. In der obersten Etage dieses Turmes befand sich das hölzerne Sitz-Klosett des Klosters, von wo aus alles was von dieser Stelle aus mit geistlichem Segen versehen in den Abgrund gelassen wurde, sich durch einen offenen Ausguss in den darunter befindlichen Obstgarten wälzte. Vermutlich deshalb gab es in der Nähe des Ausflusses, jährlich die besten Zwetschken.

Inwieweit, während mehrerer Jahrhunderte, die solideren Teile der verdauten klösterlichen Nahrung nicht nur aus den Kalibern der Bediensteten, sondern auch aus denen der höheren Stände des Klosters erst nach einigen Schrecksekunden aus der schwindelnden Höhe des Holzbalkens auf dem darunter liegenden schlüpfrigen Boden des Turmes klatschten, um sich von dort durch eine Luke in den Obstgarten zu wälzen, wo sich die klösterlichen Schweine und Hühner daran gütlich taten und damit den klösterlichen Kreislauf beendeten und aufrecht erhielten und auch uns Kinder ernährten, ist mir nicht bekannt.

Mir gut bekannt jedoch ist, dass es zumindest schon zu meiner 1. Klasse-Zeit im 2. WK für einige Bewohner des Stiftes, von der damalige Zeit aus betrachtet, geradezu luxuriöse private Wassereimer-Spülklosette gegeben hat, den glücklichen Besitzern dieser Klosette, für den Ernstfall und als letzte Instanz, aber immer noch, wenn auch ohne Sicherheitsgurte und Schleudervorrichtungen, der schwindelerregende hölzerne Sitz auf dem Klosettbalken des Klosters zur Verfügung stand, von wo aus sie, noch nach dem säuberlich entsorgten Nahrungsmittelverwertungsapparat mittels Zeitungspapier, den ihre Bodenlandung inzwischen noch nicht vollständig beendeten 'fliegenden Hintertassen' nachwinken konnten.
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