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Angriff auf die Völker

 
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admin



Anmeldungsdatum: 22.07.2004
Beiträge: 2346

BeitragVerfasst am: Do Dez 25, 2008 11:07 am    Titel: Angriff auf die Völker Antworten mit Zitat

Abschottung der USA und der Europäischen Union gegen Arbeitsmigranten, Flüchtlinge und illegale Einwanderer ist täglicher »legaler« Rassismus, von Klaus Schikora

Am vergangenen Samstag (20.12.) wurde in Cuenca in Ecuador ein junger Mann begraben. José Oswaldo Sucuzhanay war am 7. Dezember im New Yorker Stadtteil Brooklyn von Ausländerfeinden so sehr geprügelt und mißhandelt worden, daß er am 12. Dezember starb. Ein Bruder José Oswaldos überlebte den Überfall. Die beiden hatten als Emigranten in der US-Metropole gelebt. Ziemlich genau einen Monat zuvor war ein junger Landsmann von ihnen in den USA durch Messerstiche getötet worden.
Immer mehr Abschiebungen.

Das ist die eine Form des Rassismus. Und wenn die Sprecherin des ecuadorianischen Migrantenrats im Range einer Ministerin, Lorena Escudero, sagt, es müsse »täglich mit politischen Aktionen und den Mitteln des Staates dagegen gekämpft« werden, nickt die gesamte demokratische Welt verständnisvoll. Die Ablehnung des nicht nur in den USA sehr gegenwärtigen Baseballschläger-Rassismus der Straße steht jedoch keineswegs im Widerspruch zu einem anderen, legalen Rassismus. Dieser nimmt vor dem Hintergrund der Finanz- und Wirtschaftskrise an Außengrenzen und Arbeitsmärkten von USA und EU völlig neue Sortierungen vor, die sich im Fall mehrerer lateinamerikanischer Staaten bereits jetzt sozial bemerkbar machen.

Die USA haben im zu Ende gehenden Jahr 2008 deutlich mehr illegale Einwanderer nach Mittelamerika ausgewiesen als im Jahr zuvor. Die US-Immigrationsbehörde ICE gab die Zahl der abgeschobenen Mittelamerikaner mit 154000 an, eine Steigerung um 45 Prozent. Insgesamt seien 212000 Menschen in 190 Staaten ausgewiesen worden. Gleichzeitig brüstete sich US-Heimatschutzminister Michael Chertoff damit, daß infolge der Fortschritte beim Grenzzaunbau die Zahl der illegalen Einwanderer deutlich zurückgegangen sei.

In Europa wurden ähnliche »Fortschritte« erzielt. Die im Jargon der Brüsseler und Strasbourger Gemütsnationalisten »Rückkehr-Richtlinie« getauften Maßnahmen sehen unter anderem eine bis zu 18monatige Abschiebehaft in speziellen Lagern und Massenausweisungen vor. Die Richtlinie war im Juni unter dem Protest der linken lateinamerikanischen Regierungen verabschiedet worden. Boliviens Präsident Evo Morales warf der EU einen Angriff »gegen die Völker« und »offenen Rassismus« vor.

Nicht nur in Bolivien spielen die Rücküberweisungen der im Ausland arbeitenden Landsleute eine wesentliche ökonomische und soziokulturelle Rolle. In El Salvador oder Guatemala wird der Anteil des Geldes, das von im Ausland arbeitenden Bürgern nach Hause überwiesen wird, auf bis zu 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts geschätzt. Für Bolivien wird von über zehn Prozent ausgegangen. In Mexiko, wo 2007 rund 24 Milliarden Dollar aus dem Norden ankamen, wird seit Monaten ein Schrumpfen der Überweisungen registriert. Viele mexikanische Zuwanderer arbeiten in den USA auf dem Bau.

Sie gehörten bereits zu den ersten ökonomischen Opfern der Immobilienkrise, mit der ja der Zusammenbruch des Wertpapiergeschäfts im Land der unbegrenzten Möglichkeiten seinen Ausgang nahm.

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