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Perfide Fragen? –(Über)Hundert Jahre und kein bisschen weise

 
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Störtebeker



Anmeldungsdatum: 14.05.2006
Beiträge: 1256

BeitragVerfasst am: Do Dez 04, 2008 10:33 pm    Titel: Perfide Fragen? –(Über)Hundert Jahre und kein bisschen weise Antworten mit Zitat


Johannes Heesters

Berlin: Der mittlererweile 105 Jahre alte Schauspieler Johannes Heesters fühlt sich vom niederländischen Fernsehsender VARA reingelegt. Das meldete gestern Springers WELT. Heester war in einem Interview angeblich „überfallartig“ mit der Frage konfrontiert worden, was er denn von Adolf_Hitler halte. Heesters, selber geborener Holländer, antwortete auf ihm gestellte Frage, „War Hitler_ein netter (guter) Kerl?“ (Was Hitler_een aardige man?) unter anderem: „…für seine Soldaten war er aardig (gut), d i e fanden ihn gut“. Obwohl es eigentlich weder an der Frage noch an der Antwort etwas Anstößiges gibt, entspricht Heesters Bemerkung doch den historischen Tatsachen, fühlt man sich bei Heesters übergangen.

Allerdings hat es den Anschein, daß sich nicht so sehr der Patriarch des deutschen Films auf den Schlips getreten fühlt, sondern vielmehr seine sehr viel jüngere Frau Simone Rethel Heesters. So heißt es diesbezüglich in der WELT:
„Sie sei überzeugt, dass die ungeschickte und „schreckliche Antwort“ ihrem Mann „in den Mund gelegt“ worden sei, sagte Simone Rethel-Heesters. Sie selbst habe die „perfide Frage“ des Interviewers nicht verstanden, weil sie in Holländisch gestellt wurde. „Mein Mann hat leider immer wieder versucht, die Frage nach „Hitler_, dem guten Mann“ zu beantworten, indem er sich immer wieder ungeschickt und für ihn entsetzlich verfänglich ausdrückte. Mein Mann äußerte sich während des Interviews sehr wohl gegen das Regime: „Ich war nicht in der NSDAP. Ich war kein Parteimitglied, ich wollte nichts mit den Herren Goebbels, Göring zu tun haben.“ Dass dies nicht gezeigt wurde, lässt auf einiges schließen.“

Sicher lässt dies auf was schließen, aber sollte jemand der mit Print- und TV-Medien so vertraut ist, wie ein Johannes Heesters, nebst Gattin, nicht wissen? Das vermögen wir nicht so recht zu glauben. Vielmehr können wir uns vorstellen, daß Heesters sehr wohl bei klarem Verstand gewesen ist, als er diese Frage beantwortete und das es lediglich sein Frau und Universalerbin ist, die darin eine Beschädigung seines Ansehens sehen möchte, weil sie Angst hat, eine mögliche Medienkampagne könne auf Heesters alte Tage noch zu finanziellen Einbußen führen, die ihr Erbe schmälern könnten. So heißt es in der WELT außerdem:
„…Für sie und ihren Mann, der sich so sehr auf die Feiern zu seinem 105. Geburtstag an diesem Freitag gefreut habe, sei die momentane Situation „eine Katastrophe“, sagte die Ehefrau des Schauspielers. „Er ist zurzeit praktisch nicht mehr in der Lage, seine Rolle zu spielen, und würde bei nochmalig auftretenden Bühnenschwierigkeiten aufhören müssen.“ Heesters spielt noch bis zum 18. Januar in Hamburg den Kaiser Franz Joseph in der Operette „Im weißen Rössl“. …“

Weiter meint Heesters Gattin der Öffentlichkeit auftischen zu müssen: „Mein Mann ist im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen immer auf Distanz zu den braunen Machthabern geblieben und hat in der Vergangenheit hundertfach in Interviews zum Ausdruck gebracht, dass er für Dolfi und seine Gefolgsleute stets nur Verachtung übrig hatte.“

So, so, fast ein richtiger Held, könnte man meinen. Was bei Frau Heesters jedoch nicht zum Ausdruck kommt, ist die Tatsache, daß diese Verachtung für Hitler_und die Nationalsozialisten, wie bei so vielen Schauspielerkollegen erst nach deren Niederlage zu Tage trat, sich dabei auf wundersame Weise im gleichen Maße verstärkend, je länger das Kriegsende zurückliegt. Ein Beispiel, daß wir freilich nicht nur von Schauspielern her kennen.


Johannes Heesters, so wie man ihn in
Erinnerung behalten wird, als bester
Danilo in der Lustigen Witwe


Tatsächlich war Heesters einer der bestbezahltesten und beliebtesten Schauspieler des Dritten Reiches. Dolfi persönlich schätzte ihn sehr in seiner Rolle als Danilo in der Lustigen Witwe von Franz Lehar. – Vielleicht ein Anlaß mal darüber nachzudenken, ob man diese Operette nicht eigentlich von Rechts wegen verbieten müsse. – Die Schriftleitung – Bemerkenswert an dieser Angelegenheit ist außerdem, daß Heesters auch in deutschen Filmen weiterspielte und in Operetten auftrat, nachdem sein Heimatland von der Wehrmacht besetzt worden war. Spätestens da hätte er eigentlich, wäre er der, für den er sich heute hält und ausgibt, bzw. von seiner Frau ausgeben lässt, die politischen Konsequenzen ziehen müssen. Das hätte jeder verstanden, das wäre Zivilcourage gewesen. So aber wird der Öffentlichkeit das Märchen von der Verachtung aufgetischt, die Heesters gegenüber Dolfi und den Nationalsozialisten, die ihn noch nicht einmal zwangen in Propagandafilmen aufzutreten, übrig gehabt haben will.

Augenscheinlich hat er diese jedoch gut zu verbergen gewusst, setzten die von ihm angeblich verachteten Nazis Heesters während des Krieges doch sogar auf die sogenannte „Gottbegnadetenliste“. Diese Liste umfasste alle, die von den Nationalsozialisten für so wichtig gehalten wurden, daß ihnen um jeden Preis alle kriegsbedingten Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt wurden. Ja mehr noch, in Paul Hörbigers Memoiren, „Ich hab für euch gespielt“, kann man sehr anschaulich geschildert nachlesen, daß solchen Privilegierten so regimefeindliche Äußerungen nachgesehen wurden, für die andere längst ins Gefängnis oder noch weiter gewandert wären. Hörbiger selbst verscherzte es sich erst, nachdem er von bloßem Defätismus zu richtigem Landesverrat übergegangen war.

Vielleicht ist es ja doch an der Zeit, mit 105 Jahren, entweder aufzuhören oder auf Fragen dieser Art mit etwas mehr Weisheit zu reagieren. Denn wer ein solches Alter erreicht und an der Schwelle des, sagen wir mal, ewigen Lebens steht, der hat es nicht mehr nötig um solche Dinge ein Gewese zu machen, bei dem er außer dem Schaden nur noch den Spott dazu gewinnen kann und das hat Johannes Heesters nun wirklich nicht verdient. Ungeachtet dessen muß man sagen, das Heesters Verteidigung durch seine Ehefrau mindestens ebenso peinlich ist, wie das Verhalten der holländischen Fernsehjournalisten ihm gegenüber schäbig.
Wer aber noch in diesem Alter so klar im Kopf ist, daß er im Theater auftreten kann, der sollte gegenüber Reportern auf verfängliche Verhaltensfragen über das Dritte Reich nur noch eine einzige Antwort haben: Leckt mich am Arsch! – Andernfalls sollte er sich nicht beschweren.

PS: Gegenwärtig verhandelt das Landgericht Berlin eine Unterlassungsklage Johannes Heesters gegen den Publizisten Volker Kühn, weil dieser behauptet, Heesters wäre 1941 im KZ Dachau vor der SS-Mannschaft aufgetreten. Das Urteil wird für den 16. Dezember erwartet. Vorwürfe dieser Art gab es bereits in den 70iger Jahren. Den Besuch des Lagers selber stellt Heesters übrigens nicht in Frage.

Siehe auch
Die Welt 03.12.08

Johannes Heesters-Wikipedia

Johannes Heesters
_________________
In einer Zeit des Universalbetruges ist die Wahrheit zu sagen eine revolutionäre Tat (George Orwell)
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Eberndorfer



Anmeldungsdatum: 10.09.2006
Beiträge: 2267

BeitragVerfasst am: Do Dez 04, 2008 11:41 pm    Titel: Re: Perfide Fragen? –(Über)Hundert Jahre und kein bisschen w Antworten mit Zitat

Störtebeker hat folgendes geschrieben:
Wer aber noch in diesem Alter so klar im Kopf ist, daß er im Theater auftreten kann, ...


Wie "klar im Kopf" muss jemand sein, dass er einen senilen Kaiser Franz Josef spielen kann?

Es haengt alles davon ab, wie senil ein politischer Regiseur den Kaiser dargestellt haben will.Rolling Eyes
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