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Kasino-Kapitalismus: Totalverlust für Sparer und Kleinanleg

 
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Störtebeker



Anmeldungsdatum: 14.05.2006
Beiträge: 1256

BeitragVerfasst am: Do Okt 02, 2008 4:37 pm    Titel: Kasino-Kapitalismus: Totalverlust für Sparer und Kleinanleg Antworten mit Zitat

Seit am 29. September 2008 der Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) im Namen der Steuerzahler für die im Grunde bankrotte Münchner Immobilienbank „Hypo Real Estate“ (HRE) mit 27 Milliarden Euro bürgte, ist es wohl selbst der letzten bundesdeutschen Zipfelmütze klar, daß die Einschläge der von den US-Amerikanern verschuldeten Finanzkrise, die möglicherweise gar in einem vollständigen Zusammenbruch münden könnte, näher kommen.
In einem Brief von Bundesbank und der Finanzaufsicht „Bafin“ an Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) vom selben Tage hieß es: „Nach Einschätzung der Beteiligten hätte das Unterlassen einer Rettungsaktion für die HRE-Gruppe für das deutsche Finanz- und Wirtschaftssystem ähnliche unabsehbare Folgen auslösen können, wie sie der von der US-Regierung akzeptierte Zusammenbruch der amerikanischen Finanzgruppe Lehman Brothers hatte.“ Weiter hieß es, daß eine Pleite des Immobilienfinanzierers wegen seiner starken Verflechtung eine große Gruppe von Gläubigern in Mitleidenschaft gezogen hätte. „Die Auswirkungen eines Ausfalls hätten auch breit gestreut Versorgungswerke, Berufsgenossenschaften sowie deutsche Länder und Kommunen erfasst, die teilweise dreistellige Millionenbeträge bei der HRE-Gruppe angelegt haben.“

Ganz offenkundig ist die Lage in der BRD keineswegs so stabil, wie man dem sogenannten „mündigen Bürger“ vorgaukelt, sondern bewegt sich in Wahrheit in Richtung Katastrophe. Um etwas Luft zu gewinnen, entschlossen sich daher Banken und Bundesregierung, für die bankrotte „Hypo Real Estate“ ein 35-Milliarden-Euro-Hilfsprogramm aufzulegen, um deren sicheren Zusammenbruch in letzter Minute zu verhindern.


Eine von vielen "Berater"-Banken

Wohlgemerkt, hier bürgt die Bundesregierung für ein Unternehmen mit einem Nominalwert von gut 42 Milliarden Euro, das aber zurzeit nur noch einen Beleihungswert von 15 Milliarden Euro haben soll. Es wird also für die fiktiven Werte der asozialen Börsenzocker mit den real erarbeiteten Steuermitteln der Bürger gerade gestanden und der Totalverlust von vorerst 27 Milliarden Euro in Kauf genommen, um noch schlimmeres zu verhindern. Die feinen Herren, die bis zum heutigen Tage horrende Bezüge einstrichen, verabschieden sich ihrerseits nun vornehm „auf Englisch“, und lassen den Steuerzahler mit ihrem wertlos gewordenen Dreck zurück. Die Gewinne wurden beizeiten privatisiert, und die Verluste und Pleiten werden jetzt sozialisiert - alles wie gehabt, nur in unglaublichem Ausmaß.

Bisher schauten die ach so mündigen Bürger diesem in Variationen immer wiederkehrenden Spiel murrend aber ohne Protest zu. Doch das kann sich jetzt schlagartig ändern, denn spätestens seit einigen Tagen machen sich viele Bundesrepublikaner zurecht Sorgen um ihre Ersparnisse.
Zwar verfügt das bundesdeutsche Bankensystem nach Informationen des Finanzministeriums über eine Sicherungseinlage in Höhe von 4,6 Milliarden Euro, doch das wäre natürlich nur ausreichend bei einer kleineren Krise, wenn jedoch mehrere Finanzinstitute gleichzeitig in Schieflage geraten, würde das System ganz schnell an seine Grenzen stoßen. Und abgesichert wären natürlich auch nicht alle „Finanzprodukte“, die die Gauner hinterm Bankschalter ihren arglosen Kunden verklingelten.

Unabhängig davon löst sich derweil schon einmal das Kapital der Kleinanleger in Luft auf, oftmals die Ersparnisse eines ganzen Lebens, weil man den Bankkaufleuten hundertprozentig vertraute - obwohl sie auch nicht vertrauenswürdiger als Gebrauchtwagenhändler sind.
Das war und ist natürlich ein Fehler, denn hier tummeln sich ganze Heerscharen von Zockern, Drückern und Provisionsjägern, die den Kunden bedenken- und gewissenlos über die Klinge springen lassen, wenn sie von ihm erst einmal haben, was sie wollten: nämlich sein Geld.


Legales organisiertes Verbrechen -
Lehmann Brothers


So werden von den „Beratern“ gerne älteren Leuten sogenannte „Zertifikate“ angedreht. Wie das nun vieltausendfach endet, verrieten Medienberichte am 30. September 2008 am Beispiel einer Rentnerin, die vor 15 Monaten ihre Lebensersparnisse in Höhe von 10.000 Euro bei der Citibank in Berlin sicher anlegen wollte. Der Berater habe ihr damals geraten, in „Zertifikaten” von Lehman Brothers” anzulegen. Da bekomme man mehr Zinsen als bei Festgeldeinlagen, bis zu acht Prozent wären damit möglich. „Er sagte mir, das größte Risiko wäre, daß ich mal ein Jahr keine Zinsen bekomme”, meinte die 70-Jährige. „Aber dieses Risiko, sagte er, wäre sehr, sehr klein.”
In „Welt Online“ wurde am selben Tage von einer knapp 80-jährigen Dame berichtet, die ihr Vermögen von der Dresdner Bank verwalten ließ und auch in diesem Falle das Geld möglichst sicher anlegen wollte. Dennoch hätten Banker die Geldanlage Anfang 2007 umgewandelt: Das Vermögen, mehr als 20.000 Euro, sei in Lehman-Zertifikate investiert worden.
Und das war kein Zufall, auch noch wenige Tage vor der absehbaren Pleite von „Lehmann Brothers“ rieten die „Berater“ der Dresdner Bank auf direkte Anweisung von oben zum Kauf von „Lehmann-Zertifikaten“, wie „Spiegel Online“ am 1. Oktober 2008 berichtete. Weil es erstens dafür satte Provisionen für die Bank gibt und es den „Bankern“ zweitens völlig egal ist, was dann mit dem Geld der Kunden, die eigentlich sparen und nicht zocken wollten, passiert.

Nun weiß natürlich jeder Anlageberater, daß erstens die US-Finanzkrise mit ihren weltweiten Auswirkungen schon seit Anfang letzten Jahres schwelt. Und daß zweitens Anlagen in „Zertifikaten“ hochriskant sind. Den meisten Kleinanlegern dürfte gar nicht bewußt sein, daß sie im Gegensatz zu Aktien oder Fonds mit „Zertifikaten“ keine Anteile an irgendetwas erwerben, sondern an einem Glücksspiel teilnehmen. Denn über das „Zertifikat“, das nichts anderes als ein Schuldschein ist, leiht sich die betreffende Bank im Grunde lediglich Geld und verspricht dem Geldgeber unter guten Umständen fünf bis acht Prozent Zinsen. Und wenn es nicht gut geht, ist alles futsch. Kein Sicherungsfond kommt nach Bank-Pleiten für die Verluste aus „Zertifikaten“ und anderen „Wertpapieren“ auf.


Am Ende

Nach Schätzungen des „Deutschen Instituts für Anlegerschutz“ (DIAS) in Berlin haben deutsche Kleinanleger mit den Zocker-Zertifikaten der Pleite-Bank Lehman Brothers wohl einen dreistelligen Millionenbetrag verloren. „Es dürften Zehntausende Privatanleger betroffen sein“, sagt DIAS-Vorstand Volker Pietsch, und diese müßten auf Grund der Lehmann-Pleite mit einem Totalverlust rechnen. Aber auch für die Kunden anderer Zocker-Banken kann es gefährlich werden. In der BRD seien etwa 400.000 Zertifikate und ähnliche Finanzprodukte gehandelt worden. „Eine gigantische Blase“, meint DIAS-Vorstand Pietsch. Man wird in den nächsten Monaten darüber hinaus beobachten können, wie sich durch den kriminell herbeigeführten Kollaps des Kasino-Kapitalismus, den die Bundesregierung auch noch förderte, wo sie nur konnte, die Ersparnisse von Millionen kleinen Leuten in Luft auflösen werden. Die Geschichte wiederholt sich eben doch.
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In einer Zeit des Universalbetruges ist die Wahrheit zu sagen eine revolutionäre Tat (George Orwell)
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