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Man kann nicht alle Leute alle Zeit anschmieren

 
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Störtebeker



Anmeldungsdatum: 14.05.2006
Beiträge: 1256

BeitragVerfasst am: Mo Aug 11, 2008 1:58 pm    Titel: Man kann nicht alle Leute alle Zeit anschmieren Antworten mit Zitat

Man kann nicht alle Leute alle Zeit anschmieren (nach A. Lincoln) -Nur solange das Geld dafür reicht!

Am 30. Juli 2008 war in der New York Post unter der Überschrift “N.Y. for Sale” zu lesen: “Gouverneur Paterson warnte gestern vor einer drohenden Wirtschaftsmisere und malte das Gespenst an die Wand, New York müsse vielleicht Straßen, Brücken und Tunnels verkaufen, um das rasch wachsende Haushaltsdefizit zu schließen”.

Tags darauf prangte auf der Washington Post die Überschrift: “U.S. Economy Grows at Solid Pace in 2nd Quarter” (Solides Wirtschaftswachstum der US-Wirtschaft im zweiten Quartal). Am Schluß, den der flüchtige Leser überliest, steht dann: “Viele der Verbesserungen sind einmalig und ergeben sich aus dem Stimulierungspaket der Regierung; das schwächt die Aussichten für die nächsten Monate ab”. Es wäre noch schlimmer gekommen, erwähnte die Zeitung, wäre der Dollar nicht so schwach gewesen, was den Export und den Zustrom von Touristen angeregt hat. Trotzdem blieb die US-Außenhandelsbilanz erschreckend negativ (über -760 Mrd. US-Dollar im Jahre 2007), obwohl Ausländer, wie gerade jetzt wieder der Belgische Bierkonzern InBev (14,6 Mrd. Euro Umsatz 2007), US-Betriebe, wie Anheuser-Busch, zu Schleuderpreisen erwerben können.

Zu Schleuderpreisen? Man erwartet einen Kaufpreis von 46 Mrd. Dollar. In den Bewertungen steckt enorm viel heiße Luft, denn die Preise für Aktien und andere “Wertpapiere” wurden durch die sogenannte Asset-Preis-Inflation (API) der letzten Jahrzehnte übermäßig hochgetrieben. Jedenfalls haben nach EconomyInCrisis.org Ausländer bisher für insgesamt zwei Billionen Dollar US-Firmen erworben. Geht der Ausverkauf der USA jetzt wie befürchtet erst richtig los? Aber anders gefragt: Ist InBev wirklich belgisch also ausländisch, nur weil die Konzernleitung in Belgien sitzt? Einer der Vier Vorstände, M. Winkelman, war Vorstand bei Goldman Sachs, sitzt dort noch im Aufsichtsrat und war vier Jahre bei der Weltbank für Investitionsentscheidungen zuständig, Kees J. Storm war Vorstand und Aufsichtsrat der großen Intern. Versicherung AEGON Group. Auch die anderen beiden sitzen in allerlei Vorständen. Was heißt heute schon, die oder jene Firma sei dies oder das? Viele verstehen darunter, die Firma arbeite im Interessen dieses oder jenes Landes und sind getäuscht.

Was aber stimmt nun am Washington Post Artikel: Wächst die US-Wirtschaft “solide” oder geht sie den Bach hinunter? Die Schlagzeile der großbürgerlichen US-Zeitung gilt dem gemeinen Volk, der als Alibi für intelligentere Kunden. Den gleichen Zwiespalt erlebt Otto Normalverbraucher zwischen den offiziellen Erklärungen und seinen eigenen Erfahrungen. Warum glaubt er den Offiziellen meist mehr als sich?

Während bei uns die Regierung noch von Aufschwung faselt, gibt die Bush-Regierung einen gewissen “slowdown” zu, weigert sich aber, von Rezession zu sprechen. Nach US-Angaben wächst das US-Brutto Inland Produkt noch, wenn auch weniger als 2%. Aber das meiste dieses Wachstums geht auf die Wertzunahme von Papieren zurück, auf die erwähnte API, die aber bei zunehmendem Zweifel an der Werthaltigkeit solcher Papiere in eine Güterpreis-Inflation oder Teuerung umschlägt.

Nach offiziellen Angaben soll die Teuerungsrate, mißdeutend Inflationsrate genannt, im Euroraum bei 4,1% liegen. Das Anlegermagazin Smart Investor (August 2008) errechnet eine tatsächliche Inflationsrate von 9,8 Prozent. Offiziell wird die Inflationsrate über den Preisanstieg der Waren in einem festgelegten Warenkorb ermittelt. In den USA heißt das Consumer Price Index (CPI). Dieser soll dort nach offiziellen Angaben im Jahr 2007 bei 2,9% gelegen haben. Diese Zahl könnte manchem noch erträglich erscheinen. Aber stimmt sie? Man hat Warenkorb und Preisindex zwischenzeitlich verändert, um die Steigerungsraten geringer erscheinen zu lassen. Nach dem alten CPI von 1980, hätte die Teuerung in den USA (Stand Februar 2008) bei 11,8% gelegen. Und so heizen die Amerikaner weiter mit Computerchips und ernähren sich von Cellphones! Smart Investor ging vom Inflationsbegriff aus und errechnete die Inflationsrate aus dem Verhältnis von wachsender Geldmenge und schrumpfenden Güterangebot und kam so im Jahr 2007 auf eine Inflationsrate im Euroraum von 9,8%. Die derzeitige Kreditkrise, die Weigerung der Banken, produzierenden Unternehmen Kredit zu gewähren, wollen politische Maßnahmen dadurch beheben, daß die Zentralbanken Spekulationsbanken durch immer billigeres Geld sanieren. Das das der produzierenden Wirtschaft nicht zu Gute kommt, verschärft das die Krise. Auf diese Weise bezahlen wir die Verluste der Spekulanten über erhöhte Preise. Das heißt fürsorgliche Wirtschaftspolitik - fürsorglich für wen?

Nach der neuesten Statistik des Statistischen Bundsamts (vom 1. August 2008) setzte sich -trotz höherer Preise - die Talfahrt des deutschen Einzelhandels auch im Juni fort und zwar nach dem Index 100 vom Jahr 2003, von 104,2 im Januar 2006 relativ stetig auf 100,1 im Juni 2008 (von Juni 2007 bis Juni 2008 um 0,8%). Besonders stark wurde im ersten Halbjahr 2008 an Nahrungsmitteln gespart (minus 4,2 % gegenüber dem Vorjahr). Das zeigt, daß besonders die vielen Geringverdiener, Sozialleistungsempfänger und Rentner, die einen großen Teil ihres Einkommens für Nahrung ausgeben müssen, zu Gunsten der Spekulanten zur Kasse gebeten werden. Die 4,2% betreffen den Durchschnitt, die Einsparungen der Ärmeren an Nahrungsmitteln liegt daher viel höher. Heißt das “sozial verträgliche” Politik?

In den USA hat die Geldmenge M1, das Geld in der Tasche der Menschen oder auf den Girokonten seit 2003 nicht mehr zugenommen und schwankt zwischen 1,3 und 1,4 Milliarden US-Dollar. Allerdings hat seine Kaufkraft dank der sonstigen Geldvermehrung kräftig abgenommen, wesentlich mehr als der offizielle CPI von +4% besagt. Nach Michael Hodges, “Grandfathers Economic Report” vom Juli 2008 gibt es ein starkes politisches Motiv das CPI kleinzurechnen. Dadurch läßt sich die 1973 beschlossene Lebenshaltungskosten-Anpassung (COLA) für Sozialhilfeempfänger, inzwischen der größte Posten im US-Bundeshaushalt, niedrig gehalten (für 2008 wurde sie um 2,3 angehoben).

Sandra Pianalto, Präsident der Federal Reserve Bank of Cleveland sagte vor kurzem in einer Rede in Paris: “Auch wenn er manchmal verheerend ist, aber der weltweite Preisdruck hat nichts mit Inflation zu tun”. Colin Barr erklärt im Magazin “Fortune” vom 26.06.2008, warum sie das sagte: Die FED wolle die Rezession nicht durch höhere Zinsen verschlimmern. “Die Fed befürchtet, die hohen Warenpreise könnten sich durch die Wirtschaft schlängeln und auf der ganzen Linie zu Preis- und Lohnanstiegen führen”. Im gleichen Artikel verpfeift der Milliardär Warren Buffett die “explodierende Inflation”. “Sie ist riesig, sei es bei Stahl oder Öl, wir sehen sie überall”. Ja, was denn nun? Inflation oder nur gelegentlicher Preisanstieg?

Nach James Petras (”Inflation and the Specter of World Inflation”, Information Clearing House, 20. Juli 2008) stehen die Ursachen eindeutig fest: “Weniger Kapitalinvestitionen in die produzierende Wirtschaft, gewaltiger Kapitalabfluß in die Wertpapierwirtschaft mit riesigen Gewinnsteigerungen und grotesken Gehältern, Vergünstigungen und Auszahlungen an die Vorstände, die in keinem Verhältnis zu ihren Leistungen stehen”.

Der Kämpfer gegen die Apartheit in Südafrika und späterer Professor in Pittsburgh, Dennis Brutus, erinnerte sich in “Human Quest” (Mai/Juni 2001) an eine Rede des früheren Geschäftsführers des Internationalen Währungsfonds, Michael Camdessus, vor Religionsführern in den USA, in der er bekannte, er sei bereit “eine Generation zu opfern”, um die “Vorzüge des makroökonomischen Modells [des Liberalismus] zu realisieren”. Vorzüge für wen? Sie meinen: “für alle” - jedenfalls ohne diejenigen, die “geopfert” werden.

Das geplante Opfer scheint inzwischen abzulaufen. Nicht alle dürften damit einverstanden sein. Der Bundestag trifft Vorsorge, gewiß! Wie, das sollten Sie im Bundesgesetzblatt Jahrgang 2008, Teil I, Nr. 23, Bonn 16.Juni 2008, Seite 999 nachlesen. In §98, unmittelbar vor den Unterschriften von Kanzlerin und Bundespräsident steht: “Die Grundrechte der körperlichen Unversehrtheit (Artikel 2 Abs. 2 Satz 1 des Grundgesetzes), der Freiheit der Person (Artikel 2 Abs. 2 Satz 2 des Grundgesetzes), des Brief-, Post- und Fernmelde-Geheimnisses (Artikel 10 Abs. 1 des Grundgesetzes), der Unverletzlichkeit der Wohnung (Artikel 13 des Grundgesetzes) und des Schutzes vor Auslieferung (Artikel 16 Abs. 2 Satz 1 des Grundgesetzes) werden nach Maßgabe dieses Gesetzes eingeschränkt”.

Wenn schon die meisten vorgeben, “der Politik” nichts mehr zu glauben, wie sieht es dann mit “der Wissenschaft” aus? Hier ein “offener Brief” staatlich anerkannter Wissenschaftler an die Oberbürgermeister von Mainz, Wiesbaden und Darmstadt:

Sehr geehrte…
“der Klimawandel ist in vollem Gange. Das haben die Vereinten Nationen festgestellt. Hauptverursacher ist der Mensch, der durch die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas das Treibhausgas Kohlendioxid erzeugt und in die Atmosphäre entläßt…

Als Vertreter der Bürger in den Aufsichtsräten der kommunalen Energie-Unternehmen sind Sie mitverantwortlich für diese Entscheidung (über den Bau eines neuen Kraftwerks). Das Kohlekraftwerk würde den CO2-Ausstoß von jetzt einer Million Tonnen aus dem vorhandenen Gaskraftwerk auf mindestens 3,6 Millionen Tonnen jährlich erhöhen. Dieser Plan ist klimaschädlich - als Bürger und als Wissenschaftler an den Hochschulen in den drei Städten lehnen wir ihn ab. [...] Der wirtschaftliche Gewinn, den sich die Städte erhoffen, wird zunichte, sobald die Kosten der CO2-Verschmutzungsrechte bezahlt werden müssen. Dazu kommt, daß durch die Klimaveränderung immense volkswirtschaftliche Schäden entstehen. [...] Im Sinne der internationalen Bemühungen um den Klimaschutz bitten wir Sie deshalb dringend, die Entscheidung zum Bau des Steinkohlekraftwerks zu überdenken.

Unterzeichner: 49 Professorinnen und Professoren der Universität Mainz, der Fachhochschule Wiesbaden und der Technischen Universität Darmstadt, darunter ein Nobelpreisträger, zwei Leibniz-Preisträger und ein Träger der Stern-Gerlach-Medaille der DPG: Jutta Kerpen, Stephan Borrmann, Paul Crutzen, Eberhard Strauß, Jürgen Eick, Uwe Langbein, W. Wagner, Klaus Brod, Ursula Deister, G. Riegler, Peter Hagedorn, Frank Boochs, Katja Gehrig, Franz Hamburger, Volker Hentschel, Jan Zopfs, Thomas Bierschenk, Wolfgang Wilcke, Ruth Zimmerling, Stefan Aufenanger, Werner H. Veith, Werner Simon, Klaus Beck, Ellen l. Closs, Stefan Hirschauer, Günter Meyer, Gerd Böhmer, Hans R. Schuitz, Uwe Ruhberg, Klaus Werk, Klaus Schaefer, Detlev Reymann, Reiner Wackermann, Jens Volker Kratz, Lutz Köpke, Peter Braun, Achim Richter, Moniko Greif, Jochen Wambach, Gernot Alber, Peter Braun-Munzinger, Andreas Paul, Hans-Georg W. Voß, Florian Scheck, Barbara Drossel, Klaus Teltenkötter, F. Völklein, Jürgen Gauss. V.i.S.d.P.: Prof. Dr. Konrad Kleinknecht”.


Eine von politischen Gremien in Auftrag gegebene Hypothese, die sich trotz zig Milliarden Dollar “Forschungsgelder” bisher nicht bestätigen ließ, wird unbesehen zur “Realität” erhoben und mit wissenschaftlichen Weihen umhängt, um wirtschaftlichen Maßnahmen zum Schaden der Armen und Vorteil der Großspekulanten und Generationen-Opferer zu propagieren. Meinen Sie, die wissen nicht was sie tun - “als Wissenschaftler”, “darunter ein Nobelpreisträger” etc.?

Dagegen ist “wissenschaftlich” nicht mehr bestreitbar: Satelliten, welche die globalen Temperaturen messen, zeigen an, daß die Erwärmungstendenz 2001 endete und daß die Durchschnittstemperaturen allein im letzten Jahr um mindestens 0,6 °C gesunken sind - auf den Stand von 1980! Selbst die Ergebnisse der Eiskernbohrungen in der Antarktis und auf Grönland bestätigen, daß Temperaturerhöhungen im Durchschnitt 800 Jahre vor dem Anstieg des CO2-Niveaus der Atmosphäre eintraten. Das steht bereits seit 2005 fest. Sollte so ein Ergebnis nicht “Wissenschaftler” über Ursache und Wirkung von Klimaerwärmung und CO2 belehren? Wen dann, wenn es sich für sie nicht auszahlt?

Der Mißbrauch des Vertrauens der Bürger geht weiter, bis sie aufmucken. Dafür reift die Zeit.


Quelle: Der Spatz im Gebälk
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In einer Zeit des Universalbetruges ist die Wahrheit zu sagen eine revolutionäre Tat (George Orwell)
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