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[Störtebeker]

Eine neue Umfrage beunruhigt. Acht von zehn Lehrern, Eltern und Schülern haben große Probleme mit Gewalt. Jeder Dritte erklärt, mindestens ein Mal pro Woche damit konfrontiert zu sein. Die meisten Auseinandersetzungen gibt es in Polytechnischen- und Sonder-Schulen. Raufereien im Klassenzimmer gab es schon immer, doch die jugendlichen Täter werden angeblich immer brutaler, Außenseiter systematisch drangsaliert, die Übergriffe oft noch gefilmt und ins Internet gestellt.

[Walter Riegler]

"Das ist keine neue Erkenntnis. In der Untersuchung ist aber nicht die Rede davon, dass acht von zehn Schülern zu Gewalt neigen, sondern das so viele in ihrer Schulumgebung als Problem erleben. Es sind bis zu 20 prozent der Kinder, die tatsächlich gewalttätig sind. Gewalt, auch körperliche, gibt es sogar in den Volksschulen. Die Beispiele, in denen Lehrerinnen von sechsjährigen Kindern getreten oder gebissen werden, sind mittlerweile Alltag. Ebenso wie sprachliche Verrohung und Kraftausdrücke. Volksschulkinder, die zu ihrer Lehrerin sagen, "Geh' scheißen, du alte Hur', sind keine Seltenheit. Es gibt Fälle, in denen Kinder immer dann, wenn sie nicht argumentieren können oder wollen, einfach hinhauen. Dann gibt es Fälle, in denen ein Opfer gesucht wird, dem das Handy oder Taschengeld abgenommen wird. Und es passiert, dass Kinder auf der Toilette gequält werden, sich dann einer dazustellt, das mitfilmt und ins Internet stellt. Wir wissen seit mindestens zehn Jahren, dass hier schön langsam ein Problem heranwächst und seit zehn Jahren haben die öffentlichen Stellen versucht, das klein zu reden, oder es als überhaupt nicht vorhanden abzutun."

Walter Riegler,
Pflichtschullehrer-Gewerkschaft

[Anton Schmid]

"Der ständig wiederholte Satz, dass die Jugend brutaler und gewalttätiger wird, ist falsch. In dieser Untersuchung ist zu lesen, dass 15 Prozent der Lehrer täglich, 17 Prozent wöchentlich und 17 Prozent monatlich mit Gewalt konfrontiert sind. Das sind insgesamt 49 Prozent. 51 Prozent der Lehrer sind nicht täglich, wöchentlich oder monatlich mit Gewalt konfrontiert - und so schaut das schon ganz anders aus. Es wird immer so präsentiert, dass die Gewalt zunimmt. Doch das steht in der Untersuchung nicht drinnen. Warum sind dennoch acht von zehn Lehrkräften davon überzeugt, dass Gewalt ein Problem ist, obwohl sie diese Gewalt nicht erleben? Die Vermutung liegt nahe, dass die Mär der massiv steigenden Gewalt von Jugendlichen viele Menschen überzeugt hat. Es gibt aber keine Studie, die das bestätigt. Sie ist aber gefährlich, weil die Jugendlichen sich dann in eine Rolle gedrängt fühlen, die sie in einer Art selbsterfüllender Prophezeiung zu erfüllen trachten. Wenn der Innenminister seine Kriminalitätsstatistik vorstellt, dann sagt er - 'die Jugendkriminalität steigt'. Doch es steigt nur die Zahl der Anzeigen. Die Verurteilten-Statistik geht zurück."

Dr Anton Schmid,
Kinder- und Jugendanwalt

[Eberndorfer]