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Neues v.“Lebenshilfemarkt”– Scientologen-Alarm i.Groß-Berlin

 
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Störtebeker



Anmeldungsdatum: 14.05.2006
Beiträge: 1256

BeitragVerfasst am: Fr Jan 12, 2007 10:32 pm    Titel: Neues v.“Lebenshilfemarkt”– Scientologen-Alarm i.Groß-Berlin Antworten mit Zitat

Klein Fritzchen: Papa, was ist eine Sekte?
Papa: Alle die am Sonntag nicht in unsere Kirche gehen.



Scientologen-Kirchen in Berlin

Berlin: Für Aufsehen – und Aufregung in Berlin sorgt derzeit einmal nicht die NPD, sondern zur Abwechslung mal die Scientology Church. Diese eröffnen am kommenden Samstag an der Otto-Suhr-Allee in Charlottenburg eine Kirche. Besagte Kirche ist ein moderner Glaspalast und auerdem das größte Anwesen, das die Scientologen in Deutschland besitzen. Anlaß für die SCHWERINER VOLKSZEITUNG moralisierend den Zeigefinger zu erheben, um ihre Leser davor zu warnen, dieser Organisation auf den Leim zu gehen. Auch daß die Scientologen für jeden Handschlag Geld von ihren Kunden bzw. Gläubigen nehmen ist ganz und gar nicht im Sinne des Blattes so heißt es dort:
„…Wer den Glaspalast betritt, wird freundlich begrüßt, in meinem Fall von einem Mann mit Schweizer Akzent, der ein Namensschildchen mit der Aufschrift „Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit“ trug. Er lud zum Ansehen eines Filmes ein, 30 Minuten lang, in einer der zahlreichen Videokabinen. Wer nicht so viel Zeit hat, muss zum Geldbeutel greifen: Denn kostenlose Informationen gibt es kaum.
Rekrutieren für die PsychokurseEine DVD mit einem Interview mit L. Ron Hubbard kostet 20 Euro, ein Buch über seine „Dianetik-Lehre“ kostet immerhin noch neun. „Natürlich können Sie auch mit Kreditkarte bezahlen“, sagt die Mitarbeiterin am Infotresen. Auch kostenlose Berufs- und Persönlichkeitstests werden in dem Gebäude angeboten. „Keine Verpflichtungen“, steht auf dem gelben Handzettel, die den Passanten auf der Straße angeboten bekommen.“



Thomas Gandow

Damit nicht genug, holt sich die SCHWERINER VOLKSZEITUNG den evangelischen Sekten- und Weltanschauungsbeauftragten der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Pfarrer Thomas Gandow als Experten an die Seite, der dann auch nicht überraschend feststellt: „Damit sollen neue Kunden für die völlig überteuerten Psychokurse der Organisation rekrutiert werden.“ Darüber hinaus weiß der weise Gottesmann zu berichten, daß es sich bei Scientology nicht etwa um eine Religion, sondern um ein Wirtschaftsunternehmen auf dem Lebenshilfemarkt handelt.
Tatsächlich? Nun, wir wollen nicht mit diesem Mann Gottes streiten, doch wenn wir uns gewisse Kirchentage so betrachten und dazu dann noch die Maßnahmen, die von kirchlicher Seite alljährlich in Deutschland getroffen werden – katholisch und evangelich ist da eigentlich ziemlich egal – um Menschen unter Druck zu setzen, weil man Einfluß auf ihr politisches (!) Bekenntnis nehmen will, dann erscheinen uns die Vorwürfe von dieser Seite gegen Scientology doch etwas daneben.

So dürfte es kein Geheimnis sein, daß Scientology im Vergleich zur Evangelischen Kirche in Deutschland oder zu deren katholischen Glaubensvettern vergleichsweise noch ein sehr bescheidenes Wirtschaftsunternehmen auf dem Lebenshilfemarkt handelt. Allerdings, so erscheint es uns, besteht die eigentliche Sorge der katholischen und evangelischen Kirchenführer nicht so sehr darin, daß Scientology ihnen die Gläubigen im religiösen Sinne abspenstig machen könnte, sondern mehr im finanziellen Sinne, weiß man doch nicht erst seit Goethes „Faust“, daß auch Kirche einen sehr großen Magen hat und seit Menschengedenken keineswegs nur im religiösen Sinne tätig ist.

Nicht fehlend darf natürlich das Argument, daß Scientology vom Verfassungsschutz beobachtet wird – sinnigerweise jedoch nicht in Berlin – weil Scientology angeblich eine Gesellschaft anstrebe, in der es keine allgemeinen und gleichen Wahlen mehr gäbe und in der wesentliche Menschenrechte, wie beispielsweise das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit außer Kraft gesetzt würde. Ähnlich wie auch bei den Zeugen Jehovas lautet ein weiterer Standardvorwurf, daß man Aussteiger, die kein Interesse mehr an Scientology hätten, massiv unter Druck setzen würde.

Wirklich? Betrachtet man diesen Druck jedoch etwas genauer, so unterscheidet dieser sich im Grunde eigentlich kaum von dem, was man früher, als die Kirchen noch eine gewisse Macht inne hatten, mit abtrünnigen Christen veranstaltete, die nicht mehr so recht an die Dogmen ihrer Kirchenväter glauben wollten und man darf gewiß sein, im Vergleich dazu sind die Scientology-Methoden vergleichsweise harmlos. Das heißt natürlich nicht, daß man sie billigen muß, aber mal im Ernst, was unterscheidet diese von dem Theater, daß man um junge Menschen veranstaltet, die sich der nationalen Szene anschließen wollen und um die man zuweilen ein regelrechtes Affentheater veranstaltet, um sie unter Druck zu setzen, damit sie ja bei der Stange bleiben. Gut, wird man sagen, daß macht die Gegenseite ja auch nicht anders, doch stimmt dies nur bedingt. So ist man natürlich auch in der nationalen Szene über Aussteiger nicht sonderlich begeistert, worin man sich freilich auch nicht von anderen politischen oder religiösen Richtungen unterscheidet, daß man jedoch zu regelrechten Verfolgungen gegen Abtrünnige schreitet, ist jedoch Verleumdung. Wenn es zu größeren Empörungsaktionen gekommen ist, dann allenfalls gegen solche Renegaten, die nicht etwa wegen fehlender ideologischer Überzeugung den Hut genommen haben, sondern lediglich aus materiellem Interesse oder infolge eines Deals mit der Staatsanwaltschaft, um auf diese Weise einer Gefängnisstrafe zu entrinnen, die man für gewöhnlich wegen Delikte erhalten hat, die alles andere als politisch sind und die selbst vom nationalen Spektrum verurteilt werden.

Ähnlich wie bei Sektenabtrünnigen werden diese dann dem staunenden Publikum vorgeführt, um diesem erschreckende Dinge über die „wahren“ Vorgänge im Innern jener Organisation oder Kirche zu erzählen, der man unmittelbar zuvor noch mit größter Hingabe und Überzeugung gedient hat. Eben alles eine Frage des Zeitpunkts – und des Geschäfts. So ist es kein Zufall, daß gerade „rechte“ Aussteiger immer wieder von staatlichen Einrichtungen finanziell alimentiert werden, um entsprechende Gruselnachrichten zu erfinden. Nicht viel anderes ist es mit Einrichtungen à la Scientology, nur sind es hier die offiziellen Kirchen, die diesen Part übernehmen.

Im Falle Berlins stellt die SCHWERINER VOLKSZEITUNG nun mit Erschrecken fest, daß Scientology es vorhabe, im Umfeld von Parlament und Bundesregierung Lobbyarbeit zu betreiben. Auch dies nur ein wenig überzeugendes Argument, denn würde man derlei auch nur im Ansatz ernstnehmen, so müßte man ja auch gegen andere religiöse Gruppen vorgehen, die im Umfeld von Parlament und Bundesregierung nicht minder Lobbyarbeit machen und oftmals in den führenden Vertretungen des Landes bereits vertreten sind.

Es entbehrt darüber hinaus nicht einer gewissen bitteren Ironie und Tragikomik, daß man im Falle einer Scientologenkirche in Politik und Medien regelrechten Radau macht, während man gleichzeitig nicht das geringste dagegen einzuwenden hat, wenn man über Berlin ein regelrechtes Netz von Moscheen wirft oder türkische Selbstschutzmilizen die Arbeit der Polizei tun läßt, während man die Einrichtung deutscher Einwohnerwehren verhindert.
Besonders garstig in diesem Zusammenhang zeigt sich die Berliner CDU, die ebenfalls nichts gegen mehr Moscheen einzuwenden hat, im Falle der Scientologen aber den Bestand der Bundesrepublik gefährdet sieht. Den Vogel schießt dabei CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla ab, wenn er meint: „Ich werfe den Regierenden vor, dass sie einerseits den Religionsunterricht in Berlin in die Beliebigkeit schickten und andererseits tatenlos zusehen, wie so ein gigantisches Unternehmen wie Scientology sich in Berlin breit macht.” Anlaß für diese fromme Litanei ist die Einrichtung eines Ethikfaches an den Berliner Schulen sowie die Durchsetzung der fakultativen Teilnahme am konfessionellen Religionsunterricht. Nach unserem Dafürhalten eine der wenigen guten Entscheidungen des rot-roten Senats. So bedarf wahre Religion keines schulischen Zwanges, denn wenn sie attraktiv genug ist, dann kommen die Gläubigen von selber und wenn nicht, dann nützt ihr auch keine Pflichtteilnahme.

Was nun Scientology betrifft, so ist es uns nicht ganz klar, worin das eigentliche Problem bestehen soll, steht es doch jedem frei, solchen Vertretern vom „Lebenshilfemarkt“ die Tür vor der Nase zuzumachen oder um ihre religiösen Einrichtungen einen großen Bogen zu machen. Schließt an aber mit ihnen ab, so absolviert man ein Geschäft mit allen Vor- und Nachteilen, die Pakte mit “Lebenshilfe”-Einrichtungen wie diesen so mit sich bringen und der einzige Kommentar, den wir dann dazu geben können ist der: Selbst schuld!
Wer aber keine besseren Reaktionen weiß, wie das Theater Tribüne an der Otto-Suhr-Allee, das in vorauseilendem Gehorsam vor dem verordneten Zeitgeist an seiner Eingangstür ein Schild mit der Aufschrift: „Wir erteilen den Mitarbeitern der Scientology-”Kirche” Hausverbot in der Tribüne!” präsentiert, der demonstriert lediglich, daß er noch weit unter dem moralischen Niveau rangiert, als jene, die man mit solchen Schildern bekämpfen will.

P.S.: Wie es heißt, begrüßt die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) Proteste bei der Eröffnung der Scientology-Zentrale, weil nach ihrer Ansicht der scientologische Weg die Verwirklichung des Traums vom Übermenschen durch den Besuch kostspieliger Kurse verheiße.
Hm, vielleicht würde es ja helfen, wenn die EZW statt dessen verlautbaren würde, daß man bei ihr den Weg zum Untermenschen einschlagen könne und zwar für umsonst, denn man darf uns ruhig glauben, sie besitzt alle Voraussetzungen dafür die man sich denken kann, ob man dabei freilich nicht doch finanziell zur Ader gelassen wird, vermöchten wir nicht zu garantieren, denn wie gesagt, auch die Kirche hat einen großen Magen und nicht erst seit Goethes „Faust“ und von irgendetwas müssen “Untermenschen”-Macher ja auch leben.

Siehe auch
Schweriner Volkszeitung 11.01.07
http://www.svz.de/newsmv/MVPolitik/11.01.07/23-15551489/23-15551489.html

Die Welt 11.01.07

http://www.welt.de/data/2007/01/11/1172296.html

Quelle: Störtebeker-Netz 12.01.07

Anhang: Aus einem Artikel der WELT vom 12.01.07
„…”Wir erteilen den Mitarbeitern der Scientology-”Kirche” Hausverbot in der Tribüne!”, steht auf einem Schild an der Eingangstür des Theaters Tribüne an der Otto-Suhr-Allee. Die Theaterleitung ist über die neuen Nachbarn nicht erfreut: Schon mehrfach ist sie von Mitarbeitern des Scientology-Zentrums, das am Sonnabend Eröffnung feiert, besucht worden. “Sie sind sehr penetrant und gut geschult”, sagt Direktorin Corinna Trempnau. Einladungen zur Eröffnung, zu einem Gespräch oder zum Kaffeetrinken habe sie abgelehnt. Die Theaterleitung mache sich Sorgen, dass ihr Publikum belästigt werde. Deshalb habe sie das Hausverbot erteilt. “Ich sehe es als Aufgabe des Theaters, Flagge zu zeigen. Wir werden unser Publikum entsprechend informieren.”
Fürs Geschäft sei die neue Nachbarschaft nicht schlecht, sagt Nicole Abel, Mitarbeiterin einer Textilreinigung in der Nähe. Viele Scientology-Mitarbeiter kämen, um ihre Anzüge reinigen zu lassen. “Aber persönlich finde ich es nicht berauschend - und die Kunden regen sich auf, weil sie angesprochen werden, wenn sie aus dem Bus steigen. Die geben ja auch nicht so schnell nach.” Die Einladung zur Eröffnung, die sie bekommen habe, sei im Müll gelandet. “Gut fürs Geschäft” sei die neue Zentrale, sagt auch Margret Trogisch, Inhaberin eines Ladens für Bürobedarf auf der gegenüberliegenden Straßenseite. “Solange ich nicht belästigt werde, stört es mich nicht.”
Er habe “diese Leute vom Hof gejagt”, als sie bei ihm geklingelt hätten, sagt Anwohner Helmut Galaske (67). Sie hätten mit ihm “das Gespräch gesucht”, ohne zu sagen, woher sie kämen. Doktorand Steffen Westermann (34), der ebenfalls in der Nähe wohnt, sagt, er halte die Organisation für überschätzt. Er sehe für Scientology wenige Chancen, in Deutschland politisch Einfluss nehmen zu können. …“


Quelle: Die Welt 12.01.2007
http://www.welt.de/data/2007/01/12/1174090.html
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In einer Zeit des Universalbetruges ist die Wahrheit zu sagen eine revolutionäre Tat (George Orwell)
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