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Schuld ist nur das Internet

 
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Störtebeker



Anmeldungsdatum: 14.05.2006
Beiträge: 1256

BeitragVerfasst am: Sa Dez 02, 2006 1:37 am    Titel: Schuld ist nur das Internet Antworten mit Zitat


EKD-Chef Wolfgang
Huber


In diesen Tagen wird mal wieder die erhöhte Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen diskutiert. Anlaß dazu sind Ausschreitungen in Kreuzberg, Amokläufe an Schulen und dergleichen mehr. Als Schuldige hat man derzeit zur Abwechslung mal nicht die „Neonazis“ ausgemacht, sondern zur Abwechslung mal Computerspiele und das Internet. Da darf natürlich auch ein Wort der hohen Geistlichkeit nicht fehlen. So erklärte der Chef der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber gegenüber Springers WELT heute zunächst erst einmal fest, daß er und seinesgleichen schon seit Jahren festgestellt haben, „daß die Gewaltbereitschaft unter Jugendlichen immer mehr um sich greift“ und daß man dies als sehr beunruhigend empfindet.

Auch an einem Schuldigen fehlt es nicht. Da Satan aber heute in dieser Rolle nicht mehr so unbedingt überzeugt, muß jemand anderes dafür herhalten, so meint Huber: „Die Verführung, die das Internet beinhaltet, ist sicher ein Grund. Was dort möglich ist, stellt eine große Gefahr dar. Jugendliche tauchen auf manchen Internetseiten in eine Welt der Gewalt ein, die dann real wird.“ Anlaß für den würdigen Gottesmann zu warnen: „Daraus entsteht auch die Verführung, andere schlecht zu machen und Gewalt auszuüben.“ Da dies aber noch viel zu allgemein gehalten ist, fehlt es natürlich auch nicht an dem politisch korrekten Wink mit dem Zaunpfahl, so verkündet Berlin und Brandenburgs oberster evangelischer Seelenhirte weiter: „In der Öffentlichkeit sollte viel deutlicher die Position vertreten werden, dass die gleiche Würde jedes Menschen respektiert wird. Deshalb wende ich mich auch gegen eine oft oberflächliche Rede von der Unterschicht. Besonders deutlich muss man Tendenzen zu einer gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit entgegentreten. Denn das mündet in der Argumentation rechtsextremer Parteien.“ Linksextreme Parteien, die das Internet nutzen und in diesem häufig noch wesentlich gewaltbereiter auftreten als ihre politische Konkurrenz, gibt es im Weltbild des frommen Menschen und Christen Huber augenscheinlich nicht.

Doch Rettung naht, weist der Seelenhirte mit der ihm eigenen Demut und Frömmigkeit aus das Gottes eigenes Land, hoffend, daß man in Deutschland von diesem wieder einmal lernen möge: „Wichtig ist es, das soziale Verantwortungsbewusstsein zu stärken. In den USA gibt es schon seit vielen Jahren Programme des sozialen Lernens und Sozialpraktika. Auch die Kirche muss helfen, Jugendliche aus der Isolation zu holen. Sie müssen erleben, dass wir sie ernst nehmen und wertschätzen.“

Amen und Hallelujah kann man da wohl nur sagen, doch ehe man nun einen Jubelchoral anstimmt, sollte man schon etwas genauer hinsehen, so erstaunt dieser Hinweis von Seiten des hochwürdigen Hubers schon, geht man doch gerade in den USA mit dem Internet wesentlich freizügiger um, als hierzulande, von anderen Sachen ganz zu schweigen. So ist es kein Geheimnis, daß das Gros virtueller Gewaltspiele US-amerikanischen Ursprungs ist. Auch sollte Hubers fromme Litanei nicht davon ablenken, daß das Internet lediglich nichts weiter ist, als das Spiegelbild der Gesellschaft, welche das Internet geschaffen hat und in der sich nun seiner bedient, dabei die Freiheit in Anspruch nehmend, die von allen Demokraten weltweit so gepriesen wird, als hätten sie persönliche Urheberrechte auf diesen Begriff. Das heißt, natürlich nur so lange man nicht auf den Gedanken, es mit der Freiheit allzu ernst meint. Abgesehen davon dürfte das Internet, was die Gewalt betrifft, auch nicht gewalttätiger sein als das offizielle Fernsehen, ist Mord und Totschlag auf der Mattscheibe doch Tag für Tag gang und gäbe und daß bei den Öffentlich Rechtlichen oder den Privaten höhere Werte vermittelt werden, glauben wohl allenfalls nur noch Idioten oder Leute, die von solchen Sendern leben.

Auch wäre Huber gut beraten, sich zum Thema Toleranz und Gewaltbereitschaft einmal mit seiner Heiligen Schrift auseinanderzusetzen. Denn trotz Textverfälschung in „gerechter Sprache“ bleibt die Bibel nach wie vor ein Buch, indem Gewalt und Intoleranz gegen Andersgläubige durchaus als normal dargestellt wird. Wir empfehlen daher dem Bischof Huber einmal die Lektüre des Bibelverses Matthäus VII, 5 eher er sich weiter über die angebliche Verantwortung des Internets für die Gewalt unter jungen Menschen erregt.

Siehe auch
Welt 26.11.06
http://www.welt.de/data/2006/11/26/1124989.html
_________________
In einer Zeit des Universalbetruges ist die Wahrheit zu sagen eine revolutionäre Tat (George Orwell)
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